9. Kapitel
„Und diese Albträume hast du, seit du wieder hier in Beacon Hills bist?", fragte Lydia nach. Ich nickte bitter. „Ja, aber heute Nacht war es am schlimmsten gewesen. Ich hatte wirklich Angst gehabt nicht mehr aufzuwachen. Ich traue mich ja so gar nicht mehr einzuschlafen." Ich hatte Lydia geschrieben, weil ich dachte, dass sie sich da vielleicht noch am besten auskannte. Immerhin war sie eine Banshee und hatte auch immer wieder mit seltsamen Träumen oder Visionen zu kämpfen. Doch auch sie war hier ratlos. Trotzdem begann Lydia zu grübeln. „Hast du mit Jordan schon darüber gesprochen?" Ich schüttelte nun bitter den Kopf. „Du bist die Erste, der ich davon erzählt habe. Zuerst habe ich gedacht, dass es nur ganz gewöhnliche Albträume sind, aber jetzt bin ich mir sicher, dass der Hexenclan dahintersteckt und ich weiß einfach nicht, was ich machen kann, damit es wieder aufhört. Was passiert, wenn ich wieder einschlafe und ich dann für immer in diesen Albräumen gefangen bin?" Abwesend spielte ich mit meinen Haaren, bis ich sie mir schließlich hochband. Ich hatte inzwischen wirklich Angst wegen diesen Träumen und das machte mich verrückt. Lydia sah mich beunruhigt an. „Du solltest wirklich mit Jordan darüber reden, vor allem wenn ihr auch bald heiraten werdet. Es ist nicht klug, wenn du ihm nichts davon sagst. Er wird sehr verletzt sein, wenn er es hinten rum herausbekommt." „Ja, ich weiß, aber das ist nicht so leicht Lydia. Vor allem, wo er es zweimal war, der mich umgebracht hat", gestand ich meiner besten Freundin bitter.
Als Jordan und ich abends ins Bett gingen, traute ich mich erst gar nicht die Augen zu schließen. Die Angst vor erneuten Albträumen war einfach viel zu groß. Ich drehte mich die ganze Zeit im Bett nur hin und her. Ein Wunder, dass Jordan dadurch nicht wach wurde. Ab und zu stand ich sogar auf, damit ich mich weiter wachhielt und bloß nicht einschlief. Was war, wenn ich einschlief und dann nie wieder wach wurde? Das wollte ich nicht riskieren. Mit Jordan hatte ich darüber immer noch nicht gesprochen. Ich wusste einfach nicht, wie und ich wollte auch nicht, dass er sich Sorgen um mich machte. Das hatte er schon zu oft getan. Wie sollte man seinem Verlobten aber auch sagen, dass er einen im Traum schon zweimal getötet hatte und es vielleicht wieder tat, wenn ich einschlief!? Um zwei Uhr nachts hielt ich es im Bett schließlich gar nicht mehr aus und so setzte mich in die Küche. Mein Handy brummte leise und ich bekam eine Nachricht von Scott. „Hey, falls du das erst später liest. Es gab einen neuen Mord. Stiles und ich sind schon dran!" Wir hatten abgemacht uns gegenseitig immer auf dem Laufen zu halten, was die Morde oder den Hexenclan betraf. Sie konnten mit dem Morden einfach nicht aufhören.
„Was machst du denn hier in der Küche?", fragte mich Jordan plötzlich und schaltete das Licht an. Sein braunes Haar war ganz zerzaust vom Schlafen und er nahm gegenüber von mir Platz. Also hatte ich ihn leider doch geweckt. „Ich konnte einfach nicht schlafen", antwortete ich mit festen Blick auf meine verschlossenen Hände. „Hast du diese Nacht überhaupt schon etwas geschlafen?", hakte Jordan skeptisch nach. Ich schüttelte stumm den Kopf. Ich war zu erledigt, um ihn anzulügen. „Sam, was ist nur los? Ich kann doch sehen, dass etwas nicht stimmt. Was beschäftigt dich? Rede bitte mit mir. Seit gestern verhältst du dich schon so seltsam." Jordan merkte bei mir wirklich immer, wenn etwas nicht stimmte. Das hätte ich wissen müssen. Aber was sollte ich ihm jetzt sagen? Also schwieg ich einfach. Ich wollte ihn nicht anlügen. Das hatte er nicht verdient, aber ich fühlte mich im Moment nicht bereit darüber zu sprechen. Immer wieder tauchten Bilder vor meinen Augen auf, wo Jordan mich im Traum tötete. Ich wusste, dass das nicht er war, aber es fühlte sich einfach viel zu real an und genau das war ein weiteres Problem. Was war, wenn es real wurde? Ja das klang absurd, aber mein Verstand spielte mir durch die Übermüdung gerade Streiche. Jordan stand auf und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. „So kenne ich dich gar nicht", sagte er besorgt und kniete sich neben mir nieder. Ich mied weiterhin seinen Blick. Gut, dass er nicht wie ein Werwolf meine Emotionen riechen konnte, sonst würde er nur allzu deutlich meine Angst riechen. „Sam, sieh mich bitte an", bat er mich erneut ganz sanft. Aus müden und traurigen Augen sah ich ihn schließlich an. Er streckte liebevoll seine Hände nach mir aus, doch ich schüttelte sie panisch ab und entfernte mich von ihm. Verwirrt und gleichzeitig verletzt sah er mich an. Ich wusste, dass er nur helfen wollte, aber ich konnte das hier nicht. „Ich kann nicht Jordan. Ich kann einfach nicht darüber reden", sagte ich zu ihm verängstigt. „Weißt du noch, dass wir uns damals versprochen haben, keine Geheimnisse voneinander zu haben!?", appellierte Jordan an mich. Ich konnte seine Verzweiflung nur allzu deutlich riechen. Er wollte mir nur helfen, doch ich wollte mir nicht helfen lassen. Diese Albträume nagten wirklich sehr an meinen Nerven und mein Schlafentzug machte es auch nicht gerade besser. Ich war gereizt und verwirrt.
„Rede endlich mit mir!", forderte mich Jordan nun nochmal mit Nachdruck auf. „Was soll ich sagen? Ich habe schreckliche Albträume, die mir Angst machen und so verdammt real wirken und du hast mich bereits zweimal darin getötet und jetzt habe ich Angst weiterhin von solchen Träumen gequält zu werden, bis sie noch Realität werden", sprudelte es plötzlich aus mir heraus. Bitter sah ich wieder auf meine Hände und es herrschte eine schreckliche Stille zwischen uns. Das hatte wirklich übel geklungen. „Und wer tut dir das an und seit wann ist das schon so?"; fragte Jordan noch ganz ruhig. Doch ich konnte sehen, dass es ihn beschäftigte, was in meinem Traum vorgefallen war. „Der Hexenclan steckt dahinter, da bin ich mir sicher und diese Träume nehmen kein Ende, seit wir wieder hier in Beacon Hills sind", antwortete ich leise. Jordan schüttelte enttäuscht den Kopf. „Wieso hast du mir nicht sofort etwas gesagt? Ich bin doch immer für dich da, dass weißt du doch." „Ich wollte damit alleine fertig werden und Lydia hat mich dafür auch schon genug zusammengestaucht." „Also hast du es Lydia auch noch vor mir erzählt. Hast du wirklich so wenig Vertrauen zu mir?", sagte Jordan nun aufgebracht und verletzt. Wir starrten uns Beide einfach nur an. Es tat mir in der Seele weh, dass ich Jordan damit so sehr weh getan hatte. Ich verstand mich ja nicht einmal selbst, warum ich nicht gleich zu ihm gegangen war.
Jordans Handy klingelte am Wohnzimmertisch. Zuerst dachte ich, er würde nicht dran gehen. Er wischte sich mit der Handfläche übers Gesicht und schnappte sich sein Handy. „Parrish?", meldete er sich gereizt. „Ja Sheriff, ich komme sofort!" Jordan legte wieder auf und ging wortlos ins Schlafzimmer, um sich seine Deputy Uniform anzuziehen. Was hatte ich nur getan? Ich stellte mich in den Türrahmen zum Schlafzimmer und beobachtete meinen Verlobten. „Jordan", fing ich an, doch er unterbrach mich. „Ich muss jetzt zur Wache", entgegnete er hart, schob sich, ohne mich eines Blickes zu würdigen, an mir vorbei und ging. Wir hatten uns noch nie gestritten, also zu mindestens nicht so. Diese Albträume vernebelten völlig meinen Verstand und wahrscheinlich war das auch ihr Vorhaben gewesen. Ich hätte wirklich schon viel früher mit Jordan darüber sprechen sollen. Ich liebte ihn doch über alles. Ich musste das unbedingt wieder gerade biegen.
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