Nanami lehnte mit geschlossenen Augen über der Reling, die Kälte schien sich längst in ihr Blut gefressen zu haben, aber anstatt durch die eisige See zu segeln, glitten sie nun durch ein endloses Meer aus Sternen und Nebel. Der Wind trug sanft die melancholischen Klänge eines alten Liedes über das Schiff – die Melodie aus der verzauberten Spieluhr von Tia Dalma, die, wie es schien, das Schiff selbst in eine Art zeitlose Trance versetzte. In diesem Moment hörte sie Schritte hinter sich. "Wie lange wollen wir uns noch anschweigen?" Die vertraute Stimme holte sie abrupt aus ihren Gedanken. Will Turner stand da, die Stirn leicht in Sorgenfalten gelegt, seine Augen jedoch sanft, als er sie anblickte. Nanami richtete sich auf und ließ den Blick zu Elisabeth schweifen, die in der Ferne stand, den Kopf leicht gesenkt, während sie gedankenverloren auf das Meer hinaussah. "Wenn wir Jack retten... dann wird alles gut." Elisabeths Stimme war fest, fast trotzig, doch in ihren Augen lag eine Unsicherheit, die sie nicht verbergen konnte. Will nickte, obwohl die Unsicherheit ihm nicht entging. "Dann retten wir ihn," antwortete er mit derselben Entschlossenheit, die ihm seit Beginn ihrer Reise innewohnte. Doch das Schweigen, das sich daraufhin ausbreitete, war schwer, wie ein Schleier, der sich auf ihre Schultern legte. Elisabeth wandte den Blick ab und ließ die Stille noch für einen Moment zwischen ihnen stehen, ehe sie mit leiser, brüchiger Stimme hinzufügte: "Und wenn nicht für uns, dann für sie." Ihre Worte schienen in der Luft zu hängen, ehe sie sich langsam entfernte und im Schatten des Mastes verschwand. Will blieb für einen Moment wie angewurzelt stehen, seine Gedanken schienen bei Elisabeth zu verweilen. Dann befeuchtete er seine Lippen, atmete tief ein und wandte sich schließlich zu Nanami, die immer noch an der Reling stand. Langsam trat er zu ihr.
"Für das, was wir uns am meisten wünschen..." begann sie leise, ohne ihn direkt anzusehen, als würde sie ihre Worte mehr an die Sterne über ihnen richten, "...zahlen wir am Ende immer einen hohen Preis." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, erfüllt von einer Weisheit, die weit über ihre Jahre hinausging. Sie drehte den Kopf leicht zur Seite und sah Will schließlich an. Ihr Blick war durchdringend, als könnte sie tief in sein Herz blicken, als könnte sie all die Zweifel und den Schmerz, den er verbarg, in ihm lesen. In diesem Moment schloss sie die Spieluhr, die die süße, traurige Melodie in die Nacht getragen hatte. Das Klicken des Verschlusses hallte wie ein leises Echo über das Deck, und die Welt schien für einen Augenblick den Atem anzuhalten. Will trat näher zu ihr, seine Augen unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet. "Wir retten Jack," sagte er schließlich, als wäre das die einzige Wahrheit, an die er sich noch klammern konnte. Doch Nanami schwieg und blickte wieder hinaus in die endlose Weite, wo die Sterne wie unzählige kleine Lichter im Nebel funkelten. Nanami blickte über das Deck, die Anspannung in der Luft war fast greifbar. Der Wind trug die aufgewühlten Stimmen der Crew wie flüchtige Schatten durch die Dunkelheit, während sie auf den Abgrund zusegelten. Plötzlich stürmte Will davon, seine Schritte hastig und entschlossen. Nanami warf ihm einen verwirrten Blick zu, doch ehe sie wirklich begreifen konnte, was ihn getrieben hatte, setzte sie ihm nach. "Barbossa, da vorn!" Wills Stimme durchbrach die Nacht wie ein Peitschenhieb, seine Augen fixiert auf einen Punkt am Horizont, der nur von der Unendlichkeit des Meeres und der Dunkelheit verschlungen wurde. Barbossa hob seinen Kopf und zog seine Augenbrauen zusammen. "Wir haben den Kurs verloren," murmelte er, die Stirn in Sorgenfalten gelegt. "Verloren?" Elisabeths Stimme klang scharf, fast wie ein Vorwurf, während sie sich neben die beiden gesellte, ihre Hände an den Gürtel gepresst, als könnte sie damit den inneren Sturm bezwingen.
Nanami, die ungerührt an der Reling stand, sah über die Schulter zurück, ihre Augen leuchteten im schwachen Licht der Sterne. "Man muss den Kurs verlieren, um einen unauffindbaren Ort zu finden," erklärte sie ruhig, ihre Stimme leise, aber voller Bestimmtheit. "Sonst wüsste jeder, wo er wäre." Will sah sie an, kurz nachdenklich, als wüsste er längst, dass sie wie immer recht hatte. Nanami schien nie zu viel zu sagen, sie sprach nur, wenn es unvermeidlich war, und genau das machte ihre Worte so unbestreitbar. Er konnte den Moment abwarten, wenn ihre vage Prophezeiung sich auflösen würde. "Wir werden schneller," meldete Gibbs plötzlich, seine raue Stimme durch die Anspannung und das Unbehagen an Bord noch lauter. Der Wind wurde stärker, und die Segel knarrten unter der wachsenden Geschwindigkeit des Schiffs. Will warf Nanami einen Blick zu – dieser Blick, den sie so gut kannte, als würde er von ihr Antworten verlangen, bevor sie überhaupt aus ihrer Kehle kamen. Doch diesmal sagte sie nichts, sie beobachtete nur, wie das Schicksal seinen Lauf nahm. "Alle auf die Positionen!" Wills Stimme dröhnte über das Deck, während er das Kommando übernahm. "Ruder Backbord! Haltet den Kurs, so gut ihr könnt!" Doch bevor jemand handeln konnte, durchbrach Nanami seine Befehle. "Befehl zurück!" rief sie und ihre Stimme hallte über das Schiff. "Lasst das Schiff treiben!" Die Crew starrte sie an, Verwirrung breitete sich aus, doch ihre Worte trugen eine Macht in sich, die niemand in Frage stellen wollte. Vor ihnen lag ein schier undurchdringliches Dunkel, das Meer verschwand – und dann sahen sie es: den Wasserfall, der sich ins Nichts ergoss. Sie segelten direkt darauf zu. "Was habt ihr getan?" Elisabeth wirbelte aufgebracht herum, ihre Stimme bebend vor Furcht und Zorn. "Ihr habt unser Schicksal besiegelt!"
"Nicht so unfreundlich, Miss Swann," entgegnete Barbossa mit einem grimmigen Lächeln, die Hände fest an das Steuerrad geklammert. "Vielleicht erlebt ihr die Rückfahrt gar nicht, aber zumindest seid ihr hier. Und abgesehen davon..." Er deutete mit einem Finger in Nanamis Richtung. "Ocean gab den Befehl. Wenn das eure letzten Worte sind, könnten sie freundlicher sein." Elisabeth warf ihm einen bitteren Blick zu, doch bevor sie etwas erwidern konnte, holte das donnernde Rauschen des bevorstehenden Sturzes sie alle ein. Panik breitete sich unter der Crew aus. Einige klammerten sich verzweifelt an die Reling, andere versuchten noch, das Schiff von seinem verhängnisvollen Kurs zu bringen. Doch Nanami stand einfach da, vollkommen regungslos, als würde sie auf den unvermeidlichen Moment warten. Ihre Augen funkelten seltsam in der Dunkelheit, als hätte sie längst akzeptiert, was kommen würde. In dieser Dunkelheit, wo Raum und Zeit keine Bedeutung mehr zu haben schienen, war sie die einzige, die keinerlei Furcht verspürte. Das Schiff beschleunigte, und das Rauschen des Wasserfalls füllte die Luft. Will spürte, wie sich seine Finger in die Reling krallten. Er blickte zu Nanami, die jetzt wie eine Statue dastand – eine stille Wächterin über das Unbekannte. Mit einem letzten, tiefen Atemzug, als würden sie in den Schlund der Welt stürzen, schien die Erde unter ihnen nachzugeben, das Schiff flog regelrecht in die Tiefe. Die Zeit schien stillzustehen, während die Schreie der Crew und das tosende Wasser miteinander verschmolzen. Das Gefühl des Fallens war unbeschreiblich. Die Welt um sie herum verwandelte sich in ein tosendes Chaos, die Schreie der Crew, das Donnern des Wassers und der ohrenbetäubende Wind verschmolzen zu einem einzigen gewaltigen Klangteppich. Sie stürzten ins Nichts – und dann war plötzlich alles still. Mit einem heftigen Aufprall landeten sie im Wasser. Kaltes, eisiges Wasser verschlang sie, als wäre es das erste Mal, dass sie Atem holten, seit sie den Abgrund hinabgestürzt waren. Der Ozean hatte sie mit einer unbarmherzigen Härte aufgenommen. Will hustete, Wasser drang in seine Lungen, und er kämpfte sich mühsam an die Oberfläche.
Der Himmel über ihnen war unheimlich ruhig, aber die Stille trug eine bedrückende Schwere in sich, die keinen Trost bot. Um ihn herum tauchten nach und nach die anderen auf – plitschnass, erschöpft, wie Seebrüchige, die aus einem Albtraum erwacht waren. Nanami war die Letzte, die sich aus den dunklen Fluten erhob, ihr schwarzes Haar klebte an ihrer nassen Haut, doch ihr Gesicht war ruhig, beinahe ungerührt, als wäre sie eine alte Freundin des Meeres. Sie trieben langsam auf einen schneeweißen Strand zu, der im Sonnenlicht fast unwirklich leuchtete. Der Kontrast zum tosenden Wasserfall, der sie verschluckt hatte, war so stark, dass es fühlte, als wären sie in eine andere Welt gespült worden. Der Sand schimmerte wie frisch gefallener Schnee, makellos und unberührt, als hätte niemals zuvor ein Mensch hier seinen Fuß gesetzt. Nanami zog sich schwerfällig an Land, ihre Kleidung war triefend, und der Sand klebte sofort an ihrer Haut. Ihr Atem ging stoßweise, seine Muskeln brannten vom Kampf gegen die Strömung. "Ein wahrlich von Gott verlassener Ort" keuchte sie und schaute sich um, während die anderen nach und nach ebenfalls an Land krochen.
Elisabeth stand still, ihr Blick suchte verzweifelt die unendliche Weite des Horizonts ab. Das Wasser, schwer und kalt, lief ihr in dicken Tropfen über das Gesicht und tropfte von ihren durchnässten Haaren. Sie wirkte verloren, ihre Stimme nur ein schwaches Flüstern. „Ich sehe Jack nicht...", murmelte sie kaum hörbar, „Ich sehe niemanden..." Neben ihr ließ sich Barbossa schwer aufrichten. Auch ihm tropfte das Wasser aus seinem Bart, während er in die Ferne starrte, seine Augen schmal vor Entschlossenheit. Mit tiefer, rauer Stimme antwortete er, als würde er eine unumstößliche Wahrheit verkünden: „Er ist hier. Davy Jones gibt nichts zurück, was er sich genommen hat." Will trat näher, seine Augen funkelten vor Zorn und Frustration. Die Situation nagte an ihm, die Ungewissheit zehrte an seiner Geduld. „Na und?", knurrte er und sah Barbossa herausfordernd an. „Durch euch sitzen wir hier fest. Genau wie Jack."
Barbossa ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. „Der gewiefte Jack ist näher, als ihr denkt", ließ sich eine andere, melodische Stimme vernehmen. Es war Tia Dalma, deren Mysterium die Luft förmlich erfüllte. In ihren dunklen Augen lag ein Wissen, das den anderen verborgen blieb, als ob sie längst mehr sah als das Offensichtliche. In diesem Moment geschah das Unmögliche: Ein Schiff mit schwarzen Segeln tauchte majestätisch aus dem Nichts auf, als würde es die Gesetze der Natur selbst überwinden. Es kam nicht aus den Tiefen des Meeres, sondern glitt über eine gewaltige Sanddüne, als wäre das Land kein Hindernis für die Macht, die es vorwärts trieb. Die Black Pearl. Und dort, hoch oben auf dem Mast, thronte niemand Geringeres als Jack Sparrow. Der Wind ergriff sein zerzaustes Haar, und seine unverwechselbare Haltung ließ keinen Zweifel aufkommen. Er war zurück – in all seiner unverfrorenen, unberechenbaren Pracht.
Alle standen wie versteinert, starrten mit offenem Mund auf das unerklärliche Schauspiel. Die Stille war fast greifbar, während die unzähligen kleinen weißen Krabben das Schiff unermüdlich ins Wasser schoben. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Nanami hingegen rollte nur genervt mit den Augen. Natürlich konnte es nur Jack gelingen, das Reich der Toten in eine groteske Komödie zu verwandeln. Das war typisch für ihn. „Schlagt mich dreimal, damit ich aufwache! Das ist wirklich Jack!", murmelte Gibbs, immer noch fassungslos. Nanami zögerte nicht. „Gesagt, getan", meinte sie trocken und schlug ihm ohne Vorwarnung ins Gesicht. Sofort brach hektische Bewegung aus, als alle losstürmten, als wäre die Erlösung plötzlich zum Greifen nah. „Es ist der Captain!" riefen sie durcheinander. „Jack!"
Jack kletterte behände vom Mast und landete geschickt auf dem Deck, als wäre er nie weg gewesen. Sein gewohnt schelmisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht, während er mit ausladenden Schritten auf Nanami und Gibbs zuging. „Mr. Gibbs", begrüßte er ihn beiläufig, ohne sich die Mühe zu machen, stehen zu bleiben. Gibbs, noch leicht benommen, brachte nur ein heiseres „Sir?" hervor. „Ich erwarte eine Erklärung", erklärte Jack mit gespielter Strenge und legte seine Hände dramatisch in die Hüften, als hätte er eine Katastrophe entdeckt. „Warum herrscht eine ständige Disziplinlosigkeit auf meinem Schiff? Warum?!" Gibbs, der sich noch immer zu sammeln versuchte, stammelte: „Sir, das hier ist... Davy Jones' Reich!" Jack nickte unbeeindruckt und warf einen raschen Blick über seine Schulter. „Ja, ich weiß, wo ich bin", antwortete er gelassen, „glaub ja nichts anderes." Er war fast bei Nanami angekommen, als Barbossa hinter ihm seine raue Stimme erhob: „Jack Sparrow."
Jack blieb stehen und drehte sich langsam um, als hätte er den Namen erst nicht erkannt. „Hector", begann er gedehnt, seine Augenbraue hob sich, „es ist eine Weile her, nicht wahr?" Barbossa nickte grimmig, seine Stimme triefte vor zynischer Erinnerung. „Aye, Isla de Muerta... erinnerst du dich noch? Mooncurrent hat mich erschossen." „Oh, nicht sie doch", winkte Jack ab und deutete spielerisch in Nanamis Richtung. Sein Blick wanderte jedoch schnell weiter, als hätte er die Konversation längst abgehakt. Er sah Tia Dalma, die ein wissendes Lächeln auf den Lippen trug. Jack neigte den Kopf und musterte sie eindringlich. „Tia Dalma...", begann er, seine Stimme plötzlich weicher, fast verführerisch, „mal wieder unterwegs? Du bist ein schöner Lichtblick in jedem Delirium." Das Lächeln auf ihren Lippen vertiefte sich, als hätte sie die Worte erwartet, wissend, dass Jack Sparrow, der unvergleichliche Trickser, in jeder Situation das letzte Wort haben würde.
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