Kapitel 7 - Gehen geht nicht
Er guckte trotzig. War er sauer? Weil ich mich nicht gemeldet hatte? Jetzt so im Nachhinein betrachtet könnte ich das tatsächlich nachvollziehen.
"Hallo zusammen.", Grüßte er irgendwie wenig erfreut und setzte sich neben mich. Gut, war auch der einzige freie Platz.
"Hi Lou.", Grüßte Niall überschwänglich. Toll. Ich hatte ihm und Liam erzählt, dass ich mich bei Louis nicht mehr gemeldet hatte. Sehr unauffällig, wenn er den dann begrüßte, als hätte er ihn Jahre nicht gesehen. Aber immerhin plätscherte das Gespräch so dahin.
"Hey, alles okay bei dir?", Fragte ich ihn irgendwann lieb.
"Ja, klar.", Gab er nur zurück.
"Oh, gut. Dachte Grad, du wärst irgendwie komisch."
Das war ja super. Deswegen gab es Schwule! Weil die keinen Bock auf weibliche Kommunikation hatten, wo jedes nein ein ja bedeutete und jedes Gestammel direkt als Liebeserklärung interpretiert wurde. Das war ziemlich schlau.
Aber dann ging er schließlich Recht schnell wieder. Waren Schwuchteln im Endeffekt quasi Frauen mit Schwanz dran?
Ich sollte das als Wink des Schicksals werten und es sein lassen. Er lebte in einer komplett anderen Welt als ich und offensichtlich mochte er mich ja nicht einmal sonderlich.
Mit dieser Absicht verließ ich schließlich Nandos.
Und dann hatte mich der Alltag irgendwie wieder. Alles lief wie immer. Same Shit, different day.
Am Freitagabend war ich mit den Jungs vom Fußball unterwegs. Es war witzig. Viel Bier, laute Gespräche. Spaß. Wir redeten über Titten und Ärsche und was für ein Versager Paul war, der immernoch keine abgekriegt hatte. Wir lachten über Edward, der ein Shirt trug, was laut Jeremy voll schwul aussah und machten entsprechende Witze und so. Ich trank Captain-Cola und dachte dabei an Louis. Und da merkte ich es. Es sollte alles sein wie immer. Ich sollte das witzig finden. Aber es störte mich plötzlich. Warum? Weil es mich betraf? Irgendwie? Weil ich mit einer Schwuchtel befreundet war? War ich mit Louis befreundet? Ich saß da. Zwischen meinen johlenden Kumpels und hatte plötzlich eine Sinnkrise. Ich war mit Louis nicht befreundet. Ich wusste nicht einmal, ob er mich so wirklich mochte. Aber ich mochte ihn. Ich hatte ihn geküsst. Ich würde keinen hier aus der Runde küssen wollen. Wirklich nicht. Aber .. aber Louis. Zu was machte mich das? Was bedeutet das für mich? Ich durfte nicht... Nicht schwul sein... Das ging nicht. Aber... Ich stand einfach auf und ging. Ignorierte die Rufe, die mir zu folgen schienen und sich in der klaren Nacht verloren.
Eigentlich hatte ich nur ein bisschen herum laufen wollen. Schwul sein bedeutete, anders zu sein. Bedeutete, angefeindet zu werden. Bedeutete das Umkrempeln meines kompletten Lebens. Es bedeutete, dass so viele Dinge, die ich gelernt hatte falsch wären. Ich hatte gelernt wie das war. Schwul sein, war krank, ekelig und pervers. Aber... Louis war... Ich hatte noch nie jemanden getroffen wie ihn.
Meine Gedanken, meine Gefühle - einfach alles fuhr Achterbahn. Es wunderte mich nicht einmal, als ich plötzlich auf seine Klingel drückte. Ohne zu wissen, was ich hier wollte, wohl gemerkt.
Er ließ mich rein ohne zu fragen, wer da war. Hatte er mich erwartet? Sollte es vielleicht einfach so sein?
Seine Wohnungstür war zu und ich klopfte zaghaft dagegen.
Sobald er die Tür öffnete lief ich rein. Shit! Und jetzt? Sollte ich besser gehen? Wenn ich jetzt bleiben würde... Was wäre dann? Ich sollte vielleicht Mal was sagen. Aber was? Ich wusste doch selbst nicht wohin mit mir. Alles war kompliziert. Nichts einfach. Wo waren die klaren Strukturen, wenn man sie brauchte?
"Okay... Also Pass auf: Die Sache ist die... Also...", Fing ich an und brach wieder ab. Was sollte ich sagen? Was wollte ich sagen?
"Ähm... Also... Tja... Weißt du..."
"Also ich wüsste jetzt wirklich gern, was Sache ist...", Schnaubte Louis. Oh. Er trug eine Schlafhose. Hatte ich ihn wachgeklingelt? Wie konnte es sein, dass er das alles einfach so hinbekam? Er war schwul. Für ihn ganz einfach. Für mich war das... Astronomisch hoch. Ich bewunderte ihn. Ich bewunderte ihn und tat noch so viel mehr. Ich konnte nichts, dagegen tun. Egal wie sehr ich wollte und egal wie sehr ich wusste, dass mein Leben implodieren würde - ich konnte nicht anders.
"Ich... Ich habe es versucht. Wirklich .. aber... Ich kann nicht anders."
Und dann küsste ich ihn.
Für einen Moment wirkte er wie erstarrt. Aber dann legte er seine Arme um meinen Hals und kam mit entgegen. Endlich. Es war, als würde dieser Gedankenstrudel endlich innehalten. Als müsste ich nur nah genug bei ihm sein und dann würde die Welt sich einfach weiter drehen, während sie doch eigentlich gerade einstürzte.
Ich schob ihn bis gegen eine Wand, schob ihm meine Zunge in den Mund und bemerkte erst einen Augenblick später wie sehr ich mich in seiner Hüfte verkrallt hatte. Die Welt war egal, so lange er nur bei mir wäre. Und mit genau der Dringlichkeit küsste ich ihn.
"Harry... Harry... Stopp...", Stammelte er irgendwann.
Ich sah ihn aus großen Augen an. War ich zu weit gegangen? Wollte er mich gar nicht? Wollte er mich vielleicht nur als platonischen Kumpel? Hatte ich alles fehlinterpretiert?
"Ich... Ich will kein Versuchskaninchen sein... Ich... Ich kann das nicht... Hörst du? Ich kann das nur, wenn du ein ernstes Interesse an mir hast."
"Hab ich doch."
"Äh... Aber nach dem letzten Kuss da..."
"War ich mir noch nicht sicher."
"Ach und jetzt bist du es?"
"Ja... Ich... Es geht nicht anders... Du hast meine Welt auf den Kopf gestellt und... Ich kann nicht ohne... Und...", Ich konnte nicht weiter sprechen. Ich konnte es nicht sagen. Aber ich konnte es ihm zeigen. Und deshalb küsste ich ihn wieder. Noch bestimmter.
Einen Moment brauche er wieder, aber dann erwiderte er und tat etwas ganz abgefahrenes. Er wurde irgendwie weich. Also nicht körperlich, sondern irgendwie innerlich. Es war, als wolle er mir sagen, dass ich bestimmen solle. Er sagte es nicht, aber irgendwie zeigte er es mir. Ich hatte so etwas noch nie so gemerkt. Und ich mochte es. Himmel, wie sehr ich es doch mochte. Es zeigte so deutlich, dass er mir die Führung überließ und sich unterordnen würde. Und das ohne ein einziges Wort.
Ich schob ihn ins Schlafzimmer, drückte ihn aufs Bett und zog mich bis auf die Shorts aus. Dann legte ich mich zu ihm. Zog ihn in meine Arme.
"Bist du morgen noch da?", Fragte er ein bisschen ängstlich.
"Ich war die ganze Zeit hier.", Antwortete ich. Es stimmte. Seit ich ihn das erste Mal gesehen hatte, beschäftigte er mich. Eine Distanz war unmöglich für mich.
Er ruckelte mit seinem Rücken etwas zurück gegen meinen Bauch.
"Bis du morgen auch körperlich noch da?"
"Ich gehe nicht weg." Weder so noch so.
Tja, Harry macht sich also keine Gedanken um seine Intimfrisur wie Louis an der Stelle 😅
Bis dann.
Viele Grüße ^_^
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