Faszination Liebe
Mein Herz platzt fast vor Erleichterung, als ich eine schemenhafte Gestalt an die Felsen der Höhle gelehnt sitzen sehe.
Der Mond scheint auf den zusammengesunkenen Körper, weshalb ich Nay sofort erkenne.
Er sitzt da, hat die Arme um die angezogenen Knie geschlungen und sein Gesicht darin vergraben.
Er wirkt verletzlich und zerstört, wie er da sitzt.
Ich renne zu Nay hin und werfe mich neben ihm auf die Knie, um die Arme um ihn schlingen zu können.
Er hat mich wahrscheinlich schon längst kommen hören, doch er sieht nicht hoch, bis ich ihn so fest in meine Arme schließe, dass ich ihn fast zerquetsche.
Sein Blick daraufhin ist ein wenig erstaunt, als hätte er nicht mit einer Umarmung meinerseits gerechnet.
In seinen Augen schwimmen Tränen und es tut mir unsagbar weh, ihn weinen zu sehen.
"Jara", haucht er heiser.
"Ich wollte das nicht."
"Das weiß ich doch, verdammt. Warum bist du nur einfach abgehauen?"
Ich vergrabe meine Finger in seinen weichen Haaren und ziehe seinen Kopf sanft an meine Brust.
"Ich... Ich hatte Angst. Vor deiner Reaktion. Du sahst so fassungslos aus. Ich hatte Angst, du würdest dich von mir stoßen. Außerdem war ich entsetzlich wütend auf mich, darauf, dass das passieren konnte.
Ich hätte alles bedenken müssen, dass Dinge anders laufen könnten, weil ich halb Wolf bin. Das hätte mir nicht passieren dürfen.
Ich hätte es verhindern können."
"Ich hatte solche Angst, dass du dir irgendwas antun würdest.
Dass du denken würdest, du wärst nun auch nicht besser als dein Vater."
Ich sehe ein Flackern in Nays Augen und streiche ihm sanft durchs Haar.
"Ich... Mir kam dieser Gedanke.
Ich habe mich gedanklich mit meinem Vater gleichgesetzt.
Aber... Ich habe gewusst, dass du mir in den Arsch treten würdest, wenn ich wieder anfange so zu denken."
Nay lacht leise und heiser.
"Und ich hätte mir deinetwegen niemals etwas antun können.
Falls du jetzt wirklich... Kinder von mir bekommen solltest, dann solltest du nicht alleine für sie sorgen müssen."
Ich lasse Nay los, um ein Stück zurückzuweichen und ihm in die Augen sehen zu können.
"Ich liebe dich dafür, dass du dich deswegen nicht verurteilst."
"Dass ich mich nicht mit meinem Vater auf eine Stufe stelle, heißt nicht, dass ich mir nicht trotzdem Vorwürfe mache", sagt Nay mit einem harten Gesichtsausdruck und ich seufze.
"Nay, es ist eben passiert.
Wenn du dir Vorwürfe machst, dass du nicht daran gedacht hast, dass der Sex als Halbwolf irgendwelche Besonderheiten bergen könnte, kannst du mir ebenfalls Vorwürfe machen. Ich habe auch nicht darüber nachgedacht. Außerdem...
Dass du mich vorhin einfach allein gelassen hat, hat mich verletzt.
Ich will nicht, dass du dir Vorwürfe machst, weil ich jetzt vielleicht schwanger werde, mit dir selbst haderst und mich dabei im Stich lässt. Ich will nicht, dass du jetzt denkst, du wärst schlecht für mich, weil ich dich brauche.
Und wenn wir wirklich ein Kind bekommen, dann will ich es mit dir zusammen großziehen."
Nay sieht mich aus großen Augen an. Die Liebe, die ich darin finde, überwiegt endlich wieder die Selbstzweifel und die Abneigung gegen sich selbst.
"Ich liebe dich, Jara."
Er zieht mich fest in seine Arme, doch nach nur wenigen Sekunden lässt er mich wieder abrupt los.
"Mila?"
Seine Stimme klingt alarmiert.
Ich drehe mich in die Richtung, in die er sieht und schäme mich, weil ich meine beste Freundin vollkommen vergessen habe.
Mila ist zwischen einigen Bäumen stehen geblieben.
Als sie meinen Blick sieht, lächelt sie mir zu und kommt etwas zögernd näher.
Ich wende mich Nay zu um es ihm zu erklären, bevor er irgendetwas sagen kann.
"Nachdem du mich vorhin alleine zurückgelassen hast, hab ich irgendwie den Weg zurück in unser Dorf gefunden und bin zu Mila gegangen.
Ich... Ich war total fertig und überfordert von allem. Ich hab jemanden gebraucht, mit dem ich reden konnte, nachdem du einfach gegangen bist... Ich hab ihr alles erzählt."
Meine Augen flehen Nay an, mich zu verstehen.
Ich höre, wie sein Atem stockt und er sieht einen Moment lang so aus, als wüsste er nicht, wie er darauf reagieren soll.
Schließlich greift er nach meiner Hand und ich bin wahnsinnig erleichtert, dass er mir nicht böse ist.
Dann sieht er zu Mila, die sich in der Zwischenzeit zu uns auf den Boden gesetzt hat.
"Und? Was sagst du dazu?", fragt er.
Seine Stimme klingt undefinierbar.
"Jara hat mir von deinem Selbsthass erzählt, wegen deinem Vater.
Und dass du dachtest, sie würde dich verabscheuen, wenn du es ihr erzählst. Das tue ich ebenfalls nicht."
Mila lächelt kurz.
"Und zu dem Teil mit dem Wolf...
Ich glaube Jara, dass sie sich das nicht nur ausgedacht hat, und dass ich jetzt wirklich sehe, dass du hier mitten im Wald wohnst, sagt ja auch schon, dass es wohl stimmt.
Aber ich würde dich schon gern mal als Wolf sehen."
Ich spüre, wie ein wenig Eifersucht in mir aufsteigt.
Ich will nicht, dass irgendjemand anderes als ich meinen Wolf sieht.
Ärgerlich wische ich diesen irrsinnigen Gedanken weg.
Nay sieht mich an, als wüsste er genau, was ich denke.
Ein leises Lächeln spielt um seine Mundwinkel.
Anscheinend gefällt ihm meine Eifersucht, mein Besitzanspruch auf ihn.
Er steht auf und zieht mich an der Hand, die er immer noch in seiner hält, ebenfalls nach oben.
"Komm mit", raunt er mir zu.
"Ist's okay für dich, wenn du kurz hier wartest?", fragt Nay Mila.
Sie nickt feixend und zwinkert mir zu, als ich ihr einen entschuldigenden Blick zuwerfe.
Wir stehen nur Sekunden in seiner Höhle, da hat Nay mich auch schon zu einem harten Kuss an sich gezogen.
Als er mich wieder loslässt, bin ich ein wenig atemlos.
Ich erschrecke ein wenig, als ich zu Nay sehe.
Sein Gesicht ist seltsam verzerrt und seine Hände verkrampfen sich.
Und plötzlich reißen seine Klamotten und er steht als Wolf vor mir, woraufhin ich lachen muss.
Er reibt seinen Körper an mir und ich streichle ihn liebevoll und zärtlich, dann geht er ein paar Schritte rückwärts und verwandelt sich erneut.
Nun steht er nackt vor mir.
Trotz dass ich ihn vor wenigen Stunden erst so gesehen habe, haut mich sein Anblick aufs Neue um.
Sein Körper ist einfach wundervoll.
"Verdammt, das war sowas von überfällig."
Ich reiße meinen Blick von seinem Körper los uns verfange mich in Nays silbernen Augen.
"Weißt du, wie sehr ich mich beherrschen musste, um mich nicht zu verwandeln, als ich in dir war?
Ich dachte echt, jeden Moment ist es zu spät. Vor allem, als ich gekommen bin dachte ich, ich verliere die Kontrolle jetzt endgültig."
Nay verzieht das Gesicht und ich muss lachen, dann ziehe ich ihn zu mir und küsse ihn sanft.
Er teilt meine Lippen und schiebt seine Zunge in meinen Mund.
Als ich ein leises Stöhnen von mir gebe und ihn noch enger an mich ziehen will, löst er sich jedoch schnell wieder von mir.
Erst will ich protestieren, doch dann sehe ich, dass er dabei ist, steif zu werden und hebe grinsend eine Augenbraue.
"Verdammt, wenn du nicht willst, dass Mila da draußen noch ewig warten muss, dann solltest du schon mal nach draußen gehen", stößt Nay mit rauer Stimme hervor.
Ich beuge mich vor und küsse ihn noch einmal kurz auf den Mund, wobei ich ihn wie zufällig mit einer Hand streife.
Dann gehe ich schnell nach draußen und höre ihn hinter mir knurren.
Als Mila mich erblickt, zieht sie die Augenbrauen hoch.
"Für einen Quickie habt ihr euch aber ganz schön Zeit gelassen", witzelt sie und ich schubse sie sanft, als ich mich zu ihr setze.
"Wo bleibt denn der Wolf?", fragt sie gespielt interessiert.
"Ich glaub, der muss sich noch kurz um was kümmern, ehe er sich wieder zeigen kann", erwidere ich grinsend und Mila nickt schmunzelnd.
"So so."
Als nach ein paar Minuten plötzlich ein schwarzer Schatten in der dunklen Nacht auf mich zuspringt und mich umreißt, schaffe ich es vor Überraschung nicht mal, mich abzufangen.
Instinktiv schlinge ich meine Arme um Nays Hals, um mich irgendwo festzuhalten.
Mila quietscht erschrocken auf und sieht so erschrocken aus, dass ich in Gelächter ausbreche.
Nay weicht ein Stück zurück, sodass ich mich wieder aufsetzen kann.
Während ich die Erde von Milas Jacke, die ich trage, klopfe, legt Nay sich neben mich und bettet seinen Kopf in meinen Schoß.
Dann sieht er aus seinen wunderschönen Augen zu Mila hoch.
"Wahnsinn", fasst sie die Faszination, die ich in ihren Augen sehe, in Worte.
Nay stupst mit der Nase meine Hand an und ich streichle ihm grinsend über den Kopf.
Ich liebe die Beschaffenheit seines Fells, wie weich es sich unter meinen Fingern anfühlt.
"Er ist wunderschön, nicht wahr?", frage ich mit einem gewissen Stolz in meiner Stimme und kraule ihn sanft.
"Darf ich ihn berühren?", fragt Mila an mich gewandt und ich nicke ihr zu.
"Wenn er nichts dagegen hat", erwidere ich lächelnd.
Vorsichtig streckt sie ihre Hand aus und berührt das Fell an Nays Hals.
"Wahnsinn", wiederholt sie sich, als sie ihre Hand wieder zurückzieht.
"Komm, mein Schöner", sage ich und gebe ihm einen Stups auf die Nase.
"Zieh dir wieder was an."
Es wirkt fast so, als würde Nay grinsen, dann zieht er seinen Kopf unter meinen Händen hervor und steht auf.
Er nickt Mila zu - das sieht echt witzig aus - und sieht dann noch einmal zu mir.
Blitzschnell beugt er sich vor und leckt mir einmal quer übers Gesicht, dann springt er schnell davon.
Überrascht drehe ich mich zu Mila, die zu lachen beginnt, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht.
Ich versuche, mir mit dem Handrücken den Wolfsabber einigermaßen vom Gesicht zu wischen und schüttle mich.
"Uääh."
"Das ist wirklich krass.
Ich weiß immer noch gar nicht, was ich dazu sagen soll.
Sowohl Mensch als auch Wolf."
Mila schüttelt den Kopf.
"Das klingt wie aus einem Märchen."
"Jep. Nay ist mein Prinz."
Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen und meine Freundin verdreht die Augen.
"Stets zu Diensten", meint Nay, der gerade aus seiner Höhle tritt, prompt.
Er setzt sich so hinter mich, dass ich zwischen seinen Beinen sitze, dann stützt er sein Kinn auf meinem Kopf ab und schlingt seine Arme um mich.
Ich genieße seine Nähe und kuschle mich eng an ihn.
Einen kurzen Augenblick lang sagt keiner von uns etwas.
Schließlich ist Nay der erste, der sich zu Wort meldet.
"Und jetzt? Es ist schon fast wieder morgen.
Mila, sollen wir dich zurück ins Dorf begleiten?"
Meine Freundin nickt und steht auf.
"Ja, das wäre gut. Ich habe meiner Mutter versprochen, ihr heute Vormittag in unserem Garten zu helfen. Und allein finde ich den Weg zurück glaube ich nicht mehr."
Auch Nay und ich erheben uns, dann machen wir uns auf den Weg zurück ins Dorf.
Nachdem wir Mila nach Hause begleitet haben, sind Nay und ich zurück zu seiner Höhle gelaufen.
Mila hat mich noch kurz beiseite genommen und mir klargemacht, dass sie froh darüber ist, dass ich ihr alles erzählt habe und dass sie für mich da ist, wie auch immer es jetzt weitergeht.
Ich bin unendlich froh, dass ich sie habe.
Jetzt liege ich neben Nay in seinem Bett.
Er trägt nichts als seine Boxershorts, ich dagegen trage eine Jogginghose und ein Top - für weniger ist es mir einfach zu kalt, obwohl Nays Körper so warm ist wie eine Heizung.
Ich liege in seinen Armen und fühle mich rundum wohl.
"Ich weiß nicht, ob du jetzt darüber reden willst... Aber ich denke, es ist notwendig. Wann würdest du normalerweise deine nächste Periode bekommen?"
Ich denke kurz nach.
"In sieben oder acht Tagen, glaube ich. Es ist aber eigentlich immer ziemlich regelmäßig.
Wenn die Periode ausbleibt, sollten wir einen Schwangerschaftstest besorgen."
Ich seufze, als mir etwas einfällt.
"Mein Geburtstag ist...", ich muss kurz rechen, "so eineinhalb Wochen nachdem ich meine Periode bekommen müsste.
Sollte ich sie bis dahin nicht bekommen haben, werde ich mir dann einen Test kaufen, okay?"
Nay stützt den Kopf auf seinen aufgestellten Arm und sieht mich nachdenklich an.
"Sicher, dass du das an deinem Geburtstag feststellen willst?"
Ich zucke die Achseln, dann nicke ich.
"Wann willst du es deinen Eltern sagen?"
Ich seufze.
"Wenn es wirklich so sein sollte.
Ich sehe keinen Grund, sie vorher zu beunruhigen, wenn wir uns noch nicht sicher sind."
Nay nickt. "Okay."
Er lässt sich wieder komplett auf sein Bett sinken und zieht mich eng an sich, während mir noch eine Frage kommt.
"Wie machen wir das dann in Zukunft? Also... Ich will nicht auf Sex mit dir verzichten müssen, nur weil du immer das Kondom sprengst", sage ich grinsend.
"Ich habe ja darüber nachgedacht, mir die Pille verschreiben zu lassen, aber wir wissen auch nicht, ob die dann wirklich wirkt."
"Hmm. Ich würde auch äußerst ungern darauf verzichten", meint Nay und zwickt mich sanft in einen meiner Nippel, die unter seiner Berührung sofort hart werden.
"Ich werde mich erkundigen, ob es dickere Kondome gibt, oder welche aus wirklich reißfestem Material.
Mal sehen, aber wir finden bestimmt eine Lösung."
Er küsst mich sanft aufs Haar.
"Und jetzt lass uns noch ein wenig schlafen. Der Morgen bricht schon an."
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