Kapitel 4
Draussen ist es mittlerweile Stockdunkel. Nur die Lichterkette, die an den wenigen Bäume angebracht ist und die Strassenlaternen spenden etwas Licht. Es ist eine überraschend laue Aprilnacht.
Naomi steht von dem gemütlichen Rasen auf um sich noch ein Bier aus dem Sixpack zu holen. Ihr ist bewusst, dass sie nicht noch eins trinken sollte, aber wiederstehen kann sie auch nicht. Eigentlich mag sie dieses schäumende Gesöff nicht mal, nur die Wirkung davon auf ihren Kopf. Durch den Alkohol denkt sie nämlich nicht ständig an gewisse Dinge oder Personen an die sie nicht denken will.
Anschliessend setzt sich Naomi wieder etwas ungeschickt auf den feuchten Rasen und sieht einer Ameise bei ihrem Weg durchs Leben zu.
«Naomi!», ruft plötzlich Jemand. Verwirrt sieht sie auf. Zola rennt auf sie zu, ihr hinter ein rothaariges Mädchen, wahrscheinlich diese Miriam.
«Was sitzt du denn hier so allein herum?», fragt Zola als sie vor Naomi zum Stehen kommt. Miriam bleibt kurz darauf neben ihr stehen und zertrampelt dabei die Ameise!
«Hey, warum hast du das gemacht?!», faucht Naomi entsetzt und sieht Miriam böse an. «Du hast meine süsse Ameise zerquetsch!» Naomi versucht den Schuh der Rothaarigen wegzudrücken, um nachzusehen ob die Ameise noch lebt.
«Naomi!» sagt auf einmal Zola streng und drückt eben genannte an den Schultern ein wenig nach hinten. «Wie viel hast du getrunken?!» Naomi zuckt nur nichtssagend mit den Schultern und wendet sich wieder dem bösen Schuh zu, während Zola seufzt.
«Wie ein Kleinkind», murmelt sie, aber Naomi ignoriert es gekonnt.
Zola nimmt Naomi das Bier aus der Hand und zieht sie auf die Beine. «Tut mir echt leid Miriam, ich würde gerne mit dir weiter plaudern. Aber jetzt muss ich erstmal Naomi nachhause bringen, wer weiss was die sonst noch anstellt.»
«Hey, das hab ich gehört!», empört sich Naomi, wird aber nicht beachtet.
«Schon gut, das versteh ich. Soll ich dir meine Nummer geben? Dann können wir uns wann anders treffen», schlägt Miriam lächelnd vor.
«Ähm, ja gerne», erwidert Zola und wird leicht rot. Naomi kichert deswegen, was sehr untypisch für sie ist.
Miriam und Zola tauschen Nummern, verabschieden sich mit einer Umarmung und dann ist die Rothaarige auch schon wieder im Partygetümmel der alten Fabrik verschwunden.
«Zum Glück fahren so spät noch Busse» meint Zola, nach ein paar Minuten während sie zur nächsten Haltestelle gehen.
«Zum Glück wohnen wir im selben Quartier», erwidert Naomi und ist mittlerweile wieder etwas klarer im Kopf. Zola nickt zustimmend.
Ein Windstoss lässt die Bäume des Waldes hinter ihnen rascheln. Zola zieht ihren Pullover an, während Naomi nur ein dünnes Jäckchen anhat, das sie enger um sich schlingt.
Sie lassen sich auf der kalten Metallbank des Bushäuschens nieder um auf den Bus zu warten. Eine schwarze Katze mit gelben Augen huscht vorbei und macht somit die unheimliche Stimmung klischeehaft. Naomi macht dies nichts aus, bei den meisten Horrorfilmen lacht sie die Protagonisten wegen ihrer Dummheit aus, statt Angst zu haben. Zola hingegen fühlt sich überhaupt nicht wohl, sie will am liebsten so schnell wie möglich in ihr kuscheliges Bett.
«Sag mal Naomi... warum hast du eigentlich so viel getrunken? Du bist doch sonst auch nicht so begeistert von Alkohol», fragt Zola um sich abzulenken.
«War in Feierlaune», antwortet Naomi knapp und starrt auf die dunkle Strasse vor ihnen.
Der Schwarzhaarigen ist bewusst, dass dies eine Lüge ist, aber sie sagt nichts. Wenn Naomi bereit ist es ihr zu erzählen wird sie dies auch tun.
Aber etwas wundert Zola: Sonst sagt man doch angetrunkene sind ehrlich?
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