Kapitel 14
Naomi schreibt den letzten Satz von der Zusammenfassung der Balladen Analyse. Es hat viel länger gedauert als ihr liebt ist, weil sie sich einfach nicht konzertieren konnte. Immer wieder wandern ihre Gedanken zu der Tatsache, dass Fred ihr nicht vertraut und sie vielleicht nicht mal als eine Freundin sieht.
Auf einmal erklingt Viva la Vida („Es lebe das Leben"). Fred hat das Stück als Klingelton und als Naomi mal danach gefragt hat, hat er erzählt, dass es original von ist, gecovert vom Violinisten David Garrett. Er hört viel Geigen Musik und jetzt ist Naomi auch klar wieso.
Fred nimmt ab und weil er vergessen hat den Lautsprecher auszuschalten, hört sie was am anderen Ende der Leitung gesagt wird. "Mach endlich Fredrik! Wenn du aus Angst vor nichts schon wieder davonläufst, wirst du es bereuen." Daniels tiefe Stimme klingt genervt und zugleich drängend, dann legt er auf. Was war das denn?
Einen Moment sieht Fred genauso verwirrt aus wie Naomi sich fühlt, dann scheint er aber zu verstehen und beisst sich nervös in die Lippe.
„Das war nichts wichtiges", antwortet Fred auf Naomis unausgesprochen Frage. Mit der Maus klickt er auf etwas und dreht sich dann wieder zu ihr. „Ist das okay so für dich Nao?", fragt Fred, woraufhin Naomi zu ihm geht und ein Bild mit einem kurzen Text darunter sieht. Ein Künstler hat seine Interpretation der Ballade gezeichnet und darunter hat Fred einige Informationen zum Künstler hingeschrieben. Es passt so, Naomi fällt aber etwas auf, das fehlt...
Auf einmal wird Naomi neben Fred auf das Bett gezogen und sieht erschrocken auf. Sie war so in den Text vertieft, dass sie alles andere ausgeblendet hat.
Fred sieht nervös aber entschlossen aus, wodurch Naomi eine ungute Vorahnung bekommt.
„Ich halt das nicht mehr aus! Bitte Nao lass mich erklären warum ich es dir nicht gesagt habe.", bittet Fred sie eindringlich.
Naomi will nein sagen, er wird sie sowie so nur umstimmen können, Naomi wird ihm verzeihen und wieder verletzt werden. Aber als sie seinen verzweifelten Blick sieht, kann Naomi nicht anders. Sie bejaht seufzend, wendet den Blick allerdings lieber auf die Bettdecke. Sie kann ihm nicht ins Gesicht sehen, weil er dann wissen würde wie sehr es sie verletzt hat.
«Danke.» Fred atmet laut aus und klingt als wäre ein kleiner Teil einer riesen Last von seinen Schultern gefallen.
Auf der Bettdecke ist ein Muster bei dem sich schwarze und dunkelblaue Wellen abwechseln. Echt faszinierend.
„Ich... ich spiele Geige seit ich fünf bin. Mein Grossvater hat es mir beigebracht, er war einfach der Beste darin. Es war unsere gemeinsame Leidenschaft." Naomi erinnert sich an Freds Grossvater, er war vor seiner Pensionierung Teil eines Orchesters. Sie hat ihn nur ein paar Mal getroffen aber er war ihr sehr sympathisch. Fred war untröstlich als er vor einem Jahr gestorben ist und hat angefangen, richtig viel Scheisse zu bauen. Das war auch der Zeitpunkt, wo er angefangen hat ständig Freundin zu wechseln.
„Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich Geigenspielen liebe. Bei Theaterstücken und Konzerten in der Schule habe ich sogar mitgespielt. In der Grundschule gab es einige Kinder die mich deswegen geärgert haben. Sie meinten ich sei ein Streber und Spiesser. Aber zu einem Problem wurde es erst in der sechsten Klasse, als ich angefangen habe drei Mal pro Woche Geigenunterricht zu nehmen. Da hat es richtig angefangen."
Naomi sieht auf zu Fred, der aus dem Fenster starrt. Er sieht zu wie der Regen auf Häuserdächer und Strassen prasselt.
«Redest du darum nie mit, wenn wir über Mobbing diskutieren?», fragt Naomi zögernd.
«Ja», erwidert Fred. «Es erinnert mich zu sehr an damals und ich will das alles einfach nur hinter mir lassen. Als ich in der achten Klasse war... da ist es ausgeartet. Es ging einfach nicht mehr. Und auch wenn Lehrer, Schulpädagogen und andere nach Ewigkeiten endlich das Problem gesehen haben, steckte ich schon zu tief drin. Jeder in der Schule hat davon gewusst. Alle haben getuschelt und gelacht, daran konnte niemand etwas ändern.»
Naomi legt ihre Hand auf Freds Arm und lächelt ihn aufmunternd an. Vieles ergibt jetzt mehr Sinn und sie kann ihn verstehen.
«Wir sind mitten in meinem Schuljahr in ein anderes Stadtviertel gezogen, ich habe auf unsere Schule gewechselt. Ein richtiger Neuanfang, sowie er sonst nur in Filmen vorkommt. Ab da habe ich gewisse Dinge vor allen verheimlicht, auch als ich irgendwann Euch kennenlernte. Dich Nao, Zola, Patrik, Veronika und vielleicht kommt Anton auch noch dazu.»
Fredrik dreht sich zu Naomi um sehen zu können ob sie es versteht oder noch sauer auf ihn ist. Ob sie ihm verzeiht.
«Ich hatte» Fred Schluckt. «Ich habe einfach solche Angst, dass es wieder passiert.»
Naomi lächelt. Sie ist so froh, dass er endlich ehrlich ist. Und sie ist froh, dass sie nicht weggerannt ist. «Ich verstehe deine Entscheidung niemandem etwas davon zu erzählen. Aber du weisst, dass du mir vertrauen kannst? Ich verurteile dich doch nicht, weil du ein Instrument spielst. Und ich werde es niemandem sage, versprochen.»
Fred nickt und umarmt Naomi. Sie bemerkt, dass es ihm gut getan hat ihr das alles zu erzählen, wahrscheinlich redet er nur sehr selten darüber.
«Wirst du es den anderen auch erzählen? Ich finde Zola, Patrik, Veronika, Anton und ... Bianca haben ein Recht dich zu kennen.» Naomi lösst sich leicht von Fred um ihn ansehen zu können.
Der wiegt den Kopf überlegend hin und her. «Vielleicht werde ich es der Clique erzählen. Aber nicht sofort...»
Die Braunhaarige kann das verstehen. Sie schlingt ihre Arme wieder fester um ihn und so sitzen sie eine Weile schweigend da und geniessen die Ruhe.
Da kommt Naomi ein Gedanke. Anscheinend hat Fred nicht vor, es Bianca zu erzählen, da sie definitiv nicht zur Clique gehört. Das erleichtert Naomi ungemein.
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