Happy hours
Für den Rest unseres Aufenthaltes in der Elbenstadt hatte jeder etwas anderes zu tun. Legolas zeigte Gimli -mit dem er sich sehr gut angefreundet zu haben schien- die Umgebung von Lórien, Aragorn streifte durch die Bäume, dachte an die weitere Reise und Arwen und Boromir versank vor unserem Zelt in Selbstmitleid.
Die Hobbits waren sowieso immer woanders und meine beste Freundin hatte ich auch seit heute Morgen nicht mehr gesehen.
Da ich nichts zu tun hatte und meine einsamen Waldspaziergänge zwar sehr schön, aber nicht unbedingt interessant gewesen waren, marschierte ich nun mit meiner Ausrüstung in die Waffenkammer der Elben.
Drinnen angekommen, klappte mir der Mund auf (Eru sei Dank war ich allein gewesen!).
Reihe an Reihe hingen Bögen, Messer, Langschwerter und Rüstungsgegenstände an der Wand. Von den Schwertern war eines schöner als das andere.
Ob leicht gebogen oder gerade, langer oder kurzer Griff, mit Parierstange oder ohne: es gab sie alle.
Ich suchte mir ein recht langes, gebogenes Schwert samt Schwertscheide, es war überraschend leicht! Mir den Gürtel umbindend, ging ich schließlich hinaus.
Draußen blendete mich erst einmal das Sonnenlicht. Mit schnellen Schritten lief ich zu einer Lichtung, die mir vorhin schon aufgefallen war. Recht abgelegen vom Geschehen, ziemlich hell und über und über mit frischen Moos bedeckt.
Dort angekommen, zog ich das Schwert heraus und schwang es hin und her. Ich hatte noch nicht oft ein echtes Schwert in der Hand gehabt, aber ich hatte das Gefühl, es zumindest einmal ausprobieren zu müssen. Vielleicht würde irgendwann eine Situation kommen, in der ich auf ein Schwert angewiesen war und dann musste ich damit kämpfen können.
Nachdem ich mich etwas aufgewärmt hatte, fing ich an, mir mithilfe imaginärer Orks Bewegungsabläufe auszudenken und auf die unsichtbaren Gegner einzuschlagen.
Als ich dies eine Weile gemacht hatte, vernahm ich ein leises Rascheln nicht weit von hier. Genauer gesagt, hinter mir.
Rasch drehte ich mich um und konnte gerade noch einen Schwerthieb von Haldir abfangen. Der Elb sah überrascht aus.
"Ihr kämpft gut mit dem Schwert! Doch solltet Ihr versuchen, eure linke Seite ebenso zu decken, ein schlauer Gegner hätte sich dies sofort zunutze gemacht."
Ich musste grinsen, bedankte mich für den Tipp und wechselte flugs das Thema.
"Ihr seht recht abgehetzt aus. Ihr seid doch nicht etwa auf der Flucht vor Johanna!? Ich dachte, euch heute morgen mit ihr und einigen anderen gesehen zu haben."
Der Elb wurde zunehmend nervöser.
"Ich hatte gehofft, bei Euch würde sie mich am wenigsten erwarten!"
Hm, da hatte er recht. Ich lächelte wieder. "Asylantrag gewährt! Ihr dürft hier bleiben, sofern Ihr ein bisschen mit mir trainiert!"
Haldir, der bei dem ersten Satz etwas ratlos aus der Wäsche guckte, schlug begeistert ein. Ich hatte noch nie einen Elben so aufrichtig lächeln sehen!
Den Rest der Zeit bis zum Abend brachten wir auf der Lichtung zu, und ich musste zugeben, der Schwertkampf gefiel mir sehr.
Der Elb war zwar immer noch manchmal besser als ich, jedoch hatte ich ihn auch ein paarmal schlagen können. Ich war sichtlich stolz auf mich.
Nachdem ich mich bei Haldir bedankt hatte, lieferte ich das Schwert in der Waffenkammer ab und schlenderte zu den anderen, die inzwischen fast alle wieder beim Zelt angekommen waren.
Nach dem Abendessen bereiteten wir uns auf die zweite Nacht in Lothlórien vor. Jeder lag irgendwoanders und hörte den Elben zu, die ein Klagelied für Gandalf sangen. Als Legolas den Hobbits das erklärte, stand Sam auf und wollte noch etwas hinzufügen:
"Über sein Feuerwerk sollte es auch eine Strophe geben!"
Er überlegte kurz, sprach dann:
"Raketen spieen alle Pracht
und bunte Sterne in die Nacht.
Wie glühend Lava, aus dem Berg;
Nie sah man solch ein Feuerwerk
-und selbst damit wird man ihm nicht gerecht!"
Missmutig setzte der Hobbit sich wieder hin. Ich sah in die Runde, alle waren in Gedanken versunken, vermutlich bei Gandalf, und trauerten. Ich hielt diese miese Stimmung nicht mehr aus. Dachten sie etwa, er hätte das so gewollt!?
Dagegen musste ich etwas tun, auch, wenn Legolas mich umbringen würde, da leicht zu erkennen war, das dieses Lied nicht aus einem der ihnen bekannten Länder in Mittelerde war. Dennoch fing ich, zuerst ganz leise, an zu singen.
"Oh, misty eye of
the mountains below
Keep careful watch of
my brother's souls
And should the sky be filled with
fire and smog,
Keep watching over
Durins sons..."
Obwohl ich sehr leise gewesen war, sah inzwischen jeder zu mir. Hoffentlich hatte der Zwerg das mit Durin nicht verstanden.
Ich blickte zu Johanna, die mich wissend ansah. Ich grinste ihr zu, worauf sie anfing zu lächeln und mitzusingen.
Nachdem wir geendet hatten, war es eine Zeit lang still. Dann meinte Aragorn:
"Das war wunderbar! Nur habe ich nie irgendwo eine vergleichbare Musik gehört, weder hier noch in einem anderen Land! Woher kommt ihr?!"
Meine beste Freundin und ich lächelten uns gequält an. Dann blickte ich zu Legolas, der wusste, was jetzt kommen musste und etwas zerknittert wirkte.
Dann fingen wir an zu erzählen, abwechselnd, jede ihre Geschichte. Währenddessen war es still, niemand unterbrach uns. Als wir geendet hatten, herrschte wieder eine Zeit lang Stille, die jedoch schon wieder vom Waldläufer unterbrochen wurde:
"Diese Geschichte klingt wahrlich so unglaublich, so etwas kann sich niemand ausdenken!"
So wie sich niemand eure Geschichte ausdenken kann?, dachte ich mir sarkastisch. Egal.
"Vielen, vielen Dank für deine nette Unterstützung", nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart.
Die anderen starrten uns immer noch an, als wären wir vom Himmel gefallen. Na ja, metaphorisch gesehen... irgendwie stimmte das ja auch.
Nachdem die Gefährten den Schock überwunden hatten, redeten alle noch eine Weile miteinander. Die Themen wechselten von Kindheitserinnerungen über die Sitten in den Herkuftsländern der Gemeinschaft bis hin zu nützlichem "Wissenswertem", das Jo und ich von den anderern, hauptsächlich vom Zwerg ("Ein Zwerg hört niemals auf zu trinken, bevor er die anderen nicht unter den Tisch gesoffen hat! Wir sind das widerstandsfähigste aller Völker!") eingetrichtert bekamen.
Schließlich waren wir doch ziemlich müde und legten uns hin. Der widerstandsfähige Zwerg war nach zwei Sekunden eingeschlafen.
Außer Merry und Pippin, die leise diskutierten und dem Schnarchen des Zwerges hörte man von niemnandem einen Laut.
Meine Gedanken schweiften sofort in die Zukunft. Morgen würden wir auf dem Anduin weiterschippern. Ab diesem Punkt würde es ernst werden. Ob die Tatsache, dass Jo und ich nun mitmischten, etwas Grundlegendes an der Geschichte ändern würde?
Mit diesem sehr beruhigenden Gedanken schlief ich schließlich ein.
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