Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

40

Chri-Deleros Schiff erreichte unseren Hafen eine Stunde nach unserer Ankunft.
Es war ein großes, windschnittiges Schiff aus hellem Holz. Auf seiner rechten Seite prangte das Wappen von Chri-Delero. Eine schwarze Hand, über die eine goldene Sonne schwebte.
Chri-Delero war nämlich bekannt für seine Heilkünste und Erfindungen. Ihre Medizin war unserer einige Schritte voraus.

Ganz vorne stand die Prinzessin, was wahrlich ein Anblick war. Sie war in weiße, wallende Stoffe gekleidet, die sie um die Hüfte mit einer goldenen Kordel fixierte. Ihre krausigen Locken waren bis nah auf die Kopfhaut geschnitten, sodass man den filigranen Reif auf ihrem Haupt tadellos sehen konnte. Ihre dunklen Augen wanderten über die versammelten Adeligen und die neugierigen Bürger in den Straßen dahinter. Kaum merklich reckte sie das Kinn und stand trotz des leichten Wellengangs wie ein Fels in der Brandung.

Als die Schiffsmannschaft begann die Segel einzuholen, wandte sie sich um und packte unerwarteter Weise mit an.

Drystan blinzelte überrascht, genauso wie die Königin die Nase rümpfte. Ich jedoch lächelte innerlich, als die Prinzessin an den Tauen mitzog. Dabei tat sie dies routiniert, wechselte einige Worte mit den Männern und Frauen auf dem Schiff. Keiner verbeugte sich vor ihr, aber das hatte nichts mit Respektlosigkeit zu tun.

Sie alle trugen weiße luftige Gewänder, aber im Gegensatz zur Prinzessin mit einem Ledergürtel. Sie waren bewaffnet, aber nicht mit Schwertern sondern mit zwei eisernen Ringen. Neugierig musterte ich das Metall, wie es an den Hüften der Männer und Frauen klimperte.
Diese Waffen kannte ich nicht.

Das Schiff hielt endlich an und über eine Planke stiegen unsere Gäste auf den Steg herab.
Die Prinzessin ganz vorne, mit schimmernder dunkelbrauner Haut und einem ernsten Gesichtsausdruck auf ihren scharfen Zügen. Während sie sicher auf unsere Gruppe zusteuerte, bemerkte ich auch an ihrer Hüfte die silbernen Ringe. Sie waren bisschen größer als ein Teller, aber sicherlich scharf. Dünn geschmiedet, mit einem Ledegriff zum festhalten.

Schweigend blieb sie vor uns stehen und musterte jeden von uns eingehend. Ihre Mannschaft stellte sich stillschweigend hinter ihr auf. Die Arme grimmig verschränkt.

Den Prinzen musterte die Prinzessin am längsten, ehe sie schief grinste und sich galant verbeugte.
„Es ist mir eine Ehre, die Majestäten."
Sie stolperte ein wenig über die harten Worte der korranéeanischen Sprache und gab ihr mit ihrem Akzent einen melodischen Klang.

Drystan verbeugte sich nach koranéeanischer Art.
„Die Ehre ist auf unsere Seite, Prinzessin Chara."
Auch der König und die König neigten den Kopf.

Als Prinzessin Chara sich aufrichtete, wurde sie wieder ernst.
Der König setzte ein freundliches Lächeln auf.
„Willkommen in Koranée, Prinzessin. Hattet Ihr eine angenehme Reise?"
Die Prinzessin nickte mit einem ebenso aufgesetzten Lächeln.
„Wir hatten keine schweren Stürme auf unserem Weg und konnten die See ohne Schwierigkeiten überqueren. Trotzdem bin ich froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben."
Sie wandte sich zur Seite, wo gerade zwei Männer eine Kiste heran trugen.
„Dies ist ein Geschenk von meiner Familie. Ich richte Grüße von ihnen aus."

Neugierig richteten sich alle Blicke auf die Truhe, die nun geöffnet wurde. In ihnen befanden sich kleine, verkorkste Gläser mit Pulvern in rot, grün und knalligen orange.

„Unsere wertvollsten und vorzüglichsten Kräuter. Sie sind ihr Gewicht in Gold wert."
Prinzessin Chara wandte sich wieder zurück zur Königsfamilie.
„Und selbstverständlich habt Ihr unsere Verstärkung im Krieg gegen Leymalien."

Die Königin nickte ihr dankend zu.
„Wir wissen Eure Geschenke zu schätzen."

Die Prinzessin hielt ihr nichtssagendes Lächeln bei, aber die grimmige Miene ihrer Mannschaft straffte den Höflichkeiten Lügen.
„Die Verstärkung trifft ein, sobald Koranée seinen Teil des Vertrages erfüllt hat", sagte sie ernst und sah dem Königspaar direkt in die Augen.

„Nichts anderes haben wir erwartet", Drystan trat vor und bot der Prinzessin den Arm an. So versuchte er die Anspannung in der Luft etwas zu lockern.
„Darf ich Euch zu den Kutschen geleiten? Wir werden uns nicht lange mit irgendwelchen Reden aufhalten wie toll wir es alle finden hier zu sein. Ihr seid müde, ich schwitze in dieser Kleidung. Lasst es uns so kurz wie möglich halten."

Die Königin schnappte nach Luft und der König sah seinen Sohn dunkel an. Vermutlich hatte man ihm über den Plan informiert, der eine kleine Führung durch die Stadt miteinbezog. Tatsächlich war eine Ansprache gedacht gewesen und noch einiges an Prahlerei.

Doch die Prinzessin lachte leise auf und hakte sich bei ihm unter.
„Wenn Ihr das als heiß empfindet, wartet ab, wenn Ihr mein Land seht."
Sie sprach langsam, aber fehlerfrei.
„Ich habe von dem tropischen Klima gehört. Sagt, wie verhält es sich im Winter?"
Sie gingen zusammen auf die Kutschen zu, wortlos wichen die Königswächter zurück, um sie durchzulassen. Das Königpaar starte ihnen vor den Kopf gestoßen hinter her.

Aus der Mannschaft der Prinzessin schälte sich eine Frau. Ihre Haare waren zu vielen dünnen Zöpfen geflochten, in denen man knallblaue Strähnen eingewoben hatte. Neben den Ringen trug sie noch einen Krummsäbel auf der anderen Seite. Um ihren Hals lagen mehrere goldene Ringe, schimmernde Perlen steckten an ihrem Ohr.

Während ich Drystan folgte, identifizierte ich sie als Leibwächterin der Prinzessin. Muskeln zeichneten sich auf ihren sehnigen Armen ab, als sie hinter dem Prinzen und der Prinzessin einstieg. Sie trug ebenfalls weiße Kleidung bestehend aus einem Oberteil, das um ihren Oberkörper gewickelt war und die Arme frei ließ. Um ihre Mitte schlang sich ein breiter Ledergürtel, der genug Platz für ihre zwei Waffen bot. Ihre Hose war aus weiten Stoff und in braune Lederstiefel gesteckt.

Zu viert saßen wir also in der Kutsche, währen wir noch warteten bis der König und die Königin in ihren eigenen Wagen stiegen. Die Königswächter fanden zu ihren Pferden und ließen die Mannschaft der Prinzessin am Hafen zurück. Sie würden später nachkommen.
Der Prinz und die Prinzessin saßen nebeneinander, die Leibwächterin und ich gegenüber.

Die Kutsche ruckelte los und Chara sah neugierig aus dem Fenster, an dem die winkenden Bewohner vorbei zogen. Lächelnd wollte sie sich aus dem Fenster beugen, aber ihre Leibwächterin hielt sie am Arm zurück.
„Seid kein leichteres Ziel, als unbedingt notwendig."
Sie sprach Delerisch, aber durch intensives Training der Burg, verstand ich die ineinander fließenden Wörter.

Nickend ließ sich die Prinzessin wieder nach hinten fallen und begnügte sich stattdessen damit so zu winken. Drystan runzelte leicht die Stirn, als er das Delerisch hörte, begann aber dann während der Fahrt über Sehenswürdigkeiten von Kreel zu erzählen, an denen wir vorbei fuhren.

„Der Tempel ist der Wassergöttin Arienne geweiht. Sie ist eine der Töchter von Xenos und Riniah, die obersten Götter", erzählte er langsam, damit sie unsere Sprache verstand, als wir an einem weißen Gebäude aus Säulen vorbei kamen. Bürger gingen ein und aus, Priester predigten Legenden auf den sauberen Stufen.

Ihre braunen Augen nahmen alles auf, ehe sie sich an den Prinzen wandte.
„Ich habe mir die Glötter von Koranée angeschaut und auch Legenden gelesen. Es ist interessant."

Mir fiel auf wie seine Augen bei dem Thema aufleuchteten, aber er versuchte sich zu zügeln und fragte zurückhaltend.
„Welche Götter verehrt Ihr?"

Die Prinzessin lehnte sich ein wenig zurück und lächelte leicht.
„Wir haben nur einen."
Interessiert wartete der Prinz bis sie weiter erklärte.
„Und es hat weder einen Namen noch ein Geschlecht. Es ist einfach das Allwissende."
Sie machte eine ausschweifende Handbewegung.
„Es kann eine Stütze sein, ein Wegweiser oder etwas, das Hoffnung gibt. Je nachdem was man braucht und ob man daran glaubt."
„Glaubt Ihr daran?"

Sie überlegte einen Moment, ehe sie antwortete:
„Ich denke, es gibt etwas höheres als uns. Sowas wie Schicksal oder ein Danach zu dem wir kehren, wenn wir sterben. Aber ich denke nicht, dass man es es in eine greifbare Person wandeln kann, wie es bei Euren Göttern der Fall ist."
Als sie merkte, was sie gesagt hatte, schob sie schnell hinterher:
„Verzeiht. Ich wollte Eure Religion nicht beleidigen."

Doch Drystan winkte bereits ab.
„Es steht Euch frei zu glauben, was Ihr wollt."

Chara musterte ihn einen Weile, aber dann fragte auch sie:
„Woran glaubt Ihr?"
Drystan antwortete, was ich bereits wusste:
„Ich glaube nicht an die Götter, so wie die Priester sie bei den Messen predigen. Und ich glaube, dass selbst Götter fehlerhaft sind. Aber ich denke, dass es sie gibt."
Nickend ließ die Prinzessin den Blick wieder zum Fenster schweifen.

Als wir das Schloss erreichten, war es später Nachmittag. Drystan half der Prinzessin aus der Kutsche und bot ihr anschließend den Arm an. Ich und die Leibwächterin der Prinzessin standen hinter ihnen, während man eilig Kutschen und Pferde wegbrachte.

Mit einem höflichen Lächeln nahm die Prinzessin den angebotenen Arm, da gesellten sich Drystans Eltern dazu.

„Ich überlasse Euch in Drystans Obhut, Prinzessin", der König neigte den Kopf, „Er wird Euch zu Eurem Zimmer geleiten. Ihr seid sicher erschöpft."
„Vielen Dank", sage sie mit einem Knicks, „Wann wird mein Hofstaat eintreffen?"
„Die Kutschen werden sofort losgeschickt, aber bis sie ankommen wird es dunkel. Wir wollen es vermeiden in der Nacht durch den Wald zu fahren, deswegen können sie erst morgen den Palast erreichen", informierte die Königin sie bedauernd, „Aber keine Sorge. Unsere Zofen kümmern sich in der Zwischenzeit um Euch."

Prinzessin Chara hielt Ihr höflichem Lächeln bei.
„Die Mühe ist nicht nötig. Meine Leibwächterin reicht aus."
Die Königin nickte knapp. „Wie Ihr wünscht."

Einige Floskeln zum Abschied wurden ausgetauscht, ehe wir uns nach drinnen begaben. Die Gemächer der Prinzessin lagen nicht im Westflügel, sondern im Nordflügel, der aber an den der Königsfamilie anschloss.

„Dies hier ist Euer Gemach. Das Eurer Leibwächterin direkt gegenüber."
Drystan machte eine ausschweifende Handbewegung .
„Die restlichen Zimmer kann Euer Hofstaat nach Belieben einnehmen."

Die Prinzessin war noch dabei die vielen Verzierungen an den Wänden, die Bilder von traumhaften Landschaften und die duftenden Blumen in lieblichen Vasen zu bewundern, da richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Prinzen.
„Habt vielen Dank"
Sie versank etwas steif in einen Hofknicks, wohingegen Drystan sich elegant verbeugte und umwandte.

Mit einem letzten Blick zu der Prinzessim und ihrer Leibwächterin folgte ich ihm.

Vor seiner Tür wieder im Westflügel wandte er sich zu mir um. Kaum merklich straffte ich die Schultern und schaffte es seinem immer noch verletzten Blick stand zu halten. Sein Lächeln war verschwunden und eine unglückliche Miene war an seine Stelle getreten.
„Ihr könnt auf Euer Gemach gehen. Bis zum Abendessen bleibe ich in meinem."
„Ich warte vor der Tür"
Seufzend widersprach er nicht und schloss die Tür hinter sich, als er in sein Zimmer ging.
Also wandte ich mich um und stellte mich mit hinterm Rücken verschränkten Armen hin.

Durch die Tür hörte ich gedämpft Phyrros' und Drystans Stimmen. Wenig später wurde ein Bad eingelassen und Phyrros verließ das Gemach. Mehr als einen dunklen Blick hatte er nicht für mich übrig, ehe er im nächsten Gang verschwand.

~•~

Drytsan hatte seit drei Stunden kein Lebenszeichen von sich gegeben.
Beunruhigt stand ich vor der Tür und versuchte auf Schritte oder Ähnliches zu horchen, aber es herrschte Stille.

Also klopfte ich an der Tür. „Eure Hoheit?"
Stille. Auch als ich erneut klopfte.

Eine Hand am Schwert trat ich ins Zimmer. Tatsächlich war es heute ordentlicher als beim letzten Mal. Die meisten Bücher waren in das Regal in der Ecke eingeräumt, andere ordentlich auf der Kommode. Das Bett war gemacht, der Schreibtisch aufgeräumt. Keine Anzeichen eines Kampfes, aber Drystan war nicht hier.

Immer noch wachsam öffnete ich nun die Tür zum Bad.

Der Prinz lag mit geschlossenen Augen in der Wanne, das Wasser längst kalt, aber der Duft von Lavendel noch in der Luft. Im ersten Moment setzte mein Herz einen Schlag aus, aber dann sah ich das Heben und senken seiner Brust.
Seiner nackten Brust.

Ich verbot meine Augen tiefer zu wandern und sah hastig weg, während ich mir über meine Paranoia die Stirn hielt. Er schlief, das war alles.

Gerade wollte ich ihn wieder in Ruhe lassen, da öffnete er die Augen. Verwundert hob er den Kopf vom Beckenrand.
„Nemesis?"
Hastig verbeugte ich mich.
„Ich bitte um Verzeihung, Eure Hoheit. Ihr hattet nicht auf das Klopfen reagiert, also wollte ich nachschauen, ob Ihr wohlauf seid."

Drystan gähnte noch etwas schlaftrunken.
„Ich muss eingeknickt sein."
Schulterzuckend rieb er sich die Augen und wusch sein Gesicht einmal mit Wasser ab, ehe er seinen Oberkörper ganz aufrichtete. In der Wanne reichte ihm das Wasser bis zum Ellenbogen. Wasser perlte von seinen athletischen Muskeln, als er sich durch das nasse Haar fuhr.

„Was genau dachtet Ihr denn, was passiert sein könnte?", er zog eine Augenbraue hoch, „Ein weiterer Mordanschlag?"
Dabei lag sein Blick betonend auf meiner Hand, die das Schwert umfasste.

„Nicht unwahrscheinlich, wenn man sich die letzten zwei Wochen anschaut."
Er schnaubte und lehnte sich im Wasser wieder zurück. „Wie soll der Mörder den bitte in den Palast gekommen sein? Und unbemerkt an Euch vorbei? Euch entgeht doch gar nichts."

Innerlich verdreht ich die Augen bei seiner Naivität.
„Es gibt viele Wege Euch erfolgreich umzubringen."

Drystan sah mich aus halb geschlossenen Augen an, sein nun fast schwarzes Haar klebte etwas an der Stirn.
„Die wären?"

Ich deutete zum Schlafgemach.
„Der Balkon, das Essen, das man Euch aufs Bett gebracht hat, das Badewasser, Eure Kleidung..."
„Meine Kleidung?"
Jetzt war ich es, die eine Augenbraue hochzog.
„Personal geht hier regelmäßig ein und aus. Mit der richtigen Summe kann man jeden bestechen, dass er Gift in den Stoff reibt."
„Nicht jeden. Es gibt Menschen, die haben ein Gewissen."
„Es gibt Menschen, die können sich Gewissen leisten und es gibt Menschen, die können es nicht. Aber unwichtig davon, jeder hat etwas, das er begehrt. Bei vielen ist es Geld, bei anderen ist es nichts materielles. So oder so jeder ist bestechlich."

Drystan richtete sich auf und kam bis zum Beckenrand heran. Ohne mich aus den Augen zu lassen, legte er die Arme auf die gefließte Fläche und bettete seinen Kopf auf ihnen. Dabei spritzte etwas Wasser auf den Boden.

„Und was begehrt Ihr, Nemesis?"

Nachdenklich sah ich zum beschlagenen Spiegel, den man an der rechten Wand aufgestellt hatte. Meine blaue Silhouette war nur verschwommen zu erkennen.

Bis vor drei Monaten hatte ich die Freiheit gewollt. Mehr als alles andere. Trotzdem war es mir wie ein unrealistischer Traum erschienen, bis ich den Mut aufgebracht hatte, mein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
Aber war ich wirklich frei? Was war Freiheit überhaupt? Unabhängigkeit von allem und jedem? Wenn ich im Dienst der koréeanischen Krone stand, war ich dann trotzdem frei? Auch wenn ich in diesem Moment Befehle befolgen musste?

Mein Blick wanderte zurück zu dem Prinzen, der geduldig auf meine Antwort wartete.

Aber da schlummerte eine Wut in mir und viele andere Gefühle, die ich jederzeit wegsperrte. Rachsüchtige Gedanken, die niemals Wirklichkeit werden würden.

Und wenn ich ganz ehrlich war, wollte ich auch nicht allein sein. Endlich jemanden haben, an den ich mich wenden könnte. Jemand, der mehr in mir sehen würde, als eine Killerin.

Du brauchst niemanden. Liebe macht schwach.

Ernst kniete ich mich hin, um auf Augenhöhe mit Drystan zu sein.
„Vergeltung", sage ich entschieden, „Aber das ist unmöglich."
„Vergeltung an wem? An dem, der deine Welt zu einem kalte Ort gemacht hat?"
Ich nickte knapp.

Seufzend blinzelte Drystan sich einen Tropfen aus den Augen.
„Ich nehme an, Ihr werdet mir nichts über ihn erzählen."
Es war nicht nötig, dass ich etwas dazu sagte, der Prinz wusste es bereits.

Für einen Moment legte er die Hände über die Augen, dann riss er sie frustriert wieder runter.
„Warum erklärt Ihr Euch nicht, damit ich Euch helfen kann? Ich bin ein Prinz, ich würde Mittel haben, die Euch die Rache ermöglichen."
Ich schaffte es nicht seinem flehenden Blick stand zu halten und sah auf die Fliesen.
„Ihr würdet mich hassen für das, was ich bin. Ich möchte nicht, dass Ihr mich so seht."

Sanft griff er nach meiner Hand und ich sah auf. Durch den Handschuh spürte ich weder die Wärme noch die Nässe.

„Ich werde Euch nicht hassen", beteuerte er entschlossen, „Ich verdanke Euch mein Leben."
„Ihr habt nur den Teil von mir gesehen, den ich bereit bin, Euch sehen zu lassen. Es gibt genug Fragen, die ich nicht beantwortet habe."
Er grinste schief. „Da gibt es tatsächlich einige."
Kopfschüttelnd entzog ich ihm meine Hand.
„Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern", sagte ich, „Die Antworten sind gefährlich. Vor allem für mich."

Der Prinz runzelte die Stirn, dann stieß er die Luft aus und rieb sich mit der anderen die Schläfe.
„Ihr macht mich fertig."
„Wie meint Ihr das?" Ich stand auf.

Er ließ die Hand wieder ins Wasser gleiten und sah zu mir hoch.
„Da glaube ich einen Moment lang, einen Blick hinter Eure Maske erhaschen zu können und da treffe ich nur auf eine weitere Mauer. Ihr seid undurchschaubar, Nemesis. Ein Rätsel, das sich zu meinem Verdruss nicht lösen lässt."

Da ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte, schwieg ich.

„Und auch wenn ich in Eurer Gegenwart Achtsamkeit walten lassen sollte, allein deswegen, dass ihr mir so viele Möglichkeiten aufzählen könnt, wie man mich umbringen könnte, habe ich keine Angst."
Er zuckte die kräftigen Schultern.
„Nur wäre ich gerne Euer Freund, wenn ihr mich lassen würden."
Ohne mich anzusehen, ließ er sich wieder ins Wasser gleiten.

„Darf ich Euch nun bitten meine Gemächer zu verlassen, ich möchte mich ankleiden."
Hastig drehte ich mich um: „Natürlich"

Eilig verließ ich sein Gemach und bezog wieder Posten vor der Tür. Abgesehen von einem Dienstmädchen, das neue Bettwäsche in die Zimmer brachte, war der Korridor leer.

Grübelnd verfolgte ich sie mit den Augen.

Drystan brachte mich in Versuchung meine Regeln zu brechen. Ich wollte mich öffnen, zumindest mehr als anderen gegenüber, ich sorgte mich um ihn und ich hatte ihm auf dem Fest als Freund angenommen.
In der Burg hatte man mich darauf gedrillt keine Schwächen zu haben. Man konnte mich weder durch Schmerz noch durch Geld kontrollieren.

Jetzt war Drystan meine Schwäche.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro