Kapitel 6 - Just a kiss
Louis hatte mich am Nachmittag verabschiedet, weil er noch mit seiner Mutter telefonieren musste. Das verstand ich sehr gut.
Aber... Ich mochte es, in seiner Nähe zu sein. Das war merkwürdig. Denn ich war ein Typ und Louis war ein Typ und ich war nicht schwul.
Vielleicht sollte ich mir einfach nicht so viele Gedanken machen...
Jedenfalls wollte ich bei ihm sein. Und ich glaube, er wollte mich mindestens genau so gern da haben. Er wies mich nie ab. Und er lächelte oft. Er ließ mich unglaublich gut fühlen und frei. Und das Schönste: Ich glaubte, er merkte das nicht einmal.
Eine Woche später feierte Joshua Geburtstag. Wir waren jahrelang in eine Klasse gegangen. Mit Louis hatte ich über die Party nicht gesprochen. Ich hatte keine Ahnung, dass Joshua und er sich überhaupt Mal begegnet waren.
Ich ging mit Taylor hin, die sich in letzter Zeit von mir vernachlässigt fühlte. Ich konnte es ihr nicht übel nehmen. Aber während Louis für mich immer interessanter wurde, wurde es Taylor immer weniger. Also nicht ersatzmäßig. Ich war nicht andersrum.
Und dann stand ich auf dieser Party und sah ihn. Louis lächelte mich an. Einfach so. Es war unglaublich.
Danach versuchte ich nur noch, ihm zu begegnen. Und zwar ohne Taylor. Es dauerte ewige zwei Stunden. Aber dann hatte ich es endlich geschafft. Ich hatte Taylor bei Liam und Niall geparkt, als Louis gerade in die Küche ging. Ich brauchte nur noch hinterher gehen. Endlich.
Wir tranken Schnaps aus Wassergläsern und lachten viel. Mit niemandem konnte man so lachen, wie mit Louis. Was war das nur mit ihm? Wie machte er das?
"Irgendwas ist mit dir.", Bemerkte ich einfach lachend.
"Ach, und was?", Fragte er mit großen Kulleraugen.
"Ich weiß nicht... Aber irgendwas hast du, dem ich mich nicht entziehen kann...und es ist nicht etwas in deiner Wohnung. Da habe ich genau nachgesehen. Also muss es an dir liegen.", murmelte ich nachdenklich und stellte mich direkt vor ihn. Ich hob die Hand, bemerkte sein leichtes zittern. Sollte ich ihn anfassen? Das wäre Mal sowas von schwul. Aber ich wollte gern. Aber ich durfte nicht. Zu lange gezögert. Ich traute mich nicht mehr. Also griff ich an ihm vorbei zu einer Flasche. Aber gleichzeitig wollte ich ihn noch immer berühren. Oder zumindest ansehen. Ich sah auf ihn herab. Also nicht so. Sondern nur, weil er kleiner war.
Die Flasche klirrte. Ich sollte hinsehen, wo ich etwas tat.
Aber ich konnte nicht. Er war so nah. Alles kribbelte. Nur weil ich ihm so nah war. Alles an mir wollte mehr davon. Es war aufregend, spannend, verboten. Es war nichts, was ich irgendwie tun sollte. Und doch konnte ich nicht anders.
Ich beugte mich zu ihm herab. Wollte ihm etwas ins Ohr flüstern, um diese Nähe zu rechtfertigen. Aber es ging nicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich drehte meinen Kopf etwas. Spürte seine Nase an meiner. Ich war fürchterlich aufgeregt. Ging es ihm auch so? Ich wusste es nicht.
Er machte auf jedenfall nicht den Eindruck als würde ihn diese Nähe stören und Scheiße, ich musste es einfach tun. Ich konnte nicht anders. Auch wenn ich es nicht durfte. Und was würden alle sagen und tun, wenn sie es wüssten?, Aber... Meine Lippen auf die von Louis zu legen, war das Beste, was ich jemals getan hatte. Ich wollte zurück ziehen. Sowas ging doch nicht. Aber sobald der Kontakt weg war, musste ich ihn wieder bekommen. Also küsste ich ihn nochmal und nochmal und nochmal.
Es war so anders. Also nicht, weil er ein Junge war. Sondern... Also ich glaubte, es war anders, weil er es war. Weil es genau dieser Junge war. Weil Louis so besonders war. Weil er -
"Harry?"
Scheiße! Was tat ich hier?!
Ich schreckte zurück. Kacke! Ich knutschte eine Schwuchtel! Wie konnte ich nur?!
Ich drehte mich herum. Michael. Wir hatten Mal Fußball zusammen gespielt. Scheiße! Der durfte Louis nicht sehen. Wenn Louis so einem im falschen Moment über den Weg laufen würde.... Ich durfte gar nicht drüber nachdenken. Ihm sollte nichts passieren. Nicht meinen Louis.
Michael verwickelte mich in ein Gespräch über Fußball und ich war froh, dass er sich am Liebsten selbst zuhörte. Denn ich war mit den Gedanken wo anders. Ich hatte einen anderen Jungen geküsst. Das ging gar nicht. Das... Ich konnte doch nicht... Ich war nicht schwul! Ich konnte gar nicht schwul sein! Schwul sein war... Was wirklich wirklich schlechtes. Es war ekelig und die Leute, die es waren, waren auch ekelig. Das dachte ich und konnte doch gleichzeitig Louis nicht ekelig finden.
Mein Schmetterling drängelte sich irgendwann an mir vorbei und verschwand. Aber das war okay. Michael hatte ihn, wie ich hoffte, nicht bemerkt.
Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Ich musste daran denken, wie mein Vater mich damals verhauen hatte, weil ich gefragt hatte, ob ich nicht auch einfach meinen besten Freund heiraten könnte. Ich war sieben Jahre alt gewesen oder so. Ich war eigentlich nur zu faul gewesen, mir ein Mädchen zu suchen. Jeder wollte da in so einer komischen Phase Mal wen heiraten... Und ich musste daran denken, wie eben jener beste Freund ein paar Jahre später begann, einen Typen auf dem Schulhof fertig zu machen, weil der eine Schwuchtel war. Wie oft hatte ich daneben gestanden? Wenn einer wusste, dass ich nicht schwul sein konnte, dann ich selbst. Es durfte einfach nicht sein.
Genau das wollte ich mir dann auch beweisen. Ich machte mit Taylor rum. Viel. Nahm mir sogar noch ein Mädchen auf einer anderen Party. Ich brachte es doch bei den Weibern. Wieso Männer besteigen, wenn man ne Frau haben konnte? Mein bester Freund, Zack, hatte gesagt dass das Dreckspack abgeschlachtet gehörte. Solche fickten bestimmt auch Kinder. Ich hatte nachfragen wollen, aber sowas wollte irgendwie niemand erklären.
Es seien aber Untermenschen. Absolut widerlich. Das hatte ich immer gehört. Ganz einfach. Das war gut und das war schlecht. Es gab kein dazwischen. Als Mann hast du eine Frau zu besteigen. Ganz einfach. Meine Mutter hatte immer gesagt, dass das eben naturgegeben so ist. Und das alles andere geisteskrank wäre. Es waren feste Denkmuster. Ganz simpel. Man musste es nicht hinterfragen. Schwarz und weiß. Ein Kontrast.
Und dann hatte ich Louis getroffen. Nichts war mehr einfach. Denn meiner schwarzweißen Welt verlieh er Farben. Machte alles komplizierter, weniger eindeutig... Und schöner...
Louis hatte schon vor der Party ein paar Mal nach Taylor gefragt. Aber ich hatte sie nie zum Thema werden lassen. Denn dann würde das mit Louis real werden. Das durfte es nicht. Es musste surreal bleiben. So lange es in einer Art Blase stattfand, würde es niemand wissen. Was würden meine Eltern tun, wenn sie wüssten, dass ich einen Jungen geküsst hatte? Was meine Freunde? Diese Gedanken kämen sofort, würde ich darüber reden, was mit Taylor war, denn diese Gedanken würden mich auch dazu führen darüber nachzudenken, was mit Louis war.
Niall war nach dem Abend des Kusses sehr misstrauisch. Wieso klebte der eigentlich immer so eng mit Liam zusammen? Mussten sehr gute Freunde sein inzwischen. Hatte sogar Mal im Augenwinkel gesehen, dass der bei Liam auf dem Schoß gehockt hatte. Naja. Vielleicht wie so Brüder.
Ich hielt mich von Louis fern und ging mit den Jungs weg, aß mit meinen Eltern und all sowas. Das hatte ich vorher auch gemacht und es war gut gewesen. Aber jetzt? Es war so farblos und trist. Also bekniete ich Niall, dass er mich mitnehmen sollte, wenn sie was unternahmen. Wieder legte Liam ein gutes Wort für mich ein. So saß ich bei Nandos. Mit Liam und Niall. Die Tür ging auf und ich sah ihn. Ich konnte nur Lächeln. Meine Welt wurde bunt.
Tja... Was denkt ihr inzwischen so über die Personen?
Bis dann.
Viele Grüße ^_^
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