Kapitel 23
Als ich am nächsten Morgen aufstand, fühlte ich mich, als hätte ich einen richtig starken Muskelkater. Aber es half ja nichts, ich musste in die Schule, egal ob ich wollte oder nicht. Während ich unter der Dusche stand, bereitete Jordan das Frühstück vor. Er trug bereits seine Deputy-Uniform und musste nachher auch gleich zur Arbeit. Ich zog mir gerade meine Kleidung an, als ich eine erschreckende Entdeckung machte. Die Bisswunde des Alphas war komplett verheilt, aber mein Halbmondsymbol war verschwunden. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu konzentrieren, um meine Kräfte zu kanalisieren, doch nichts passierte. Meine Hexenkräfte waren vollständig weg, wie ausgelöscht. Das Einzige, was ich noch von meiner Mum hatte, war nun auch noch weg und Schuld daran war nur dieser Alpha. Ich könnte ihm den Kopf abreißen. Auch wenn sich die Anderen nicht sicher waren, war ich fest davon überzeugt, dass Garett der Alpha war. Er wollte mich schon mal verwandeln und jetzt hatte er es geschafft. Garett hatte auch bestimmt gewusst, dass er mir so meine Kräfte stehlen konnte. Ich war so unendlich wütend. Dafür würde er bezahlen.
Wütend und verletzt setzte ich mich zu Jordan an den Frühstückstisch. Besorgt musterte er mich. „Was ist los?" Ich zeigte ihm meinen rechten Arm und sofort verstand er, was los war. „Dein Symbol ist weg!" Ich nickte zustimmend und nippte an meinem Tee. „Meine Kräfte sind komplett weg und Schuld daran ist nur Garett. Er wollte, dass ich ein Werwolf werde und jetzt bin ich einer und würde ihm am liebsten den Kopf abreißen." Jordan schluckte den letzten Tropfen von seinem Kaffee herunter und gab mir einen schnellen Kuss auf die Stirn. „Du musst versuchen dich etwas zu entspannen. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob es wirklich Garett auch war, aber ich werde mich mit Sheriff Stilinski heute mal schlau machen", sagte er, während er sich seine Jacke anzog. „Ich bin ganz ruhig", grummelte ich. „Da sagen deine gelben Augen aber was anders." Jordan legte seine Arme um mich. „Du hast dich gestern erst verwandelt, also gehe es langsam an und mach nichts Unüberlegtes. Wir sehen uns dann heute Abend. Ich liebe dich", verabschiedete sich Jordan und ging zur Arbeit. Ich wusste, dass ich ihm das nicht versprechen konnte. Ich war so unendlich wütend und ich musste meinen Frust irgendwo rauslassen. Garett war dabei genau das richtige Ziel.
Während der Schule klügelte ich aus, wie ich mir Garett schnappen konnte. Er ging jetzt hier auf die Uni und studierte in seinem letzten Jahr. Ich könnte ihm nach Schulschluss dort auflauern und ihn mir mal ordentlich vorknöpfen. Aber meine Freunde durften das nicht mitkriegen, sie würden mich nur versuchen davon abzuhalten. Ich war so wütend und diese Wut musste ich einfach gegen ihn nutzen. Sie machte mich stärker. Eigentlich wollten meine Freunde mit mir nach der Schule noch was unternehmen, doch ich haute einfach ab. So konnte ich am besten erledigen, was ich zu erledigen hatte. Es war an der Zeit meinen geliebten Halbbruder zu treffen und ihn dafür büßen zu lassen, was er mir angetan hatte. Tatsächlich gelang es mir ihn abzufangen. Grob packte ich ihn am Kragen und zog ihn in eine Seitenstraße, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen.
„Du verdammter Dreckskerl! Bist du nun zufrieden!?", knurrte ich ihn an und meine Augen leuchteten bedrohlich gelb. Erstaunt musterte er mich, als hätte er gar nicht gewusst, dass ich jetzt ein Werwolf war. „Wow Sam, sieh dich an, du bist ein Werwolf", sagte er grinsend. Oh, das Grinsen würde ihm gleich vergehen. „Tu doch nicht so überrascht. Das ist dein Werk!" Wütend drückte ich ihn gegen die harte Steinmauer. Im Moment war ich durch meine frische Verwandlung stärker. „Na? Bin ich nicht eine tolle Werwölfin? Wegen dir bin ich keine Hexe mehr. Ich habe nun auch noch das Letzte verloren, was ich von meiner Mum noch hatte!", brüllte ich ihn an. Meine Krallen kamen zum Vorschein und ich wollte gerade nach Garett ausschlagen, als Scott meinen Arm festhielt. Ich ließ Garett ruckartig los, der zu Boden ging und funkelte Scott wütend an. „Er hat es verdient", fauchte ich meinen besten Freund an. „Sam, wenn du das tust, wirst du es dein Leben lang bereuen. Du bist ein guter Mensch, lass dir das nicht nehmen. Garett ist immer noch dein Halbbruder. Außerdem war er nicht der Alpha. Garett ist ein Beta und war zu dem Zeitpunkt, als du gebissen wurdest auf einer Party. Parrish und Stiles Dad haben eine Überwachungsaufnahme davon gefunden", erzählte mir Scott.
Ich beruhigte mich wieder und ließ traurig den Kopf hängen. Garett hatte sich inzwischen auch wieder aufgerichtet und beobachtete uns genau. „Die Hexenkräfte waren das Einzige, was ich noch von meiner Mum gehabt hatte. Ich hatte mich durch sie noch verbunden zu ihr gefühlt. Es war ihr Erbe an mich und jetzt sind sie sie weg", murmelte ich traurig und Scott zog mich in eine tröstende Umarmung. Garett sah mich nochmal verdutzt an, dann ging er ohne noch ein Wort zu sagen. Er wirkte sogar etwas nachdenklich, was gar nicht zu ihm passte. Ich war froh, dass Scott aufgetaucht war. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre? Wahrscheinlich hätte ich Garett wirklich noch getötet, meinen eigenen Halbbruder. Mit dieser Schuld hätte ich wirklich nicht weiterleben können. Ja, ich hasste ihn, aber ihn zu töten, war keine Lösung. Das sah ich jetzt auch ein.
Plötzlich klingelte mein Handy. Es war mein Dad. Ich wischte mir mit der Handfläche kurz die Tränen weg, die unbeabsichtigt gekommen waren und ging dran. „Hi Dad, was gibt's?", versuchte ich so normal, wie möglich zu klingen. Das Scott mit seinem Werwolfsgehör alles mithören konnte, war mir egal. Ich vertraute ihm. „Hallo Sammy, es ist so schön deine Stimme mal wieder zu hören. Es ist schon wieder fünf Tage her, dass wir gesprochen haben. Ich weiß, du brauchst Zeit, aber ich vermisse dich. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen, obwohl wir in derselben Stadt leben." Ich verdrehte die Augen. Wenn Elena nicht wäre, gäbe es da kein Problem. Aber ja, ich vermisste meinen Dad auch und ich wünschte mir so sehr es wäre anders. „Elena kommt morgen erst spät am Abend nach Hause und ich muss erst am späten Nachmittag los zu einer kleinen Geschäftsreise. Wir könnten bei mir zusammen einen Kaffee trinken und ich würde dir auch noch gerne etwas von deiner Mum geben. Also was sagst du?" Fragend blickte ich zu Scott, der mit den Schultern zuckte und mir somit zu verstehen gab, dass ich das selbst entscheiden musste. Ich holte tief Luft. „Ok, ich komme so gegen vier morgen vorbei", sagte ich schließlich. Ich konnte am Telefon richtig hören, wie mein Dad sich freute, dass ich zugesagt hatte. „Wie schön! Ich freue mich Sammy! Bis morgen! Ich habe dich lieb!" „Ich dich auch Dad", entgegnete ich und legte auf. Elena schien ihn tatsächlich glücklich zu machen, aber ich traute ihr nicht über den Weg.
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