30
Nemesis
„Ihr Götter könnt mich mal", zischte ich angestrengt, als ich einen Infizierten den Kopf abschlug, der seine Zähne in meinem Arm vergraben hatte. Sein Körper zerfiel wie üblich zu Staub. Zeitgleich setzten höllische Schmerzen ein, die sich von meinem Arm im ganzen Körper ausbreiteten.
„Und ganz besonders du, Drystan."
Unter Schmerzen und Erschöpfung des vorangegangen Kampfes mit drei Infizierten knickten mir die Beine weg und ich stützte mich keuchend mit den Händen am Boden ab.
Aber ich biss wie auch nach den zwei Infizierten zuvor meine Zähne zusammen, öffnete mich für die Wut, die ich jahrelang zurückgehalten und kontrolliert hatte und schleuderte sie dem schwarzen Blut entgegen, dass mich von Innen heraus verbrennen wollte.
Ich zeriss, zerfetzte, zerstörte alles, was davon in mir war. Als der Schmerz endlich verklang atmete ich erleichtert auf, legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Spitzen der Kiefern hoch.
Aber ich gönnte mir keine lange Pause, sondern stemmte mich auf die Beine und kehrte zu meinem Pferd zurück, dass ich in einiger Entfernung hatte stehen lassen, um Infizierte aufzuspüren. Glücklicherweise brauchte man hier in Leymalien nicht lange zu suchen, bis man welche fand. Die Seuche hatte hier noch vor Koranée eingesetzt.
Wie ich feststellte, setze Allstair nicht alle Infizierte für seine Armee ein. Die, die hier im Wald umherstreiften, waren noch wilder als die anderen. Ich konnte auch nicht zu ihnen sprechen und viele schienen körperlich zu verfaulen, bis sie qualvoll starben.
Was ich bisher über die Seuche bzw. über Arnicus' Magie wusste, ließ mich mehrere Sachen feststellen.
Adeena hatte gesagt, dass die Körper der Infizierten sich der Magie immer mehr anpassten. Diese Infizierte konnte Allstair auch kontrollieren und diese konnte ich verstehen.
Aber die, die in der ersten oder zweiten Welle infiziert worden und noch nicht gestorben waren, waren letztendlich nichts anderes als wilde Bestien. Das waren diejenigen, dessen Körper verfaulte bis sie starben.
Die Art und Weise wie Arnicus' Magie funktionierte irritierte mich. Er nahm Lebensenergie von seinen Trägern, aber mit der Zeit schien es ihnen immer weniger auszumachen.
Die Seuche, wie ihr sie nennt, überträgt sich von einem Menschen zum nächsten. Jedes Mal passt sie sich dem menschlichen Körper ein wenig mehr an, bis die Kette so weit vorangeschritten ist, dass der Träger sie selbst nutzen kann ohne direkt zu sterben.
Ich dachte an den Drachen zurück, der mir das Amulett gegeben hatte. Die Monster waren wie er Infizierte Tiere gewesen, aber im Gegensatz zu den anderen konnte er sprechen.
„Aber Arnicus Magie zehrt doch von euch, oder nicht?", wandte ich ein, „Das heißt früher oder später sterbt ihr trotzdem wie Infizierte?"
Der Drache nickte.
Ja. Nur sehr langsam und mit viel weniger Schmerzen. Die Magie zehrt an unserer Lebensenergie und irgendwann sterben wir.
Mit einem Kopfschütteln zog ich die letzten Reste meines zerschnittenen Hemdes aus der Satteltasche, wickelte sie um meinen vom Biss blutenden Arm und zog das ganze mit den Zähnen fest. Anschließend schwang ich mich auf das Pferd hoch.
Ok. Dann lass uns jetzt mal sehen, wie wir das ganze Ding hier schaukeln.
Denn um zur Wüste zu kommen musste ich auch mein Pferd mitnehmen. Da ich es schlecht tragen und mit ihm auf den Schultern durch die Zeit rennen konnte, musste ich es irgendwie mit mir in diese verzerrte Zeit nehmen.
Weil ich würde es ganz sicher nicht einfach im Wald stehen lassen, bis ich von diesem komischen Tempel in der Wüste zurück war. Und noch weniger würde ich den ganzen Weg zu Fuß rennen.
Aber drei Infizierte mussten jetzt reichen. Zwei für den Weg und einen für alles, was danach auf mich zukam. Was auch immer das sein würde.
Aber viel schlimmer, als mehrmals zu erleben, wie Drystan mich verriet und umbrachte konnte es doch nicht mehr werden.
Ich legte meine Hand auf den Hals des Pferdes, schloss die Augen und griff nach dem Sturm in meinen Inneren. Kräftig und stark zerrte ich ihn nach oben. Als ich ihn in meiner Brust toben spürte, versuchte ich ihn irgendwie in meine Hand und von da aus in mein Pferd zu leiten.
Das Pferd sprang erschrocken nach vorne und riss mich aus meiner Konzentration, da ich mich schnell am Sattel festhalten musste, um nicht runter zu fallen.
Beruhigend tätschelte ich dem Tier den Hals und versuchte es erneut. Diesmal blieb es auf der Stelle, aber ich spürte sein Unbehagen, als ich meine Magie übertrug.
Dann holte ich tief Luft, ehe ich die Zeit anhielt.
Die Blätter blieben stehen, die Vögel verstummten und Stille legte sich über die Welt.
Meine Atmung kam mir seltsam laut vor, als ich mein Pferd antrieb. Währenddessen achtete ich darauf, den Kontakt zum Fell des Pferdes nicht abzubrechen. Erfreut stellte ich fest, dass es funktionierte und mein Reittier sich in Bewegung setzte.
Mit höchster Konzentration ritt ich so durch den Wald. Es war nicht einfach den Strom zum Tier aufrechtzuerhalten. Fast als würde sich meine Magie wehren, in einen anderen Körper übergeleitet zu werden. Deswegen musste ich Pausen einlegen und warten bis die immer wieder aufkommenden, schleichenden Kopfschmerzen abgeebt waren.
Einmal war der Kontakt vom Pferd abgerissen, nachdem ich es in den Galopp getrieben hatte. Da das Tier in dem Moment genauso verlangsamt wurde, wie alles andere außer mir, war ich in vollem Schwung der Bewegung über den Kopf des Pferdes zu Boden geknallt.
Als ob ein Sturz vom Dach nicht genug gewesen wäre.
Mit sehr viel Fluchen, Fallen und Anstrengung erreichte ich schließlich das letzte Dorf vor der Wüste.
In diesem Teil von Leymalien waren dünne Bäume hier und da nichts als trockene Sträucher. Trotz eines leichten Windes, der mit feine Sandkörner vom steinigen Boden in die Augen blies, schwitzte ich bereits unter meinem Kampfanzug. Obwohl ich mich außerhalb der Zeit bewegt hatte, waren die Temperaturen für mich gestiegen.
Wobei ich die Wüste mit Sand noch nicht erreicht hatte. Hier war nur rötlicher Stein, der sich in zerklüfteten Felsen rechts und links von mir erhob, sowie karge Sträucher, die mehr an ein Skelett erinnerten, als an eine Pflanze. Es gab einige mutige Bäume, die sich an Vorsprünge klammerten, aber auch die waren armselig.
Hundert Meter vor mir befand sich Dejinn. Die Wüstenstadt, dessen Häuser direkt aus dem Stein der Felsen gehauen waren. Weiße Planen spannten sich zwischen den Behausungen, um etwas Schutz vor der am Tage knallenden Sonne zu bieten. Die Bewohner, die ich aus der Ferne umherlaufen sehen konnte, waren ebenfalls in weiße Tücher gehüllt.
Ich wusste nicht viel über Dejinn. Die Stadt interessierte den leymalischen König nicht. Sie musste keine Abgaben leisten, hier patrouillierte niemand und die Bewohner waren in keinster Weise in die politischen Verhältnisse der Clans verwickelt. In gewisser Weise ein neutraler Boden.
Mit einem erschöpften Seufzen saß ich ab, wobei meine Stiefel den feinen Staub aufwirbelten und steuerte mit meinem Pferd hinter mir auf die Stadt zu.
Heute würde ich noch eine Nacht hier verweilen, Proviant und wüstentaugliche Kleidung kaufen, ehe ich morgen endgültig zur Wüste aufbrechen würde.
Es gab keine Wachen oder sowas. Ich mischte mich einfach unter die umherstreifenden Bewohner. Allesamt in weiche Stoffe in blassen Farben gekleidet, sodass sie sich nur wenig vom hellen Stein abhoben. Meine Augen glitten von einer Person zur nächsten, zu den klapprigen Holzständen, die Amulette und Steine, Waffen, getrocknete Früchte, Kleidung, Kamele und was weiß ich verkauften.
Jeder der mir entgegen kam, hatte eine Waffe dabei, häufig Krummsäbel und Messer.
Das hier war die graue Zone Leymaliens. Hier galten die Gesetze des Königs nicht. Was natürlich den Schwarzmarkt erblühen ließ, woraus kein Hehl gemacht wurde, wenn ich mir den ein oder anderen Stand mit merkwürdigen Pulvern und Substanzen anschaute.
Mit meinem Pferd und der schwarzen, vollbewaffneten Montur fiel ich mehr auf, als mir lieb war. Aber ich erwiderte jedes Starren, bis die Person den Blick abwandte und sich wieder um ihren eigenen Kram kümmerte.
Ich entdeckte einen Felsvorsprung, der in eine Art Höhle führte, wo Kamele standen und aus einem Holzfass tranken.
Ein stämmiger Mann lehnte am Eingang der Höhle und rauchte etwas, das rosa Wolken aus seiner Nase steigen ließ. Auch er hatte weiße Stoffe um sich gewickelt, allerdings waren seine Arme frei und legten kräftige Muskeln offen. Ehrlich, seine Arme waren so breit wie meine Oberschenkel.
Ich begegnete seinem gelangweilten Blick und blieb stehen.
„Kann ich mein Pferd bei dir unterbringen?", fragte ich rundheraus.
Seine Augenbrauen wanderten nach oben und er musterte meine schwarzes Pferd hinter mir.
„Was soll ich denn damit?", grunzte er und Rauch entkam seinem Mund. Der süßliche Qualm kam mir entgegen, aber ich wedelte ihn fort ohne das Gesicht zu verziehen.
„Garnichts", erwiderte ich, „Ich bezahl dich und du passt auf das Pferd auf."
Er schien es sich durch den Kopf gehen zu lasen, bevor er einen weiteren Zug seine Kippe nahm.
„Wie viele hast du denn, Süße?"
Mein Blick wurde hart. „Wenn du mich noch einmal Süße nebst, dann nur noch die Hälfte."
Wieder sah er mich einfach nur an und ich machte in meiner Haltung unsmissverständlich klar, dass mit mir nicht zu spaßen war. Genauso musterte er die vielen Messer, die an meinem Kampfanzug steckten und entschied sich dazu anzunehmen, dass ich mit ihnen umgehen konnte.
„Alles klar, entspann dich. Ich kümmere mich um deinen Gaul."
Wortlos zog ich ein paar Goldmünzen aus der Satteltasche und warf sie ihm zu. Mühelos fing er sie auf und biss prüfend auf das Goldstück. Zufrieden steckte er sie sich in die Taschen, also übergab ich ihm die Zügel. Wobei ich vorher natürlich die Umhängetasche von Krisha mitnahm. Mitsamt Geld und allem, was ich sonst in der Satteltasche drin hatte.
„Es ist in deinem Interesse, dass mein Pferd noch hier ist und lebt, wenn ich zurück komme", warnte ich ihn und zog mein Schwert ein Stück weit aus der Scheide, sodass ein Teil der Klinge das Sonnenlicht reflektiert und ihn blendete. So war gezwungen den Kopf wegzudrehen.
Dann schob ich es laut wieder zurück und ging davon.
Wie üblich lautlos huschte ich zwischen den Steinformationen hindurch, wobei die Schatten der Planen wie Wolken über mich zogen. Mein Weg führte mich eine grob in Stein gehauene Treppe nach oben zu kleinen Läden auf der zweiten Ebene. Insgesamt gab es drei, auf denen sich alle trittsicher bewegten.
Ich organsierte mir eine ebenso luftige Kleidung, wie es alle anderen trugen. Wobei ich dafür von einer miesgelaunten Dame einen viel zu hohen Preis vor die Nase gehalten bekamt. Aber ich hatte nicht den Nerv zu verhandeln oder die Waffen spielen zu lassen. Also hatte ich ihr die Goldmünzen auf den Tisch geknallt und hatte mir meine neue Kleidung geschnappt.
Nachdem ich Dörrfleisch, zusätzliche Wasserbeutel und Verbandmaterial und so weiter für meinen Wunden und für den Weg gekauft hatte, machte ich mich während der Dämmerung mit voller Tasche auf zu einem Gesthaus.
Ich kannte mich in der Stadt absolut nicht aus, aber es reichte, dem Duft von Alkohol und Schweiß zu folgen. So gelangte ich zu einem etws größeren Haus, das wie alles hier aus den rötllichen Felsen gehauen war. Ein Türvorsteher registrierte mich wortlos, als ich in die volle Schenke schlüpfte und mich durch stinkende Leiber hindurchschlängelte und schließlich die Bar erreichte. Ein breitschultriger Mann musterte mich mürrisch.
Ich erklärte mit ausdrucksloser Miene. "Eine Nacht"
Mit meinen Worten warf ich zwei Münzen auf den Tisch.
Der Mann murrte, nahm das Geld und schob mir einen rostigen Schlüssel zu. Ich nahm ihn wortlos entgegen und stampfte eine weitere Treppe nach oben. Hier waren nacheinander Zimmer in den Stein gehauen. Da wir jetzt schon direkt im Inneren der Felsen waren, gab es keine Fenster und die Luft war demensprechend stickig.
Es warteten eine Pritsche aus Stroh und ein wackeliger Nachttisch auf mich. Zu viel mehr war kein Platz, aber für eine Nacht würde es definitiv reichen.
Mehr als erschöpft warf ich meine Tasche auf die Pritsche. Messer und Geld klimperten dabei.
Jede Zelle schmerzte als ich begann meine Montur Schnalle für Schnalle zu öffnen und auszuziehen. Als ich nur noch in Unterhose und Bandage um meine Brust dastand, widmete ich mich zuerst dem Schnitt am Oberschenkel, wo Beccahs Klinge mich getroffen hatte.
Ich entfernte den Verband, riss dabei blöderweise die Blutkruste ab, wusch die Wunde mit Wasser von meinem Beutel und wickelte meinen Verband drum, den ich gekauft hatte.
Als ich den Stoff um meine Rippen abwickelte, tat es noch mehr weh, aber zumindest hatte ich den Schnitt nicht nochmal aufgerissen.
Nachdem ich alle Schnitte, einschließlich der Bisswunden der Infizierten, versorgt hatte, zog ich mir die neu gekaufte, weite Stoffhose an und legte mich auf die Pritsche. Vorher nahm ich mir noch ein Messer, dass ich in der Hand behielt, als ich einschlief.
~•~
Ich wachte bereits früh auf und warf mir die weiße Kleidung über. Letztendlich war es neben der Hose noch ein enges Top, das gewickelt wurde und dadrüber ein hauchdünnes, langärmeliges Hemd, das mit einem braunen Gürtel um die Mitte gebunden wurde. Meine Handschuhe behielt ich selbstverständlich an.
Skeptisch sah ich an mir herunter und zum zusammengefalteten Kampfanzug in meiner Tasche, die wirklich rappelvoll war.
Ich war es definitiv nicht gewohnt weiß zu tragen.
Mit steifen Gliedern vom gestrigen Ritt nachdem ich vorher von einem Dach gestürzt- ja gut, geworfen- war, verließ ich das Gasthaus und durchquerte die Stadt.
Um meinen Hals, unter der Kleidung lag Drystans Ring kühl an meiner Haut. Daneben pulsierte das Amulett und zerrte mich förmlich in eine Richtung, der ich jetzt folgte.
"Ich glaube wir müssen den Ausflug morgen verschieben."
Ich überhörte das Gespräch eines Pärchen, das sich an mir vorbei schob, da anwortete die Frau traurig:
"Vermutlich hast du recht. Es soll wohl ein sehr schlimmer Sandsturm heranziehen."
Ich blieb stehen und sah ihnen hinterher, da konnte ich einen weiteren Gesprächsfetzen noch auffangen:
"Glaubst du wirklich, dass er mehrere Tage anhält? Einige vermuten dass..."
Eine Sekunde konnte ich ihnen nur hinterherstarren, dann setzte ich kopfschüttelnd den Weg fort.
Was auch sonst? Weil es bis jetzt auch zu einfach gewesen war.
Trotz der Frühe war ein reges Treiben auf den Wegen. Auch wenn es für mich bereits unerträglich warm war, wusst ich, dass das noch die mildeste Hitze war.
Also schlängelte ich mich wachsam durch die Menschen bis zur anderen Seite der Schlucht, wo die Felsen ausliefen und in die Wüste überging. Man konnte die Sanddünen vom Weitem sehen: Nichts als Sand so weit das Auge reichte.
Einen Moment lang ließ ich das Bild auf mich wirken. Dann holte ich Luft, zerrte den Sturm an die Oberfläche und merkte sofort, wie die munteren Geräusche der Stadt hinter mir verstummten. Wobei sich das Bild vor mir nicht veränderte.
Meine volle Tasche schnitt mir jetzt schon in die Schulter, als ich losmarschierte und meine Reise durch die Wüste begann.
Die Hitze wurde schnell erdrückend und meine Laune sank augenblicklich in den Keller. Allstair hatte mich zwar bei extremer Kälte und auch unter körperlich geschwächten Bedingungen oder mit schweren Verletzungen meine Übungen, Aufträge oder was auch immer verrichten lassen, aber mit extremer Hitze war ich in Leymalien noch nie konfrontiert worden.
Dementsprechend war das eine ganz neue Art der Herausforderung.
Aber ich rückte meine Tasche zurecht, zog mir das Kopftuch über Mund uns Nase, um mich vor dem Sand zu schützen und marschierte außerhalb der Zeit los. Mir blieben schätzungsweise 24 Stunden, um die Wüste zu durchqueren, außer ich wollte in Sand eingeweht werden. Toll.
~•~
Ich wanderte schon mehrere Stunden in der unerträglichen Hitze in absoluter Stille außerhalb der Zeit. Kein Lüftchen bewegte sich. Kein Sandkorn verließ seinen Platz. Zwischendurch machte ich eine Pause, entließ die Welt aus meiner Umklammerung. Dann nahm ich kleine Schlucke Wasser, kam wieder zu Atem, wartet bis die Kopfschmerzen verschwanden und setzte meinen Weg fort.
In der endlosen weite des Sandes schweiften meine Gedanken zurück nach Koranée.
Drystan hatte mir ja gesagt, wie übel es für die Truppen aussah. Und die Verstärkung aus Chri-Delero schien sie noch nicht erreicht zu haben.
Auch wenn ich um Allstairs Infizierten gewusst hatte und auch von der Tatsache, dass wir maßlos unterlegen waren, hätte ich uns mehr Zeit zugerechnet. Zumindest keine sofortigen Durchbruch an der Front.
Aber letztendlich hatte der leymalische König einen Gott an seiner Seite, der mit jedem Inifzierten stärker wurde, da er die Magie im Körper der Menschen nutzte, um ihnen die Lebensenergie zu stehlen.
Aber es schien als würde nicht nur Arnicus' Magie Opfer fordern. Auch Drystans Hand war schwarz und die Haut rau gewesen.
So sehr ich mich freute, dass es ihm gelungen war, zu seiner Magie durchzudringen, so skeptisch machten mich die Götter.
Auf der einen Seite hatten wir Arnicus, der Rache wollte, dass man ihn aus seinem zu Hause verbannt hatte. Seine tieferen Hintergründe kannte ich nicht.
Und auf der anderen Seite standen Xenos und Riniah, die ihre Magie an Chara und Drystan übertragen hatten, da sie sich selbst nicht auf der Erde manifestieren konnten. Dafür hatte ihr Sohn gesorgt.
Also schickten sie mich, um ihre Magie zu holen, die es ermöglichte, genau das zu tun. Wobei ich nicht die erste war.
Ich blieb stehen.
Wie lang ging das wohl schon? Was hatten die vor mir für Beweggründe, um den Göttern zu helfen? Waren sie alle gestorben? Wie viele waren es überhaupt?
Vertraue den Göttern nicht.
Aber was mich am meisten irritierte, war, wie die Magie von Chara und Drystan funktionierte. Sie hatten doch auch einen Teil der Göttermagie, genauso wie die Infizierten. Warum schadete es ihnen nicht?
Naja, außer sie verwendeten aus eigenen Antrieb zu viel, wie es bei Drystan der Fall gewesen war. Seine Hand war der Haut der Infizierten zu ähnlich, als dass es ein Zufall sein konnte.
Ich wollte gerade grübelnd den Marsch fortsetzen, da spürte ich ein Beben unter meinen Füßen.
Sofort wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und sah mich alarmiert um.
Eigentlich durfte sich nichts außer mir bewegen.
Schnell horchte ich in mich hinein. Der Sturm tobte, das Blut des Infizierten reichte noch aus. Für die Außenwelt bewegte ich mich also noch mit übernatürlicher Schnelligkeit, auch wenn ich selbst ein normales Tempo einschlug.
Kurz erwägte ich, es mir nur eingebildet zu haben, da spürte ich es ziemlich sicher nochmal.
Und es kam näher.
Mir gefiel das alles ganz und gar nicht, also zog ich mein Schwert und suchte den Boden um mich herum mit den Augen ab. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wonach ich Ausschau hielt.
Ein drittes Mal rumorte es unter meinen Füßen, aber diesmal bewegte sich der Sand.
Keine Ahnung, was das war, aber ich rannte sofort von der Stelle weg, wo ich gestanden hatte und drehte mich erst mehrere Meter davon entfernt wieder um.
Ich hatte mich gerade der Stelle zugewandt, da schoben sich zehn Meter von mir entfernt schwarze Scheren aus dem Sand, gefolgte von einem langen Körper mit einem Stachel am gebogenen Schwanz.
Ein riesiger Skorpion kam aus dem Boden der Wüste. Mit klickenden Scheren drehte er sich zu mir um und musterte mich aus ebenso schwarzen Augen. Dank seiner Größe konnte ich diese aus der Entfernung sehr gut erkennen.
Ich überprüfte es nochmal, aber die Zeit war sicher in meinen Griff.
Dieses Vieh war dagegen immun. Genauso wie der Drache.
Also ließ ich meine Magie los, wenn sie mir eh nichts brachte.
Entschlossen hielt ich das Schwert fester, während mich das riesige Tier immer noch anstarrte. Sein Schwanz bewegte sich träge hin und her, wie als würde er drüber nachdenken, ob er sich auf mich stürzen sollte oder nicht. Alles, was ich tun konnte, war den Atem anzuhalten und mich keine Zentimeter zu bewegen. Rennen lohnte sich nicht, das Ding würde mich mit seiner Größe sofort einholen. Und wo sollte ich hin? Es gab hier keine Deckung.
Mir sank das Herz in die Hose als der Boden erneut bebte.
Ich sah nach recht. Ein zweiter Skorpion war neben dem ersten aufgetaucht. Ein dritter schälte sich links aus dem Sand. Zusammen stießen sie ein schrilles Brüllen in meine Richtung aus.
Mit kontrolliertem Atem zuckte meine Augen von einem zum nächsten.
Das sah gar nicht gut aus.
Nein, das war richtig übel.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro