kapitel 48 : teil von ihm
„Was weißt du schon von mir?" brüllte Nanami plötzlich, ihre Stimme von einer wilden Mischung aus Wut und Schmerz erfüllt. Sie konnte die Worte nicht länger zurückhalten. „Du weißt nichts! Gar nichts!", schrie sie. „Dieser verdammte Schatz... das Sternenbild der Carina, richtig?" Nanamis Augen blitzten, als ihre Hand nach einem Messer griff, das an ihrer Hüfte hing. Ihre Muskeln spannten sich, bereit, zuzuschlagen. „Du glaubst doch nicht, dass du mit mir auf diesem Niveau spielen kannst, Barbossa! Was du kannst, kann ich schon lange", brüllte sie, ihre Stimme immer lauter, immer gefährlicher.
Der Ausdruck in Barbossas Gesicht wurde finsterer, und er machte einen Schritt auf sie zu, als ob er sich für einen Angriff bereitmachen wollte. Doch bevor er noch etwas tun konnte, trat plötzlich jemand dazwischen – Jack. „Und wer sagt, dass du mit ihr auf diesem Niveau spielen kannst?", rief Jack, seine Stimme ruhig, aber scharf. Mit einem schnellen, fast spielerischen Schritt trat er zwischen Barbossa und Nanami, seine Hand leicht auf dem Griff seiner Pistole ruhend. „Lass das, Hector. Diese kleine Unterhaltung geht dich nichts mehr an."
Barbossa starrte Jack an, die Wut in seinen Augen wie Feuer. Aber es war die alte Rivalität, die zwischen ihnen lag – ein ständiges Aufeinandertreffen, bei dem kein der beiden je nachgab. „Du mischst dich wieder ein, Jack?", brüllte Barbossa und schüttelte den Kopf. „Du und dein verdammter Stolz. Glaubst du, ich habe vergessen, wie du mir das Leben verdorben hast?" Jack grinste breit und verneigte sich, mit einer nonchalanten Bewegung, die nichts anderes verriet als Spott. „Ach, Hector, du bist immer so empfindlich. Das Leben ist zu kurz, um sich über Kleinigkeiten aufzuregen."
Barbossa stieß einen wütenden Laut aus, als er einen Schritt auf Jack zu machte. Doch Nanami, die sich wieder aufgerichtet hatte, ihre Wut in einem kalten, gefährlichen Funkeln in ihren Augen gefangen, trat einen Schritt nach vorn und packte Jacks Arm, um ihn zurückzuhalten.
„Jack, lass ihn nicht losgehen", sagte sie mit einer tiefen, fast verführerischen Ruhe in ihrer Stimme. Doch die Bedrohung darin war klar und ließ selbst Barbossa für einen Moment innehalten. „Glaub mir, Nanami", sagte Jack und drehte sich zu ihr. „Ich weiß, wann man mit einem Piraten-Lord zu tun hat und wann man sich besser zurückzieht. Und jetzt... es sieht so aus, als würde Barbossa einfach gerne in alten Wunden bohren. Aber das ist nicht unser Kampf. Noch nicht."
„Er wird noch bezahlen für das, was er gesagt hat", murmelte Nanami mit einem gefährlichen Blick auf Barbossa, aber Jack konnte ein Lächeln in ihren Augen erkennen. Barbossa, der erkannte, dass Jack sich nicht so leicht provozieren ließ, zog sich langsam zurück. „Wenn du denkst, dass Jack Sparrow dich vor mir retten kann, dann täuscht du dich, Nanami", sagte er in einem zischen Ton, der so kalt war wie die See selbst. „Du bist nicht unantastbar. Nicht vor mir. Und schon gar nicht vor deinem eigenen Blut."
Mit diesen letzten, schneidenden Worten drehte sich Barbossa um, seine Schritte hallten auf dem Deck, während er mit seinen Männern davonmarschierte. Die Bedrohung, die er hinterließ, war jedoch nicht ganz verschwunden. Nanami spürte, wie die Wut in ihr brodelte. Sie war nicht sicher, was sie mehr hasste: Barbossa und die Art, wie er immer wieder an ihren schwärzesten Erinnerungen kratzte, oder ihre eigene Unfähigkeit, die Wahrheit über ihren Vater und ihre Mutter vollständig zu verstehen.
„Lass ihn ruhig reden", sagte Jack, als er sich wieder zu Nanami umdrehte. „Aber du weißt, Nanami, das Meer vergisst nichts – und du solltest auch nicht alles vergessen. Nicht alles." Sie sah ihn an, tief in die Augen des Mannes, der immer noch so undurchschaubar wie der Ozean war. „Du hast recht", murmelte sie. „Aber manchmal wünschte ich mir, ich könnte einfach alles vergessen. Die Vergangenheit, die Schuld, das Erbe."
„Das geht nicht", sagte Jack, als er sie ernst ansah. „Du kannst dich nicht davon befreien, aber du kannst es trotzdem nutzen. Deine Geschichte – deine Macht – das ist es, was dich ausmacht. Und wenn du deine Feinde besiegen willst, musst du auch mit dem, was du bist, im Einklang sein. Oder du wirst untergehen." Nanami nickte, obwohl sie wusste, dass die Antworten, die sie suchte, tiefer lagen, als sie es sich je hätte träumen lassen.
~~~
Die raue See ließ das alte Schiff leicht schaukeln, und ein salziger Wind zog durch die Ritzen der Kajüte, in der die große Ratsversammlung der Piratenlords stattfand. Der Raum war düster, erhellt nur von Kerzen, deren flackerndes Licht groteske Schatten auf die Wände warf. Ein massiver Anker diente als Kerzenständer, von dem dicker Wachs in trägen Tropfen herabfloss und sich auf der groben Holzplatte des Tisches sammelte. Überall roch es nach Rauch, altem Leder und Rum.
Hector Barbossa, gekleidet in einen abgetragenen Kapitänsmantel, dessen goldene Stickereien von Jahren auf See verblasst waren, erhob sich mit der Anmut eines Mannes, der sich an Macht und Respekt gewöhnt hatte. In seiner rechten Hand hielt er eine schwere Metallkugel, die an einer Kette befestigt war. Mit einem plötzlichen, dröhnenden Knall ließ er sie auf den Tisch krachen. Das Geräusch brachte alle Gespräche zum Verstummen.
"Meine Damen und Herren," begann er mit seiner kratzigen, aber kraftvollen Stimme, die den Raum erfüllte. "Ich habe euch zusammengerufen, um die vierte Ratsversammlung zu eröffnen!" Seine Augen glitzerten im schwachen Licht, während er über die versammelten Piratenlords blickte. Eine skurrile Gesellschaft aus den Ecken aller sieben Weltmeere hatte sich eingefunden: Lords mit Kopftüchern, Goldohrringen und Augenklappen, andere in exotischen Gewändern, die nach fremden Ländern rochen, und einige, die in ihrer Erscheinung eher Geistern als Menschen glichen.
Mit einer angedeuteten Geste forderte Barbossa die Anwesenden auf, Platz zu nehmen. Knarren und Quietschen ertönten, als jeder seinen Platz an dem schwerfälligen Holztisch suchte. "Nun denn," fuhr Barbossa fort und schlug mit der Kugel erneut auf den Tisch, "als Nachweis eurer Lordschaft und eures Rechts, hier zu sprechen, verlange ich eure Silbermünzen!"
Einige murmelten, andere grummelten, doch einer nach dem anderen griffen die Lords in ihre Taschen, Beutel oder Gürtel. Eine Holzschale wurde durch die Runde gereicht, doch das, was hineingelegt wurde, war weit entfernt von normalen Münzen. Eine alte Pfeife, ein Kamm mit fehlenden Zinken, ein rostiges Messer und ein zerbrochener Kompass landeten darin, ebenso wie eine unförmige, silbrig glänzende Muschel. Barbossa beobachtete das Schauspiel mit einem kaum sichtbaren Lächeln, als ob er genau gewusst hätte, was geschehen würde.
Nanami mit ihren glänzenden Braids, die in einem Zopf über ihre Schulter fiel, saß auf einem der Plätze und beobachtete die Szene aufmerksam. Ihr Gewand war schlicht, aber praktisch – ein dunkelblaues Hemd mit silbernen Knöpfen, eine Weste aus weichem Leder und eine enge Hose, die ihre Bewegungen nicht einschränkte. Ihre Stiefel waren bis zu den Knien geschnürt, und ein Schwert hing lässig an ihrer Seite.
Nanami lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und lachte leise, als sie den fragenden Blick eines glatzköpfigen Lords bemerkte, der den eigenwilligen Inhalt der Schale ansah. "Wollt Ihr wissen, warum das keine Münzen sind?" fragte sie mit einem schelmischen Grinsen. Der Mann nickte stumm.
"Nun," begann sie und ihre Stimme war warm und voller Leben, "ursprünglich sollten es neun Silbermünzen sein, um Calypso zu verbannen. Doch wie es bei Piraten oft der Fall ist – damals war keiner von uns sonderlich wohlhabend." Sie hob eine Augenbraue und fügte mit spöttischem Ton hinzu: "Also haben wir genommen, was wir gerade in der Tasche hatten. Eine Pfeife, ein Anhänger, ein altes Hufeisen – völlig überflüssiges Zeug."
Der Glatzkopf schien nicht überzeugt. Nanami beugte sich vor und legte ihre Hände auf den Tisch. "Natürlich hätten wir den Namen ändern können," fuhr sie fort. "Aber was klingt eindrucksvoller? 'Neun Silbermünzen', die eine Göttin bannen, oder 'neun zufällige Dinge, die wir im Moment entbehren konnten'?" Ihre Augen funkelten schelmisch. "Ich glaube, Ihr versteht, dass Piraten manchmal Wert auf Dramatik legen."
Das Gemurmel der Anwesenden wurde lauter, begleitet von einigen amüsierten Lachern. Nanami ließ sich wieder in ihren Stuhl sinken, ihre Finger spielten nachdenklich mit einem kleinen silbernen Anhänger um ihren Hals. Trotz ihrer leichten Worte konnte sie die Spannung im Raum spüren – eine Energie, die wie ein Sturm in der Luft lag, bereit, loszubrechen ehe sie die Kette ebenfalls in die Schale fallen ließ.
Die Atmosphäre in der Kajüte war zum Zerreißen gespannt. Kerzenlicht flackerte über die Gesichter der Piratenlords, deren Präsenz die Luft mit einer beinahe greifbaren Macht erfüllte. Die Schale, gefüllt mit den Symbolen der Lords, lag schwer vor Hector Barbossa, der sie nun in die Hand nahm. Seine Finger glitten kurz über die skurrilen Gegenstände – eine Pfeife, ein Kompass, eine Haarspange – bevor er die Schale langsam hob.
"Mr. Ragetti," sagte Barbossa und sein rauer Ton durchdrang die Stille wie ein Messer durch dicken Nebel. "Darf ich?" Seine Augen ruhten auf Ragetti, dessen schiefes Grinsen sofort verschwand. Der einäugige Pirat nickte nervös, seine Hände tasteten nach seinem Glasauge, das er mit zögerlichen Fingern aus der leeren Höhle nahm. "Hab's gut aufbewahrt, genau wie Ihr's gesagt habt," murmelte er, seine Stimme eine Mischung aus Stolz und Angst. Mit einem leisen Klack ließ er das Glasauge in die Schale rollen, wo es leuchtend zwischen den anderen Gegenständen zum Liegen kam.
Ein Raunen ging durch den Raum, und einer der Lords – ein grimmiger Mann mit wettergegerbtem Gesicht – wandte sich an Jack Sparrow. "Und wo ist dein Beitrag, Jack?" Alle Augen richteten sich auf den ikonischen Kapitän, der lässig in seinem Stuhl saß. Seine Finger spielten mit einem silbernen Medaillon, das fast wie eine Münze aussah – das einzige Objekt in der Schale, das tatsächlich an den ursprünglichen Zweck erinnerte. Gerade als er es hineinwerfen wollte, hob Jack eine Hand, das Medaillon zwischen Daumen und Zeigefinger balancierend.
"Ein kleiner Einwand, meine Damen und Herren," begann er und ein schelmisches Lächeln huschte über sein Gesicht. "Ich darf darauf hinweisen, dass wir... nun ja, nicht vollständig sind. Wo, frage ich euch, ist unser guter Sao Feng? Ich bin sicher, er wird jede Minute eintreffen. Ich warte mit aller Geduld." Bevor jemand antworten konnte, erklang Elizabeth Swanns Stimme klar und durchdringend. "Sao Feng ist tot."
Die Worte ließen die Runde erstarren. Nanami, die am Rand des Raumes gesessen hatte, stutzte und richtete sich langsam auf. Ihre dunklen Augen blitzten neugierig auf Elizabeth. "Tot?" fragte sie, ihre Stimme klang fast beiläufig, doch ihre Haltung verriet Wachsamkeit. Elizabeth fuhr fort, ihre Stimme bebte leicht, doch sie hielt den Blick der Anwesenden stand. "Er wurde Opfer der Flying Dutchman."
"Das verfluchte Schiff," murmelte Mistress Ching, deren sonst so unantastbare Aura einen Moment lang ins Wanken geriet. Ihre feine Seidenkleidung schimmerte im Kerzenlicht, und die Haarspange, Symbol ihrer Macht, lag nun stumm in der Schale vor Barbossa.
Nanami erhob sich nun ganz. Ihre Stiefel knirschten auf den Dielen, während sie langsam zu Elizabeth hinüberging. Ihr Zopf fiel über ihre Schulter, das dunkle Leder ihrer Kleidung knarzte leise bei jeder Bewegung. "Captain Swan," sagte sie mit einem spöttischen Unterton und blieb vor Elizabeth stehen, die ihr Schwert gerade in den hölzernen Globus gestoßen hatte. "Vergeben wir Titel jetzt im Vorbeigehen? Was muss man dafür tun? Eine Feder unterschreiben?"
Elizabeths Augen funkelten vor Ärger, doch sie sagte nichts. Nanami verschränkte die Arme vor der Brust, ein dünnes Lächeln auf den Lippen. Doch die Diskussion wurde abrupt unterbrochen, als ein Tumult entstand. Alle sprachen gleichzeitig, Stimmen überlagerten sich, während die Anspannung im Raum weiter wuchs.
Elizabeth hob die Hände, um Ruhe zu schaffen. "Hört mir zu!" rief sie. Die Menge verstummte, wenn auch widerwillig. "Unser Treffpunkt wurde verraten. Jones untersteht jetzt Beckett. Sie kommen." Nanami, die sich an die Tischkante gelehnt hatte, hob eine Augenbraue. "Verraten? Wer?" fragte sie, ihre Stimme triefte vor gespielter Unschuld.
"Keiner der Anwesenden," warf Barbossa ein und schien sich der Wahrheit sicher zu sein. Elizabeth hielt kurz inne, als hätte sie mehr zu sagen, doch sie biss sich auf die Lippen. "Wo ist Will?" fragte sie schließlich, ihre Stimme fester, aber voller Sorge. "Nicht anwesend," erwiderte Jack knapp und Elizabeth holte tief Luft.
"Es ist egal, wie sie uns finden. Die Frage ist, was wir tun, wenn sie da sind." Barbossa richtete sich langsam auf und legte beide Hände auf den Tisch. Sein Blick ruhte auf jedem Einzelnen im Raum. "Wir kämpfen," erklärte Elizabeth und ihre Stimme war entschlossen, als wäre das die einzig logische Antwort. Die Piratenlords brachen in Gelächter aus, ein dunkler und sarkastischer Klang, der durch die Kajüte hallte.
"Schiffswrack-Bucht ist eine Festung," warf Mistress Ching ein. Ihre Stimme war ruhig, aber mit Nachdruck. "Eine gut ausgerüstete Festung. Wir müssen nicht kämpfen. Sie kommen hier nicht rein." Barbossa ließ das Lachen verstummen, indem er mit seiner Metallkugel auf den Tisch schlug. "Es gibt noch eine dritte Möglichkeit," sagte er und sein Blick wurde düster. "In früheren Zeiten, hier an diesem Ort, verbannte der erste Piratenrat die Meeresgöttin Calypso in einen menschlichen Körper. Das war ein Fehler."
Die Anwesenden schwiegen, während Barbossa fortfuhr, seine Stimme tief und bedeutungsschwer. "Wir zähmten die Meere und öffneten damit die Tür für Beckett und seinesgleichen. Doch ihr alle wisst, dass die besseren Tage jene waren, als die See noch wild war. Damals regierte der Schweiß eines Mannes und die Stärke seines Rückens – keine Verträge, keine Lords, keine Ketten."
Einige nickten, andere blickten nachdenklich zu Boden. "Wir müssen Calypso befreien," schloss Barbossa und lehnte sich zurück. Die Stille, die folgte, war schwerer als alles zuvor. Nanami spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Der Gedanke, eine Göttin zu entfesseln, ließ eine seltsame Mischung aus Angst und Aufregung in ihr aufsteigen. Sie beobachtete Elizabeth, die sich aufrecht hielt, aber deren Augen den inneren Konflikt verrieten.
Die Stille, die wie ein gespanntes Segel über dem Raum lag, zerriss mit einem gewaltigen Knall, als die Anwesenden in einen ohrenbetäubenden Tumult ausbrachen. Worte wurden zu Schreien, und Schreie wurden zu Drohungen, als die Piratenlords ihre Meinungen in den Raum schleuderten. Barbossa stand wie ein Fels inmitten des aufbrausenden Chaos, doch auch er konnte die aufkochenden Emotionen kaum zügeln.
Nanami, die sich bisher an die Seite des Raumes gehalten hatte, schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Ihre Hände zitterten leicht – nicht vor Angst, sondern vor der elektrisierenden Energie, die durch den Raum pulsierte. Ihre Mutter, dachte sie, Calypso, verdient ihre Freiheit. Das Wissen, wer sie wirklich war, lag wie ein bittersüßes Geheimnis in ihrem Herzen, ein Band, das sie mit einer Göttin verband, die man verraten und eingesperrt hatte.
Mit einem kräftigen Schritt trat sie vor, das Knarren ihrer Stiefel auf den Dielen übertönte kurz den Lärm. "Sao Feng hätte Barbossa zugestimmt!" rief sie, ihre Stimme klar und durchdringend wie eine Glocke. Einige Köpfe wandten sich zu ihr, andere ignorierten sie, doch sie ließ sich nicht beirren. "Und ich stimme ebenfalls zu. Calypso verdient ihre Freiheit!"
"Calypso ist unser Feind – damals wie heute!" donnerte einer der Piratenlords, seine Faust donnerte auf den Tisch, dass die Symbole in der Schale klirrten. "Und bessere Laune wird sie kaum haben, wenn wir sie befreien," warf der französische Piratenlord, Captain Chevalle, ein, dessen ironisches Lächeln den Ernst der Lage kaum milderte. Ein anderer Piratenlord, dessen Gesicht halb von einem Tuch verdeckt war, lehnte sich vor. "Ich denke wie Sao Feng. Wir befreien Calypso." Die Reaktionen ließen nicht auf sich warten. "Du drohst mir?" fauchte ein Pirat und erhob sich drohend.
"Ich töte dich, wenn es sein muss," schoss der andere zurück, und ehe man sich versah, eskalierte die hitzige Diskussion in ein wüstes Handgemenge. Hände schnappten nach Hemdkrägen, Dolche blitzten im flackernden Kerzenlicht, und es war unmöglich, zu erkennen, wer wo anfing und wer wo aufhörte. Es war ein einziges, sich windendes Chaos. "Das ist Wahnsinn," murmelte Elizabeth, die das wilde Durcheinander mit geweiteten Augen beobachtete. Jack Sparrow, der sich lässig an die Rückenlehne seines Stuhls lehnte, hob einen Finger. "Nein, Elizabeth. Das ist Politik."
Nanami konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Sie trat an Elizabeths Seite, legte ihr leicht eine Hand auf die Schulter und grinste breit. "Das ist Piratenpolitik. Willkommen im Geschäft, Captain Swann." Elizabeth funkelte sie kurz an, doch ein schwaches Lächeln zuckte an ihren Lippen. Der Raum, der eben noch erfüllt war von Chaos, schien plötzlich kleiner zu werden, als eine unheimliche Ruhe über die Szene kroch. Es war Elizabeth, die diese bedrückende Stille brach.
"Unsere Feinde kommen näher," sagte sie leise, ihre Stimme dennoch fest. Barbossa drehte sich langsam um, die Metallkugel in seiner Hand drehend. "Wenn sie nicht schon hier sind," entgegnete er, seine Augen funkelten kalt.
Nanami musterte den Raum und seufzte leise. Die Versammlung war im Chaos versunken, und während Barbossa, Elizabeth und Jack versuchten, Ordnung zu schaffen, wusste sie, dass ihre eigene Aufgabe woanders lag. Sie griff nach ihrer Lederjacke, die sie lässig über die Schulter warf, und schob sich durch das Gedränge.
"Regelt das hier," sagte sie über ihre Schulter hinweg, ohne darauf zu achten, ob man ihr Gehör schenkte. "Ich kümmere mich um unseren Ehrengast." Mit einem letzten Blick auf das Chaos der Ratsversammlung schlüpfte sie aus der Tür und in die frische Luft der Schiffswrack-Bucht. Der Geruch von Salz und Algen schlug ihr entgegen, und die Sterne am Himmel schienen ihr den Weg zu weisen. Ohne Zögern ging sie hinüber zur Black Pearl, deren dunkler Rumpf wie ein Schatten auf dem Wasser lag.
Nanami spürte die Wut und die Spannung in ihren Adern. "Egal, was sie da drinnen entscheiden," murmelte sie, während sie an Deck der Pearl ging, "ich werde dafür sorgen, dass Calypso ihre Freiheit bekommt. Und niemand wird mich aufhalten."
Die vertrauten Klänge der Spieluhr durchbrachen die Stille wie ein geisterhaftes Echo, das sich durch das hölzerne Schiff schlich. Nanami hielt inne, ihre Hand ruhte kurz auf der kalten Wand der Black Pearl. Die Melodie war so bittersüß, so vertraut, dass sie für einen Moment zurück in ihre Kindheit gezogen wurde. Bilder fluteten ihren Geist – Bilder von warmem Sand, dem Rauschen der Wellen und dem Lachen einer Frau mit leuchtenden Augen, die ihr die Welt versprach.
Tief in ihrem Inneren wusste Nanami, dass diese Erinnerungen keine reine Freude waren. Sie trugen den Schmerz des Verrats und die Last eines uralten Konflikts. Doch sie schüttelte die Gedanken ab, hob den Kopf und ging weiter. Ihre Schritte hallten durch die Stille unter Deck, während die Melodie sie führte, wie ein unsichtbarer Faden, der sie zu ihrem Schicksal zog.
Als sie die Zelle erreichte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Calypso, ihre Mutter, saß in der Ecke, ihre Hände ruhten reglos in ihrem Schoß. Das flackernde Licht von Kerzen warf Schatten auf ihre unvergleichliche Schönheit, die selbst in dieser Form noch etwas Göttliches ausstrahlte. Doch es war nicht nur Calypso, die Nanamis Atem stocken ließ.
Vor der Zelle stand ein Mann – hochgewachsen, mit kantigen Gesichtszügen und durchdringenden blauen Augen. Sein Anblick war surreal, denn Nanami erkannte ihn sofort, obwohl sie ihn so noch nie gesehen hatte. Davy Jones. Doch er sah nicht aus wie das Tentakelmonster, das die Meere in Angst und Schrecken versetzte. Er war der Mann, der er einst gewesen war – charismatisch, stolz und von einer tragischen Melancholie durchdrungen.
"Ich werde frei sein," flüsterte Calypso, ihre Stimme eine Mischung aus Versprechen und Drohung. "Und dann schenke ich dir mein Herz. Wir werden vereint sein. Für immer." Jones starrte sie an, seine Lippen zuckten, doch seine Augen blieben kühl. "Wenn du doch nur ein Herz zu verschenken hättest," sagte er mit einer Bitterkeit, die Nanami wie ein Schlag traf.
Die Worte schwebten schwer im Raum, doch Nanami trat vor, ihre Schritte ruhig, ihre Haltung angespannt. "Gehöre ich auch zu eurem Plan?" fragte sie, ihre Stimme durchdrang die Stille wie ein Dolch. Sowohl Calypso als auch Jones wandten sich ihr zu. Nanami bemerkte, wie Jones' Blick sich veränderte. Die Kühle wich einem Ausdruck von... Unsicherheit? Sie folgte seinem Blick und verstand in einem Augenblick. Sein Herz. Es war hier. In diesem Raum.
Keine Sekunde später zerbrach die Illusion. Mit einem Schrei verwandelte sich Davy Jones zurück in das furchteinflößende Wesen, das die Welt kannte – Tentakel schlugen wild um sich, Krabbenhände knirschten gefährlich. Er griff durch die Gitterstäbe, seine monströse Hand packte Calypso am Hals und hob sie mit erschreckender Leichtigkeit hoch.
"Warum bist du gekommen, Jones?" verlangte Nanami zu wissen, ihre Hand bereits an der Klinge, die sie gezogen hatte. Die spitze Klinge schimmerte im schwachen Licht, während sie in einer Verteidigungsstellung blieb, die jeder Bewegung von Jones folgen konnte. Jones ignorierte sie. Seine leuchtenden Augen fixierten Calypso. "Welches Schicksal planst du für deine Peiniger?" zischte er, seine Stimme war ein Abgrund aus Hass und Schmerz. Calypso, trotz des eisernen Griffs an ihrem Hals, lächelte. "Für den Piratenrat... oder für meine Tochter?" hauchte sie, ihr Tonfall so sanft, dass es fast wie ein Spott klang.
Nanami trat näher, ihre Klinge blitzte auf. "Welchen Unterschied macht das, Mutter?" warf sie ein, ihre Stimme zitterte vor Emotionen. "Ich habe geholfen, dich in diesen Körper zu stecken, und ich werde auch Teil davon sein, dich wieder zu befreien. Das ist mein Erbe. Meine Schuld." Jones' Tentakel kräuselten sich, während seine Krabbenhand sich fester um Calypsos Hals schloss. "Sie alle," knurrte er, "werden als Letztes in ihrem Leben erfahren... wie grausam ich sein kann."
Nanami spürte, wie ihre Wut überkochte. Ihre Finger umklammerten den Griff ihres Schwertes fester, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass dieser Moment mehr war als ein einfacher Kampf. Es war ein Tanz der alten Götter und sterblichen Mächte, in dem sie sich nicht länger nur als Zuschauer sehen konnte. Sie war ein Teil dieses Spiels. Und sie würde ihren Zug machen.
Davy Jones' monströse Hand verharrte einen Moment länger um Calypsos Hals, bevor er sie langsam sinken ließ. Ihre Füße berührten wieder den Boden, doch sie wirkte nicht geschwächt – im Gegenteil. Ein Hauch eines Lächelns umspielte ihre Lippen, während sie ihm direkt in die tiefen, von Schmerz gezeichneten Augen blickte.
"Und was wird aus dir?" fragte sie, ihre Stimme so sanft wie eine Brandung, die an die Küste schlägt, doch voller ungesprochener Fragen und alter Wunden. Jones hielt inne, und für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Der Glanz in seinen Augen war nicht mehr nur Wut oder Bitterkeit. Etwas Weicheres, etwas Trauriges schlich sich ein, das Nanami fast das Herz brach.
"Mein Herz wird immer dir gehören," antwortete er leise, kaum mehr als ein heiseres Flüstern. Die Worte trugen eine solche Schwere, dass selbst die Luft im Raum drückender wurde. Dann wandte er sich ab. Seine Tentakel schlängelten sich unruhig, doch sein Gang war fest, seine Haltung aufrecht. Er bewegte sich zur Tür, an Nanami vorbei, die wie versteinert dastand. Ihre Hand umklammerte das Heft ihrer Klinge, doch sie hatte die Spitze gesenkt. Die Worte, die sie sagen wollte, blieben ihr im Hals stecken.
Als er an ihr vorbeiging, hielt er für einen Moment inne. Seine Krabbenhand hob sich, und ehe sie reagieren konnte, wischte er sanft mit einer seiner rauen, kalten Scheren eine einzelne Träne von ihrer Wange. Nanami zuckte nicht zurück. Sie stand still, spürte das kalte, harte Metall auf ihrer Haut und sah ihm in die Augen. Für diesen flüchtigen Moment war es, als wäre er wieder der Mann, den ihre Mutter einst geliebt hatte – der Mann, der sich ein Herz voller Träume und Liebe bewahrt hatte, bevor Verrat und Verlust ihn zum Monster machten.
Jones sagte nichts. Ein schwaches, kaum sichtbares Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er sich abwandte und den Raum verließ, zurück in die Dunkelheit, die ihn verschlungen hatte. Nanami stand reglos da. Ihr Herz raste, ihre Gedanken wirbelten durcheinander, doch sie zwang sich zur Ruhe. Ihre Mutter hinter den Gitterstäben sah ihr zu, die Augen voller unergründlicher Geheimnisse.
"Du hast ihn nicht aufgehalten," stellte Calypso leise fest. Nanami sah sie an, ihre Stimme fest, aber mit einem Hauch von Zögern. "Das war nicht mein Kampf, Mutter. Aber unser Tag wird kommen." Calypso lächelte – ein Lächeln, das mehr Fragen als Antworten versprach. "Ja, meine Tochter. Unser Tag wird kommen."
Nanami drehte sich wieder zu Calypso um, als ihre Mutter in der Stille sprach. Die Worte waren ruhig, aber scharf wie ein Messer, das die Luft durchbrach. "Lass mich raten, die Piraten prügeln sich und du weichst Sparrow aus?"
Nanami konnte nicht verhindern, dass sich ein sarkastisches Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. "Zwischen Sparrow und mir ist nichts," erwiderte sie, ihre Stimme klang kühl, doch sie wusste, dass ihre Mutter das nicht glaubte. Sie wusste, dass Calypso jede Nuance in ihrem Verhalten erkennen konnte, auch wenn sie es selbst oft vor sich selbst verleugnete. "Und natürlich prügeln sie sich. Das ist das, was Piraten tun, nicht wahr? Streit und Chaos."
Calypso nickte langsam, ein schattiertes Lächeln spielte um ihre Lippen. "Und ich nehme an, du solltest auch zurück zu ihnen," sagte sie leise, fast wie ein Flüstern, als ob sie Nanami durch und durch durchschaute.
Nanami wollte gerade weitergehen, sich wieder dem aufbrausenden Durcheinander zuzuwenden, doch etwas hielt sie zurück. Ein seltsames Ziehen in ihrem Inneren, ein Drang, sich noch einmal zu ihrer Mutter umzudrehen. Sie seufzte leise und trat einen Schritt näher.
"Falls ich mich zwischen Jones und meinen Freunden entscheiden muss..." begann sie, ihre Stimme zögerlich, als sie sich das Ausmaß der Frage erst selbst bewusst wurde. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie die Möglichkeit in ihrem Kopf durchspielte, zwischen Jack Sparrow, diesem unberechenbaren Piraten, und den Menschen, die sie als ihre Familie betrachtete, zu wählen.
Calypso sah sie an, ihre Augen glitzerten wie zwei entfernte Sterne, die das gesamte Meer in sich trugen. "Wählst du dein Herz, ist mir schon klar..." sagte sie, die Worte schwer wie eine Versprechung. Es war keine Frage, keine Bitte – es war eine Feststellung. Nanami starrte sie an, als würde sie etwas Unerklärliches in den Augen ihrer Mutter suchen, eine Antwort, einen Hinweis, der ihr den Weg wies. Aber Calypso war wie immer, ein Rätsel, das sich nicht entschlüsseln ließ, ein Sturm, der mit jedem Atemzug mehr Fragen aufwarf.
"Falls das passieren sollte," sagte Calypso schließlich, ihre Stimme ruhig, fast wehmütig, "ist deine Schuld dann bezahlt." Nanami konnte nicht genau sagen, was sie fühlte, als ihre Mutter diese Worte aussprach. Schuld? Was für eine Schuld? Sie hatte doch nur das getan, was sie für richtig hielt – was sie für ihre Mutter tun musste. Doch der Gedanke, dass ihre Mutter diesen Moment als eine Art Abschluss betrachtete, ließ etwas in Nanami zusammenzucken.
Calypso stand auf, ihre Bewegungen waren so geschmeidig wie das Meer selbst. Sie wandte sich zum Ausgang der Zelle und blieb einen Moment lang stehen. "Geh, Nanami. Die Zeit wird kommen, in der du selbst entscheiden musst. Aber vergiss nie, dass das Meer immer ein Teil von dir ist. Und du bist ein Teil von ihm."
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