PoV Nanashi

Dunkelheit und Stille umgeben mich vollkommen...
Mein Körper fühlt sich schwer an und ein wenig taub.
Wo bin ich?
Was ist passiert?
Langsam tauchen Bilder vor meinem inneren Auge auf und ich erkenne einen blonden Mann auf einem großen Flugobjekt...
Kleine, weiße, vogelähnliche Dinger...
Ah ja, der Kampf mit dem Akatsuki, Deidara.
Ich bin in seine Falle getappt.
Mist, mist, mist!
Ein Knall, ein Aufprall und das brennende Gefühl von Wasser in meiner Lunge bevor ich bewusstlos wurde.
Doch ich bin seltsamer Weise nicht tot.
Wieso lebe ich?
Es ist schwer aber blinzelnd öffne ich die Augen und langsam lichtet sich die Dunkelheit um mich herum.
Über mir erscheint verschwommen eine weiße Decke.
Wo bin ich?
Es ist fast unerträglich hell hier.
Bin ich etwa doch tot?
Unwahrscheinlich...
"Hallo? Kannst du mich hören?", ertönt eine Stimme.
Sie klingt dumpf und weit weg doch als ich den Kopf ein wenig drehe erkenne ich eine große blonde, vollbusige Frau, die neben mir steht.
Sie mustert mich eingehend mit braunen Augen und irgendwie kommt sie mir seltsam bekannt vor.
Woher kenne ich diese Frau? Komm schon denk nach Nanashi! So einen Brustumfang vergisst man nicht, selbst als Mädchen.
"Was ist denn jetzt, Oma Tsunade? Sag schon!", quengelt eine andere Stimme und ein blonder Junge drängt sich an der Frau vorbei zu mir.
Ich kenne ihn...
Moment. Hat er Tsunade gesagt?
Etwa wie die Hokage von Konoha-Gakure!?
Ruckartig setze ich mich auf und ein schmerzhaftes Pochen in meinem Körper lässt mich zusammenzucken.
"Langsam!", mahnt Tsunade.
Immernoch klingt ihre Stimme dumpf und ich reibe mir die Ohren.
Diese dämliche Explosion. Kurz sehe ich mich in dem hellen Zimmer um und verziehe das Gesicht.
Krankenhaus, eindeutig...
Ich hasse Krankenhäuser...
Ich finde mich selbst in einem Bett wieder, mein Körper ist voller Bandagen.
Wie zur Hölle komme ich nach Konoha!?
Eine Hand erscheint winkend vor meinem Blickfeld und ich wende mich wieder den beiden Personen neben mir zu.
"Hörst du mich?", fragt Tsunade erneut etwas lauter.
Langsam nicke ich.
"Was...", beginne ich doch erschrecke beim Klang meiner Stimme.
Sie ist rauh und brüchig.
"Ich habe dich gefunden, echt jetzt! In einem Fluss treibend!", brüllt der Blonde, der wohl befürchtet, dass ich ihn sonst nicht verstehe.
So ist das also...
Das heißt dann wohl, dass ich wirklich in Konoha bin. Das Dorf, das Orochimaru mit aller Kraft zerstören und in den Ruin treiben wollte. Sein Heimatdorf.
Na klasse...
"Du hast schwere Verbrennungen am ganzen Körper und eine leichte Gehirnerschütterung.", erklärt Tsunade und verschränkt die Arme vor ihrem Körper.
Ich räuspere mich kurz.
"Ich bin in Konoha?", will ich wissen und die Hokage nickt zustimmend.
Ich kann es immernoch nicht fassen...
"Und hier bleibst du auch eine Weile. Ich habe dich schon einmal gesehen. Du bist Orochimaru's Tochter hab ich recht?"
"Was!?", brüllt der Junge erneut, doch Tsunade ignoriert ihn gekonnt.
Immernoch liegt ihr Blick auf mir, streng und fordernd.
"Nanashi. Ich bin Nanashi.", erkläre ich genervt.
Wie ich es satt habe, immer nur Orochimaru's Tochter zu sein.
"Dachte ich's mir...", murmelt die Hokage und wendet sich zum Gehen.
An der Türe bleibt sie kurz stehen und dreht sich noch einmal zu mir um.
"Denk nicht mal dran abzuhauen. Dieses Zimmer wird bewacht und in deinem jetzigen Zustand würdest du eh nicht weit kommen.", mahnt sie mich bevor sie das Zimmer verlässt.
Super...
Das wird ja immer besser.
Zu allem Überfluss spüre ich auch mein Chakra nicht. Irgendwo in diesem Raum müssen Siegel angebracht sein, die mein Chakra unterdrücken.
Kopfschüttelnd seufze ich und wende mich an den blonden Jungen, der noch immer neben dem Bett steht.
Naruto war sein Name, wenn ich mich richtig erinnere. Auf jeden Fall hat Sasuke ihn so genannt. Er ist vor einiger Zeit in unser Versteck eingedrungen und gehört zu Sasuke's altem Team.
Der Blonde steht stumm neben mir und mustert mich eingehend. Ich kann es nicht leiden angestarrt zu werden...
Als wäre ich eine Zirkusattraktion.
"Was ist?"

PoV Naruto

Merkwürdig...
Mal davon abgesehen, dass man nicht jeden Tag ein verletztes, bewusstloses Mädchen in einem Fluss findet, ist alles an ihr einfach nur merkwürdig.
Der Blick ihrer lilafarbenen Augen ist kalt und undurchschaubar, ihr Tonfall desinteressiert und abweisend.
Komischer Weise erinnert sie mich im ersten Moment ein wenig an Sasuke.
Und sie soll außerdem Orochimaru's Tochter sein? Irgendwie kann ich das nicht so recht glauben...
Ich meine der Kerl ist so alt wie Oma Tsunade! Das ist irgendwie...gruselig.
Nanashi hat sie gesagt, dass sie heißt.
Aber ich erkenne das Mädchen wieder. Ich habe sie schon einmal gesehen. Damals, als Sai uns verraten hat und Yamato, Sakura und ich in ein Versteck von Orochimaru eingedrungen sind, hat dieses Mädchen an Sasuke's Seite gekämpft.
"Was ist?", fragt sie kalt.
"Du stehst auf Sasuke's Seite, richtig?"
Viel mehr ist das eine Feststellung als eine Frage und Nanashi mustert mich abschätzend.
"Und du warst einmal auf seiner Seite.", antwortet sie und auch das ist keine Frage.
"Ich bin es immernoch. Sasuke ist mein Freund, echt jetzt. Und ich werde ihn befreien. Das habe ich versprochen."
Die Schwarzhaarige auf dem Bett lacht kurz humorlos auf und schüttelt den Kopf.
"Befreien, sagst du. Aber wovon willst du ihn befreien?"
"Von Orochimaru's Bann. Ich lasse nicht zu, dass er ihm etwas antut."
Stumm schaut sie zu mir auf und legt den Kopf leicht schief.
"Du weißt es nicht...", murmelt sie leise.
"Was? Was weiß ich nicht?", will ich von ihr wissen.
"Er ist tot."
Tot?
Ich merke wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht und sich mein Magen umdreht.
"SASUKE IST TOT!?", brülle ich erschrocken.
Genervt stöhnt Nanashi auf und verdreht die Augen.
"Baka. Als ob Sasuke so leicht tot zu kriegen ist. Unkraut vergeht nicht. Ich meine Orochimaru. Die Schlange ist tot."
Erleichtert atme ich auf.
Moment...
"Huh!? Orochimaru wurde besiegt!?"
"Baka...", murmelt das Mädchen erneut kopfschüttelnd und legt sich nach hinten in das Bett.
Sofort mache ich kehrt und verlasse fluchtartig das Zimmer.
Wenn Orochimaru tot ist, ist Sasuke nicht länger in Gefahr.
Dann wird er bald nach Hause kommen.
Das wird er...
Ich muss es unbedingt Tsunade erzählen.