Kapitel 8
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Mit Anbruch der Dunkelheit kommen die vielen Leuchtkörper auf dem großen Platz besser zur Geltung. Ein Lichtermeer in einer bunten Farbenpalette. Der starke Duft von gebrannten Mandeln und anderem Süßkram liegt in der Luft. Die Atmosphäre ist mit Freude und Gelächter erfüllt. Der Rummel ist gut besucht und trotz des hohen Lärmpegels könnte die Stimmung nicht besser sein. Überall sieht Skyla glückliche Gesichter, womit sie Bezug auf die Reaktion ihrer Eltern nimmt, wenn sie zuhause kocht. Ohne die Rezepte und die Handwerkskunst von Oma Ulrike gäbe es nur Fertigzeug und Dosenfraß. Angespornt von den glücklichen Gesichtern gibt Skyla immer ihr Bestes, damit ihre Eltern und auch die Kundschaft ihres Ausbildungsbetriebs zufrieden und mit gefüllten Bäuchen den Tisch verlassen. Verstärkt wird die Euphorie am heutigen Abend von der hervorragenden Gesellschaft. Mit Lukas kann Skyla sorglos ihre Seele baumeln lassen, ungehemmt Spaß haben und sogar albern werden. Dabei ignoriert sie den misstrauischen Blick von Emilie. Skyla verbindet mit dem Besuch Nostalgie. Vor ihrem inneren Auge sieht sie den kleinen Lukas, wie er sie beim Entchen-Angeln immer beeindrucken wollte. Wie sie ihn zu wilden Fahrgeschäften schleppte und er für sie Mut gefasst hat. Lukas füllt ihr Herz mit Stolz, denn selbst heutzutage stellt er sich seinen Ängsten. Es gab bislang nichts, was ihn entmutigt hat.
Der Kirmesspaß endet für Skylas Geschmack jedoch zu früh. Langsam, aber sicher, werden ihre ständigen Begegnungen gegenüber paranormalen Besuchern zu einem Fluch. Ihre Augen erfassen ein weiteres dunkles Geschöpf. Diesmal in den Händen eines kleinen Mädchens. Ihr himmelblauer Teddybär bewegt seinen Kopf zur Seite. Es kommt zum Blickkontakt, woraufhin die Stirn des Bären sich in Falten legt. Technik hin oder her, das ist alles andere als mechanisch. Das Stück Watte wirkt zu lebhaft auf sie. Besonders dann, als das Plüschmodell die Frechheit nimmt, ihr die Zunge herauszustrecken und sich im Anschluss einfach abwendet. Es ist nur ein kurzer Moment und doch hegt Skyla keine Zweifel, fündig geworden zu sein. Das Kind mit ihren süßen Zöpfen lässt den blauen Plüschbären an ihrer Hand herunterbaumeln. Zum Glück ist sie in Begleitung eines Mannes – sicherlich der Vater.
Der Teddybär verrät sich mit einem höllischen Grinsen. Daher muss schnell gehandelt werden, schließlich ist ein Kind in Gefahr. Reflexartig zieht Skyla an Milans Ärmel und blickt entschlossen zu dem Geisterjäger auf. Da er aber verwundert hinunter zu ihrer Hand schaut, nimmt sie diese verlegen von ihm.
„Ich habe etwas gefunden, das deiner Aufmerksamkeit bedarf."
Ihr Gestammel ignoriert er gekonnt und sieht sich stattdessen verwundert um. „Wirklich? Wo denn?"
Mutig macht Skyla einen Schritt auf das Übel zu. „Der Bär da. Bei dem kleinen Mädchen."
Milan betrachtet diesen misstrauisch. „Bist du dir sicher?"
„Das Ding hat seinen Kopf bewegt und mir die Zunge herausgestreckt."
Statt den Ernst der Lage zu verstehen, zucken seine Mundwinkel und die Versuchung scheint groß zu sein, sich über ihren Fund lustig zu machen.
„Du lässt dich aber leicht provozieren."
Skyla schätzt seinen Versuch Professionalität zu wahren, indem er ein Lachen unterdrückt, und doch pulsiert ihre Zornesader. Bewusst legt sie einen Blick an den Tag, der jeden Zweifel niedermähen sollte.
Und doch spielt Milan noch immer den Zweifler. „Der wirkt aber nicht gefährlich."
„Dieser Bär ...", will Skyla sagen und bricht den Satz ab, als Lukas dazu kommt.
Ihr bester Freund deutet ihren Wortfetzen falsch: „Ich wusste gar nicht, dass du Teddybären magst, Skyla."
„Der ist voll süß", lässt sich Skyla auf dieses Spiel ein und wirft Milan einen vernichtenden Blick zu, als dieser kichert.
Emilies Augen leuchten vor Neugier. Sie rückt näher heran an die Gruppe. „Was ist denn los?"
Entschlossen greift Skyla nach dem ach so tollen Geisterjäger und beschleunigt das Tempo. „Los, bevor wir das Mädchen verlieren."
Als die Kleine fast erreicht ist, klettert der Teddy zum Ohr des Mädchens hinauf. Er flüstert ihr etwas ins Ohr, woraufhin das Kind überrascht zurückblickt und die böse Watte fester an sich drückt.
Es ist schockierend! Der Bär hat sich bewegt und all die Leute haben nur Augen für die Stände. Nicht eine Menschenseele erkennt die Gefahr. Sie sind blind, obwohl das Übel vor ihrer Nase lauert!
Die Thematik muss später vertieft werden, denn jetzt hat die Jagd Vorrang. Skyla setzt das lieblichste Lächeln auf, was durch ihre Schauspielkunst nur möglich ist. Ähnlich wie bei den Jungs erschreckt sich das Kind beim Anblick und auch Milan weicht instinktiv von ihr. Er schlägt flehend die Hände zusammen und schüttelt den Kopf, als bitte er demütig darum, ihre Mimik im Griff zu kriegen. Zur Antwort funkelt Skyla ihn böse an und konzentriert sich auf das Mädchen.
„Du hast ja einen süßen Bären."
Die kleine Brünette verzieht ihr Gesicht und zieht ihre Begleitung zu einem Stand. Verärgert stoppt Skyla und ignoriert die erbosten Aussagen die Beschwerden der Leute, wie man einfach stehen bleiben kann.
Die böse Stoffwatte streckt ihr erneut die Zunge heraus, woraufhin Skyla empört ausatmet.
„Siehst du!" Sie dreht sich zu Milan, der etwas baff wirkt. „Alles gut?"
Der Geisterjäger blinzelt mehrere Male ungläubig. „Der Bär lebt."
„Echt? Das verwundert dich! Ich dachte, als Geisterjäger hättest du schon so Einiges gesehen!"
Am Ende rollt sie mit den Augen.
Echt mal, wer ist hier überhaupt der Profi?
„Du hast recht, wir müssen den Bären entwenden." Milan seufzt und sieht sich um. „Wir brauchen Ersatz. Folge du bitte dem Kind, schließlich finde ich dich schnell mit diesen blauen Haaren."
Sie boxt ihn genervt gegen den Arm und verteidigt sich: „Ich liebe meine Haare! Hör auf, darüber zu spotten!"
„Du bist ja schon irgendwie süß", gesteht der Geisterjäger grinsend, bevor er sich entfernt.
Hat er mich gerade als süß bezeichnet? Wie unverschämt!
Verärgert sieht sich Skyla um und erkennt, dass sie schnell die Verfolgung aufnehmen muss, bevor das Mädchen aus ihrem Sichtfeld verschwindet. Jetzt, wo Milan weg ist, nähert sich Lukas ihr.
„Sag mal, lässt du mich gezielt mit Emilie allein? Willst du mich etwa verkuppeln?"
Seine Vermutung klingt albern.
„Mit Emilie? Nein, keine Sorge. Ich kenne dich so lange, da bin ich mir sicher, dass sie nicht dein Typ ist. Sie hat schließlich einen anstrengenden Charakter."
Hoffentlich hat Emilie das jetzt nicht gehört.
Lukas lässt diese Aussage stehen, dabei würde es sie brennend interessieren, was in ihrem besten Freund gerade vor sich geht.
Stattdessen entdeck er das Mädchen und erkennt: „Du bist also wirklich hinter diesem Teddybären her."
Sie lächelt verlegen. „Niedlich oder? Ich hatte sie fast erreicht, da ist sie mir einfach ausgewichen."
Lukas' Blick zu urteilen, scheint er diese Aktion nicht gutzuheißen und doch versucht er, sie zu verstehen. „Eine Seite, die ich ja noch gar nicht an dir kenne. Ist es wegen dem Vorfall von letztens?"
Verwundert stoppt sie. Allein der Gedanke an die Tiefgarage löst kurz Panik in ihr aus.
Schlagartig ergreift er ihre Hand und drückt diese sanft. „Du bist nur ein Mensch, Skyla. Ich gebe zu, ich dachte vorher, dass dich nichts klein kriegt. Du warst immer die mutigste Person, die ich je kenne. Wer hätte gedacht, dass du auch so eine niedliche Seite an dir hast."
Kaum spricht Lukas zu Ende, schenkt er ihr ein warmherziges Lächeln.
„Niedlich?", wiederholt sie baff, bevor sie ihn vorwurfsvoll ansieht. „Hör auf, mich zu ärgern!"
Er grinst schelmisch. „Ist doch wahr."
„Der Bär!", fällt ihr schockiert ein.
Verdammt!
Sie hat das Mädchen aus den Augen verloren. Lukas hindert sie auch noch daran, weiterzugehen.
„Das Kind möchte nicht mit dir sprechen, das solltest du akzeptieren", versucht er, zu ihr durchzudringen.
Wenn es doch nur das wäre! Aber hier geht es um viel mehr!
So betrachtet Skyla ihn flehend.
„Lass es mich bitte noch einmal versuchen."
Lukas lässt sich mit einem Nicken zögernd darauf ein. „Du bist wirklich unberechenbar."
Die Suche nach dem kleinen Mädchen wirkt zuerst erfolglos. Noch ehe sich der Gedanke ans Aufgeben einschleichen kann, entdecken sie die beiden an einem Kinderkarussell. Lukas bekommt es zwar nicht mit, aber Skyla entgeht nicht, wie der böse Teddy auf ein Gruselhaus deutet. Schon im nächsten Moment reißt sich das Kind von dem Erwachsenen los und steuert den gewünschten Ort an. Verzweifelt versuchen einige Leute, sie aufzuhalten. Aber die stolze Besitzerin eines Bärenmonsters ist viel zu flink.
Skyla belächelt die Herausforderung. Das Spukhaus ist nicht halb so gruselig, wie die Erfahrung in der Tiefgarage.
Amüsiert spricht sie zu ihrem besten Freund, während sie die Ärmel ihrer blaulilafarbenen Jacke hochkrempelt: „Ich hoffe, du hast keine Angst in Geisterhäusern."
Er folgt ihr zur Kasse und blickt besorgt zu einer beweglichen Figur, die eine alte, schrumpelige Hexe darstellen soll. „Du bist ja bei mir."
Skyla wirft ihm einen verwunderten Blick zu. „Sollte es eigentlich nicht anders herum heißen?"
Als sich eine Spinnenfigur zu ihnen herunter seilt, versteckt sich ihr bester Freund wie ein kleines, ängstliches Kind hinter ihr.
„Sorry, aber ich bin nicht mal halb so mutig wie du", behauptet er.
In Momenten wie diesen ist Lukas unfassbar niedlich. Es erinnert sie an früher, wo Skyla in jungen Jahren vorgetreten ist, um die böse Spinne zu vertreiben. Aber er kann auch anders. Das zeigte die Konfrontation mit Milan.
„Du hast allein heute Mut bewiesen. Es ist nicht viel Zeit vergangen, da war ich es, die sich hinter dir versteckt hat. Ich war in Sorge, dass die Situation eskaliert, denn du warst kaum zu stoppen."
Es soll nicht undankbar klingen, aber als Lukas schuldbewusst den Kopf senkt, hat sie das Gefühl, ihre Rede geht nach hinten los. Also hebt sie seinen Kopf und grinst. Ein ehrliches Lächeln. Keine Gestik, die andere erschaudern lässt.
„Danke, dass du so gut auf mich aufpasst, Lukas."
Ihr Freund atmet hörbar aus und blickt, als kämpfe er mit den Worten. Da kein Ton über seine Lippen kommt und die Kassierin sie ungeduldig anspricht, fasst Skyla einen Entschluss.
„Hör mal, Lukas. Ich gehe da jetzt allein rein. Halte du mir hier die Stellung. Vielleicht fängst du die Kleine ja ab."
Noch ehe er sich dazu äußern kann, befindet sie sich an der Kasse. Stolz hebt sie die eindrucksvolle Eintrittskarte hoch, bevor die Jagd beginnt.
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