|•Kapitel 5•|
Nachtgefilde hielt, sobald sie nach und nach wieder Kontrolle über sich selbst bekam, den Atem an und starrte direkt in Perlmuttsterns eisige Augen.
Trotz deren vermeintlich warmen, hellgelben Ton wirkten sie eiskalt, abweisend und amschuldigend. Enttäuscht ließ Nachtgefilde die Ohren sinken.
Was hatte sie jetzt nur wieder angestellt?
Die zobelschwarze Anführerin nahm einige Schritte Abstand von ihr, musterte sie von oben bis unten mit verächtlichem Blick. Nachtgefilde spähte nach unten. Ihre Krallen waren eingezogen, und sie schien keine Verletzungen zu haben.
Perlmuttsterns Gefährte Birnengrüne stellte sich schützend vor sie. Dennoch konnte Nachtgefilde kurz eine Wunde auf ihrer Schulter aufblitzen sehen. Taumelnd stellte sich Nachtgefilde aufrechter, versuchte nicht so jämmerlich zu wirken.
,,Macht dich das Stolz?", brummelte Perlmuttstern. Nachtgefilde wagte es kaum, die Worte, die ihr auf der Zunge brannten, auszusprechen. Doch sie tat es. ,,Auf was, Perlmuttstern? Wiederhole, was ich getan habe, bitte.." Flehend sah sie die Anführerin an, senkte beschämt den Kopf.
Diese fauchte nur verärgert. Natürlich sagte sie es ihr nicht. Stattdessen lief sie an ihr vorbei in ihren Bau, stieß sie im Vorbeigehen heftig zur Seite. Nachtgefildes Gesicht glühte und sie musste sich stark zusammen reißen, damit keine Tränen ihre Wangen zierten.
So sammelten sie sich lediglich in ihren Augen. Wie hatte sie nur denken können, dass sich dies am Bach wie eine angenehme Entlastung angefühlt hatte?
Brombeerröte trottete an ihre Seite. ,,Du musst schlafen..", flüsterte er eindringlich. Und tatsächlich standen die Sterne bereits hoch.
Doch bevor sie etwas erwidern konnte, starrte sie verdutzt in gelbe Augen hinter der Lichtung, die um eine Birke schauten. Ohne ihren Bruder zu beachten lief sie rasch darauf zu.
Vielleicht Feldpfote?
Kurz vor der Katze stoppte sie, ließ enttäuscht die Schnurrhaare hängen. Nur eine ehemalige Kriegerin, nun Älteste, die durch den Lagereingang schlüpfte.
Noch eine ganze Weile stand Nachtgefilde lediglich hier, gedankenlos. Sie starrte leer auf ihre Pfoten, bis sie diese kaum noch sehen konnte.
,,Spannende Beschäftigung." Ihr Kopf sauste nach oben, wo Feldpfote hockte. Dieser grisnte spöttisch, bevor er mit einem großem Satz hinunter sprang und durch den Wald sprintete.
Verärgert rannte Nachtgefilde ihm nach. Die Dornen und Ranken streiften ihr Fell schmerzhaft, und sie biss die Zähne zusammen.
Tatsächlich war der Kater so dreist, sie erneut zum Nachthügel zu führen. Sie zuckte mit dem Ohr, während er sich auf den Rücken legte und sie anfunkelte.
,,Sei gegrüßt.", murmelte sie, legte sich ein Stück daneben nieder. Ihre Augen fielen zu und sie war müde, hatte jedoch Angst davor einzuschlafen.
,,Schlaf schön, Entenspiel." Eindringlich sah Nachtgefilde ihn an und als konnte er ihren Blick lesen maunzte er leicht hin: ,,Oh, du bist es nur. Ich hatte mir nur erhofft, meine Freundin zu finden."
,,Und wer bin ich deiner Meinung nach?" Er zuckte mit den Schultern. ,,Entenspiel. Und doch so unterschiedlich, nicht die selbe.." Sein Blick sah bedauernd aus, und als würde er sie nicht gerne hier haben.
Mit einem müden Fauchen wand sich Nachtgefilde von ihm ab, schlief mit scheinbar erstickendem Rosenduft in der Nase ein und träumte demnach von ihrer Mutter.
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Als sie erwachte, wunderte es sie kaum, dass sie an einem anderen Ort war. Doch dann erregte dieser doch noch ihre Aufmerksamkeit.
Lange, scheinbar endlose Wiesen ersteckten sich vor ihr. Das Territorium des FeuersClans war trockener, dass des NadelsClans nasser. Und ihr Clan hatte so einen Teil nicht.
Hinter ihr lag der Waldrand, der vermutlich zurück zum ErdClan führte. Langsam prüfte sie die Luft. Nichts, außer etwas Salz, wie das des Salzsees.
Der Spur folgend kam sie zu einem winzigen Teich, dem Geruch nach mit Salz gefüllt. Das Wasser war unsagbar klar und die Sterne der frühen Morgendämmerung spiegelten sich darin.
,,SternenClan?", wisperte Nachtgefilde. Sie sah ihr Spiegelbild - vertraut und doch so fremd, wie noch nie. War das sie?
Die Sterne regten sich, wirbelten beinahe warnend um ihr Spiegelbild herum, hielten dabei Abstand.
Wieder verdunkelte sich ihre Sicht. Aber diesmal würde sie es nicht zulassen, die Kontrolle zu verlieren, nichts mehr auszumachen.
Zumindest war das der spontane Plan, weshalb sie sich bemühte, ihren Kopf nicht hoch zu nehmen, da sie vermutete, dies könnte so etwas hervor rufen.
Und keinen Herzschlag später kippte ihr Kopf nach vorn in den winzigen Teich.
Sie verzog das Gesicht, als das Salzwasser ihre Zunge stach. Dieser war nicht heiß, wie der Salzsee, sondern eiskalt.
Schnell hob sie den Kopf aus dem Wasser. Jetzt war sie definitiv wach.
Ihr Spiegelbild schien verschwunden. Vielleicht nur die Schwingung des Wassers?
Sie schüttelte sich schnell ein paar Tropfen aus dem Brustell, dann taumelte sie einige Mäuselängen nach hinten. Nur weg vom Wasser.
Entsetzt fauchte sie, als sie jemanden anrempelte. Sie drehte sich um, ging ohne auch nur einen Blick vorbei.
Im Vorbeigehen fiel ihr auf, dass sich der rundliche, andere Körper perfekt an ihren schmiegte, sich ihr anpasste.
Sie ließ ihren Kopf herum fahren - und starrte direkt in ihre eigenen Augen.
Ihre Nackenhaare sträubten sich, während sie rasch den hellblauen, beinahe weißen Farbton betrachtete.
War das möglich? SternenClan, wo war sie nur wieder hinein gerutscht..?
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