12: Das zweite Mal an diesem Tag
"Aus dem Weg!", hörte ich gedämpft eine Stimme über mir. Ich fühlte mich, als müsse ich mich übergeben, so schwindelig war mit plötzlich. Warum ist alles so wackelig? Ich brauche dringend festen Boden unter den Füßen! "Das habe ich wirklich nicht gewollt!" - "Halt die Klappe, Kyle!", zischte wieder die Stimme über mir. Moment! Kyle? Was war gerade passiert? Als ich plötzlich spürte wie ich auf eine weiche Unterlage gelegt wurde, bemerkte ich erst, dass ich zuvor getragen wurde und ich schlug ruckartig meine Augen auf. "Hey! Alles klar bei dir?", fragte der Junge vor mir, der sich neben der Liege auf der ich jetzt lag hingekniet hatte. Warum schaut er mich so besorgt an? Und wieso kann ich nicht endlich antworten und starre nur weiter in diese haselnussbraunen Augen, die meinen Blick gefangen halten und in denen ich fast zu versinken drohe? Als ich endlich meine Stimme wiedergefunden hatte stammelte ich: "Äh... Ja..! A.. Alles Bestens!" Er lachte nur ein wenig ungläubig, aber trotzdem so süß, dass ich ebenfalls schmunzeln musste. "Das sah gerade anders aus. Vielleicht bist du nur so verwirrt, weil du dir ziemlich doll den Kopf gestoßen hast!" Immer noch ruhten seine leuchtenden Augen auf mir, als plötzlich eine mir bekannte Gestalt sich einen Weg durch die Menge bahnte, die sich um mich geschart hatte. "Aiden!", rief die dazu passende schrille Stimme, bei der ich unweigerlich die Augen verdrehen musste. "Aiden... Schatz! .... Aiden! Was ist hier los?" - "Ich-", sein Blick war verwirrt und er blickte zwischen mir und Roxanne hin und her. "OMG! Ist das nicht der Freak aus der Cafeteria? Ich fass es nicht! Wer hat die denn eingeladen? Und was starrt ihr alle so?" Sein Blick ruhte wieder auf mir und er schien plötzlich wie ausgewechselt als er dann zu Roxanne sagte: "Ich habe nur meinen Job als Bademeister gemacht!" Roxanne schien kurz zu überlegen, doch dann prustete sie laut los. Es war ein gekünsteltes Lachen. Fake. So wie scheinbar alle Menschen in meiner Umgebung sind. "Der Freak kann nicht schwimmen?" Ihre Augen wurden groß. Sie drehte sich zu der Menge um, die dann wie auf Knopfdruck ebenfalls anfing zu lachen, bevor sie sich mir zuwandt und zu mir runterbeugte. In einem Ton, als wäre ich ein kleines Baby, sagte sie zu mir: "Hast du etwa keine Freunde, die dir das Schwimmen beigebracht haben?" Mir schossen sofort die Tränen in die Augen und meine Augen fingen an zu brennen, doch ich weigerte mich vor ihnen allen zu weinen. Das würde mich nur noch mehr demütigen und Roxanne würde es nur noch mehr genießen. Das war schon das zweite Mal an diesem Tag, wieso musste das gerade mir passieren? Natürlich konnte ich schwimmen, aber wer würde meinen Worten Beachtung schenken? Ich sprang also so schnell wie möglich auf und alle Leute machten mir Platz, damit ich sofort diese Party verlassen konnte. Doch draußen angelangt konnte ich es nicht mehr aufhalten und die Tränen strömten mir die Wangen hinunter. Ich wollte nur noch weg! Weg von allen Menschen!
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Wer war dieses Mädchen? Ich meine klar, Roxanne meinte sie wäre auf unserer Schule, aber warum habe ich sie noch nie zuvor gesehen? So jemand kann sich doch nicht unsichtbar machen... Wie diese eisblauen Augen mich angesehen haben, als würde die Zeit stillstehen. Als gäbe es nichts außer uns beiden auf dieser Welt... Und ich kannte noch nicht mal ihren Namen! Ich musste daran denken, was das Froschgesicht ganz am Anfang einmal geschrieben hatte. Dass jeder Mensch eine Maske tragen würde, um seine wahren Gefühle und Gedanken zu überspielen und dass man wenn man genau hinschaute genau sehen könnte was sie eigentlich dachten. Das war bei diesem Mädchen anders gewesen. Als ich ihr in die Augen geschaut habe, habe ich nichts als die unverfälschte Wahrheit gesehen. Sie war so verwirrt und auch dankbar, als sie bemerkte, dass ich sie aus dem Wasser geholt habe. Es lag so eine Wärme in ihrem Ausdruck, als sie realisierte, wie besorgt ich war. Doch diese Wärme mischte sich mit Angst, als dann Roxanne aufgetaucht ist und als ich gesagt habe, was alle um mich herum von mir hören wollten und erwarteten war sie so unendlich verletzt, dass ich am liebsten alles zurückgenommen hätte nur um diese Wärme in ihren Augen wieder sehen und spüren zu können! Unglaublich wie viele Gedanken man sich über einen Menschen machen konnte, den man gerade getroffen hatte und mit dem man nur ein paar Worte gewechselt hatte, aber ich fühlte so eine Verbundenheit. Als würden wir unsere Seelen verstehen... Ich versuchte diesen Gedanken so schnell wie möglich loszuwerden. Es war besser so, ich konnte eh nicht mit ihr befreundet sein...
No1 (23:13):
Hey, wo bist du?
Aiden (23:14):
Ich glaub ich geh nach Hause Kyle!
No1 (23:14):
Was?😳 Die Party hat doch gerade erst angefangen!
Aiden (23:15):
Ich habe keine Lust mehr weiter zu feiern, aber lass dich nicht aufhalten!
No1 (23:26):
Na schön, aber du bist mir eine Erklärung schuldig!
Aiden (23:27):
...
[Foto: Francisco Lachowski als Prinz Charming/Aiden]
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