Kapitel 26
Naomi atmet angestrengt zum neunten Mal ein, seit sie sich verrechnet hatte und somit von neuem beginnen musste, versucht das schreckliche Geräusch dabei auszublenden. Sie kann durch den Luftmangel nicht mehr klar denken. Wie durch Watte hört Naomi jemanden «Endlich!» sagen. Dann wird ihr plötzlich die Möglichkeit Luft zu holen durch Druck um ihren Brustkorb genommen. Panisch reisst sie ihre Augen auf, die vor Müdigkeit zugefallen waren. Durch das Adrenalin Kraft schöpfend strampelt Naomi unkoordiniert, damit dieser Druck verschwindet. Aber dadurch vergrössert er sich.
Verschwommen nimmt sie Freds Gesicht über sich war, der sie anscheinend hochgehoben hat. Dann liegt sie plötzlich auf etwas hartem. Doch auch wenn der Druck nun verschwunden ist, fällt es Naomi immer schwerer Luft zu bekommen, trotz offener Augen sieht sie kaum etwas. Nur ihren eigenen Atem, langsam und röchelnd hört sie, sonst ist es als wäre die Welt verstummt.
Statt sich darum zu kümmern, dass sie plötzlich auf einer Bahre rollt, atmet die Braunhaarige einfach weiter und versucht nicht ohnmächtig zu werden. Der 21. Atemzug – bald wird alles gut. Keine Angst, sagt sie sich selbst, diese ganzen Leute – von welchen sie kaum etwas wahrnimmt, aber weiss, dass sie da sind – werden ihr schon helfen.
Naomis beide Hände werden gehalten, es fühlt sich angenehm vertraut an. Etwas sticht plötzlich in ihren Oberschenkel. Vor Schmerz zuckt sie zusammen. Dann, nach ein paar weiteren Atemzügen schwillt ihr Hals ab und Naomi kann zum ersten Mal seit Minuten wirklich Luft holen.
Sie tut es gleich mehrmals, kräftig. Es ist das tollste Gefühl was es gibt! Glücksgefühle durchströmen sie, am liebsten würde sie gleich aufspringen, ein Abenteuer erleben, wären da nicht die bleierne Müdigkeit und der brennende Schmerz in ihrem Hals.
Langsam sieht Naomi wieder klare Konturen, kein milchiges Weiss mehr. Sie hört irgendwo weit weg eine beunruhigte Stimme, aber fühlt ganz deutlich je eine Hand, die ihre Hände halten. Das sind Zola und... Fred. Was macht er denn hier? Die Braunhaarige ist noch viel zu benommen und müde um darüber nachzudenken, die Frage gar laut zu stellen.
Der Rausch des ersten Sauerstoffs ebbt ab, die Müdigkeit ergreift Naomi und wiegt sie in einen traumlosen Schlaf.
---------------------------
Licht das durch ihre Augenlieder dringt und leises Murmeln wecken Naomi auf. Desorientiert blinzelt sie und hebt den Kopf, um sich umzusehen. Sofort sticht und brennt ihre Kehle wie verrückt, weshalb sie sich zurück in das weisse Laken sinken lässt. Die Erinnerungen fluten ihr Gehirn.
Wieder versucht sie sich ein Bild der Situation zu machen, diesmal ohne gross den Kopf zu bewegen. Aus dem Augenwinkel sieht Naomi Zola und Fred auf Stühlen neben ihrem Bett sitzen. Als diese bemerken, dass sie wach ist, tritt Erleichterung auf ihre besorgten Gesichter. Naomi dreht vorsichtig den Kopf zu ihnen und versucht sich an einem Lächeln.
«Zum Glück bist du wach! Fred hier wäre beinahe gestorben vor Sorge», redet Zola auch gleich drauf los. «Hier trink was und der Arzt hat uns diese Tabletten gegeben falls du starke Schmerzen haben solltest.» Sie hält ihr ein Glas Wasser sowie eine ungewöhnlich kleine Tablette hin. Zögerlich setzt Naomi sich auf, in der Angst vor Erschöpfung und Schmerz erneut nach hinten zu kippen. Plötzlich fühlt sie warme Hände, die sie stützen und einen angenehmen Schauer während sie von Zola beide Dinge entgegennimmt. Nach einem Schluck Wasser der brennt, aber gleichzeitig angenehm kühlt, betrachtet sie skeptisch das kleine weisse Ding zwischen ihren Fingern.
«Der Arzt sagte, du würdest eine Weile keine grösseren Sachen schlucken können, deshalb diese Tablette», erklärt Zola, die ihre Gedanken zu lesen scheint. Sachte nickt Naomi und schluckt es mit Wasser, weshalb sie schmerzerfüllt das Gesicht verzieht. Hoffentlich wird es bald besser.
Fred, der sich in ein seltsames Schweigen hüllt, hilft ihr sich wieder hinzulegen.
Naomi weiss nicht so recht wie sie zu ihm stehen soll. In ihr geistern die Worte, welche sie sich vor Wochen an den Kopf geworfen haben herum. Seitdem hat sie ihn konsequent nicht zu Wort kommen lassen, gedacht, egal was er zu sagen hat, es wird nichts rückgängig machen. Und das wird es auch nicht.
Ausserdem, hat sie geglaubt, er würde seine Entschuldigung sowieso nicht ernst meinen. Jetzt hat sich die Situation plötzlich geändert. Fred ist hier, er hat ihr während der Atemnot geholfen, glaubt Naomi zumindest, denn sie kann sich an kaum etwas erinnern. Eigentlich nur an verschwommene Bilder, Sirenen und die alles in den Schatten stellende Panik. Diese sitzt ihr noch tief in den Knochen.
«Ich habe deinen Eltern Bescheid gesagt, Naomi. Sie kommen so schnell wie möglich mit den Jungs. Dann wird der Arzt ihnen auch alles erklären, bei uns durfte er das nämlich nicht», berichtet Zola Naomi, was diese erleichtert zur Kenntnis nimmt. Auch wenn es nicht das erste Mal ist, dass sie wegen ihrer Nussallergie akut ins Krankenhaus muss, ist sie doch froh, ihre Familie und Freunde um sich zu haben.
Als das Schmerzmittel anfängt zu wirken und Naomi sich im Stande fühlt zu sprechen, fragt Zola nach ihrem Wohlbefinden. Nach ihrer Antwort – es geht, nur ihr Hals tut schrecklich weh – kann sie die Frage, welche ihr seit ihrem Aufwachen auf der Zunge liegt, stellen. «W-warum? Was ist passiert?!» Ihr Hals schmerzt und kratzt dabei immer noch fürchterlich, doch sie muss wissen was geschehen ist.
Fred starrt seine Schuhspitzen nieder, während Zola selbst verwirrt aussieht. «Die Nüsse müssen im Schokoladenkuchen gewesen sein», überlegt diese. Die Freundinnen sehen zu Fred, der ihnen ja alle Kuchen gebracht hat. Normalerweise fragt Naomi immer nach, ob etwas Nüsse beinhaltet, nicht aber bei ihm, sie dachte er hätte es schon getan. Trotz all seinen verletzenden Worten, vertraut sie ihm eigentlich in diesem Punkt.
«Ich habe Bianca gefragt, die ihn gebacken hat. Sie hat nein gesagt», murmelt Fred, ohne den Blick zu heben. «Heute war sie seltsamer drauf als sonst, vielleicht auch, weil ich ihr gesagt habe, sie solle mich in Ruhe lassen. Ich weiss nicht, ob es ein Versehen war, Nüsse in den Kuchen zu tun. Bianca weiss ja nichts von deiner Allergie.»
Plötzlich sagt Zola kalt: «Diese hinterhältige Person werde ich umbringen.»
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Erstmal zum Kapitel: Ich habe mir Mühe gegeben beim recherchieren zum Ärtztlichen Zeugs, aber es war wirklich schwierig. Deshalb kann es sein, dass ein Teil der Fakten falsch sind. Wenn jemand mehr darüber weiss, bin ich dankbar für alle Informationen.
Zweitens: Nao hat 500 Reads und über 90 Sternchen! Ich freue mich unglaublich darüber, auch wenn es für manche nicht viel zu sein scheint.
Als Special würde ich gerne eine Sidestory veröffentlichen und hätte auch viele Ideen, doch die sind zu lang. Deshalb werde ich vermutlich erst Siedstorys schreiben, wenn Nao fertig ist, was (leider) gar nicht mehr soo lange dauert.
Statdessen habe ich mir was anderes überlegt: Wer Lust hat kann Fragen über alles mögliche an die Charaktere oder mich stellen, die beantworte ich dann im nächsten Kapitel.
Schöner Advent
~ Linea
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro