36. Kapitel
Wallendes Haar. Dunkel wie die Nacht und belohnt mit einer makellosen Haut. Augen wie flüssiger Karamell. Tessas Schönheit fällt selbst Lukas auf. Neugierig beobachtet Skyla ihren besten Freund, wie er ihre Cousine betrachtet. Das Medium hat gelernt, sich selbst nicht zu belügen, denn sie ist neidisch auf ihre Cousine. Tessa ist nicht nur ein bildhübsches Mädchen, sondern auch hochbegabt. Ihr stehen alle Türen offen und sie wird zum Blickfang der Welt. Jeder hätte prophezeien können, dass ein so kluger Kopf einer der besten Universitäten besucht. Was genau Tessa studiert weiß Skyla nicht. Denn ihr schmerzen jedes Mal die Ohren, wenn darüber gesprochen wird. Sie ist der Star in der Familie und wird von allen außer Tante Corinna und ihrer Tochter Ramona geliebt.
„Hübsch oder?", ärgert Skyla ihren besten Freund und spürt ruckartig die stechende Eifersucht in ihrem Herzen.
Lukas legt das Messer nieder und blickt erschrocken zu ihr. Amüsiert beobachtet Skyla, wie sein Kopf hochrot anläuft. Sie wollte sich gerade wieder mit den Essensvorbereitungen auseinandersetzen, als ihr Tessas todunglücklicher Blick auffällt. Ihre Cousine ist kaum wiederzuerkennen, denn sie blickt ziemlich niedergeschlagen. Das zierliche Mädchen, das gerade mal nur zwei Jahre jünger als Skyla ist, meidet bereits sämtlichen Blickkontakt. Das ist ungewöhnlich, denn Tessa läuft für gewöhnlich mit erhobenem Hauptes. Bekannt für ein starkes Selbstbewusstsein.
Auf Skylas neue Haarfarbe hatte sie sehr spöttisch reagiert und Tessa hat sich auch nicht gescheut, kund zu tun, dass sie mit einem rebellischen Teenager wie Skyla nichts zu tun haben mag. Skyla würde nur ihrem Image schaden, ihre Luft verpesten und ihr das Licht stehlen. Für gewöhnlich meidet Skyla solche Leute und doch gehört ihre Cousine zur Familie. Streit in den engsten Kreisen würde das alte Herz ihrer geliebten Oma nur schwer ertragen. So kommt es, dass sich das Medium fragt, ob sich Tessa womöglich mit ihrer Mutter gestritten hat. Irgendwoher muss sich der Ursprung von Tessas Niedergeschlagenheit doch finden lassen.
Vor einigen Monaten erhielten alle die freudige Kunde, dass Tante Mary schwanger ist. Jetzt kommt Skyla der Gedanke, ob sich ihre Cousine Tessa gar nicht auf ein Geschwisterchen freut. Alle Blicke fallen von Tessa, als Mary mit ihrem Ehemann Henrik den Wohnbereich betritt. Mary hat bereits eine ordentliche Kugel zu schleppen und doch strahlt ihre Tante glücklich wie ein Honigkuchenpferd. Wie ihre Tochter ist Mary bildhübsch und hat viele Ähnlichkeiten mit ihrem Kind. Onkel Henrik ist ein Mann der Wissenschaft. Als Astronom interessieren ihn die Sterne, während Tante Mary sich der Musik verschrieben hat. Sie vergibt Klavierstunden und spielt selbst auf der Bühne. Kennen gelernt haben sich die beiden, als eine Windböe Marys Hut fortgetragen hat. Sie fiel Hendrik in jungen Jahren in die Arme und aus einem Date wurden die beiden unzertrennlich.
Mary verkündet mit Stolz und ihrem strahlenden Lächeln: „Es wird ein Junge."
Damit bricht große Freude um Skyla herum aus und Tessa geht etwas unter. Skyla ist eigentlich mit den Vorbereitungen beschäftigt und doch legt sie das Messer nieder und dreht sich zu Lukas, der sie seltsam anstarrt. Skyla glaubt Reue in seinen Augen zu erkennen. Kaum halten die beiden Blickkontakt, handelt er. Ihr bester Freund drückt ihr einen Kuss auf die Wange, während seine Arme sie einfangen und fest an sich drücken.
„Glaube mir doch, wenn ich dir sage, dass ich nur Augen für dich habe", haucht er ihr die Worte ins Ohr.
Wie unangenehm!
Als würde den Erwachsenen solch ein Moment entgehen, selbst Tante Mary lächelt Skyla verdächtig an. Aber auch ihre Tochter betrachtet die beiden Freunde schweigsam und mit ausdrucksloser Miene.
„Hey! Romeo!", wird Lukas streng von ihrer Oma gerufen. „Turteln könnt ihr später!"
Verlegen nimmt Lukas seine Finger von Skyla, während Tante Mary über ihn schwärmt: „Du hast dir aber einen hübschen Jungen geangelt, Skyla."
„Hey!", beschwert sich Onkel Henrik spaßend.
Skyla atmet einmal tief durch und fast hätte sie das Küchenmesser wieder zum Schneiden angesetzt. Aber als Tessa ihre Augen traurig niederschlägt, kann sie sich unmöglich konzentrieren.
„Entschuldigst du mich bitte, ich bin gleich wieder zurück", richtet sie ihre Worte an Lukas.
„Du lässt mich allein?"
Lukas scherzt mit ihr und macht auf traurige Miene.
Sie lächelt ihm zu, bevor sie die offene Küche verlässt. Tessa mag sich etwas abseits verstecken und doch leistet Skyla ihr Gesellschaft. Sie legt behutsam ihre Hand auf Tessas Schulter, woraufhin ihre Cousine angewidert aufblickt.
„Würdest du bitte deine dreckigen Pfoten von mir nehmen!"
Ja, das klingt nach Tessa.
Schuldbewusst hebt Skyla ihre Hände und nimmt einige Schritte Abstand.
„Hey, Tessa." Sie gibt sich so viel Mühe, freundlich zu klingen und selbst für ihre Cousine wirkt dieses Gespräch fremd. „Du siehst nicht gut aus. Was ist los?"
„Du weißt es nicht? Sie wurde verlassen von ihrem ach so tollen Freund", tönt die schrill, widerliche Stimme aus dem Hintergrund.
Skyla fletscht unbewusst die Zähne. Wie sie ihre andere Cousine Ramona hasst. Diese lautstarke, aufgeblasene Schminkpuppe, die ganze drei Jahre älter ist und ihr diese Tatsache bei jeder Gelegenheit unter die Nase reibt, nähert sich ihnen. Bei Ramona heißt es immer, sie hätte so viel Lebenserfahrung mehr.
Skyla dreht sich um und ihr fällt bei dem Anblick die Kinnlade hinab. Es ist nicht die künstliche Bräune, die Silikonbrüste oder die knappe, reizvolle Kleidung an kühlen Wintertagen, die sie schocken.
„Ohha, du bist schwanger", stellt sie fest.
Auch wenn Ramona noch keine so große Kugel wie Tante Mary mit sich trägt, ist die Schwangerschaft nicht zu übersehen.
Ramona feilt sich gelangweilt nebenbei die Fingernägel. „Ja, passiert."
Skylas ältere Cousine hat ihr blondes Haar aufwendig hochgesteckt. Die Schminke klebt in Schichten auf ihrem Gesicht. Ramonas Wahl fiel auf einen auffallenden, knallroten Lippenstift. Ihre schmalen Augen sind nussbraun. Ihr schwarzes Kleid bietet einen gigantischen Ausschnitt und ist so kurz, dass es schon verboten aussieht. Als wäre die Situation nicht brenzlig genug, kommt Ramonas Mutter dazu. Die beiden laufen im Partnerlook herum. Man könne sie miteinander verwechseln, wäre da nicht die eine oder andere Falte mehr im Gesicht. Tante Corinna arbeitet als Tankstellenmitarbeiterin und bringt die schlechte Laune immer wieder aufs Neue mit. Es ist der grimmige Blick, der Skyla trifft und sie zu einem Blickduell auffordert.
„Wo ist der Vater?", richtet Skyla ihre Frage an Ramona und hält bereits Ausschau.
Seufzend beobachtet sie den gutgebauten Sportlerjunge, der den Haufen Einkaufstüten der beiden schleppen darf.
„Daniel ist Basketballspieler und Mannschaftskapitän", stellt Ramona den Kerl mit schwarzen Locken vor. Mit einer Stimme voll triefender Arroganz. Ein kläglicher Versuch, Skylas Neid heraus zu kitzeln.
Der junge Mann mit dem Spitzbubengesicht entdeckt Tessa natürlich sofort. Er staunt mit offenen Mund über ihre natürliche Schönheit, woraufhin Ramona ihn auf den Fuß tritt. Skyla sieht es kommen, dass ihm die Tüten aus den Händen gleiten, doch der Kerl mit der rosaroten Brille hat sich schnell gefangen und lächelt charmant in ihre Richtung.
„Coole Haarfarbe", findet Daniel.
„Danke", spricht Skyla verlegen zu ihm und dreht sich bewusst zu Tessa, die ihre Augen rollt. „Siehst du, meine Haarfarbe ist gar nicht so schlimm."
„Du siehst lächerlich aus, Skyla!", bekommt sie von Tessa zu hören.
„Nicht natürlich und einfach widerlich", gibt Ramona ihr Senf dazu.
Nicht natürlich? Redet Ramona hier eher von sich? Denn im Gegensatz zu ihr sind meine Brüste echt!
„Hör nicht auf die beiden. Steht dir." Daniel nähert sich ihr. „Und du bist wer?"
„Skyla."
„Ah", macht Daniel, woraufhin sie ahnt, dass Ramona viel von ihren Cousinen gesprochen hat, „ich hörte, du warst drogenabhängig."
„WAS?", reagiert Skyla erzürnt auf den Vorwurf.
„DANIEL!", wird Ramona laut.
„Was denn?" Er zuckt mit den Schultern. „Ist doch nichts dabei. Als hättest du nicht auch mal ..."
„BIST DU VERRÜCKT!", unterbricht Ramona ihn.
Skyla kichert böse, denn Tante Corinna betrachtet ihr Mädchen mit einem zornigen Funkeln.
„Ups." Zu spät erkennt Daniel in welche Lage, er die Mutter seines Kindes bringt.
Tessa macht einen genervten Laut, woraufhin Daniel zu ihr rüber blickt. „Hey, Süße. Was ist los?"
Ramona verpasst ihm daraufhin mit ihrem Ellbogen einen Stoß in die Seite und funkelt ihn warnend an. Allein das reicht für Skyla aus, um zu erkennen, was für eine untreue Seele der Kerl doch ist.
„Oh je", mehr bekommt Skyla nicht heraus.
„Solltest du nicht in der Küche stehen?", giftet Tante Corinna sie an.
Als hätte ihre Tante je vor einem Herd gestanden. Skyla funkelt sie böse an.
„Siehe dir doch bitte Tessa an, ...", will Skyla sich rechtfertigen.
Aber ihre Tante dreht sich im halben Satz um und entdeckt Mary, sie gibt sich Mühe und arbeitet an einem Lächeln. Am Anfang wirkt dies wirklich beunruhigend, wie sich die Gesichtsmuskeln verformen. Schließlich begibt sich Corinna mit ihrer Tochter zu ihrer schwangeren Schwester, dabei lassen die beiden Daniel zurück. Etwas, was den Kerl nicht stört, denn dieser begutachtet mit seinem Schlafzimmerblick Tessa und Skyla.
„Ramona hat mir gar nicht gesagt, was für hübsche Cousinen sie hat."
„Oh bitte! Als würde mich auch solch einen Schürzenjäger einlassen!", gibt Tessa empört von sich.
Daraufhin tritt Daniel näher an Skyla heran und zwinkert ihr verschwörerisch zu. Das Medium lächelt ihn zuckersüß an, klimpert mit den Wimpern, sodass die Hoffnung in Daniel aufkeimt.
Als Skyla jedoch wenige Zentimeter vor seinen Lippen stoppt, folgt von ihrer Seite der Korb: „Nicht mal in deinen kühnsten Träumen."
Begeistert betrachtet er Skyla, denn die Abfuhr scheint ihn nur noch mehr anzuspornen. Sein Blick gleitet von ihr zu Tessa, die den Kerl bereits warnend ansieht.
„Ladys, ihr wisst nicht, welch einmalige Chance ihr verpasst."
„Ich will dir ja nicht die Laune verderben, aber du wirst Vater", erinnert Skyla ihn.
Sein Lächeln schwindet, woraufhin er zu Ramona blickt, die ihn bereits aus der Ferne zornig anfunkelt.
„Da war ja etwas!"
Nun wird Daniel scharf von Ramona gerufen und der Kerl reagiert wie ein Hund auf den Ruf seines Frauchens.
„Er ist solch ein Spinner", kichert Skyla und hofft, dass Tessa ihr recht gibt.
Mal wieder hat sie sich in ihrer Cousine geirrt, denn Tessa bevorzugt das Schweigen. Tessa pflanzt ihren königlichen Hintern in den Ledersessel ihrer Oma und verschafft sich einen Überblick über die Gäste. Gekonnt behandelt sie Skyla wie Luft. Provokant schiebt Skyla den zweiten Sessel vor Tessa und versinkt weniger elegant in der Polsterung.
Die feine Dame rollt ihre Augen und betrachtet Skyla abschätzen, woraufhin die Dämonenbesitzerin bewusst in ihrer frischen Wunde stochert: „Du wurdest also verlassen?"
Tessas Blick gleicht einer tödlichen Klinge.
Zwischen zusammengebissenen Zähnen bringt sie nun hervor: „Was geht es dich an?"
Skyla betrachtet sie gekränkt und erinnert sie daran: „Du magst es gerne vergessen, aber wir gehören zur gleichen Familie und die Familie hält zusammen."
Doch Tessa winkt genervt ab. „Als würde es dich wirklich interessieren!"
„Schön! Sag, aber nicht, ich hätte es dir nicht angeboten! Ich wollte ja nur höflich sein!"
Der superbequeme Sessel macht es ihr schwer, aufzustehen. Fast hätte Skyla es geschafft, als Tessa zu Reden beginnt: „Sagen wir ich war die letzten Wochen ganz schön gereizt."
Ist ja nichts Neues.
„Ich habe meinen Exfreund ungerecht behandelt. Das hat er einfach nicht verdient und ich kann ihn diesen Entschluss nicht verübeln. Vielleicht ist es auch besser so."
Tessa stützt die Arme an den Sessellehnen ab, ihre Fingerspitzen berühren sich und formen ein Dach. Unglücklich blickt sie in die Leere und seufzt erschöpft. Anscheinend gibt es doch Dinge, die ihre Cousine bereut.
„Warum warst du denn so gereizt?", interessiert es Skyla.
Tessa sieht überrascht zu Lukas, der dazu kommt, denn er bringt ihr ein Glas Wasser.
Er schenkt ihr ein freundliches Lächeln. „Hier für dich."
Tessa nimmt verwundert seine Aufmerksamkeit zögernd entgegen. „Danke."
Lukas lächelt freundlich, bevor er sich von ihr abwendet. Nun beugt er sich zu Skyla herunter. Er legt seine Hände auf ihre Schulter und bittet sie etwas flehend: „Lass mich bitte nicht zu lange mit deiner Oma allein."
„Wo ist denn dein Vater?"
„Er hilft kurz beim Ausladen."
„Meine Oma ist voll nett. Was hast du nur?"
„Ja, sie hat dich wirklich lieb. So lieb, dass sie mir das Herz herausschneiden wird, falls ich dir deins breche", flüstert er ihr verzweifelt zu.
„Warum glauben alle, dass wir beide zusammen wären?"
Das macht Skyla schon etwas wütend.
Ihre bessere Hälfte blickt daraufhin etwas gekränkt. „Das hört sich an, als wäre es das Schlimmste, was dir je passieren könnte."
„Ach, Lukas! Nimm das nicht persönlich! Du bist wundervoll. Nur mag ich es nicht, wenn man ihr etwas unterstellt, was gar nicht der Tatsache entspricht!", murrt Skyla und bemerkt seinen vernarrten Blick, woraufhin sie ihren Finger auf sie Lippen legt. „Nein! Keinen Kuss!"
„Du glaubst, ich will dich küssen?", vergewissert er sich, als sie ihren Finger von seinen Lippen nimmt.
„Ich bin mir sogar ziemlich sicher."
Skyla wollte sich von ihm wegdrehen und zurück auf Tessa kommen. Doch nun drückt er ihr einen erneuten Kuss auf die Wange, daraufhin blickt sie genervt zu ihm. Zu seinem Glück hat Lukas bereits Sicherheitsabstand genommen. Frech lächelt er ihr zu. Doch als er sich umdreht, muss ihr bester Freund schlucken. Skylas Oma wirft ihm einen vernichtenden Blick zu, während sie blind Kartoffeln schält.
„Siehst du das?"
Er dreht sich verzweifelt zu Skyla, die kichern muss.
„Ich finde das nicht lustig!"
„Jetzt geh schon", verscheucht Skyla ihn und wendet sich gut gelaunt Tessa zu. Die Augen ihrer Cousine sind schmaler geworden und die Atmosphäre wirkt noch erdrückender.
„Er ist nett", findet ihre Cousine und betrachtet Skyla nach dem Motto, dass ihre blauhaarige Cousine solch einen hübschen Kerl nicht verdient hätte.
„Er ist ein Kindheitsfreund", klärt Skyla das Missverständnis. „Also erzähl schon, warum warst du so gereizt?"
Tessa verzieht ihr Gesicht und schweigt einen Moment, schließlich kosten ihr die nächsten Worte etwas Überwindung. „Ich bilde mir einige Dinge ein. Mein Verstand spielt mir einen Streich."
Skyla ahnt nichts Gutes und zieht unbewusst die Luft ein, als müsse sie jeden Moment in ein dunkles Gewässer abtauchen. Ein unheilvoller Ort, den sie eigentlich gern meiden würde.
„Was für Dinge?"
„Ich habe oft das Gefühl, dass jemand an mir vorbeiläuft und mich beobachtet. Oft stehen die Dinge, womit ich arbeite, an einer anderen Stelle, wenn ich nur kurz wegblicke", berichtet Tessa ihr in einem gefassten Ton, wobei ihre Augen vergebens nach Zweifel suchen, „ich glaube, es liegt am Schlafmangel. Ich bekomme nachts kein Auge zu. Ich bilde mir ein, jemand neben mir atmen zu hören."
Skyla starrt sie schockiert für eine gefühlte Ewigkeit an. Diese verdammten Geister und Dämonen verfolgen sie wirklich überall hin. Als wäre sie so ein Geistermagnet.
Tessa lächelt verzweifelt und gesteht anschließend: „Ich weiß, das klingt verrückt. Aber es macht mich echt fertig. Seitdem mein Verstand mir solche Streiche spielt, fühle ich mich ständig müde und ausgelaugt."
„Dann ruhe dich aus, schließ die Augen. Wir sind hier und passen auf dich auf. Schlafe ein wenig und wenn du wach wirst, dann habe ich was Schönes mit meinen fleißigen Helfern gekocht", möchte Skyla ihre Cousine aufmuntern und ermahnt sich in Gedanken, das spöttische „Eure Hoheit" wegzulassen.
Sie kann sich jedoch noch so sehr bemühen, Tessa kann einfach alles vermiesen. Denn sie bezweifelt: „Du glaubst, ich könnte bei dem Krach hier schlafen?"
Skyla startet ihren letzten Versuch, fürsorglich zu sein, und lächelt ihr aufmunternd zu. „Dann höre etwas Musik. Das wird dir schon keiner verübeln und wenn ja, dann kriegen sie es mit mir zu tun."
„Ich versuche es", lässt sich Tessa tatsächlich darauf ein.
Zufrieden erhebt sich Skyla aus dem Sessel und hält kurz Ausschau nach Lukas, der sie hilfesuchend betrachtet. Dieser Anblick amüsiert sie köstlich. Als sich Skyla dann wieder zu Tessa umdreht, schlägt ihr Herz feste gegen die Brust. Schließlich hörte sie den ungebetenen Gast nicht kommen. Hinter ihr steht eine riesige Gestalt und stiert bedrohlich hinab. Der Schreck schnürt Skyla kurz die Atemwege zu, sie blickt in trübgelben Augen einer mageren Gestalt. Tessas Tyrann erscheint so urplötzlich, womit das Medium nicht gerechnet hat. Das paranormale Wesen ist mal eben zwei Köpfe größer als Skyla und die graue Lederhaut ist überall vernarbt. Vom Körperbau wirkt das Wesen männlich auf sie. Nicht hager, aber auch nicht schwach.
Der Eindringling streckt seinen langen Arm nach Skyla aus, woraufhin sie einen Schritt nach hinten macht und gegen den Couchtisch stößt. Dabei verliert sie ihr Gleichgewicht und stürzt. Die Kreatur hilft nach und schlägt sie mit Wucht hinunter, sodass der Tisch unter ihr nachgibt und bricht. Taub vor Schock und unfähig zu denken liegt sie im grellen Schein der Wohnzimmerlampe. Es waren nur wenige Sekunden, aber das Monster stinkt aus dem Maul so stark nach Verwesung, dass Skyla allein durch den beißenden Geruch die Tränen in die Augen steigen. Von überall wird sie angesprochen, doch Skylas Blick wandert zu Tessa, die verängstigt ihr Glas umklammert. Sie hat diese Kreatur auch gesehen, kein Zweifel. Ihre Cousine zittert und die Panik blickt durch ihre Augen heraus. Ohne jeden Zweifel handelt es sich um ihren Tyrannen.
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