Kapitel 23
Wie ein Spürhund hat Skylas bessere Hälfte die Witterung aufgenommen und somit überrascht Lukas sie als guter Fährtenleser. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass ihr bester Freund sie so schnell und wohl gemerkt ein gutes Stück vom Bahnhof entfernt finden wird. Vielleicht hat er den falschen Job gewählt, Skyla könnte ihn sich gut bei der Polizei vorstellen. Lukas ist jemand, der auf Details achtet, deren Luchsohren die Wichtigkeit der Informationen in seiner Umgebung filtern. Er ist schlau und er ist ...eine sportliche Niete und damit ist die Vorstellung, Thomas' Sohne in polizeilicher Uniform, schnell verworfen. Ihr bester Freund hat keine Ausdauer. Für ihn bedeutet Sport gleich Mord. Ihr Kindheitsfreund ist jemand, der sämtliche Chancen wahrnimmt, um sich vor einer Sportstunde zu verdrücken. Wenn Skyla jetzt loslaufen würde, dann wäre Lukas nicht in der Lage sie aufzuholen und müsste mit seiner Spurensuche fortfahren. Aber damit würde sich das Medium noch viel mehr Ärger einhandeln.
Milan erwähnt besorgt ihren Namen und hinterfragt, ob alles gut ist.
„Oh verdammt!" Skyla legt ihren Kopf in den Nacken und blickt hinauf in den grauen Himmel. „Ich muss auflegen!"
„Was?" Der Geisterjäger reagiert verwundert. „Jetzt, warte doch mal, Skyla!"
„Sorry."
„Nein, Skyla, hör mir...", weiter lässt sie Milan nicht sprechen, denn sie beendet das Telefonat und holt tief Luft.
Ganz ehrlich, was soll ich meinem besten Freund jetzt sagen?
Lukas überquert die Ampel und ohne Umweg begibt er sich zu ihr, sie senkt den Blick und fährt sich durch die Haare. Bis dem Medium klar wird, dass dieser Schleim an ihrem Handy klebt und sie ihr Gerät gerade in der Hand hatte. Genervt legt sie das Mobilphone zur Seite und greift ins kalte Brunnenwasser. Skyla befreit hektisch ihre Hände von dem ekligen Zeug. Schließlich bemerkt sie den überraschten Blick eines kleinen Jungen, der mit seinem Cityroller anhält, weil sie ihre Haare im Brunnen taucht und grob wäscht. Das Medium lächelt ihm müde zu, bis das Handy ihr ins Auge springt. Am liebsten will dieses einfach ins Wasser schmeißen, bevor es in ihrer Tasche landet. Aber die Technik würde der Feuchtigkeit nicht standhalten.
Bekomme ich mein Handy überhaupt noch richtig sauber?
„Wäre es jetzt ein warmer Sommertag, hätte ich dich einfach ins Wasser geschmissen. Aber wir gehen auf den Dezember zu. Sei froh, dass wir noch so frühlingshafte Temperaturen haben, sonst würdest du dich sicher erkälten. Erklärst du mir dein sonderbares Verhalten?", spricht Lukas vorwurfsvoll zu ihr.
„Siehst du das Zeug auf meinem Handy?"
Hoffentlich fragt Lukas nicht nach, woher dieser Schleim kommt.
Er begutachtet es aus der Nähe. „Auf deinem Handy? Ich sehe dort nichts."
Genervt erhebt sich Skyla. „Bist du blind? Da ist dieses grüne Zeug!"
Erlaubt er sich gerade einen Spaß mit ihr? Wie kann man das nicht sehen?
Der Geistesblitz schlägt leider zu spät ein. Wenn Lukas keine Geister sieht, dann auch nicht dieses ekelhafte Zeug auf ihrem Handy. Er fängt ihre Hände ein und blickt ihr tief in die Augen, woraufhin sie laut seufzt.
„Was belastet dich?", fragt ihr bester Freund mit sanfter Stimme nach dem Rechten.
Mit einem verzweifelten Laut löst sich Skylas schlagartig aus seinem Griff. „Du würdest mir eh nicht glauben."
„Versuche es."
„Ich hatte nur einen doofen, doofen Tag! Nichts weiter!"
„Dann erzähle mir von deinem Tag."
Wieder fährt sich Skyla mit ihren Fingern durch die Haare. Ein Akt der Verzweiflung, denn die Sorge ist groß, wie er nach diesem Gespräch denken wird. „Ich kann nicht."
„Du kannst mir alles erzählen", widerspricht Lukas ihr sanft.
Gerade in diesem Moment könnte sie ihn für seine Hartnäckigkeit verfluchen.
„Lass bitte einfach von hier verschwinden."
„Du siehst Dinge, die kein anderer sieht oder?", überrascht ihr bester Freund sie.
Baff betrachtet das Medium ihn kurz, bis sie nicht nachdenkt und ihn besorgt fragt: „Woher weißt du davon?"
Lukas atmet verzweifelt aus. „Sprechen diese Dinge auch mit dir?"
„Sag mir bitte nicht, dass du diese Wesen auch sehen kannst."
Denn das würde ihr noch mehr Sorge bereiten.
„Du warst am Bahnhof ein großes Gesprächsthema und ich hatte gehofft, du widersprichst mir. Was für Drogen nimmst du zu dir? Was beeinflusst deine Psyche? War es dieser Milan, der dich dazu überredet hat?", konfrontiert er sie mit Fragen.
Entsetzt betrachtet Skyla ihn. Es enttäuscht sie bitter, dass gerade ihr bester Freund so wenig Vertrauen in sie hat. Sie ärgert sich bereits, wie sich das Gespräch entwickelt und wünscht sich nichts Sehnlicheres, als einen Schutzgeist, der die Zeit zurückdrehen oder die Erinnerungen beeinflussen kann.
„Ich nehme keine Drogen! Diese Dinge sind real. Du magst es zwar nicht vorstellen, aber unter uns leben grausame Wesen!"
„Diese Dinge passieren nur in deinem Kopf. Aber auch nur, weil du Drogen zu dir nimmst. Ich kann dir helfen, Skyla. Denn ich werde dich nicht aufgeben. Egal, wie dieses Gespräch hier endet. Erkennst du denn nicht, dass Milan dir nicht gut tut. Kaum kommst du mit ihm in Kontakt, verhältst du dich so seltsam."
Auch wenn Skyla ähnlich in seiner Lage handeln würde, hat sie genug von diesem Gespräch. Ihr fehlen die Nerven für solch eine Unterhaltung und ein freier Kopf für eine Lösung. Also schreckt das Medium wie ein scheues Reh zurück, als ihr bester Freund sich ihr nähert.
„Drogen? Wirklich? Du kennst Skyla all die Jahre und doch traust du ihr zu, dass sie Drogen nimmt?", mischt sich Milan ein, der sich Skylas Handy schnappt und es Mia reicht.
Seine Partnerin versteckt sich in seiner Kapuze und löst sich mit der verseuchten Technik auf, wovon Lukas zum Glück nichts mitbekommt, schließlich steht Milan ein gutes Stück hinter ihm und doch erkennt ihr bester Freund den Geisterjäger an der Stimme. Lukas Gesichtszüge verhärten sich, er spannt seinen Kiefer verdächtig an und blickt eisig an Skyla vorbei. Es wirkt auf sie, als versuche er, sich zu beherrschen.
Es ist das Treffen, wovor sich Skyla am meisten gefürchtet hat, denn sie möchte nur ungern zwischen die Fronten geraten. Aber auch wenn Milan besser fortbleiben sollte, spendet seine Anwesenheit ihr Kraft. Nur zu gern möchte sich das Medium ungehindert über den Dämon mit ihm unterhalten. Skyla sieht erschöpft zu dem Geisterjäger, der sie besorgt betrachtet.
„Du solltest nicht herkommen", erinnert sie ihn mit einem Funken Verzweiflung.
Milan sieht dies jedoch anders: „Du warst zu aufgewühlt am Handy. Ich musste einfach nach dir sehen."
Worte, die ihr schmeicheln. Selbst in eine Situation wie dieser. Er macht sich ihretwegen Sorgen und lässt alles stehen und liegen. Skyla möchte ihn am liebsten vor Freude umarmen und doch hält sie sich zurück, denn Lukas verhält sich verdächtig.
Skyla hat kein gutes Gefühl, als Lukas seine Ärmel hochkrempelt und seinen Aktenkoffer hinstellt. Besorgt nennt sie ihn beim Namen, doch er dreht sich um und versucht, auf den Geisterjäger einzuschlagen.
Zum Glück fängt Milan seinen Arm genervt ab und spricht ein Wort der Warnung: „Lass das lieber, sonst tust du dir noch weh."
Lukas ist kein Kämpfer, sondern ein Stratege und jemand, der eigentlich einen kühlen Kopf bewahrt. Aber gerade in diesem Moment erkennt Skyla ihn nicht wieder. Er ist wie ausgewechselt und geblendet von einem Zorn, den sie erst jetzt zu Gesicht bekommt. Es beunruhigt das Medium, woher diese Gefühle kommen und wie Lukas es schaffen konnte, diese vor ihr zu verstecken. Sonst erzählen sich die beiden immer alles. Anscheinend hat sich Skyla geirrt.
Das hier muss dennoch ein Ende finden und wenn einer Thomas Sohn besänftigen kann, dann Skyla. Also startet sie einen Versuch, zu ihm durchzudringen: „Lukas! Bitte hör auf! Das ist der falsche Weg!" Ihre Worte stoßen auf taube Ohren.
Ihr bester Freund reißt sich zornig von Milan los und konfrontiert den Geisterjäger: „Kaum ist sie mit dir in Kontakt, verhält sie sich so anders. Sie sieht Dinge, die nicht der Realität entsprechen und dafür gibt es nur eine Erklärung!"
Justins Mitbewohner blickt hinüber zu Skyla und betrachtet sie etwas vorwurfsvoll. „Du hast ihm davon erzählt?"
„Ich dachte, er könnte sie auch sehen. Aber anscheinend bin ich ein wenig aufgefallen."
„Das darf nicht vorkommen, Süße. Vermeide solche Situationen und leugne fürs Erste alles."
Einen Ratschlag, den sie sich in Zukunft zu Herzen nehmen möchte.
„Entschuldige", wispert das Medium geschafft.
Der Tag kann einfach nicht schlimmer werden, doch dann erwischt Lukas Milans Oberteil.
Er zieht den Geisterjäger mit einem Ruck zu sich und rät ihm: „Bleibe ihr fern! Verschwinde einfach aus ihrem Leben!"
Milan gibt sich wirklich Mühe, ruhig zu bleiben. Er hebt abwehrend die Hände und versucht es mit einem Lächeln. „Skyla zu liebe schlage ich vor, dass du uns begleitest. Wir werden dir alles Weitere dann erklären."
Ein Plan, dem sie nur zustimmen kann. Es ist sowieso ein Ding der Unmöglichkeit, ihrem besten Freund etwas vorzuenthalten. Wenn sie ihm nicht ehrlich gegenüber sein kann, dann läuft alles aus dem Ruder und sie landen immer wieder in solch einer verzwickten Situation.
„Ich verzichte! Ich nehme Skyla nun mit mir und ich werde persönlich dafür sorgen, dass du nichts mehr mit ihr zu tun haben wirst!"
Was erlaubst du dir, Lukas? Du hast nicht das Recht, über meinen Kopf hinweg zu entscheiden! Selbst unsere jahrelange Freundschaft kann dies nicht rechtfertigen!
Fast, aber nur fast, spricht Skyla ihre Gedanken aus. Doch die Furcht ist zu groß, was sie damit in ihn auslösen könnte. Es ist nun wichtiger, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn endlich aufzuklären.
Milan sieht kurz zu Skyla auf, denn er kämpft ebenfalls mit der Beherrschung. Sie beobachtet, wie er den Zorn hinunterschluckt und die Sache immer noch friedlich lösen mag. Eine Geste, die sie an ihm bewundert.
Also kommt sie dem Geisterjäger entgegen und bittet ihren besten Freund: „Nur ein Gespräch, Lukas. Höre dir unsere Version an. Mehr wollen wir nicht."
Eisern schüttelt er den Kopf. „Nein, ich habe genug gehört."
Verärgert schnaubt sie. „Schwachsinn! Du hast null Ahnung von dem, was wir meinen!"
„Ich befürchte, dass du die Situation nicht mehr richtig einschätzen kannst."
Als Lukas am Ende zu ihr rüber blickt, steigt ihr die Zornesröte ins Gesicht.
„Ich bin also nicht mehr zurechnungsfähig? Ist es das, was du sagen willst?"
Sie fletscht die Zähne und fügt ihn Gedanken hinzu: Ich warne dich, Freundchen. Überlege dir deine Antwort gut!
„Ich fürchte schon."
Selbst wenn er schuldbewusst den Blick senkt und seine Worte vielleicht bereut, ist Skyla mit ihrer Geduld am Ende. Nun ist ein Punkt erreicht, wo sie nicht bereit ist, es auf die freundliche Tour mehr zu versuchen.
„Weißt du, ich bin alt genug und treffe meine eigenen Entscheidungen, Lukas!"
„Was würdest du tun, wenn ich in die Drogenszene gerate? Würdest du einfach wegsehen?"
Zwar spricht Lukas zu ihr und doch starrt er Milan wie ein wütender Stier an.
Genervt schlägt Skyla ihm vor: „Soll ich einen Drogentest machen, um dir zu beweisen, dass ich nicht unter Drogen bin?"
„Keine Sorge, Skyla. So oder so helfe ich dir aus der Sache heraus! Fürs Erste trenne ich dich von diesem Kerl! Glaube mir, er tut dir nicht gut!"
Das ist genug!
Jetzt brennen alle Sicherungen bei ihr durch. Der Welpenschutz ist vorbei.
„Nein! Hier liegt ein Irrtum vor! Entschuldige mich, ich verschwinde nun mit Milan!"
Entschlossen möchte Skyla an Lukas vorbeilaufen. Doch ihr bester Freund fängt sie am Arm ab und blickt ihr nun endlich in die Augen. Sein Griff ist grob und bestimmend. Eine Seite, die sie bei ihm noch nie zu Gesicht bekommen hat und die Skyla beunruhigt. Der Schock muss ihr im Gesicht stehen, denn er scheint an sich seinem Handeln zu zweifeln. Zuerst meidet er den Blickkontakt und versinkt für nur einen winzigen Moment in Gedanken, bevor er entschlossen sein Haupt hebt.
Ihre Chance, noch einmal zu ihm durchzudringen: „Das ist genug. Lass es bitte gut sein."
„Ich kann nicht. Wie könnte ich Kacie und Finn sonst noch in die Augen blicken, wenn ich diesen Weg unterstütze?", wispert er traurig, „außerdem könnte ich mir selbst nie vergeben, wenn ich weiß, ich hätte etwas ändern können. Also vergib mir bitte, Skyla. Aber es ist zu deinem Besten. Hasse mich ruhig dafür, aber meine Entscheidung steht fest."
„Erkennst du denn nicht, dass ich dir ein Geheimnis offenbaren möchte, Lukas? Etwas, was mir auf dem Herzen liegt."
„Dafür bietet sich immer noch Zeit."
Lukas plant, mit ihr fortzulaufen, aber Milan macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Geisterjäger stellt Lukas ein Bein, dabei wird Skyla jedoch auch zu Boden gerissen.
Nur für einen kurzen Moment landet sie auf den Boden und Skyla fängt den Sturz mit ihren Armen ab. Dank ihrer Strickjacke scheuert sie sich nichts auf. Auch Lukas hat den Fall ebenfalls abfangen können.
Mit einem Ruck hilft Milan dem Medium hoch und schlägt vor: „Gehen wir besser."
Eine einfache Entscheidung, die Skyla schwerfällt. Denn das würde bedeuten, dass sie Lukas erneut enttäuscht und womöglich die Freundschaft aufs Spiel setzt. Aber in diesem Zustand ist er nicht bereit, ihr zuzuhören. Besser Lukas kühlt sich ab und es kommt später zum Gespräch. Zumal Skyla mit ihrem Latein am Ende ist und nichts bereuen will. Gerade, weil sie einen impulsiven Charakter hat.
„Ja, gehen wir."
Worte, die ihr dennoch schwer über die Lippen gehen und sofort Gewissensbisse heraufbeschwören.
Der Geisterjäger hilft Skyla und ergreift ihre Hand. Schließlicht entdeckt er den Bus, der sich der Haltestelle nähert. Womit Milan jedoch nicht rechnet, ist, dass Lukas ihn von hinten mit dem Aktenkoffer überwältigt und umhaut. Schockiert von dem Verhalten ihres besten Freundes verdeckt Skyla ein Teil ihres Gesichtes mit ihren Händen. Noch nie wurde er in all der Zeit gewalttätig. Sie ist bitterenttäuscht von dem, was sie zu sehen bekommt, selbst wenn er sie nur schützen möchte.
Skyla ist fürs Erste viel zu sehr damit beschäftigt, zwischen die beiden zu gehen. Denn nun ist eine Toleranzgrenze bei Milan überschritten und der Geisterjäger holt zum Gegenschlag aus. Immer mehr Leute sehen sich die Prügelei an und erst als Skyla etwas verzweifelt, weil sie hier völlig machtlos ist, mischen sich Außenstehende ein und halten die beiden aufgewühlten Jungs zurück.
Dabei entdeckt Skyla einige Personen, die mit ihren Handys das Geschehen filmen. Sollte das Video ins Netz gelangen, dann werden diese Leute, die Jagd auf Geisterjäger machen, Milan und Justin finden. Also nähert sich das Medium den Fremden und versucht es zuerst mit einer freundlichen Aufforderung, das Video zu löschen. Doch mit Freundlichkeit kommt sie nicht weit. Zu ihrem Glück bekommt Skyla tatkräftige Unterstützung. Plötzlich wird ihr eine Kamera in die Hand gedrückt, Mia ist zwar schnell und doch hat Skyla sie kurz gesehen. Zwar braucht sie einen Moment, bis sie Mias Geste zu schätzen weiß. Aber dann schießt Skyla von den Personen Fotos, die sich die Frechheit genommen haben und die Prügelei gefilmt haben. Sie droht, damit zur Polizei zu gehen und eine Anzeige machen, weil ungefragt Videomaterial von den betroffenen Personen veröffentlicht wird. Damit würden sich die Leute strafbar machen. Das Medium kann aufatmen, als ihre Drohungen Wirkung zeigt. Dennoch überzeugt sie sich schließlich mit eigenen Augen, wie die Videos gelöscht werden.
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