kapitel 13 : das ist vergangenheit
Der kalte, feuchte Geruch der Kerker drang Nanami in die Nase, als sie die schmalen, steinernen Gänge entlangging. Ihre Schritte hallten leise von den Wänden wider, während sie sich dem düsteren Bereich des Verlieses näherte. Das spärliche Licht, das durch die kleinen, vergitterten Fenster schien, tauchte den Ort in eine düstere, fast gespenstische Atmosphäre. Jeder Schritt schien von einer drückenden Schwere begleitet zu sein, die den Herzschlag der jungen Frau beschleunigte.
Der Kerker war ein Ort des Unbehagens, und die Kälte schien bis in die Knochen zu kriechen. Nanami straffte ihre Schultern und versuchte, die aufkommende Nervosität zu verbergen. Sie wusste, dass der Grund für ihren Besuch von großer Bedeutung war. Die Gittertür, die den letzten Raum vom Rest des Kerkers abtrennte, war aus robustem Eisen und sah aus, als könnte sie die stärksten Männer aufhalten. Mit einem tiefen Atemzug trat sie vor die Tür, die sich nur mühsam und knarrend öffnen ließ.
„Jack," begann Nanami, ihre Stimme hallte in der kargen Zelle wider. Jack Sparrow, der auf einem einfachen Strohlager saß, hob den Kopf und blinzelte in das schwache Licht, das durch die kleinen Fenster der Zelle drang. Seine üblicherweise verschmitzte Miene war von der Trübsal des Kerkers gezeichnet, und seine Haare lagen wirr und unordentlich auf seinem Kopf. Die Ketten, die seine Handgelenke fesselten, klirrten leise, als er sich aufrichtete und sie mit einem scharfen, aber neugierigen Blick musterte. „Miss Mooncurrent," sagte Jack, seine Stimme triefte vor Ironie und einem Anflug von unerwarteter Höflichkeit. „Was führt Euch in diese düstere Ecke der Welt, wo selbst die Ratten sich nicht gerne aufhalten?"
Nanami trat einen Schritt näher an das Gitter und erwiderte seinen Blick mit einem Hauch von Entschlossenheit. „Ich habe mit Commandore Norrington gesprochen und... nun, ich wollte Euch sehen." Jack hob eine Augenbraue und lehnte sich zurück, als würde er die Bedeutung ihrer Worte abwägen. „Oh, ich sehe. Das klingt nach einer Angelegenheit von enormer Tragweite. Sitzt Ihr etwa hier, um mir eine Botschaft zu überbringen?" „Ja," antwortete Nanami, „ich wollte etwas klarstellen." Jack ließ ein schiefes Lächeln auf seinen Lippen tanzen, obwohl es durch den Ernst der Lage gedämpft war. „Klarheit, sagt Ihr? In diesem Käfig von Verwirrung? Nun, was habt Ihr auf dem Herzen?"
Nanami atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. „Es gibt eine Wendung in der Situation, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Die Verlobung mit Commandore Norrington... wird nicht stattfinden. Ich habe ihm gesagt, dass mein Herz bereits einem anderen gehört und dass ich ihn nicht in eine unglückliche Beziehung führen kann." Jack starrte sie einen Moment lang an, als würde er die Bedeutung ihrer Worte auf sich wirken lassen. Dann, mit einem leisen Seufzer, neigte er den Kopf. „Das ist eine... überraschende Wendung, Miss Mooncurrent. Aber wie Ihr wisst, ist das Leben auf hoher See selten vorhersehbar."
„Ich wollte, dass Ihr es von mir erfahrt," erklärte Nanami, ihre Stimme zeigte Anzeichen von Nervosität und Mitgefühl. Jack hob eine Hand und streifte sich über das Gesicht, als würde er versuchen, die letzten Spuren des Schmerzes oder der Enttäuschung zu verbergen. „Nun, das ist überaus großzügig von Euch. Es scheint, als ob ich mich wieder einmal auf eigene Faust durchschlagen muss. Und ich schätze, ich kann nur hoffen, dass die Winde des Schicksals mich in eine günstigere Richtung wehen." Nanami nickte. Jack lächelte leicht, das schiefgegangene Lächeln, das ihm oft in seinen mutigen Momenten begegnete. „Nun, Miss Mooncurrent, Ihr habt mir den Tag durch Eure unerwartete Gunst erhellt. Auch wenn mein Körper hier gefesselt ist, so..."
„Ich hoffe es wirklich," murmelte Nanami, während sie sich dem düsteren Ausgang näherte. Die Schatten der Kerkerwände schienen über ihr zu flüstern, und jeder ihrer Schritte hallte bedrohlich wider. Jack, der neben ihr ging, blieb abrupt stehen. "Du hast ihm nicht das Herz aus moralischen Gründen gebrochen," sagte er unvermittelt und durchbrach die gespenstische Stille. Nanami hielt inne und drehte sich langsam zu ihm um, ihre Augen blitzten im schwachen Licht.
"Du hast es ihm gebrochen, damit er dich nicht findet," fuhr Jack fort, seine Stimme nun leiser, eindringlicher. "Eine Hochzeit zwischen Nanami Mooncurrent und einem Offizier der Royal Navy wäre in aller Munde gewesen. Alle sieben Weltmeere hätten davon erfahren." Nanami seufzte tief, ihre Schultern senkten sich ein wenig unter der Last seiner Worte. "Was ich aber immer noch nicht verstehe," begann Jack zögernd, "ist, warum du geschworen hast, nie wieder ein Meer zu betreten, und dann... kaum ist..."
"Klappe, Sparrow!" knurrte Nanami plötzlich und fuhr mit einer solchen Intensität herum, dass Jack unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Ihre Augen funkelten gefährlich, doch nur einen Moment später lächelte sie beinahe wehmütig. "Ich tanze mit den Wellen, bewege mich mit dem Meer, lass den Rhythmus des Wassers deine Seele befreien," flüsterte sie leise, als ob sie die Worte für sich selbst wiederholen müsste, um sie zu glauben. "Aber das ist Vergangenheit, Jack. Er ist kein Teil mehr von mir, und ich werde keine Angst mehr vor ihm haben. Dafür ist das Leben zu kurz, Captain."
Mit einem schelmischen Zwinkern wandte sie sich wieder zum Ausgang. Jack beobachtete sie schweigend, als sie mit festen Schritten die schwere Tür hinter sich schloss. Das dumpfe Geräusch des sich schließenden Tores hallte durch die dunklen Gänge, und ein kalter Hauch schien durch die Mauern zu ziehen. Der Gang wirkte nun noch kälter und düsterer als zuvor. Doch Nanami schritt unbeirrt weiter, ihr Blick fest auf das entfernte Licht gerichtet, das sie in die Freiheit führen würde. Mit jedem Schritt hinterließ sie die Schatten ihrer Vergangenheit weiter hinter sich und bewegte sich entschlossen auf eine hellere Zukunft zu.
~~~
"Jack Sparrow, wir verurteilen Sie...," dröhnte die Stimme des Verlesers durch die Luft, doch Nanami nahm die Worte wie aus weiter Ferne wahr. Ihre Gedanken wanderten, verloren in der Schwere des Moments. "Captain," korrigierte sie den Richter sofort, leise, fast flüsternd, als wolle sie die Ehre des Mannes verteidigen, dessen Schicksal nun in den Händen des Gesetzes lag. "...wegen Begehung zahlreicher und verwerflicher Straftaten gegen die Krone," fuhr der Mann fort, ohne auf ihre Korrektur einzugehen, die er sowieso nicht gehört hatte. "Diese Verbrechen sind vielfältig und von abscheulicher Natur. Die ungeheuerlichsten werden jetzt verlesen. Piraterie, Schmuggel..." "Das ist ungerecht," knurrte Elisabeth neben Nanami, ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Ihre Stimme war erfüllt von Empörung und Unglauben.
"Commodore Norrington ist an das Gesetz gebunden," erwiderte Gouverneur Swan mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. "So wie wir alle." "Sie gaben sich aus als Offizier der spanischen Royal Navy, als Geistlicher der Kirche von England, segelten unter falscher Flagge, begingen Brandstiftung, Menschenraub, Plünderung, Wilderei, Brigantentum, Diebstahl, Infamie, Verwüstung... und zahlreiche weitere Untaten." Die Stimme des Vorlesers war monoton, fast gelangweilt, als ob er die Schwere der Verbrechen nicht mehr fühlen konnte, so oft hatte er sie schon gehört. Nanami stieß gelangweilt eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und seufzte innerlich. Ihre Augen folgten dem Richter, doch ihr Geist war fern, gefangen in den Erinnerungen an Abenteuer und Freiheit auf hoher See.
"Für diese Verbrechen," setzte der Mann fort, seine Stimme nun feierlich und voller Bedeutung, "werden Sie am heutigen Tage... aufgehängt bis zum Tode. Möge Gott Ihrer Seele gnädig sein." Die Worte hallten durch die Luft, als ob sie die Luft selbst durchdringen könnten. Ein leises Murmeln ging durch die Menge, die gekommen war, um das Schicksal des berüchtigten Piraten zu bezeugen. Nanami spürte eine Träne, die ihr über die Wange lief, und wischte sie hastig weg. In ihrem Herzen wusste sie, dass dies nicht das Ende sein konnte. Jack Sparrow würde immer einen Weg finden, den Klauen des Todes zu entkommen – daran wollte sie fest glauben.
„Gouverneur Swan, Kommodore Norrington, Miss Mooncurrent", begrüßte Will die drei, als er wie aus dem Nichts vor ihnen erschien. Er richtete seinen Blick auf Elisabeth und sagte mit fester Stimme: „Elisabeth. Ich hätte es vom ersten Tag an sagen sollen. Ich liebe Euch." Diese schlichten Worte trugen eine Schwere und Bedeutung, die er nicht länger unterdrücken konnte. Danach drehte er sich um und lief entschlossen in Richtung des Galgens.
Nanami jubelte innerlich. Endlich hatte er es ausgesprochen. Will hatte seine Gefühle offenbart, und der Moment war gekommen. Jack stand bereits auf dem Podest, der Galgenstrick lag um seinen Hals. Die Spannung in der Luft war greifbar. Gerade als die Falltür unter Jacks Füßen geöffnet wurde, geschah etwas Unglaubliches: Statt zu sterben oder langsam zu ersticken, landete er auf der Klinge eines Schwertes, das von einem seiner Freunde gehalten wurde.
Elisabeth nutzte diesen Moment, um vorzutäuschen, ohnmächtig zu werden. Sie fiel dramatisch zu Boden, um die Aufmerksamkeit des Gouverneurs und Kommodore Norringtons abzulenken. Doch der Fluchtversuch wurde schnell gestoppt. „Das war zu erwarten. Ein schlecht geplanter Fluchtversuch", kommentierte Norrington kalt und hielt seine Klinge an Wills Kehle. „Aber nicht von Euch", fügte er hinzu und wandte sich an Gouverneur Swan.
Bei der Rückkehr nach Port Royal gewährte ich Euch Gnade. Ist das der Dank? Ihr verbündet Euch mit ihm?", sagte Gouverneur Swan, seine Stimme von tiefer Enttäuschung durchdrungen. Elisabeth und Nanami traten in diesem Moment hinzu, ihre Blicke verunsichert, als sie die Spannungen spürten. „Er ist ein Pirat", wiederholte der Gouverneur mit Nachdruck, als wolle er sich selbst und alle anderen daran erinnern.
„Und ein guter Mann", konterte Will Turner sofort, seine Augen funkelten vor Entschlossenheit. Mit einem leisen Klirren ließ er seine Klinge zu Boden fallen. „Und wenn der Henker zwei Paar Stiefel bekommt anstelle von einem, dann soll es so sein. Zumindest habe ich ein reines Gewissen." Kommodore Norrington trat einen Schritt vor und seine Stimme triefte vor Abscheu. „Ihr vergesst, wohin Ihr gehört, Turner." Will hielt seinem Blick stand, seine Haltung war unerschütterlich. „Genau hier gehöre ich hin. Zwischen Euch und Jack."
Im nächsten Moment stellte sich Elisabeth an Wills Seite, ihre Augen funkelten entschlossen. „Ebenso wie ich", sagte sie schlicht, aber mit einer Intensität, die keinen Widerspruch duldete. Gouverneur Swan seufzte tief, die Last der Entscheidung lag schwer auf seinen Schultern. Schließlich gab er den Befehl: „Runter mit den Waffen. Um Himmels willen, runter damit." Nanami beobachtete die Szene und musste sich beherrschen, nicht laut aufzulachen. Die ganze Situation war absurd, fast zum Todlachen, und doch lag eine tödliche Ernsthaftigkeit in der Luft.
„Euer Herz gehört also in Wahrheit ihm?" entfuhr es Norrington, seine Stimme zitterte vor Schmerz. Nanami hörte den Kummer und die Verletzung darin deutlicher als je zuvor. Die Erinnerung an die letzte Nacht, in der sie ihn abgewiesen hatte, kam ihr in den Sinn. Hatte er sie wirklich nur gefragt, um sich besser darzustellen? Obwohl er Elisabeth liebte? Es war, als würde sich ein Schleier heben und die Wahrheit enthüllen: Er hatte nur mit ihr gespielt. Hatte er überhaupt jemals etwas für sie empfunden, als er um ihre Hand angehalten hatte?
Nanamis Gedanken rasten, während die anderen sich ihrer eigenen Kämpfe stellten. Sie erkannte die Ironie und die Traurigkeit in der Situation, die sie alle gefangen hielt. Die Liebe, der Verrat, die Loyalität – alles verschmolz zu einem chaotischen Wirrwarr aus Gefühlen und Entscheidungen, die sie alle unausweichlich miteinander verbanden.
„Ich finde das eigentlich ganz gut. Wir sind uns alle irgendwie einig. Spirituell, ökumenisch, grammatisch, dramatisch, menschlich", zählte Jack Sparrow auf und holte Nanami aus ihren Gedanken. Er war Gouverneur Swan sehr nahe gekommen, seine Augen funkelten listig. „Ich war immer für Sie. Aber wie sie mit Nanami gespielt haben, ohne es zu merken... Denken Sie daran", sagte er und wandte sich dann Kommodore Norrington zu.
„Elisabeth, es wäre mit uns nie gut gegangen. Mein Herz gehört den sieben Weltmeeren. Es tut mir leid." Mit diesen Worten lief er in Richtung der Klippe. Kurz vor dem Rand hielt er inne und drehte sich noch einmal um. „Will", sagte er und schwieg einen Moment, „schöner Hut." Dann eilte Jack wirklich zum Rand und rief: „Freunde, ihr werdet niemals den Tag vergessen, an dem ihr..." Abrupt stockte er, als er rückwärts über den Rand der Klippe ins Meer fiel.
„Idiot. Er landet sowieso wieder am Galgen", kommentierte einer der höher rangigen Soldaten. „Wie lauten Eure Befehle?" fragte er. Norrington schwieg, seine Augen fixierten einen Punkt in der Ferne. Gouverneur Swan trat neben ihn und sagte nachdenklich: „Manchmal erreicht man den richtigen Kurs nur durch einen Akt der Piraterie. Piraterie ist dann der richtige Kurs." „Mister Turner", wandte sich Norrington an Will, der gerade zu ihm gehen wollte. Elisabeth hielt ihn jedoch zurück. „Ich akzeptiere die Konsequenzen für meine Tat", sagte Will fest und trat vor Norrington.
Norrington betrachtete das Schwert in seiner Hand und sagte bewundernd: „Das ist ein schönes Schwert. Ich erwarte, dass sein Schmied dieselbe Liebe und Hingabe in jedem Aspekt seines Lebens beweist." Will neigte leicht den Kopf und antwortete respektvoll: „Ich danke Euch." Die Soldaten begannen sich zurückzuziehen, doch einer von ihnen hielt inne und fragte: „Kommodore, was ist mit Sparrow?" Norrington hielt einen Moment inne, dann lächelte er leicht und sagte: „Ich glaube, wir gewähren ihm einen Tag Vorsprung." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon.
Nanami beobachtete, wie sich die Szene vor ihr langsam auflöste. Die Soldaten zerstreuten sich, und Gouverneur Swan sowie Kommodore Norrington wandten sich ab, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Ein Hauch von Melancholie lag in der Luft, doch auch eine Spur von Freiheit, die Nanami nicht übersehen konnte. Mit einem letzten Blick auf die Menschen, die sie begleitet hatten, drehte sich Nanami um und ging in die entgegengesetzte Richtung. Ihre Schritte waren leicht, fast tänzelnd, und ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie wusste, dass Jack irgendwo da draußen war, lebendig und frei, und das gab ihr ein Gefühl von Hoffnung und Abenteuerlust. Dann begann sie, ein altes Piratenlied zu summen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro