Not like the Movies
~ Für S. ~
"Ist dir mal aufgefallen, dass deine Liebe schrecklich sein muss, wenn sie ist wie im Film?"
"Wie meinst du das? Es sind Träume, das, was sich jeder wünscht. Sie sind traumhaft schön. Wundervoll. All diese Liebe, die Leidenschaft, die Küsse, die Aufregung, die verträumten Blicke...wünscht sich nicht jedes kleine Mädchen eine perfekte Liebe wie im Film?"
"Ha! Eine Liebesgeschichte im Film ist niemals perfekt! Niemals! Es gibt zwar Liebe, es gibt zwar Leidenschaft, es gibt zwar Küsse, aber über allem lauert die Wolke des Konflikts wie ein dräuender Sturm. Es gibt Zwist und Streit und Missverständnisse, so viele, dass die Liebe daran zerbrechen würde, wenn der Autor sie sich nicht in Arme treiben würde. Es herrscht Gewalt und Verrat, Betrug und Hass, Gier, Neid, Sucht nach einem Menschen, der einen weniger liebt als einen selbst! Frauen verzehren sich nach ihren betrügerischen, herumhurenden Männern, Männer stoßen ihre Frauen in den Dreck, wo sie bleiben, greinend wie kleine, dumme Kinder, bis jemand eine helfende Hand nach ihnen ausstreckt, ein Weg, aus dem Schlamm von Verzweiflung und Abhängigkeit zu entkommen. Und sie ergreifen sie. Hoffen auf Rettung. Und sie ziehen sich daran empor, und sehen in das Gesicht ihres Geliebten, der ihnen Krokodilstränen auf die Wangen weint, so lange, bis er genug von ihnen hat, und erneut zum Schlag ausholt. Und nein, diese Frauen, sie lernen niemals. Sie könnten die Hand beiseite schlagen. Sie könnten aus eigener Kraft aufsteigen aus dem Dreck. Sie könnten weit weg gehen, von jenen, die sich anmaßen, sie zu zerstören. Doch tun sie auch nur eines davon? Nein. Sie bleiben dort, wo sie sind, weinen und jauchzen abwechselnd, und reden sich ein, dass all die guten Dinge das Dunkel vertreiben können. Doch siegt eine Kerze des Glücks gegen einen Regen, einen Sturm, einen Orkan aus Tränen? Was hat eine Liebe im Film, eine Liebesgeschichte wie im Roman, zu bieten außer das Grauen der Zurückweisung?"
"Man kann der Liebe nicht widerstehen! Sie ist stärker als alles Leid der Welt! Und wenn man am Ende des Grauens angelangt ist, dort wartet das Elysium. Du wirst es niemals wissen. Denn du wirst niemals dort angelangen. Du würdest aufgeben, ehe dich auch nur die Erlösung erwartet!"
"Als ob das Elysium nur am Ende des steinigen Weges wartet! Als ob man das Elysium nicht finden könnte, so, wie man einen Diamanten findet! Such nur an der richtigen Stelle, und der Weg zum Paradies... Ist das Paradies, und es gibt keinen Weg, den man gehen muss."
"Du sprichst von dem, was man in Filmen findet."
"Nein. Denn wenn es keinen steinigen Weg gibt... Dann gibt es keine Geschichte, die es sich zu erzählen lohnt. Kein dunkler Schatten, der dich niederzudrücken sucht. Nur das warme Licht der Liebe. Keine Dunkelheit. Und was ist eine Geschichte ohne einen guten altmodischen Schurken? Einen Gegner, der die Welt, die Umstände selbst sein können?"
"Es klingt langweilig, so gar ohne Aufregung. Willst du ein langweiliges Leben?"
"Langweilig, ja, das ist es. Doch ist es nicht einfacher, etwas zu erleben, ohne dass die Welt gegen dich spielt? Einfach etwas tun, was man will, ohne dass der Geliebte dich hinter deinem Rücken betrügt? Dich behandelt wie den Schlamm unter seinen Füßen? Ohne dass jemand nach deinem Leben trachtet? Ohne dass jemand euch auseinander reißen will?"
"Jemand sagte einst, man sieht, man liebt, man schreibt, was man sich am meisten wünscht. Wünschen sich so viele dieses Verderben?"
"Sie wünschen sich alle das Gleiche. Sie wünschen sich das, warum die Welt schreibt. Sie wünschen sich Aufregung in ihrem Leben. Eine Veränderung. Die wahre Liebe. Sie alle schreiben darüber, doch sollte die Welt der Bücher real werden? Möchte man ein solches Leben in der echten Welt? Dort, wo man nur sich selbst bemitleiden kann? Wo man nicht das Papier aus der Hand legen, den Film mit einem letzten Aufblitzen beenden und zurückkehren kann, dorthin, wo die Ruhe und das Licht wartet? Dort, wo einem nicht der Tod auf Schritt und Tritt folgt? Möchte man es?"
"Warum dann suchen Frauen dann nach solchen Männern, nach solchen Lieben?"
"Vielleicht, weil sie denken, dass das echte Leben auch immer traumhaft endet. Wie der Film, der Roman, wie all diese wundervollen Geschichten. Denn man schreibt, was man sich wünscht, und deswegen enden Geschichten gut. Doch die wahre Welt ist finster, und niemand kann ihr entkommen. Und all diese Verliebten hoffen auf Ihr ewiges Glück, auf das Elysium... Und finden sich im Tartarus. Träume müssen bleiben, was sie sind, und niemals zu Hoffnungen werden. Sonst brechen sie dir das Genick, mit einem schnellen, flüchtigen Fingerschnippen. Träumt, solange ihr könnt. So oft ihr könnt. Und kehrt zurück in unsere Welt, wenn das Herz sich anmaßt, über den Kopf zu siegen."
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