Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand ich erst einmal auf und ging zum Spiegel. Okay, meine Klamotten hatten definitiv bessere Tage gesehen. Ich musste Elrond fragen, ob er Ersatzkleidung für mich hatte.

Ansonsten hatte sich nicht viel verändert... ich strich mir die Haare hinters Ohr. Und hielt inne: sie waren spitz! Fast panisch sah ich sie mir im Spiegel genauer an. Es waren eindeutig Elbenohren! Wie konnte das sein?

Wahrscheinlich hatte ich dieses Aussehen schon, seit ich nach Mittelerde gekommen war, ich hatte es nur nicht bemerkt, weil ich wichtigeres zu tun gehabt hatte. Mir fiel Legolas' Aussage wieder ein:
,Das ist kein sehr üblicher Name. Noch dazu für eine Elbin!'

Natürlich hatte er es gesehen, und da weder er noch Elrond wussten, dass es Elben bei uns nicht gab, hatte sich auch niemand dazu geäußert. Ich grinste. Ich war in Mittelerde, hatte die Chance, mit den Gefährten zu reisen und war noch dazu eine echte Elbin geworden! Die Party konnte beginnen!

Legolas holte mich einige Tage lang immer morgens aus meinem Zimmer ab und trainierte mit mir bis es dunkel wurde. Bogenschießen lag mir sehr gut, mit Dolchen konnte ich ebenso gut umgehen. Das lag vermutlich daran, dass ich zuhause ebenso oft damit trainiert hatte, auch wenn es keine echten Waffen gewesen waren. Oder meine neuen elbischen Fähigkeiten halfen etwas dazu.

Wie auch immer, heute war der Tag, an dem Elrond seinen Rat hielt. Arwen, mit der ich mich in der Zwischenzeit etwas angefreundet hatte, kam herein und legte ein Kleid auf mein Bett. Als sie meinen Blick sah, meinte sie entschuldigend: "Ich weiß, du magst Kleider nicht, aber wenigstens heute solltest du eines tragen, gemäß dem Anlass."

Ach ja. Der Anlass. Ein Haufen Kerle, die sich darum stritten, ob Gondor den Ring bekam, einem Zwerg eher zu trauen sei als einem Elb und wie dumm es doch sei, zu denken, man könne sich des Ringes im Schicksalsberg entledigen. So war das doch gewesen?
Ich sah mir das Kleid an. Es war bodenlang, grün und aus einem Stoff gemacht, der Seide ähnelte. Es war wunderschön.
"Okay", sagte ich schnell. "Ich ziehe es an." Arwen lachte und zog sich zurück.

Als ich zwischen den Vertretern der Völker Mittelerdes auftauchte, bekam ich einige schräge Blicke ab. Boromir war der erste, der mir negativ auffiel, was für eine Überraschung! Er runzelte die Stirn als er mich sah und fragte seinen Nachbarn irgendwas. Ich verdrehte die Augen und setzte mich auf meinen Platz zwischen Legolas und einem anderen Elben, der auch nicht sonderlich begeistert aussah. Die schienen hier von Frauen -und besonders Mädchen- nicht viel zu halten.

Da fing auch Elrond schon an zu reden: "Fremde aus fernen Ländern, langjährige Freunde, wir sind hier..."

Ich sah mich um. Es waren hauptsächlich Elben hier, Gandalf und Bilbo natürlich, Boromir und Gimli mit Gefolge. Und natürlich Sam, Merry und Pippin, von denen außer mir keiner wusste.

"...einer von euch muss das tun." Mit diesen Worten schloss er. Natürlich entbrannte ein heftiger Streit zwischen Elben und Zwergen, der absolut überflüssig war. Schließlich sagte Frodo, er würde den Ring nehmen. Nacheinander traten Gandalf, Aragorn, Legolas, Gimli und Boromir der Gemeinschaft bei.

Gleich darauf kam Sam aus seinem Versteck. "Damit das klar ist, ohne mich geht Herr Frodo nirgendwo hin!"

"Nein, fürwahr, es ist unmöglich euch zu trennen, selbst wenn er zu einer geheimen Besprechung eingeladen ist und du nicht.", antwortete Elrond leicht grinsend.

"Hey, wir kommen auch mit!", rief Merry da auf einmal und er und Pippin kamen hervor. Nun sah der gute Elb etwas überfordert aus.

Da hielt ich es für das beste, auch meinen Senf dazuzugeben.

"Und ich komme auch mit." Mit diesen Worten stand ich ebenso auf und ging zu den Männern. Wie vorhergesehen, war Boromir der erste, der sich beschwerte:"Ihr könnt nicht mitkommen! Ihr seid ein Weib, Weiber verstehen nichts vom Krieg!"

Ich öffnete gerade den Mund, um ihm begreiflich zu machen, wohin ihn das Weib gleich treten würde, als Elrond dazwischenfuhr: "Zehn Gefährten. Ihr bildet die Gemeinschaft des Ringes."

"Großartig!", freute sich Pippin. "Und wo soll's hingehen?"

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