Kapitel 24
Reue ist kein schönes Gefühl. Man denkt darüber nach was man hätte anders machen sollen, wie dann alles besser verlaufen wäre. Am Ende macht man sich aber unnötig Gedanken, denn ändern lässt sich das Geschehene nicht.
Nur die Zukunft lässt sich formen und genau das hat Fred versucht. Erfolglos.
Naomi ignoriert ihn nicht, doch sie ist gefühlskalt und geht ihm aus dem Weg. Schon mehrmals hat er versucht sich zu entschuldigen, jedes Mal musste sie angeblich schnell wohin, bevor es dazu kam. Freds Relation zu Zola und Patrik ist momentan auch angeschlagen, doch das legt sich schon wieder.
Fröstelnd zieht Fred seine Jacke näher um sich und lehnt sich in das Gartensofa. Er ist aufgewacht, konnte vor lauter Gedanken nicht mehr einschlafen, weshalb er jetzt, an einem Samstag um sechs Uhr morgens, im Garten sitzt und grübelt.
Bianca. Sie geht ihm so tierisch auf die Nerven, dass er sie am liebsten verfluchen würde, auf ewig eine Mücke zu sein, die versuchen muss ein Krokodil zu stechen. Wenn es gut aussieht, würde sie es wahrscheinlich sogar gerne machen, denkt er spöttisch. Immer wieder sagt Fred ihr klipp und klar, dass es aus ist, aber sie erwidert dann ständig, dass er nur verwirrt ist und sie eigentlich liebt. Von wegen.
Fred schnaubt und lässt den Kopf in den Nacken fallen. Die Sterne sind kaum noch zu sehen, der fast wolkenlose Himmel wird stetig heller.
Daniel hat sich einen guten Tag für sein Geburtstagsfest ausgesucht. Vor ein paar Tagen, als er wirklich 20 wurde, haben sie in der Familie gefeiert, heute ist die Party. Oder sowas in der Art: Daniel wollte keine Hausparty wie letztes Jahr, weil da gefühlt das halbe Haus zerstört wurde und auch nicht in einen Club. Deshalb ist sie am Tag, es gibt Minipizzen, ein paar Körbe werden geworfen und ein Spiel geschaut. Freds Bruder und einige seiner Freunde sind Basketball-Fans. Es kommen um die 15 Leute, denn Daniel hat auch Freds Clique eingeladen, weil sie ziemlich oft miteinander abhängen. Und vielleicht auch wegen Patrik, die zwei verstehen sich wirklich gut.
Fred beobachtet, wie die Welt langsam erwacht, als sich jemand zu ihm gesellt. «Warum vegetierst du hier draussen vor dich hin?»
«Konnte nicht mehr schlafen», ist die gebrummte Antwort.
Daniel setzt sich neben ihn. «Du musst da noch was wissen. Also ich habe Bianca eingeladen, weil ihr, für deine Verhältnisse, ungewöhnlich lange ein Paar wart und es sonst komisch rübergekommen wäre. Und nach der Trennung konnte ich sie ja auch nicht wieder ausladen.»
«Das wusste ich schon. Was meinst du, über was sie die ganze Zeit redet?»
«Über Atomphysik und den Klimawandel?», entgegnet Daniel, was beide zum Lachen bringt.
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Fred steht an der Tür, um die Leute zu begrüssen. Der einzige Grund dafür, ist um Bianca zu entfliehen. Sie war überpünktlich, eine eigentlich positive Eigenschaft, welche ihn an ihr allerdings nur nervt.
Veronika und Anton sind die Letzten. Ve begrüsst Fred mit einer Umarmung, dann verschwindet sie mit ihrem Nusskuchen rein, höchstwahrscheinlich zu Zola. Anton hingegen gesellt sich zu Fred. «Hey. Ist echt eine gute Idee von deinem Bruder mal nicht so ne' herkömmliche Party zu schmeissen.»
Fred stimmt dem zu und sie schauen auf dem Sofa das Basketballspiel. Nach einer Weile beginnen seine Gedanken zu wandern. Vor einigen Tagen haben sich Veronika und Anton getrennt. Sie haben beide gemerkt, dass ihre Gefühle nicht romantischer Art sind, weshalb sie beschlossen haben Freunde zu sein. Anfangs hat Anton nur wegen Ve Dinge mit der Clique unternommen, doch jetzt ist er ein Teil davon geworden. Er ist Fred sympathisch, denn er hat einen guten Musikgeschmack und läuft nicht immer nur den Trends nach.
Miriam dagegen, die einige Dates mit Zola hatte, aber nicht mit ihr zusammen ist, hat sich mit niemandem aus der Gruppe angefreundet. Veronika und auch Nao verhalten sich irgendwie misstrauisch der Rothaarigen gegenüber. Fred kann nicht in Worte fassen weshalb, allerdings versteht er ihr Verhalten. Vielleicht ist es, weil Zola keine guten Erfahrungen in der Liebe gemacht hat und sie diese deshalb beschützen wollen.
Es ist Halbzeit, Daniel diskutiert angeregt mit Patrik, weshalb Fred sich nach einer anderen Beschäftigung umschaut. Wo ist eigentlich Anton hin?
Hinter dem Haus entdeckt er ihn schliesslich mit Nao, Zola, Veronika und Bianca am plaudern und Daniels Freunden beim Körbe werfen zu schauen. Fred gesellt sich zu ihnen, wobei er nicht verhindern kann, Nao anzuschauen. Sie steht still in ihrem grünen Kleid neben ihrer besten Freundin, würdigt ihn keines Blickes.
«Es ist so schade, dass du nicht von Ve's Nusskuchen probieren kannst, Naomi. Er ist himmlisch.», schwärmt Zola, woraufhin Veronika sie verlegen knufft.
«Ich weiss, ich habe ihre Backkunst auch schon genossen.»
Fred hört nicht mehr zu, er geht stattdessen zu Nao, um ihr auf die Schulter zu tippen. Einfach so aufgeben kann er nicht. «Hast du einen Moment?»
«Nein, tut mir leid», erwidert sie angespannt, ohne sich umzudrehen.
«Bitte Nao, lass es mich doch erklären. Es war nicht so gemeint-»
Auf einmal dreht sie sich doch zu Fred um und mustert ihn mit einem kalten Blick. Sie sieht verletzt, wütend, aber vor allem abweisend aus. Er verstummt abrupt. Als Bianca sich ihm zuwendet, verschwindet er schnell im Haus für die zweite Halbzeit des Basketballspiels.
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