Voodoo be my end - Kapitel 3
Langsam ging die Sonne auf und Julie schaute erschrocken aus dem Fenster. Leise sprang sie auf und warf die Puppe zurück in den Schubladenkasten, den sie danach zu schob. Für die letzten kurzen Stunden kuschelte Julie sich unter ihre Bettdecke, bis der Wecker sie wieder weckte. Zusammen mit ihrer Schwester stand sie auf und wie jeden Morgen machten sie sich zusammen für die Schule fertig. Am Frühstückstisch saßen bereits ihre Eltern, die alles vorbereitet hatten. Immer wieder setzte Victor sich anders hin und verzog dabei das Gesicht. Als Clara fragte, antwortete er nur, dass er scheinbar falsch gelegen hatte, da sein Rücken weh tat. Wieder drängte sich ein Gedanke in Julie's Kopf, der sie schaudern ließ. Sie hatte die Puppe grob weg geworfen, in etwas so wie bei ihrer Schwester.
Unauffällig aß sie und packte zusammen mit Violette ihre Schultasche. Auch ihre Mutter machte sich für die Arbeit fertig und verließ mit den Mädchen das Haus. Victor hatte erst später Dienst und konnte noch ein wenig lesen, bevor er gehen musste. Clara verabschiedete sich an der ersten Kreuzung von ihren Kindern, die fröhlich weiter liefen. Wieder Zuhause angekommen spielte Violette auf ihrem Bett mit ihren Figuren, während Julie die Puppe in der Ecke anstarrte. Immer wieder drückte sie mit ihrem Zeigefinger in den Bauch der Jute-Puppe und grübelte, wie diese Geschehnisse zusammen hingen.
Nach über einer Stunde hörte sie die Stimme ihres Vaters und wunderte sich, da er eigentlich erst in der Nacht zurück sein sollte. Langsam ging sie die Treppe hinab und sah, wie Victor sich den Bauch hielt. Clara ging in die Küche und kochte Tee auf, während er sich auf das Sofa legte. Julie ging unsicher weiter ins Zimmer und ging zu ihrem Papa, der sich unter eine Decke kuschelte. Sie fragte ihn, warum er schon wieder da war und ob alles okay sei. Er antwortete, dass er plötzlich Bauchschmerzen bekommen hatte und nach Hause geschickt wurde. Julie wurde immer besorgter, was diese Puppe tat, doch sie schämte sich nicht dafür, dass sie wohl der Auslöser war.
Eines Tages war Violette bei einer Freundin und würde bei ihr übernachten, da es auch Freitag war. Victor musste wieder bis in die Nacht arbeiten und saß im Büro. Clara war kurz einkaufen und vertraute darauf, dass Julie so brav wie immer sein würde. Diese sturmfreie Gelegenheit nutzte Julie für einige Tests. Mit der Jute-Puppe ging sie auf die kleine Treppe vor der Haustür und schaute die Passanten an, die vorbei liefen. Intensiv starrte sie einen Mann im Anzug an und zwickte das Bein der Puppe. Schmerzerfüllt zischte der Kerl und blieb stehen, unauffällig beobachtete sie ihn dabei. Nach einem kurzen Augenblick lief er weiter, humpelte aber. Julie grinste und schaute auf das hellbraune Ding in ihrer kleinen Hand. Diese gefährlich-magische Anziehung wurde immer stärker.
Da lief eine aufgebrezelte Frau daher und hatte einen hochnäsigen Blick auf dem Gesicht. Julie schnippte mit dem Mittelfinger gegen die Brust der Puppe und die Dame schnappte nach Luft. Mit ihrem Stöckelschuhen knickte sie um und fiel in den Dreck. Das kleine Mädchen musste sich das Lachen verkneifen, sonst würde sie auffliegen und die Puppe würde ihr weggenommen werden. Schnell versteckte sie die Puppe hinter ihrem Rücken als die Dame Aufstand.
Diese blickte sich um und schaute das blonde Mädchen an. Die Frau warf die Haare zurück und richtete ihren kurzen Rock, dann lief sie weiter. Als sie weg war grinste Julie bis über beide Ohren und holte die Puppe wieder hervor. Julie fühlte sich so mächtig und hatte so viel Spaß wie nie zuvor, dennoch fühlte sie sich etwas komisch. Immerhin tat sie etwas böses und das wusste sie, aber trotzdem fühlte sie keine Reue oder Mitleid. Stattdessen wollte sie noch mehr Schabank anstellen, also ging sie ins Haus und suchte einige Dinge zusammen.
Eine Schale voll Wasser und eine Nähnadel aus den Kasten ihrer Mutter. Beides legte sie auf die Treppe und wartete auf den nächsten Passanten, der einige Minuten später vorbei lief. Neugierig starrte Julie die Person an und tauchte den Kopf der Puppe unter Wasser. Er blieb stehen und fasste sich an den Hals, versuchte zu atmen doch blubberte nur. Julie sah zu, wie der Mann zu Boden ging und die Hand gen Himmel streckte, als ob ihm Gott oder was auch immer helfen würde. Mit vorgehaltener Hand lachte Julie und sah das blaue Gesicht des Mannes. Langsam zog sie die Jute-Puppe aus der Wasserschale und der Mann atmete laut ein. Das blonde Mädchen versteckte sich schnell hinter einem Busch und beobachtete seine Reaktion heimlich.
Er griff nach seinem Handy und rief einen Krankenwagen, wie Julie verstand. Erschöpft setzte sich der Mann auf den Bürgersteig und wartete. Sie verschwand mit der Schale im Haus und schaute durch den Spion zu, den sie mit einem Stuhl erreichte. Nach einigen Minuten fuhr ein rot-weißer Wagen vor und zwei Männer stiegen aus. Sie nahmen den Mann mit und Julie kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen. Als sie weg waren, trat sie wieder raus und setzte sich erneut auf die Treppe. Genug war es für sie noch lange nicht, immerhin hatte sie noch die Nadel. Hämisch grinsend hielt sie Ausschau nach ihrem nächsten Opfer, welches sich als alte Frau heraus stellte. Mit ihrem Krückstock schlich sie langsam an dem Gartentor vorbei. Vorsichtig nahm Julie die Nadel zur Hand und setzte sie bei dem Auge der Puppe an. Kurz hielt sie inne und dachte nach, ob sie das wirklich tun sollte, immerhin war es eine alte, gebrechliche Dame. Doch dann stach sie zu.
Die Nadel drang tief in den Jute-Stoff ein und blieb stecken. Schmerzerfüllt schrie die Frau auf und hielt sich das Auge. Sie nahm ihre Brille ab und rieb sich das schmerzende Körperteil. Die alte Dame stützte sich am Zaun der Genet's ab, da der Schmerz einfach nicht vergehen wollte, immerhin steckte die Nadel noch im der Puppe. Doch langsam war es Julie wieder zu langweilig und sie zog sie heraus. Der Griff der alten Dame lockerte sich allerdings nicht, sie stand wie angewurzelt da und rieb sich das Auge. Erst nach einigen weiteren Minuten ließ sie nach und setzte langsam ihre Hornbrille auf die Nase. Julie hörte noch, dass sie etwas murmelte, verstand allerdings nicht was sie sagte.
Schulterzuckend beobachtete sie die Frau, wie sie langsam ihren Weg weiter ging. Gelangweilt lehnte sie sich an die Tür und starrte auf das filigrane Gartentor, welches von einem dazu passenden Zaun umschlossen wurde. Einige Menschengruppen liefen vorbei, da wollte Julie es nicht riskieren und wartete weiter. Endlich lief eine einzelne Person vorbei, ein junger Mann. Augenblicklich rammte sie die Nadel in das Bein der Puppe und stach sogar durch den Stoff auf der Rückseite, dabei piekste sie in ihren Finger.
Sie zuckte weg und ließ die Puppe fallen, doch ihr Finger blutete nicht. Julie fokussierte sich wieder auf den, am Boden liegenden, Mann, der sich krümmte und sein Bein hielt. Fluchend schlug er mit der Faust auf den Asphaltboden und versuchte seine Atmung zu kontrollieren. Julie grinste zwar, aber dennoch wurde dieses Spiel immer langweiliger. Also beschloss sie einfach wieder ins Haus zu gehen, die Nadel verstaute sie in dem Nähkästchen ihrer Mutter und verstaute die Puppe in ihrem Bett.
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