2. Lustiges Ausweichspiel
Elegant landete ich auf meinen Füßen und machte mir noch einmal von hier unten einen genauen Überblick über die Situation. Es waren um die 20 feindliche Magier, denen wir gegenüberstehen würden. Denen wir gegenüber standen, um einen Kampf kamen wir nämlich nicht mehr herum. Von einem wurden wir nämlich schon bemerkt, zumindest ich, da ich den intensiven Blick auf mir spüren konnte. Die blauen Augen des Generals waren direkt zu mir gewandert, als ich auf dem Boden aufgekommen war. Wie ein Raubtier seine Beute, fokussierte er mich. Beobachtete mich genau, als wolle er jede meiner Bewegungen, waren sie auch noch so klein, erfassen, um sie womöglich gegen mich zu verwenden.
Ein seltsames Gefühl wanderte meine Wirbelsäule hinauf, es war ein unangenehmes Kribbeln, ein kalter Schauer, als hätte man mir einen eiskalten Lappen auf die nackte Haut gelegt. Konnte es sein, dass er mich kannte? Es wirkte so. Seine Reaktion auf meine Erscheinung war überaus vorsichtig und bedacht. Der Blauhaarige wollte nicht, dass ich aus seinem Blickwinkel verschwand, deshalb hatte sich seine volle Aufmerksamkeit auch meiner Selbst gewidmet. Womöglich starrte er mich so durchdringlich an, um von den anderen Soldaten abzulenken, die sich mir schon genähert hatten. Nur leider hatte ich das, zu seinem Bedauern hin, schon bemerkt.
Die weißen Seiten meines Grimoires blätterte zügig zu der entsprechenden Seite um und ich konnte tonlos den Zauber sprechen. 'Elementarmagie: Feuriger Wirbelsturm' formte ich die Worte in meinem Kopf, da sie gerade nur für mich bestimmt waren. Nur wenige Sekunden nachdem ich den Zauber in meinen Gedanken hören konnte, bildete sich Flammen am steinigen Untergrund, auf dem ich stand. Ein kleines Stück ging ich in die Knie, lächelte Ragus an, ehe seine Gestalt hinter dem rauschenden Feuer verschwunden war. Der Wind, der sich wie ein Tornado in einer kreisförmigen Strömung immer höher zog, hatte die Flammen angenommen und loderte gefährlich. Wie ein wütender Sturm raste der Wirbelsturm auch schon los, direkt in den Haufen Diamond Soldaten, die mir schon ein ganzes Stück nähergekommen waren.
Ruckartig stieß ich mich ab, um zur rechten Seite auszuweichen, da einer der Soldaten ebenfalls einen Angriff auf mich losgelassen hatte. Auch wenn ich sicherlich irgendwie alleine mit denen fertig werden würde, würde ich es dennoch begrüßen, wenn Makani sich hier dran beteiligen würde. Dieser war aber gerade immer noch damit beschäftigt lautstark zu fluchen und mir immer wieder einige Beschimpfungen an den Kopf zu werfen, die durch das Chaos, was gerade entstand, aber immer undeutlicher wurden. Schließlich entschied ich mich einfach dazu, den Windmagier zu ignorieren und mich auf diese lustige Auseinandersetzung zu konzentrieren.
Eigentlich hatte ich vorgehabt den blauhaarigen General vorerst nicht anzugreifen, um erstmal die anderen Soldaten auszuschalten, nur hatte Ragus damit offensichtlich ein Problem. Immer wieder musste ich meine Attacken umlenken oder meine Richtung ändern, da mir der Ältere unverfroren seine Angriffe entgegen schleuderte. Blitzmagie. Diese war wirklich nervig, weil sie einfach unglaublich schnell war, was das problemlose Ausweichen etwas schwieriger gestaltete. Dennoch warf ich ihm nur ab und zu ein paar genervte Blicke zu, die ihn aber nur noch mehr anheizten. Wirklich lästig.
Glücklicherweise hatte sich der Windmagier aber wieder gefangen und damit begonnen die Fußsoldaten auszumerzen. Kurz war ich stehen geblieben, was sich im Nachhinein, als etwas dämlich herausstellte, um Makani zu beobachten. Sein Kampfstil war wirklich cool. hauptsächlich schleuderte er seine Magie mit Hilfe seines Schwertes ab aber konnte auch mit der Waffe zu schlagen, sollte einer der Feinde in Reichweite sein. Die Klinge des Claymores war schon etwas Blut verschmiert, was ihn aber nicht zu stören schien. War das ein Lächeln auf seinen Lippen? Machte ihm kämpfen also Spaß? Tatsächlich brachten mich Kämpfe genauso zum Lächeln und Grinsen, besonders wenn die Gegner auf gleicher Augenhöhe waren. So konnte man nämlich gleichzeitig noch etwas lernen. gegen Leute anzutreten, die mir deutlich unterlegen waren, brachte mir zwar auch Freude, war aber meist leider viel zu schnell wieder vorbei.
Durch diesen Gedanken wollte ich eigentlich leise Seufzen, was ich aber wohl verschieben musste, da der Blauhaarige wieder einen seiner Blitzpfeile auf mich abfeuerte. Man konnte der nerven. Aber das würde bald vorbei sein. Der letzte der Diamond Soldaten ging bewusstlos zu Boden woraufhin nur noch Ragus übrig blieb. Dieser stand auf einem Vogel, dessen Körper zischte, weil er aus der Blitzmagie des Feindes entstanden war. Die Tatsache, dass er nun allein war, brachte ihn wenigstens dazu seine Attacken für einen Moment einzustellen. So konnte ich endlich mal vernünftig mit ihm sprechen und meiner Vermutung unauffällig nachgehen.
"Ihr seid hier im falschen Königreich, Ragus" meinte ich kühl und blickte zum anderen hinauf. Ich hatte ihn nur mit seinem Namen angesprochen, in der Hoffnung, dass er nun auch meinen verwendete, wenn er ihn den wusste. Er lachte aber erst einmal amüsiert, ehe er mich mit einem überheblichen Grinsen aber einem wachsamen Funkeln in den Augen ansah. "Früher oder später wird uns dieses Gebiet sowieso gehören, Laila Novachrono", also tatsächlich. Nur woher? Woher wusste er wer ich war? Wer hatte ihm diese Information gegeben? Wussten auch andere aus Diamond, wessen Tochter ich war? "Du siehst genauso aus, wie uns beschrieben wurde. Hätte nicht erwartet, dass du so schön sein wirst. Anfangs war ich noch etwas unsicher aber deine Magie hat dich verraten" erklärte er, während sein Zauberbuch die Seiten umblätterte.
Nicht nur der Blick des Generals war auf mich gerichtet, sondern auch Makani starrte mich an. In seinen roten Augen lag jedoch keine Verwunderung oder ähnliches sondern Hass. Purer Hass richtete sich auf mich. Was hatte er denn für ein Problem? "Aber das ist jetzt nicht wichtig" erwiderte der Blitzmagier und schleuderte einen Blitz auf mich. Es sah aus wie ein Blitz, den man auf Papier malte oder wie er in Büchern über Zeus abgebildet war. Geschickt wich ich aus. Auch der Windmagier war dazu gezwungen zur Seite zu hüpfen.
Abwechselnd wurden wir in einer hohen Geschwindigkeit von Ragus attackiert, was es erstmal fast unmöglich machte, selbst einen Angriff zu starten. Natürlich gäbe es die Möglichkeit einfach zu warten, bis seine Magische Kraft aufgebrauch war, aber das wäre wirklich langweilig und irgendwie auch feige. Und ein Feigling war sie definitiv nicht. Makani schien mich ausgeblendet zu haben, da er mich nicht einmal eines Blickes würdigte. Das nervte mich schon etwas. Was hatte ich ihm denn getan?
Ein frustrierter Laut verließ meinen Mund. Das konnte jetzt nicht so weiter gehen. Ich musste die Lücke finden. Den Moment, wo er seine Aufmerksam an meinem Kollegen richtete. Tief atmete ich durch, schloss für einen Bruchteil einer Sekunde meine Augen. Konzentration. Stille, nur für einen kurzen Augenblick. Das würde reichen. Das Blut meines Vaters floss in meinen Adern. Ein Zeitmagier. Normalerweise hatte ich kein Problem mit Schnelligkeit, konnte den Bewegungen meines Vaters, bei unseren Trainingsstunden, sogar etwas folgen. Was war also gerade die Schwierigkeit?
Noch einmal wich ich dem Angriff des Blitzmagiers aus und dann... Das nächste Mal, als ich meine Augen öffnete war es wie in Zeitlupe. Das war er! Der richtige Moment, um anzugreifen. Den Feuerball in meiner Hand, hatte ich schon vorher entstehen lassen und musste ihn nur noch auf Ragus werfen. Das tat ich auch.
Verwundert hielt er inne, drehte sich in meine Richtung. Gerade so schaffte er es auszuweichen. Ihn damit zu verletzten war aber auch gar nicht mein Ziel gewesen. Einzig allein wollte ich ihn aus seinem Rhythmus bringen, ihn zum still stehen zu bewegen. Es hatte auch funktioniert. Meine Hoffnung lag jetzt auf Makani, der meine Tat auch verstanden hatte. Mit aller Kraft, die er hatte, hatte er mit seinem Schwert ausgeholt und zu geschlagen. Etwas seiner Windmagie hatte sich ebenfalls im Angriff versteckt und alles zusammen, schleuderte den General mit großer Wucht gegen eine der Wände. Er blieb liegen, seine Brust bewegte sich jedoch, also war er nicht tot.
Erleichtert atmete ich aus und steckte die Arme in die Luft. "Toller Angriff" lobte ich den Älteren mit einem freundlichen Lächeln und streckte den Daumen nach oben. Der andere sah mich aber mit zusammen gekniffenen Augen an und knurrte beinahe: "Was sollte das am Anfang? Wie kannst du da einfach so kopflos in den Kampf gehen? Hast du eine Sekunde darüber nachgedacht, was du tust, als du dort runtergesprungen bist?", vorwurfsvoll sah er mich an ehe er sich abwandte. Ein wenig beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust, dabei zog ich eine Schnute und sah aus wie ein kleines Kind, das keine Süßigkeiten bekam. Vielleicht hatte er recht aber auch nur vielleicht.
Die feindlichen Soldaten ließen wir erst einmal liegen. Sollten sie wieder aufgewacht sein, wenn Makani und ich die Schatzkammer betreten hatten, konnten sie noch fliehen, wenn nicht dann hatten sie Pech. Ohne noch ein Wort miteinander zu wechseln liefen wir weiter, bis die Schatzkammer in Sicht weite war. Die Magische Kraft die aus dem Raum kam, musste das magische Werkzeug sein. Aber schon allein der Blick des Älteren reichte, um nicht direkt loszurennen. Zusammen betraten wir unseren Zielort und sahen uns erst einmal um. So viele Schätze. So viel Gold. Wirklich beeindruckend. Schließlich hatte ich das Objekt der Begierde entdeckt. Das Magische Werkzeug welches auch sofort in meinen Besitz wanderte. Das darauffolgende Ruckeln der Wände und das bröckeln der Decke, war nichts neues.
Nur ein kurzer Blickwechsel mit meinem Teamkollegen reichte und wir machten uns schleunigst auf den Weg nach draußen. Dabei kamen wir unfreiwillig am Ort vorbei, an dem wir Ragus besieht hatten, der schon verschwunden war. Auch ein paar der anderen Soldaten waren nicht mehr an ihren Plätzen, manche jedoch waren weiterhin bewusstlos. Schade für sie aber unausweichlich. Erst dort, wo Makani und ich uns getroffen hatten, blieben wir stehen.
Der Größere sah mich nur kurz an, ehe er nur eine neutrale Verabschiedung brummte und davonlaufen wollte. Ich machte ihm jedoch gekonnt einen Strich durch die Rechnung. "Wo willst du hin? Du weißt schon, dass wir Bericht erstatten müssen" kommentierte ich seine Handlung nur verwundert. Hatte er das verdrängt? Wurde ihm das nicht gesagt? Oder hatte er einfach keine Lust weiter mit mir herum zu laufen? Selbst wenn alle drei zu treffen würden, müsste er trotzdem mit zum Schloss kommen. "Was? Warum?" keifte er mich schon wieder an, was ich aber einfach überhörte. Seine Probleme soll er nicht an mir auslassen. "Du warst auch bei der Mission dabei, also musst du mitkommen" lächelte ich höflich und wandte ihm schließlich den Rücken zu. Auch so konnte ich merken, dass er eigentlich noch etwas sagen wollte, was definitiv nicht freundlich wäre, aber er verkniff es sich und fluchte nur leise.
Fliegend machten wir uns also auf den Weg. Ich brauchte keinen Besen, was es auch gleich viel angenehmer machte sich in der Luft fortzubewegen. Dem Windmagier erging es aber ganz ähnlich, das sagte mir sein zufriedener Gesichtsausdruck, während er in die Ferne starrte. Die Zeit über sprachen wir kein Wort, so wie auch im Dungeon. Viel gesprochen hatten wir nicht außer wenn Makani mich angegiftet hatte. Was er wohl für ein Problem hatte? Ob es an meiner Persönlichkeit lag? Oder an der Tatsache, dass ich zum Adel gehörte und er anscheinend nicht?
Ich wollte aber auch nicht weiter darüber nachdenken, allein schon, weil wir das Schloss erreicht hatten. So war es deutlich schneller und auch irgendwie entspannter, obwohl es eigentlich mehr magische Kraft brauchte, als normal mit dem Besen zu fliegen. Vor dem riesigen Gebäude landeten wir und betraten es kurz darauf. Ohne bei der Sache zu sein, trugen mich meine Beine zum Büro meines Vaters, der uns schon erwartet hatte. Eine freundliche, aber distanzierte Begrüßung huschte über meine Lippen. Auch wenn wir eine innige Vater-Tochter-Beziehung führen, waren wir immer darauf bedacht, vor anderen sehr diskret zu sein.
Der blonde Mann lächelte erfreut, als er mich sah aber wandte sich dann auch Makani zu. Zu meiner Verwunderung hin, begrüßte er den König der Magier ebenfalls sehr höflich, sogar respektvoll. Lag es vielleicht doch an mir, dass er mich nicht mochte? Den Gedanken schob ich erst einmal beiseite und fing damit an, von der Mission zu berichten. Nicht mal das kleinste Detail ließ ich aus. Erzählte von Makanis großartigen Zaubern, erwähnte meine waghalsige Aktion mit den Diamond Soldaten und berichtete, dass Ragus mich kannte. Die letzte Information ließ meinen Vater kurzeitig die Fassung verlieren, schließlich hatte er alles gegeben mich so versteckt wie möglich zu halten. Nach einem Räuspern fing er sich aber wieder. "Ich verstehe" meinte er also nur und betrachtete die Ausbeute vom Dungeon. "Sehr gute Arbeit ihr beide" lächelte er dann warmherzig und sah mich kurz an. "Würdest du Makani und mich kurz alleine lassen?" bat er mich höflich, was ich nur mit einem Schulter zucken hinnahm und das Büro verließ. Das war eine erfolgreiche Mission nur ging mir einfach nicht aus dem Kopf, wieso der Windmagier mich nicht leiden konnte.
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