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Als ich den Wohnblock, in dem ich wohnte, gerade betreten wollte, hörte ich leises Stöhnen. Oh, nein! Es kam ziemlich oft vor, dass ich ein Pärchen erwischte, dass gerade ... nun ja, Spaß hatte. Ein bisschen angeekelt schloss ich die Tür auf und ließ sie hinter mir zufallen. Die unangenehmen Geräusche setzten aus.
Ich ging zu meinem Zimmer und schaltete das Licht ein. Müde ließ ich meine kleine Handtasche auf den Schreibtisch fallen und legte mich aufs Bett.
Alle meine Freundinnen waren noch auf der Party. Ich war nicht so ein Typ, der ständig bei allen Attraktionen mitmachen musste. Auch saufen und rauchen verabscheute ich zutiefst. Um es einfach zu sagen: Ich war eine Langweilerin. Manchmal konnte ich einfach nur überleben, in dem ich allein war und nachdachte, doch jetzt könnte ich schon ein wenig Unterhaltung brauchen. Zum Beispiel Shery. Wir beide waren vom Charakter her ziemlich gleich. Wir waren beide Single, waren eher schüchtern und wollten nicht im Mittelpunkt sein, blonde Haare und wahrscheinlich noch ein paar Sachen. Plötzlich piepte mein Handy und zeigte mir ein kleines weißes Briefchen an, das bedeutete, dass ich eine SMS bekommen hatte.
Für Shery läuft es gerade echt gut - sie flirtet mit diesem Musikfreak, auf den sie schon, seit wir hier sind, steht. Ich glaube, er heißt Bill oder so, keine Ahnung, aber das werden wir sicher noch erfahren ;-)
Schade, dass du schon gegangen bist ... :-(
Lg, Jill!
Shery hatte jetzt auch bald einen Freund und ich würde allein dastehen. Na toll ... Romy hatte möglicherweise auch schon jemanden an der Angel, denn in letzter Zeit hatte sie immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt. Verdächtig ...
Ich stoppte meine Gedanken und fuhr meinen Laptop hoch. Auf Facebook hatte mir jemand eine Freundschaftsanfrage gesendet. Ich kannte ihn nicht, also lehnte ich sie auch ab.
Ich musste an den Typen vom Sportunterricht und von der Party denken. Vielleicht war er ja gar nicht so unsympathisch. Ich stellte mir vor, wie ich mit ihm zum Ball gehe und ihn dann küsse. MOMENT, WAS DENKE ICH DENN DA?!, schoss es mir durch den Kopf und ich schüttelte mich. Er konnte mir gestohlen bleiben! Obwohl, ich könnte doch eigentlich einen Freund gebrauchen, richtig? Er sah schon gut aus mit seinen braunen Augen, die von vielen schwarzen Wimpern umrandet wurden - das hatte ich heute bei dem Kuss gesehen. Seine ebenfalls braunen Haare waren verstrubbelt und hingen ihm ins Gesicht, doch das passte irgendwie zu ihm. Ich stellte fest, dass er mich interessierte. Ich wollte mehr von ihm; ihn kennenlernen. Er schien Sinn für Humor zu haben ... Ich musste grinsen. Ich hatte so uncool reagiert im Sportunterricht. Wie die größte Zicke aller Zeiten. Ich hätte auch etwas erwidern können, das cooler gewesen wäre ... Hach, leider fiel mir das immer erst später ein, was ich hätte sagen sollen. In so einer Situation wusste ich nie ein noch aus.
Ich schaltete den Computer wieder aus und zog mir meinen Pyjama an. Dann wusch ich mich und schließlich kuschelte ich mich in meine weiche Decke um an ihn zu denken.
Am Sonntag sahen alle ziemlich verschlafen aus; viele hatten auch ein bisschen zu viel Alkohol abgekriegt. Zum Beispiel Jack. Er klagte über starke Kopfschmerzen und trottete deshalb nach dem Frühstück in sein Zimmer zurück, um weiterzuschlafen.
Als ich gerade mit Jill und Romy auf dem Campus herumging, entdeckte ich ungefähr fünfzehn Meter entfernt ihn. Er redete mit ein paar anderen Jungs, die alle gut aussahen, doch ich fand, dass er der Bestaussehendste war.
Was fand ich eigentlich plötzlich so toll an ihm?! Mhh ... Vielleicht seinen Sinn für Humor ...? Oder sein Aussehen?
"Erde am Virginia!", rief auf einmal Jill und schnippte mit ihren Fingern vor meiner Nase herum, sodass rote Funken sprühten.
"W-was? Habt ihr was gesagt?", stotterte ich irritiert.
"Wo guckst du denn die ganze Zeit hin? Du wärst beinahe gegen einen Baum gelaufen!", sagte Romy. Jill grinste mich an, dann sah sie Romy an.
"Ich glaub, ich weiß, was los ist. Was hast du denn zu tun mit diesem Typ da drüben?"
Mir klappte die Kinnlade hinunter. "Ist das denn so offensichtlich?!"
"Jap, voll und ganz. Du starrst ihn ja richtig an! Hey, schau, er kommt zu uns", bemerkte Romy. Meine zwei Freundinnen entfernen sich von mir, damit ich allein mit ihm reden konnte.
"Hi Kampfprinzessin", begrüßte er mich.
"Kampfprinzessin?"
"Ja, cooler Name, was?"
"Ähm .. na ja."
"Willst du mich nicht auch begrüßen?"
"Hallo."
Er lachte und weiße Zähne blitzten in seinem Mund. "Wie heißt du eigentlich?" Plötzlich hatte ich Lust, ein kleines Spielchen mit ihm zu spielen.
"Errate es!" Mein Gesprächspartner verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust und grinste mich amüsiert an. Ich dachte zumindest, dass er amüsiert war ...
"Und wie?"
"Keine Ahnung, du bist doch hier der Mann, also solltest du sowas auch können." Okay, diese Antwort war äußerst unlogisch gewesen. Egal.
Nun zog er eine Augenbraue hoch. "Gib mir einen Tipp, oder warte, noch besser: Ich nenne dich einfach Kampfprinzessin." Ich verdrehte meine Augen.
"Echt jetzt?! Gut, dann heißt du ab diesem Zeitpunkt Loser, weil du gegen mich verloren hast."
"Oh, muss es unbedingt Loser sein? Wie wäre es mit Mike?"
"Mhh ... Der Name passt zu dir." Ja, das fand ich wirklich. Mike ...
"Danke. Siehst du, ich sage dir meinen Namen, jetzt will ich deinen wissen", sagte Mike.
"Nee. Du musst es schon selbst rausfinden."
"Dann gib mir einen Tipp. So kann ich das auf keinen Fall, wir wissen ja beide, dass du die Göttin bist und ich der Loser. Deswegen bin ich auch zu dumm, um das zu erraten."
Okay, ich wurde schön langsam etwas zickig, deswegen seufzte ich und sagte schließlich: "Virginia. Mein Name ist Virginia."
Mike grinste zufrieden. "Geht doch."
Eine Weile sagte keiner etwas, dann beugte sich Mike zu mir herunter und gab mir einen Kuss auf meine linke Wange. "Das war aber freiwillig", flüsterte er, danach zwinkerte er mir zu und ging richtung Turnhalle. Ich betastete die Stelle, an der seine Lippen meine Haut berührt hatten und strich sanft darüber. Jill und Romy kamen kichernd zu mir. "Das ist ja geil! Ich denke, dass du schon einen Partner für den Ball hast", meinte Romy. Vielleicht hatte Shery doch recht gehabt ...
Auf jeden Fall musste ich unbedingt meine Wurzeln aus der Erde entfernen, damit ich meinen Freundinnen nachlaufen konnte. Irgendwie war ich nämlich im Boden festgewachsen. Hoffentlich würde das nicht immer so sein, wenn ich mit Mike redete ...
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Yooo! Was geht? Die letzten drei Sätze sind natürlich ironisch, falls das jemand nicht verstanden hat. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat!!!
Eure Lina_Cel_♥
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