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Kapitel 11 - Teil 2

Leuchtend Rot – eine Farbe, die ihre innere Wut symbolisiert. Es ist die Ampel, die Skyla zum Stoppen bringt und dafür sorgt, dass Milan sie zu ihrem Pech einholt. Er ist schnell und hat mehr Ausdauer als gedacht.

„Jetzt warte doch, Skyla."

Der Sprint durch ihren Fluchtversuch macht sich sofort bemerkbar und so schnappt die Köchin nach Luft. Ein Blick in die hübschen Augen des Geisterprofis und sie erinnert sich an die Kusserfahrungen, woraufhin Hitze in die Wangen schießt. Ihre Fäuste verkrampfen sich.

Wie kann er nur die Unverschämtheit besitzen und mich einfach küssen?

Seine freche Art lässt sie vor Wut kochen. Der Zorn brodelt bedrohlich in ihrem Bauch wie Magma in einem Vulkan.

Das lässt sie ihn auch sofort spüren. „Würdest du bitte aufhören, mich zu küssen und dich als meinen Freund auszugeben?"

„Warum? Bin ich nicht dein Typ?", fragt Milan sie verwundert.

Tatsächlich blickt ihr Gegenüber so rein, als verstehe er ihre Frage nicht. Für ihn scheint diese Geste zu selbstverständlich sein.

„Man sollte sich nur küssen, wenn man verliebt ist!"

Ihre altmodische Einstellung wird belächelt. So legt Milan den Kopf schief und blinzelt sie provozierend an. Skyla rechnet mit Spott, umso größter ist die Überraschung, als er über mögliche Aussichten zu schwärmen beginnt.

„Also gut, dann erobere ich dein Herz. Wir beide müssen schließlich gut miteinander auskommen, wir sind nämlich schon bald eine Familie. Und ich bin ehrlich, ich bin so dankbar, dass du eine Köchin bist. Endlich gibt es dann etwas Vernünftiges zu essen."

Eine Familie?

„Bist du doof? Das hört sich an, als wäre es bereits beschlossen! Aber das ist nicht! Du täuschst dich in mir!", regt sich Skyla auf.

Ihre Reaktion mag ihn jedoch wenig beeindrucken. Stattdessen betrachtet er sie mit solch einer Intensität, dass es ihr kalt den Rücken hinunterläuft. „Willst du dich gegen die bösen Geister wehren können, Skyla? Oder bist du jemand, der die Flucht ergreift und Unschuldige in die Sache hineinzieht." Genervt betrachtet sie ihn und kaut wütend auf ihre Lippe herum.

Das ist gemein, gemein, gemein!

Widerwillig rückt Skyla mit einem Geständnis raus: „Natürlich will ich mich verteidigen können. Nur will ich mit deinem Mitbewohner nichts zu tun haben! Und jetzt, nachdem du mich geküsst hast, will ich auch nichts mehr mit dir zu tun haben!"

„Ich finde dich wirklich süß und sogar sehr unterhaltsam, Skyla. Du bist ein kleiner Giftzwerg, aber wirklich niedlich", gesteht Milan ihr und ahnt ihr nächstes Vorhaben, „willst du mich etwa wieder mit der Tasche hauen? Lass das lieber! Damit machst du dich nur zum Affen. Eines ist klar, die Geister werden es nicht leicht mit dir haben."

„Glaubst du ernsthaft, dass ich meinen Job für die Geisterjagd aufgebe?"

„Nein, das musst du nicht. Du kannst dein Leben wie gewohnt fortführen. Nur wollen wir dir beibringen, wie du dich im Notfall wehren kannst. Das eine oder andere Wissen über unseren Beruf könnte dir nicht schaden", antwortet er ihr mit einem Siegerlächeln, das er sich in ihren Augen sofort wieder aus dem Gesicht wischen kann.

„Sollte ich da mitspielen, bin ich euch danach wieder los?", fragt Skyla ihn mit hochgezogener Augenbraue.

„Wir würden in Kontakt bleiben, sobald du einen bösen Geist siehst, schickst du mir oder Justin eine SMS mit Ort und Beschreibung. Wir würden uns dem Problem annehmen. Hilfreich wäre es auch, wenn du uns die betroffene Person beschreiben könntest oder unauffällig ein Foto schießt."

„Ihr wollt mich als eure Informantin."

„Klingt doch nicht schlecht oder? Damit würdest du Leben retten."

Skyla fordert jedoch mit schmalen Augen: „Versprich mir, dass du mich nicht mehr küsst!"

Der Geisterexperte grinst verlegen. „Unmöglich, dass ist die schnellste Methode, dich ruhig zu kriegen."

Wie unverschämt!

„Idiot!"

„Zicke!", kontert er gutgelaunt.

„Hör auf, so zu grinsen!"

Denn das geht ihr am meisten auf die Nerven.

Milan schnauft erschöpft und findet: „An uns müssen wir noch dringend arbeiten und ich habe da eine Idee. Warst du schon mal in Thailand? Dort beginnt bald das Lichterfest, da haben wir einmal das Yi Peng Lichterfest, das schon übermorgen beginnt. Da wo die Laternen in den Himmel steigen, lass uns dort gemeinsam hingehen. Das ist die Gelegenheit, einige Tage später beginnt Loy Krathong." „Bist du doof? Thailand? Ich kann mir jetzt keinen Urlaub nehmen!"

Eigentlich will sie ihm an den Kopf werfen, dass es kein uns geben wird. Aber solche Worte sind an ihn verschwendet.

„Du brauchst dafür keinen Urlaub. Aber lass dich einfach überraschen."

„Nein! Ich habe kein gutes Gefühl dabei!"

Ihre Reaktion kränkt ihn, schließlich blitzt die Enttäuschung hervor. „Ach komm schon, Skyla. Ich versichere dir, dass du noch am selben Tag wieder Zuhause bist. Wir machen nur einen kleinen Ausflug nach Thailand."

Ein kleiner Ausflug? Mal eben nach Thailand? Anscheinend hat jemand den Erdkundeunterricht verpennt.

„Bist du auf den Kopf gefallen?"

Skyla will ihm den Rücken kehren. Doch Milan hat sie überholt und macht einen Schritt auf sie zu, wobei er sich zu ihrem Ohr beugt.

„Magie, meine kleine Zicke", flüstert er ihr zu.

Unbeeindruckt nimmt Skyla einige Schritte von ihm Abstand. „Lass mich raten, deine doofe Fee!"

Er seufzt erschöpft. „Bitte beleidige Mia nicht, wenn sie dich hören kann. Dann darf ich mir den ganzen Tag ihre Beschwerden anhören."

„Aber ist doch so oder? Sie wird wieder so ein Portal öffnen."

Skyla erinnert sich schlagartig an den Moment, wo die Fee den bösen Teddy weggeschafft hat. Milan betrachtet sie glücklich und verhält sich kurz darauf zu albern, denn er berührt freudig ihre Nase.

„So scharfsinnig, meine kleine Zicke."

„Lass den Blödsinn!"

Statt die Zeichen ernst zu nehmen, spielt Milan weiter mit seinem Leben.

„Gehst du mit mir auf die Feste?"

Skyla umrundet ihn im hohen Bogen. „Nein! Das wäre ja dann ein Date mit dir!"

„Ganz recht, lass uns auf ein Date, Skyla", äußert er sich glücklich dazu und folgt ihr weiter.

„Ich wünsche mir diesen bösen Teddy, damit ich dich damit bewerfen kann!", spricht Skyla ihren Gedanken laut aus, wobei ihr die Finger verdächtig kribbeln.

Sie stoppt schlagartig, womit der Geisterprofi nicht gerechnet hat und gegen sie läuft. Sie hält gekonnt ihr Gleichgewicht und lauscht einem langandauernden Schrei. Ihre Augen erkunden den Ort und suchen nach der Ursache, bis Skyla ihren Kopf hebt und ein herabfallendes Objekt ausfindig macht. Ein freier Fall. Gewappnet der Person in Not zu helfen, bereitet sich Skyla auf ihren großen Moment vor. Es geht schnell und doch greifen ihre Finger rechtzeitig zu. Sie packen in weiches, plüschiges Gewebe. Überrascht starrt Skyla auf den blauen Teddybären, den sie mit ihren Worten heraufbeschworen hat. Sein kleines Herz schlägt laut und wild. Sie spürt das Pulsieren unter ihren Fingern. Und so sehen sich der Dämon und Skyla in die Augen. Einen kurzen Moment, den sie brauchen, um zu begreifen, was hier gerade passiert ist.

Vielleicht ist es auch nur ein Zufall. Ziemlich unwahrscheinlich und doch beruhigender, als eine mögliche Superkraft, die in ihr geschlummert hat und nun erwacht ist.

„Was zur Hölle!", staunt sie über den kleinen Bären.

Milan ist alles andere als begeistert. „Wow! Wo kommst du denn her?"

Der Teddybär grinst böse und streckt seine Arme hinauf zum Himmel, während er Skyla glücklich verkündet: „Ihr hast mich heraufbeschworen! Was kann ich für meine neue Herrin tun?"

Skyla geht mit dem Bären einige Schritte weiter, bevor sie sich schwungvoll umdreht und die böse Plüschwatte in Milans Gesicht pfeffert.

„Zweck erfüllt."

Zufrieden nickt sie.

Eigentlich wollte Skyla ihren Weg fortsetzen, aber der Anblick, wie der große Meister verzweifelt und damit kämpft, den Dämon einzufangen, ohne dass dieser aus seinen Fingern gleitet, ist schon recht amüsant. Der Bär macht einige Luftsprünge und es wirkt fast auf Skyla, als würde das Watteding schweben. Das kleine Monster verhält sich ihm gegenüber tollwütig wie eine wilde Bestie. Am Ende schafft es der Geisterjäger wie durch ein Wunder doch noch, den Dämon einzufangen. Skyla findet, dass er einfach zu viel Glück hatte.

Schnaufend und ziemlich schlecht gelaunt hält Milan den Bären von sich fern.

Er beschwert sich schließlich bei ihr: „Nicht cool!"

Sie erwischt sich selbst dabei, wie sie vergnügt darüber kichern muss. Also kann Skyla ihm auch beruhigt die Zunge herausstrecken.

„Warte, Mädchen! Nicht abhauen! Du brauchst mich doch, sonst hättest du mich doch nicht gerufen!", ruft der Bär nach ihr.

„Ich bin doch nicht doof. Du bist mir alles andere als freundlich gesonnen."

Milan findet ihre kleine Beschwörung sehr beunruhigend: „Ist dir überhaupt klar, wozu du gerade im Stande warst? Du solltest diesen Trick nicht unterschätzen!"

„Nerv mich nicht!"

Sie läuft bewusst schneller.

„Na gut!" Milan gibt sich in diesem Punkt geschlagen, aber an einer Sache bleibt er weiter verbissen. „Gehst du jetzt mit mir auf ein Date?"

Skyla rollt die Augen. Milan ist solch eine Nervensäge.

„Nein!"

Der Dämon namens Kai lacht lauthals über Milans Korb, bevor er Skyla schockiert. „Und wie sieht es mit mir aus, Süße? Klingt ein Date mit mir nicht verlockend?"

Erschrocken dreht sie sich um und schüttelt sich bei dem hungrigen Blick des Bären.

„Auf gar keinen Fall!"

Schockierend, dass sie dies von einem Teddybären gefragt wird.

„Ich nerve dich solange, bis du ja sagst!", versichert Milan ihr.

Skyla lächelt böse. „Tja, mein Lieber, ich bin gleich Zuhause! Also viel Spaß!"

Auf dem ganzen Nachhauseweg konfrontiert der Geisterjäger sie ständig mit ein und derselben Frage. So beschließt Skyla, ihrer Mutter zwei Ohrenstöpsel zu mopsen. Ihr Vater schnarcht so laut wie ein Bär, dass es eine Frau wie Kacie ohne diese Erfindung keinen Schlaf neben ihren Mann finden würde. Sicherlich erfüllen die kleinen Helfer ihren Zweck in Milans Gegenwart. Dankbar, in der Wohnung ihrer Eltern zu verschwinden, schlägt sie dem Geisterjäger die Tür vor der Nase zu. Kaum ist die Haustür geschlossen, lehnt sich Skyla genervt gegen diese und muss einmal tief Luft holen. Dieser Kerl ist schon schlimmer wie ein Vertriebsmitarbeiter im Außendienst, der von Haus zu Haus läuft und seine Geschäfte zwischen Tür und Angel versucht abzuschließen.

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