Geburtstag
In fünf Minuten habe ich Geburtstag.
Die zweieinhalb Wochen, seitdem Nay und ich zum ersten Mal miteinander geschlafen haben, vergingen wie im Flug.
Nay hat Kondome aus einem besonders reißfestem Gummi gefunden, sodass wir nicht auf den Sex verzichten mussten.
Es war immer wieder großartig mit ihm - und diese Male wurde der Moment danach nicht zerstört.
Nay und ich sind so gut wie unzertrennlich.
Die Schule ist so ziemlich der einzige Ort, an dem er nicht bei mir ist, weshalb ich sie nur umso mehr hasse.
Aber immerhin habe ich da wenigstens Mila.
Nachts schläft Nay jede zweite Nacht bei mir, er klettert auf unsere Garage vor meinem Zimmerfenster und dann zu mir rein.
Meine Eltern haben bisher noch nichts bemerkt.
Damit das auch so bleibt, haben wir den Sex, nachdem wir mein Bett einmal eingeweiht haben, in den Wald zu seiner Höhle verbannt.
An den Nachmittagen unternehmen wir auch oft etwas mit Mila und Raven zusammen, doch dann müssen wir darauf verzichten, über Nays Geheimnis oder meine eventuelle Schwangerschaft zu sprechen.
Zu Letzterem...
Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Bauch ein klein wenig dicker geworden ist oder dass mir ein wenig schlecht ist, aber ich weiß nicht, ob ich mir das nicht doch nur einbilde.
Eigentlich wäre es dafür ja ohnehin noch zu früh, also tue ich es meist als Einbildung ab.
Am letzten Dienstag bin ich mit Nay in Begleitung der ganzen Clique ins Kino gegangen.
Auch vorher habe ich ihn schon zu Treffen mitgebracht.
Er versteht sich gut mit allen, auch wenn Sam anfangs ein wenig misstrauisch ihm gegenüber war, da er selbst durch Nays Auftauchen ein wenig von Viktorias Aufmerksamkeit verloren hatte.
Aber mittlerweile hat sich das wieder gegeben - also beides, Viktoria hat das Interesse an dem offenbar nicht an ihr interessierten Nay verloren und Sam hat somit bedenkenlos seinen Frieden mit ihm schließen können.
Jetzt sind wir wieder alle zusammen - auf der Geburtstagsparty, die Mila für mich organisiert hat.
Wir wollen reinfeiern.
Außer meiner Clique sind noch einige andere Schüler unseres Jahrgangs eingeladen, mit denen ich mich gut verstehe, aber im Augenblick stehen Mila, Raven, Tim, Sam, Viktoria, Nay und ich etwas abseits.
Auf dem Tresen neben uns stehen eine Flasche Sekt und einige Gläser.
Seitdem wir die Gläser bei einem Geburtstag vor zwei Jahren schon in der Hand hatten, um gleich nach dem ersten Glockenschlag um Punkt Mitternacht anstoßen zu können und das letzten Endes darauf hinausgelaufen ist, dass keines der Gläser bei den stürmischen Geburtstagsumarmungen heil geblieben ist, machen wir das vorsichtshalber lieber so.
Tim lehnt ziemlich schief am Tresen, er ist schon nicht mehr nüchtern gewesen, als er um halb sechs Uhr abends auf der Feier aufgetaucht ist.
Ich glaube, er will einfach seine Freundin vergessen - pardon, Ex-Freundin, sie hat nämlich heute mit ihm Schluss gemacht.
Vermutlich lasse ich es ihm deshalb durchgehen, dass er mir auf mein T-Shirt gekotzt hat, weswegen ich jetzt eines von Mila trage.
Die Party findet in dem Garten ihres Hauses statt, der wirklich riesig und somit perfekt für solche Gelegenheiten geeignet ist.
Viktoria merkt man auch an, dass sie ziemlich dicht ist.
Das Einzige, was sie noch aufrecht hält, ist Sam, der ihr fest einen Arm um die Taille geschlungen hat.
Sie steht dicht an ihn geschmiegt da und die beiden können schon den ganzen Abend nicht die Finger voneinander lassen.
Vermutlich warten sie nur noch bis 0 Uhr, bis sie endgültig verschwinden.
Nay hat die Arme um meine Taille geschlungen und mich eng an sich gezogen.
Ich rieche den Alkohol in seinem Atem, doch man merkt ihm ihn nicht großartig an.
Er hat sich mir zuliebe zurückgehalten.
Ich habe mir heute Abend ein Alkoholverbot auferlegt.
Falls ich wirklich Nays Kind unter meinem Herzen trage, weiß ich nicht, was der Alkohol anrichten könnte.
Der Rest der Clique ist angetrunken.
Sam ist seufzend zu Bier übergegangen, nachdem Viktoria ohne ihn nicht mehr gerade stehen konnte.
Mila ist ziemlich aufgedreht und hat Raven schon zwei Stunden lang zum Tanzen genötigt.
Letzterer hat wohl ungefähr so viel getrunken wie Tim - er hält nur um einiges mehr aus.
Man merkt ihm die Alkoholmenge kaum an.
Milas aufgeregtes Klatschen reißt mich aus meinen Gedanken.
"Drei..."
Raven grinst über die Begeisterung seiner Freundin.
"Zwei...", macht er weiter.
"Eins...", vollendet Veronica kichernd.
Ich klammere mich an Nay fest, weil ich weiß, was jetzt gleich kommt.
"HAPPY BIRTHDAY!!!", brüllen Mila, Raven, Tim, Veronica und Sam im Chor und stürzen sich gleichzeitig auf mich - und damit auch Nay.
Überrumpelt geht er unter den anderen zu Boden. Ich stolpere und falle auf ihn, wobei ich mich gerade noch einigermaßen abfangen kann, sodass ich nicht mit einem Bauchplatscher auf Nay lande.
Ich weiß nicht, ob ich mir zu viele Gedanken darüber mache, aber ich denke lieber zu oft an die Gesundheit des Vielleicht-Babys als zu wenig.
Lachend setze ich mich wieder auf und lasse mich von meinen Freunden umarmen.
Nachdem ich mich aus Tims etwas fester Umarmung gelöst habe, zieht Nay, der inzwischen wieder steht, mich zu sich hoch und gibt mir einen intensiven Kuss.
Ich spüre all die Liebe zwischen uns darin, all sein Verlangen und Begehren, und spüre, wie mir sofort heiß wird und mein Herz rast.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löse ich mich wieder von ihm.
"Alles Gute, Jara", haucht er vor einem weiteren Kuss.
Sam füllt derweil die Sektgläser und reicht dann jedem von uns eines.
Ich sehe unentschlossen zu Nay, der versteht und mir mein Glas aus der Hand nimmt.
"Maann, Jara, was is n heut los mit dir?", nuschelt Tim.
"Du hast doch n ganzn Abend noch kein Alk getrunken und jetz willst du noch nich mal n Sekt zu deim Geburtstag? Würd ich dich nich kennen, dächt ich, du bist n Antialk."
Ich schüttle den Kopf und versuche, das Thema abzuschließen, da ich über den wahren Grund, warum ich heute Nacht auf dem Trockenen bleibe, jetzt sicher nicht reden will.
"Na, mit Sicherheit nicht. Ich bin einfach..."
Tim unterbricht mich indem er meinen Satz vollendet.
"Schwanger?", sagt er, und lacht sich dann über seinen eigenen Witz kaputt.
Ich bete mir innerlich vor, ruhig zu bleiben, es einfach nicht zu beachten. Er hat das nicht ernst gemeint.
Doch ich merke, wie ich zusammenzucke und kann nicht verhindern, dass ich rot werde. Außerdem sehe ich den wütenden Blick, den Nay in Richtung Tim abschießt.
"Warte", fängt jetzt auch Sam an.
"Das stimmt doch nicht wirklich, oder?"
"Nein", antworte ich, in dem kläglichen Versuch, mich herauszureden, doch meine Freunde durchschauen die Lüge sofort.
Mila sieht mich mitfühlend an während sich jetzt auch noch Veronica einmischt.
"Du bist schwanger?", versucht sie zu flüstern.
In Wirklichkeit kreischt sie es so laut, dass ich hoffe, dass es die Nachbarn nicht gehört haben.
Ganz zu schweigen von den anderen Gästen meiner Geburtstagsparty.
"Pst, sei leise", zischt Mila sie an.
"Du wusstest es?", fragt Raven seine Freundin interessiert.
"Stopp!", zischt Nay. "Bitte."
Ich sehe, wie er das Gesicht verzieht und versucht, sich zu beruhigen und zu konzentrieren.
"Wir wissen noch gar nichts. Okay?"
Ich spüre seine Hand in meiner und das beruhigende Streichen seines Daumens über meine Handfläche.
Die Blicke der anderen brennen auf mir und ich schaue verlegen zu Boden.
"Ihr wisst es noch nicht?", wiederholt Raven ungläubig und Mila versetzt ihm einen Rippenstoß.
"Lass gut sein."
"Ich wollte bis heute warten", sage ich leise.
Sams Blick ist weicher geworden. "Das... war nicht geplant, oder?"
"Nein", erwidert Nay mit fester Stimme, während ich mir auf die Unterlippe beiße und Blickkontakt mit Mila aufnehme.
"Ich... Wir können es jetzt feststellen. Ich glaube es wäre ganz gut, wenn ich jemanden habe, der dabei ist, wenn ich das Ergebnis bekomme."
Ich spüre Nays verwirrten Blick auf mir und füge hinzu.
"Mila schenkt mir einen Test zu Geburtstag. Ich wollte mir heute eigentlich einen kaufen, aber sie hat gemeint, dass sie das für mich übernimmt."
Unter Ravens Blick wird Mila rot.
"Äh, ja. Aber bist du sicher, dass du das hier machen willst, Jara?"
Ich will schon nicken, aber dann sehe ich zu Nay hoch.
Es ist nicht nur meine alleinige Entscheidung, ich kann das nicht einfach alleine bestimmen. Er beugt sich zu mir und flüstert mit den Lippen dicht an meinem Ohr, sodass nur ich ihn verstehe.
"Es stört mich nicht, Jara. Egal, was der Test sagt, ich bin da, um dich aufzufangen und dir beiseite zustehen.
Und ein paar Freunde um dich herum können dann wahrscheinlich auch nicht schaden."
Also blicke ich zu Mila und nicke ihr zu. "Holst du mir mein Geschenk?"
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