Kapitel 15
Dieser Verführer!
Skyla kann nicht fassen, dass sie dem Geisterjäger gestern verfallen ist. Es fühlte sich einfach richtig an. Ein Kuss hat zum anderen geführt und nun liegt Milan sorglos schlummernd in ihrem Bett. Er beansprucht fast den ganzen Platz, sodass Skyla eingequetscht an der Wandseite aufgewacht ist. So blickt sie auf die bunte Lichtkette über ihren Kopf. Gefolgt von einer beachtlichen Sammlung an Fotos von ihr und Lukas. Erinnerungen, auf die sie gern zurückblickt. Die beiden Freunde haben viel gemeinsam erlebt. Ob in dieser Stadt oder fern auf ihren Ausflügen. Viele von den Fotos wurden von ihrem Patenonkel geschossen. Thomas behauptet immer, er sei Hobbyfotograph, dabei hat er ein wahres Talent, den richtigen Moment mit der Linse einzufangen.
Skylas gute Laune sinkt bei den Gedanken, was Lukas hierüber denken würde. Es bereitet ihr Bauchschmerzen, ihm womöglich irgendwann davon zu erzählen, dass sie Milan näher gekommen ist. Auch wenn ihr bester Freund kein Recht hat, ihre Entscheidungen zu kritisieren, ist er immer noch einer ihrer Lieblingsmenschen. Jemand, dessen Meinung sie schätzt und womöglich enttäuscht.
Je länger Skyla den Geisterjäger betrachtet, desto niedlicher wirkt er auf sie. Wie ein Engel auf einer Wolke ruht er dort. Süß und unschuldig. Dabei weiß es Skyla besser, vor ihrem inneren Auge sieht sie sein freches Grinsen. Sie schlängelt sich anMilan vorbei, wobei sie fast auf ihm gelandet wäre. Etwas, was er in seinem tiefen Schlaf sicherlich nicht mal mitbekommt. Ganz leise schleicht sich Skyla an den Bücherregalen voller Mangas vorbei aus dem Zimmer, nachdem sie sich etwas übergezogen hat. Für einen Moment vergisst sie ihre Eltern und die Erinnerungen an den gestrigen Tag bringen sie zum Lächeln. Kaum tritt sie in die Küche, hört sie ihre Mutter summen. Ihr Vater dagegen blättert in der Zeitung und tut so, als würde er lesen. Dabei bemerkt Skyla, wie er seiner Mutter immer wieder verdächtig anlächelt. Es handelt sich hier um keinen verliebten Blick, sondern um einen Schelm, der hinter den Brillengläsern ihres Vaters hervorblitzt.
„Guten Morgen, Skyla", meldet sich Mutter Katie und dreht sich mit einem viel zu breiten Grinsen um. Sie schlendert mit einer Tasse Kaffee zu ihrem Vater.
„Guten Morgen", erwidert Skyla misstrauisch und entscheidet sich für ein Müsli zum Frühstück.
„Du bist aber früh wach", erwähnt ihr Vater.
„So habe ich wenigstens keinen Stress vor der Arbeit."
Skyla muss sich in diesem Moment fragen, ob sie bereits über Milans Anwesenheit Bescheid wissen.
Ihre Mutter greift an Skyla vorbei und holt sich einen Apfel aus der Obstschale. „Machst du deinem Besuch ebenfalls Frühstück?"
Na toll! Sie wissen also Bescheid!
Allein diese Tatsache verschlägt ihr die Sprache. Skyla braucht sich nicht mal umzudrehen, denn sie kann sich denken, dass sich ihre Eltern über ihr Verhalten köstlich amüsieren. Der Vergleich mag fies sein, aber oft lachen die beiden wie böse Hyänen.
„Hat es dir die Sprache verschlagen, Tochter?", fragt ihr Vater gutgelaunt nach.
„Er ist süß", schwärmt ihre Mutter Kacie und bemerkt den skeptischen Blick ihres Ehemanns. „Ist doch so oder?"
Es folgt ein Räuspern. Den Blick stur auf die Zeitung gerichtet, erkundigt sich der Vater: „Wann sind deine Prüfungen, Skyla?"
Die Zwischenprüfung. Ein Wort des Grauens für viele Azubis. Bei all dem Wirbel mit den Geistern hat Skyla jeglichen Gedanken daran verdrängt. Ihr Ausbilder David spricht das Thema ebenfalls nicht an. Nicht, weil er sie damit verängstigen könnte, sondern weil er Vertrauen in seine kleine Azubiene hat. Umso mehr fürchtet sie sich, ihn und den Betrieb zu enttäuschen. Skyla will nicht diejenige sein, die den Kräutergarten bis auf die Knochen blamiert. Die Sorge ist groß, dass es an ihrer Konzentration scheitern könne. Es muss nur ein böser Geist auftauchen und schon ist das Chaos vorprogrammiert. Allein bei dem Gedanken an die enttäuschten Blicke ihrer Kollegen beschleunigt sich ihr Puls und treibt den Angstschweiß aus den Poren.
„Im Sommer", antwortet Skyla, während sie sich wieder mit ihrem Frühstück auseinandersetzt.
Sie klingt dabei so gefasst wie möglich. Konzentriert sich auf ihre Mahlzeit vor der Arbeit, statt sich mit einer möglichen Zukunft zu befassen.
„Was sagt dir dein Gefühl?"
Eine einfache Frage, die sie vergessen lässt, was sie gerade machen wollte.
„Ich fürchte mich davor. Genauer gesagt, dass ich Konzentrationsprobleme habe."
Eine Antwort, die ihre Mutter aufblicken lässt. Kacie betrachtet ihre Tochter stirnrunzelnd und behält ihre Gedanken für sich. Etwas, was Skyla ein wenig verrückt macht. Aber beschweren darf sie sich nicht. Das Karma rächt sich für die Sache mit Milan, denn den Geisterjäger hat sie schließlich erst kürzlich angeschwiegen.
„Mache nicht so viel Schnickschnack. Denke daran, dass dir eine Zeit vorgeben ist", vergibt der Vater seiner Tochter den Ratschlag.
Ein Blick zu ihm reicht aus, um zu erkennen, dass er noch viel mehr sagen will.
Doch sie erinnert ihn: „Bis zur Prüfung ist noch viel Zeit."
„Ich bin sicher, unsere Tochter schafft das schon."
Mama Kacies Einmischung sorgt für Schweigen. Es klingt, als wäre sie diese Unterhaltung satt. Ihr Mann Finn nickt stumm und wärmt sich mit einem Schluck aus seiner dampfenden Tasse.
Skyla hingegen begibt sich zum Kühlschrank auf der Suche nach Naturjoghurt. Ohne ihr Dasein würde dieser Haushalt nichts damit anfangen können, was in diesem Fall einfach zu schade wäre. Kaum schließt Skyla die Tür, bemerkt sie im Hintergrund Milan, der etwas schüchtern in die Runde lächelt.
„Ähm ...guten Morgen", begrüßt er die Runde zögernd, bevor er hilfesuchend zu Skyla schaut.
Vater Finn wirft ihm einen strengen Blick zu. „Guten Morgen."
Ihre Mutter schlägt auffällig mit den Wimpern. „Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Kacie."
„Hi, ich bin Milan."
„Nenn mich Finn, Milan. Kennt ihr euch von der Schule?"
„Oh, Finn." Kacie kichert verdächtig. „Siehe dir das Schnuckelchen an, der arme Junge ist ganz nervös. Ich bin zwar wahnsinnig gespannt, wie die beiden sich kennen gelernt haben. Aber ich möchte es nicht provozieren, dass er in Ohnmacht fällt."
„Ähm", versucht Milan zu sagen.
Jedoch wird er gekonnt ignoriert, denn Finn nickt zustimmend. „Verzeih mir, mein Schatz."
„Skyla macht Frühstück. Hast du Hunger?" Kacie erhebt sich, um die Apfelkitsche zu entsorgen. „Schatz, wollen wir los?"
Sie dreht sich zu ihrem Ehemann, der einen Schluck Kaffee trinkt und seine Krawatte richtet.
„Meinetwegen, Liebes."
Mit seiner Tasse wandert er zum Spülbecken, wo er die Tasse mit einem Zug leert und den Behälter abstellt.
Milan beobachtet verwundert, wie Skylas Eltern sich verabschieden und zur Arbeit aufbrechen.
Neugierig fragt der junge Geisterjäger nach: „Deine Eltern arbeiten im Büro oder?"
Das weckt Misstrauen in Skyla. Schließlich haben Justin und sie doch durchleuchtet.
„Beide sind Bankkaufleute."
Er nähert sich ihr. „Und warum hast du dich für die Ausbildung zur Köchin entschieden?"
„Meine Eltern können beide nicht kochen, also habe ich oft mit meiner Oma gekocht. Die glücklichen Gesichter meiner Eltern waren Grund genug, sich hierfür zu entscheiden. Ich möchte auch ehrlich gesagt nur ungern in einem Büro versauern."
Da keine weiteren Fragen folgen und Milan das Thema unkommentiert lässt, scheint es für ihn einleuchtend zu sein.
Milan beugt sich schließlich zu ihr hinab. Seine warmen Lippen berühren ihre Stirn flüchtig.
„Du musst sicherlich gleich arbeiten oder?", ahnt er.
„Jap."
„Du arbeitest am Wochenende und hast nur donnerstags frei?"
„Eigentlich hat der Laden montags geschlossen. Aber, weil ich ausgerechnet montags Berufsschule habe, habe ich mich mit dem Küchenchef auf den Donnerstag geeinigt."
„Verstehe."
„Möchtest du auch eine Schüssel Müsli?", fragt sie ihn.
„Das fragst du noch?" Milan wippt erwartungsvoll auf seinen Stuhl und stützt seinen Kopf mit den Händen. „Du wirst sicher eine gute Köchin."
„Bisher habe ich dir nur Frühstück gemacht."
„Allein das macht mich glücklich", gesteht er ihr und zwinkert ihr frech zu. „Darf ich nicht bei dir einziehen?"
Skyla betrachtet ihn mit hochgezogener Augenbraue. „Schon mal davon gehört, es langsam anzugehen?"
Milan lächelt unschuldig und überlegt für ihren Geschmack viel zu lange. Ungewöhnlich ist auch, dass er ihrem Blick ausweicht. Wenn auch nur kurz. Skyla glaubt etwas wie Nervosität in seinen Augen zu sehen. Sicherlich nur Einbildung.
Gerade, als Skyla sich auf das Produkt vor ihr konzentrieren möchte, bringt er sie mit folgenden Worten aus der Fassung: „Ich liebe dich."
Es klingt nicht nach einem Scherz und auch sein Blick ist voller Entschlossenheit. Er macht einen überzeugten Eindruck – sicherlich nur eine Farce. Auf sie wirkt er noch immer wie ein Frauenheld. Jemand, der solch einen Satz niemals ernst meinen könne. Dennoch schneidet sich Skyla vor Schreck glatt in den Finger und sieht fluchend auf.
Die Wunde ist schnell versorgt und doch blickt Skyla mit aufgeblasenen Wangen auf das Pflaster um ihren Finger. David wird vor Unglauben aus allen Wolken fallen, wenn er das sieht. Mit einer beeindruckenden Messerführung glänzte Skyla in der Küche. Sie hat sich bislang kein einziges Mal verletzt. Verärgert über die Aussicht, heute in der Küche einen Handschuh zu tragen, stößt Skyla einen tiefen Seufzer aus. Solange, bis sie Milan im Hintergrund wahrnimmt. Gewissensbisse scheinen ihn zu plagen, denn seine Hände liegen auf seinem Schädel und seine Augen sind vor Schreck geweitet. Ihr verräterisches Gedächtnis ruft sein Liebesgeständnis auf, woraufhin ihre Wangen Feuer fangen. Es gab keine mutige und entschlossene Seele, die ihr diese Worte ins Gesicht sagen konnte. Dafür hat Milan ihren Respekt und tief in ihrem Inneren freut sie sich ein klein wenig darüber, auch auf diesen kleinen Genuss gekommen zu sein. Auch wenn sie noch immer seine Ernsthaftigkeit in Frage stellt. Zumal er gerade in ihr Leben gestolpert ist und sie die Türe zu ihrem Herzen geöffnet hat. Vielleicht zu früh. Das wird sich nun zeigen.
Nicht bereit, auf Milans albernes Verhalten einzugehen setzt sich Skyla an den Tisch und ihr Gast nimmt sich daran ein Beispiel. Der Hunger ist ihr vergangen, das Obst wird gedankenverloren hin und her geschoben.
Mit gerunzelter Stirn beugt sich Milan vor. „Stimmt etwas nicht?"
„Alles gut."
Es ist mehr ein geistesabwesendes Nuscheln, was ihr über die Lippen geht.
„Habe ich dich verärgert? Hat es dir nicht gefallen? Bitte sprich mit mir."
Sein Verhalten ermüdet sie. Gefühle deuten fällt ihm anscheinend schwer und mit seinem unwiderstehlichen Charme scheint ihn die Welt bislang mit offenen Armen begrüßt zu haben. Es gibt zwar nichts zu bereuen, denn die gemeinsame Nacht übertraf ihre Erwartungen. Sie hat jede Sekunde an seiner Seite genossen. Nur reicht eine Nacht nicht aus, um nach seiner Aufmerksamkeit zu betteln.
Skyla betrachtet ihn warnend. Die meisten Leute wären jetzt abgeschreckt, nur dieses Exemplar nicht. Milan legt den Kopf schief, als verstehe er nicht, was in ihr vorgeht. Personal Space scheint ihm kein Begriff zu sein, denn er rückt verdächtig nahe mit seinem Stuhl an sie heran.
„Du bist schüchtern", flüstert Milan ihr amüsiert zu.
Sein warmer Atem lässt sie erschaudern. Seine Verbissenheit bringt ihre Mauer zum Bröckeln. Erneut schießt ihr die Röte ins Gesicht. Sein Lächeln wird breiter. Fast provozierend, woraufhin ihre Augen schmal werden. Milan ist mutig, denn er ignoriert sämtliche Warnungen und drückt ihr frech einen Kuss auf die Wange. Ihr darauffolgendes Brummen entlockt ihm sogar einen amüsierten Laut.
Skylas Reaktionen verleiten ihn zu einer weiteren Tat. Eine flüchtige Begegnung ihrer Lippen. Kein fordernder Kuss, sondern nur eine weitere Albernheit, um seinen Wissensdurst zu stillen. Denn seine Augen ruhen voller Neugier auf ihr, als Skyla hochschreckt und rückwärts vom Tisch tänzelt. Ihr Herzschlag beschwert sich laut, als sei es zu früh, um in Hochleistung zu gehen. Der Geist hingegen ist nun hellwach und wachsam. Schützend greift sie nach ihrer Schüssel und steckt sich einen Löffel in den Mund. Sie widmet sich voll und ganz ihrem Frühstück, was gar nicht so leicht ist, so wie der freche Geisterjäger sie ansieht. Entweder macht sich Milan innerlich über sie lustig oder er ist wirklich vernarrt. Vielleicht trifft ja von beiden etwas zu. Skyla entgeht nicht, dass Mia auf dem Tisch landet. Sie stiehlt ihrem Partner das eine und andere Apfelstück aus dem Müsli, doch das scheint Milan nur wenig zu interessieren. Sein Blick ist so stark auf Skyla fixiert, dass sie ihn am liebsten mit etwas bewerfen möchte.
Bevor Skyla nur daran denken kann, durchschaut Mia sie und warnt: „Lass das besser! Du sollst den Dämon nicht beschwören!"
Milans Augen weiten sich überrascht. „Du wolltest mir den Teddybären wieder ins Gesicht pfeffern oder?"
Skyla lächelt unschuldig und bittet ihn: „Würdest du bitte aufhören, mich so anzusehen?"
Ein breites Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit. „Unmöglich."
„Wie nervend!"
„Ja!"
Auch Mia ist nicht davon begeistert.
„Wo hast du bitte deinen Drachen versteckt?", wechselt Skyla verzweifelt das Thema.
Milan seufzt und findet: „Solange Boro nicht gebraucht wird, sollte dies ein Geheimnis bleiben."
„Schon ein wenig unfair. Du weißt so viel von mir und ich kenne dich ja kaum!", teilt Skyla ihren Frust mit.
„Beschwere dich bei Justin. Er hat ein Talent darin, sämtliche Informationen über irgendwelche Leute aufzutreiben. Du solltest ihn auf gar keinen Fall unterschätzen."
In ihren Gedanken ruft Skyla eine kleine Rückblende über Justin auf. Ein Blick in sein strenges Gesicht verdirbt ihr schon fast den Appetit. Er ist die unfreundlichste Person, die ihr je begegnet ist.
„Was für ein Wesen begleiten ihn? Sicherlich ein Dämon oder?", interessiert es Skyla.
Mia verschränkt ihre Arme. „Pah! Du weißt rein gar nichts über Justin!"
„Also eine miese, kleine Fee", provoziert Skyla dieses freche Insekt.
Sie genießt den Anblick, wie Mia vor Wut anfängt zu dampfen.
Milan hingegen findet das falsch: „Ihr beiden solltet euch mir zu liebe vertragen."
„Was findest du nur an ihr, Milan?"
Mia versteht es einfach nicht.
„Wir hatten darüber gesprochen, Mia. Du musst wohl oder übel damit zurechtkommen, dass ich nun Zeit mit Skyla verbringe."
„Pah! Das macht dich zu einem vernarrten Idioten!"
„Also, was für ein Ding verhilft Justin?"
Skyla hat schließlich immer noch keine Antwort erhalten.
„Justin besitzt zwei Drachen", berichtet Milan ihr.
„Zwei? Ich dachte, die kosten ein Vermögen."
„Ja, den einen Drachen erhielt er schon sehr früh von einem verstorbenen Freund, nachdem Justins Fee verstarb. Auf den zweiten Drachen hat er lange gespart."
Da wird sie glatt hellhörig. „Wie verstarb seine Fee?"
Mia ist schneller als Milan. „Ein Dämon zerquetschte sie."
Milans Begleiterin klingt alles andere als traurig, als hätten sich die beiden Feen nicht untereinander leiden können. Milan seufzt und bestätigt die Aussage seiner geflügelten Freundin mit einem traurigen Nicken.
Eigentlich wollte er es dabei belassen und doch entscheidet er sich, ihr preis zu geben: „Du magst es dir zwar kaum vorstellen, aber das hat Justin wirklich mitgenommen."
Und dennoch hält Skyla diesen Freak für einen unverschämten Kerl.
Milan beschließt: „Am Donnerstag wirst du dich mit Justin zusammensetzen und wir reden über deine Ausbildung zum Geisterjäger."
Mit schmalen Augen betrachtet Skyla ihn „Oh, wie schön! Du bestimmst das einfach mal aus heiterem Himmel?"
Er könnte an ihr verzweifeln und klatscht seine Hände zusammen, während er mit zugekniffenen Augen den Kopf senkt.
„Bitte höre auf, so stur zu sein, Skyla. Justin wird dich auf gar keinen Fall aus der Sache herauslassen, seine Überredungskünste befürworte ich wirklich nicht. Deshalb will ich dich davor beschützen. Mache ihn dir bitte nicht zum Feind."
Da Mia kichern muss, öffnet Milan besorgt seine Augen und blickt auf. Er wirkt etwas verzweifelt, als er Skylas fieses Grinsen zur Schau bekommt.
Skyla lehnt sich lässig zurück. „Herausforderung angenommen."
Ihrem Gegenüber weicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht, er schüttelt verzweifelt seinen Kopf.
Panisch ergreift er Skylas Hand und blickt ihr für einen langen Moment in die Augen. „Deinen Eltern zuliebe solltest du dir diesen Gedanken sofort aus dem Kopf schlagen."
Mia hingegen wühlt desinteressiert weiter in seiner Müslischüssel. „So langsam sollte es dir bewusst werden, Milan. Ein Dämon passt gut zu ihr."
„Ich kann dich nicht vor Justin beschützen, Skyla", spricht Milan voller Sorge. „Justin wird jeden, der dir nur ansatzweise etwas bedeutet schaden."
Wie gemein, dabei wollte Skyla es doch draufanlegen. Nur möchte sie niemanden in die Sache mithineinziehen.
„Na schön, ich lerne von euch. Dann wird er es bereuen, mich ausgebildet zu haben. Sobald er erkennt, dass ich ihm das Wasser reichen kann", beschließt sie mit einem fiesen Grinsen.
Vor ihrem inneren Auge sieht Skyla bereits Justin, wie er verzweifelnd zu Boden geht und seine Entscheidung bereut. Wenn er erkennt, dass sie seinen Job besser macht als er selbst und sie den Boss raushängen lassen kann. Allein der Gedanke, Skyla könnte so unverschämt mit ihm umspringen, wie er es getan hat, würde ihr Genugtuung verschaffen. Allein, damit der Kerl mal versteht, wie es sich anfühlt, von solch einer Unfreundlichkeit erschlagen zu werden. So etwas mag nicht Skylas Art sein und doch kann es nicht sein, mit welchem Hochmut dieser Kerl durch die Welt stolziert und herablassend auf andere hinunter blickt. Denn das ist genau das Bild, was seit diesem Treffen in ihren Kopf zurückblieb.
Milan atmet erleichtert aus und widmet sich seinem Frühstück, schließlich überrascht er Skyla, indem er unaufgefordert den Tisch aufräumt. Er fängt sogar an zu spülen und das freche Ding Mia hilft ihm dabei, als wäre es das Selbstverständlichste auf der ganzen Welt.
Wenig später hat Milan ein Anliegen an seine Fee: „Mia, darf ich dich bitten, auf die Suche zu gehen?" „Ich lasse dich ungern allein", gesteht sie ihm.
„Geh schon, schließlich gehen wir beide doch gleich auf Geisterjagd. Nun möchte ich aber die Zeit mit dieser süßen Zicke genießen", überredet er sie mit seinem Charme.
Mia verdreht ihre Augen und öffnet das Küchenfester, schließlich fliegt sie hinaus. Milan dreht sich zu Skyla, die ihren Blick nicht von ihm lassen kann, also zwinkert er ihr zu. Auch wenn ihr Herz schneller für ihn schlägt, kann sie sich noch nicht ganz mit der Situation anfreunden. Die Flucht scheint ihr vorerst die beste Option, daher erhebt sie sich und verschwindet in ihr Zimmer.
Gerade, als Skyla ihren Kleiderschrank aufsucht, entdeckt sie ihr leuchtendes Handy. Sieh an, Lukas hat ihr geschrieben. Er möchte sich wieder mit ihr treffen, also schlägt sie den Montag vor. Da ihr Freund aber weiß, dass sie Donnerstag frei hat, scheut er sich nicht, nachzufragen, ob sie an dem Tag bereits etwas plant. Für einen langen Moment überlegt Skyla, wie sie ihm darauf antworten soll, denn Lüge soll eigentlich nicht zur Option stehen. Aber seine Meinung über Milan kennt sie bereits. Die Wahrheit würde nur für unnötigen Ärger sorgen. Also schreibt sie ihm, dass sie mit einem Freund verabredet sei.
Skyla muss schmunzeln, als Lukas ihr scherzend vorwirft:
Du versetzt mich? Mich? Deinen besten Freund? ;)
Ach, Lukas. Du wirst den Donnerstag auch ohne mich überstehen ;D
Montag habe ich doch Zeit für dich.
...
Um was für einen Freund handelt es sich? Du weißt schon, dein Treffen am Donnerstag.
Skyla ist gerade dabei ihm eine Antwort einzutippen, da kommt Lukas ihr zuvor.
Du würdest mich doch informieren, wenn du in einer Beziehung bist oder?
Ich wäre doch sicher einer der Ersten, der davon erfahren würde.
Ich möchte es nicht von irgendwem erfahren, so wie die Sache mit deinem Stalker.
„Alles klar, Nachricht angekommen. Das hast du mir ganz schön verübelt", spricht Skyla ihren Gedanken laut aus.
Nach dem Gespräch im Park war die Sache so gut wie vergessen. Es gab keinen Grund, ihrem besten Freund mehr Sorgen zu bereiten. Wer hätte auch gedacht, dass sie ihrem Stalker näher kommt?
Es folgt ein Überfall, denn Milan drückt ihr einen Kuss auf die Lippen.
„Mit wem schreibst du, meine Zicke?"
„Das, Nervensäge, geht dich nichts an."
Skyla nimmt sich vor, aufzustehen.
Nicht mit Milan, denn er reißt sie auf seinen Schoß und berichtet ihr nun: „Wir haben Glück, dass du Donnerstag frei hast. Schließlich können wir gegen Mittag erneut nach Thailand reisen, dann beginnt das Loy Krathong. Es ist so ähnlich wie mit Silvester, nur etwas anders. Auch hier wird mit dem Jahr abgeschlossen und mit diesen Schiffchen ..."
Was für Schiffchen? – Ist Skylas erster Gedanke bei all den Informationen.
„...wünschst du dir halt etwas fürs neue Jahr. Da wir davor mit Justin sprechen und ich sehr abergläubisch bin, nach all dem, was ich in meinem Job alles erlebe, bitte ich dich, verfluche Justin nicht. Du magst ihn hassen, aber er ist ein hervorragender Geisterjäger."
Noch bevor Skyla darüber einen Gedanken verschwenden kann, macht sich ihr Handy bemerkbar. Es vibriert. Sie hat Lukas für einen Moment vergessen und nun ruft ihr bester Freund sie an. Diesen Anruf kann und darf sie nicht ignorieren, sonst stellt Lukas zu viele Fragen.
„Entschuldige mich bitte kurz, Milan." Eilig erhebt sich Skyla. „Entschuldige bitte, Lukas. Ich wurde gerade etwas abgelenkt."
„Stimmt denn etwas nicht?"
Lukas hört sich wirklich besorgt an.
„Naja, ich muss mich langsam für die Arbeit fertig machen und ich bin gerade etwas kopflos."
„Willst du darüber reden?"
„Am Montag , okay? Lass uns Montag treffen, wenn es dir passt."
„Du verheimlichst mir doch nichts oder? Ich will ehrlich mit dir sein, du verhältst dich schon etwas länger so seltsam", redet Lukas offen mit ihr.
Skyla belächelt seinen Scharfsinn und ärgert sich: „Dir kann man auch wirklich nichts vormachen."
„Ist es wegen Milan?", spricht er seinen Verdacht aus und triff voll ins Schwarze.
Ein Anflug von Verzweiflung fällt über sie her. Dieses Gespräch wird immer unangenehmer.
„Was soll mit ihm sein?"
„Er lässt dich doch in Ruhe oder?", hakt Lukas weiter nach.
Sie seufzt verzweifelt, bevor sie bemerkt, wie ernst Milan blickt.
Ihr kurzes Schweigen bestätigt die Sache für Lukas und nun schlägt er vor: „Wenn er dich nervt, dann knöpfe ich ihn mir vor. Er hat dich in Ruhe zu lassen."
Skyla könnte ein wenig verzweifeln. „Schon okay. Er ist ja doch ganz nett."
Lukas ist da ganz anderer Meinung: „Ich sagte dir doch bereits, der Typ ist auf Ärger aus. Du solltest ihm fern bleiben."
„Ich bin erwachsen, Lukas", erinnert sie ihn freundlich daran.
„Ist er etwa der Grund, warum du Donnerstag keine Zeit hast?"
„Hör zu, wir reden Montag weiter, schließlich muss ich gleich zur Arbeit", blockt sie ab.
„Also gut, pass auf dich auf."
„Bis dann."
Erschöpft setzt sich Skyla neben Milan, der sie auf die Stirn küsst.
Ihr bester Freund ist der Mensch, dem sie am meisten vertraut und ihn so zu behandeln, fühlt sich einfach falsch an. Lukas macht sich Sorgen und Skyla würde sicherlich genauso reagieren, wenn er in ihrer Lage stecken würde. Sie ist sich so sicher, wie Lukas reagiert, wenn er erfahren sollte, dass sie Kontakt zu Milan pflegt. Dabei will sie sich nicht streiten.
„Er kann mich nicht leiden. Dein sogenannter bester Freund."
Milan überrascht sie. Er war aufmerksam. Erschöpft seufzt Skyla und nickt.
„Er glaubt, du würdest mir das Herz brechen."
„Das hier ist mir sehr ernst mit dir."
Das klingt zu schön, um wahr zu sein.
Eilig springt Skyla auf und öffnet ihren Kleiderschrank, wo sie sich etwas Bequemes heraussucht.
„Hör zu, ich springe jetzt schnell unter die Dusche. Okay?"
„Ich komme mit."
„Nein, du bleibst schön hier und wartest gefälligst!"
Amüsiert betrachtet er sie. „Wirklich süß, sei doch nicht so schüchtern."
Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass ihr nicht viel Zeit bleibt. Also springt sie unter die Dusche, wo sich ihr Kopf mit ihrer misslichen Lage befasst. Im heißen Dampf ärgert sich Skyla, wie ungeschickt das Gespräch mit Lukas verlaufen ist. Sie darf sich einfach nicht aus der Fassung bringen lassen. In Zukunft nimmt sie sich vor, ihre Gefühle besser im Griff zu haben.
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