17. Kapitel
Garett lief nervös im Zimmer auf und ab. Grace stand immer noch bei Sam und Jordan, hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich, um den Zauber weiter aufrecht zu halten. Lange würde sie nicht mehr durchhalten können. Ihr Anhänger verlor langsam an Kraft. Der Clan schien damit zu beginnen ihre größte Machtquelle zu kappen. Als Strafe dafür, dass sie sich gegen sie gewandt hatte. „Parrish ist schon viel zu lange weg. Sie werden es nicht schaffen", redete Garett besorgt vor sich hin. „Beruhig dich endlich Garett. Parrish weiß, was er da tut", versuchte Scott ihn so gut es ging zu beruhigen, dabei war er selbst ein reines Nervenbündel. Doch als Alpha musste er stark sein und für sein Rudel da sein. Garett warf einen besorgten Blick auf Grace, die inzwischen schon leicht zu zittern begann. „Was ist mit ihr? Lange wird sie den Zauber nicht mehr aufrechterhalten können", warf Garett ein und betrachtete Grace. Er wollte nicht, dass sie starb. „Du magst sie, oder?", stellte Stiles fest. Garett wand den Blick von ihr wieder ab und blickte aus dem Fenster. Dabei ignorierte er die Frage von Stiles. Obwohl er Grace erst sein ein paar Stunden kannte und er sie zuerst angegriffen hatte, lag ihm tatsächlich bereits etwas an ihr. Sie war so anders. Doch jetzt war Sam erstmal seine oberste Priorität. Wenn es ihr wieder gut ging, konnte er sich um das andere Thema Gedanken machen.
Jordan kam noch näher auf Sam zu und wollte ihren Arm berühren, doch er griff dabei nur in einen Nebelschleier. Es war, als wäre Sam nur eine durchsichtige Gestalt. Eine Gestalt, die ohne Pause gequält wurde. Wie sollte er sie nur zurückbringen, wenn er sie nicht einmal berühren konnte? Doch er hatte nicht mehr viel Zeit, um einen Plan auszuklügeln, er musste jetzt handeln, sonst waren sie Beide hier für immer gefangen. „Hoffentlich funktioniert das!", sagte Jordan und begann auch schon zu brennen. Dann breitete er seine Arme um Sam aus und ließ eine Feuerwelle los, die sie Beide komplett umhüllte.
Grace öffnete ruckartig die Augen und taumelte leicht benommen nach hinten. Der Zauber war beendet. „Was ist passiert?", fragte Scott besorgt und blickte zu Sam und Jordan, die sich immer noch nicht bewegten. Grace wollte gerade etwas antworten, als Jordan plötzlich wieder nach Luft schnappte und den Dolch sofort aus Sams Brust zog. Dann warf er ihn achtlos auf den Boden und nahm behutsam Sams Kopf in seine Hände. Vorsichtig hob Grace den Dolch auf und steckte ihn ein, bevor sie sich an der Wand abstützte. „Bitte wach auf!", flehte Jordan Sam an und sah sie eindringlich an. Auf einmal richtete Sam sich auf und schnappte hektisch nach Luft. Sie lebte wieder! Sam war wieder am Leben! „Sam!", sagte Jordan erleichtert und Garett trat neben ihm. Sam zitterte am ganz Körper und sah sich orientierungslos um. „Sam?", entgegnete Garett ganz sanft. Sams Blick blieb an ihm und Jordan hängen. „We...wer seid ihr und was mache ich hier?", fragte sie verwirrt und sah auf ihre Brust hinab, wo auf dem T-Shirt ein riesiger Blutfleck ragte. Man konnte deutlich sehen, dass sie kurz vor einer Panikattacke war. „Sam, ich bin es Garett dein großer Bruder und das ist Jordan dein Verlobter", antwortete Garett ganz ruhig. Doch Sam schüttelte drastisch den Kopf. „Ich kenne euch alle nicht. Ich erinnere mich an nichts!" Garett trat beunruhigt zu Grace. „Ist es normal, dass sie eine Amnesie hat?" Grace zuckte traurig mit den Schultern. „Ich wünschte, ich könnte dir darauf eine Antwort geben, aber ich kann es leider nicht. Aber wenn sie sich an nichts erinnert, weiß sie vielleicht auch nicht mehr, dass sie eine Hexe und eine Werwölfin ist und das könnte gefährlich werden." „Wie können wir ihre Erinnerungen wieder herstellen?", erkundigte sich Garett. Grace sah ihn ernst an. „Wir müssen ihre Erinnerungen durch irgendetwas auslösen." „Komm schon Sam, du musst dich erinnern. Ich bin Jordan, dein Verlobter. In wenigen Monaten wollen wir heiraten und du erwartest ein Kind von mir. Bitte erinnere dich!", sagte Jordan voller Verzweiflung. Nun war Sam wieder zurück und war auch wieder nicht zurück. „Kannst du nicht irgendeinen Hexenzauber machen, damit ihre Erinnerungen wieder hergestellt werden?", wandte Jordan sich wütend an Grace. Grace wirkte ganz bleich im Gesicht und sah aus, als würde sie jeden Moment umkippen. Es war heute einfach zu viel für sie gewesen. „Nein leider nicht. Ich wünschte, ich könnte. Ich habe auch all meine Kräfte aufgebraucht, um diesen Zauber zu sprechen. Ich muss erst wieder zu Kräften kommen. Außerdem müssen Sams Erinnerungen durch irgendetwas ausgelöst werden, da hilft auch kein Zauber." Sam fröstelte vor Angst am ganzen Körper. Immer wieder starrte sie auf den Blutfleck auf ihrer Brust, wo die Wunde schon längst wieder verheilt war. „Aber es muss doch irgendetwas geben, was wir tun können?", ging Jordan Grace weiterhin an. Er ertrug es nicht Sam so zu sehen, so verloren und verängstigt. „Hey, ganz ruhig Parrish. Du siehst doch wie ausgelaugt Grace ist. Wir werden einen Weg finden Sams Erinnerung zurückzuholen", versuchte Garett Jordan zu beruhigen und Grace vor dem wütenden Höllenhund zu beschützen.
„Vielleicht können wir Sams Erinnerungen auslösen, wenn wir sie direkt mit etwas konfrontieren", schlug Stiles vor. „Und mit was?", fragte Jordan verzweifelt und ließ Sam keine Sekunden aus den Augen. Er war offen für jede Idee, um seiner Verlobten zu helfen. Stiles fuhr sich nachdenklich durch sein Haar und lief im Zimmer auf und ab. Niemand wusste, wie er hier helfen konnte. „Da ist so viel Blut. Wieso ist an mir so viel Blut? Wo bin ich hier? Wer bin ich und wer seid ihr verdammt nochmal? Ich will hier weg. Ich habe Angst", sagte Sam immer wieder panisch. „Sam, versuche dich zu beruhigen. Wir sind deine Familie und Freunde", redete Lydia beruhigend auf Sam ein, doch diese schüttelte nur wieder den Kopf. Tränen begannen ihr übers Gesicht zu laufen. „Stiles, lass dir endlich etwas einfallen. Sie steht kurz vor einer Panikattacke", rief Lydia ihrem Freund zu und wandte sich wieder an ihre Freundin. „Sam, hör nur auf meine Stimme. Versuche ganz ruhig zu atmen", versuchte sie Sam weiter zu beruhigen. „Soll ich sie vielleicht mal anbrüllen?", schlug Liam aus heiterem Himmel vor. Alle sahen ihn schockiert an und er hob abwehrend die Hände. „Ist ja schon gut, war ja nur ein Vorschlag." Stiles wollte Liam gerade zurechtstutzen, als ihm eine Idee kam. „Moment so blöd ist das gar nicht", sagte Stile plötzlich. „Stiles, du kannst Sam doch nicht einfach anbrüllen, sonst erschreckt sie sich noch zu Tode. Sie ist jetzt schon völlig aufgelöst und panisch", warf Scott besorgt ein. Stiles schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Aber wir können versuchen sie mit der übernatürlichen Seite zu konfrontieren, mit jemanden mit dem sie eine starke Bindung hat." Alle Augenpaare richteten sich auf Jordan. Er holte tief Luft und sah zu Stiles. „Was muss ich tun?", fragte er entschlossen. „Mach einfach genau das, wo du ihr gezeigt hast, dass du ein Höllenhund bist", antwortete Stiles. „Und wenn das nicht funktioniert?", warf Garett ein und stützte Grace, da sie sonst fast umgekippt wäre. „Im Moment ist das unsere einzige Chance", gestand Lydia ehrlich und betrachtete besorgt ihre beste Freundin. Jordan drehte sich wieder zu Sam und kam näher auf sie zu. „Bitte lass das funktionieren", flüsterte Jordan. Er betete innerlich, dass seine geliebte Sam, sich wieder erinnern konnte. Unsicher blickte Sam zu Jordan. Sie hatte keine Ahnung, was auf sie zukommen würde. „Bitte erinnere dich Sam. Ich liebe dich", sagte Jordan sanft zu ihr. Dann ließ er seine Augen glühen und begann zu brennen. Sams Augen weiteten sich und Tränen rannen weiter über ihr Gesicht. Sie zitterte wieder am ganzen Körper. Jordan verwandelte sich wieder zurück und streckte seine Hand nach Sam aus. Doch sie wich zurück. „Nein, halte dich von mir fern. Du willst mich töten!", schrie sie auf. Jordan ließ erschütternd die Arme fallen. „Aber Sam", fing er an, doch sie unterbrach ihn. „Nein, geh weg! Du Monster!" Sam hatte richtig Angst vor Jordan und das war für ihn wie ein Stich ins Herz. Traurig ließ er den Kopf hängen und hielt sich nur mit großer Mühe die Tränen zurück. Sam hatte fürchterliche Angst vor ihm und das war etwas, was er niemals gewollt hatte. „Macht das er weg geht!", brüllte Sam. Alle waren schockiert über ihre Reaktion. Jordan ging Richtung Tür, als Scott sich ihm in den Weg stellte. „Wo willst du hin?", versuchte er ihn aufzuhalten. „Ich werde unter die Dusche gehen. Du hast Sams Reaktion doch gesehen. Sie hat Angst vor mir und will mich nicht hier haben, also gehe ich", entgegnete Jordan bitter. „Sie wird wieder die Alte werden. Daran musst du glauben", versuchte Scott Jordan Mut zu machen und klopfte ihm auf die Schulter, bevor er ihn vorbeiließ.
Jordan ließ unter der Dusche nochmal alles von den letzten Stunden Revue passieren. Sam so verängstigt zu sehen und das auch noch durch ich, brach ihm das Herz. Er war so unendlich erleichtert gewesen, als Sam wieder aufgewacht war. Sie lebte genauso wie ihr Ungeborenes. Doch was passierte, wenn sie sich nie wieder an ihn erinnerte und ihn von nun an nur noch als Monster sah? Jordan fuhr sich mit der Hand durch sein nasses Haar. Das würde er nicht ertragen können.
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