Kapitel 4
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Layla POV:
Wald oder Hafen? Ich stand auf dem Marktplatz und sah nach rechts und links. Wald oder Hafen? Am Hafen gab es Meer und Schiffe. Im Wald gab es ... nun ja, Bäume. Aber wenn ich in den Wald gehen würde, käme ich an Gold's Laden vorbei.
Und das wollte ich unbedingt! Also war es entschieden. Ich ging die Straße, die Ruby mir gezeigt hatte, entlang und folgte ihr.
Bald schon sah ich den Laden, Das Schild über der Tür war fast schon zu viel für mich, beinahe wäre ich gegen einen Laternenpfahl gelaufen. Das Schild war ein so berühmtes Symbol, ich würde es unter Tausenden wiedererkennen.
Schnell zog ich mein Handy heraus und machte ein Foto von dem Schild und dem Ladenfenster von weiter weg. Beide Fotos speicherte ich in einem neuen Ordner und nannte ihn ‚Storybrooke Reality? ' Ich packte das Handy wieder ein und ging auf Gold's Laden zu.
Behutsam öffnete ich die Tür, die Glocke schlug nur leicht an und gab einen hellen, sanften Ton von sich. Aus dem Hinterzimmer erklang eine Stimme: „Einen Moment, bitte." Dann kamen Schritte, unterlegt mit dem pochenden Geräusch eines Gehstocks.
Ich ging durch die Reihen voll mit seltsamen Dingen, die überall im Laden standen. „Kann ich Ihnen helfen, Miss?" Diese Stimme! Bei ihrem Klang und auch, weil sie von direkt vor mir kam, war ich leicht zusammengezuckt. Schnell hob ich den Kopf und stand fast Auge in Auge mit Rumplestilzkin/Mr. Gold, nur noch getrennt durch den Ladentresen.
„Ähm, ...", stotterte ich, unfähig, wegzusehen. Mr. Gold sah mich fragend an, doch mein Gehirn wollte partout keine Worte finden. „Geht es Ihnen gut, Miss ...?", fragte er mich dann, wobei er eine sehr offensichtliche Pause nach Miss ließ. Er wollte meinen Namen wissen.
„Manzana. Layla Manzana. Und es geht mir gut, ich war nur gerade etwas ... abgelenkt.", schaffte ich es schließlich endlich, ihm etwas Sinnvolles zu antworten. „Gut, Miss Manzana ... Sie sind neu in der Stadt, nicht wahr?" Gold musterte mich prüfend.
„Ja, ich hatte am Stadtrand einen Unfall und mein Wagen ist kaputt, es dauert noch mindestens eine Woche, bis er repariert ist.", meinte ich und fragte mich gleichzeitig, wieso ich das bis jetzt jeder Person erzählt hatte, den ich getroffen hatte?
„Aha, ich hoffe doch, Sie bleiben auch danach noch eine Weile. Unsere Stadt hat etwas an sich, dass hier niemand rauskommt. Niemand möchte hier raus, meinte ich.", verbesserte er sich noch schnell.
Aber ich hatte schon verstanden, was er damit meinte. Ich kam vermutlich nicht mehr aus der Stadt heraus. Der Fluch würde mich nicht herauslassen. Aber er hätte mich gar nicht erst hereinlassen dürfen, also...
„Ich denke, diese Stadt gefällt mir bist jetzt gut. Vielleicht bleibe ich wirklich noch etwas hier...", meinte ich auf seine Frage hin. Er nickte leicht. „Zurück zu der anfangsfrage: Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Kurz zögerte ich. Was genau wollte ich eigentlich in Gold's Laden? Reingehen, mich umsehen, natürlich Gold/Rumple sehen. Aber etwas kaufen? Und dabei mein erstgeborenes Kind riskieren? Noch nicht. Ich wüsste ja nicht mal, was!
„Eigentlich wollte ich nur fragen, ob Sie wissen, wie man von hier zu dem Waldweg kommt. Ruby Lucas hat gesagt, er wäre irgendwo bei Ihrem Laden...?", bastelte ich schnell eine plausibel klingende Antwort zusammen.
Gold blinzelte, eine Sekunde schien er verwirrt, dann realisierte er wohl, was ich gesagt hatte. „Der Waldweg? Natürlich, einen Moment." Er hinkte zurück nach hinten in sein Büro, oder Lager, oder was auch immer es sein sollte.
Er hinkte wirklich sehr stark, fiel mir auf. Auf dem Bildschirm war es irgendwie nicht so auffällig. Ob es wohl sehr wehgetan hatte, als er den Hammer gegen seinen Fuß geschlagen hatte? Vermutlich hatte es das... Ich könnte mir niemals vorstellen, so etwas jemals zu tun.
Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Gold wieder zurückkam, in einer Hand eine Karte der Umgebung. Er breitete sie auf dem Tresen aus und deutete auf einen kleinen Punkt. „Das ist der Laden. Und Sie müssen einfach hier entlanggehen."
Er fuhr mit einem Finger den Weg nach. „Dort ist die Toll-Brücke, hier drüben ist ein alter Brunnen und der Waldweg verläuft hier." Ich versuchte, mir alles zu merken, doch mein Gedächtnis bei solchen Sachen war beängstigend mies.
„Möchten Sie vielleicht die Karte kaufen?", fragte Rumple/Gold auf einmal. Verdutzt starrte ich ihn an, solche Angebote war ich nicht gewohnt. Es ging ihm doch immer nur um Vorteile für sich selbst, wieso jetzt das?
„Wie viel würde die Karte denn kosten?", hakte ich argwöhnisch nach, irgendeinen Haken musste es sicher geben! Gold lächelte ein seltsames Lächeln. Ein Schauder der unheimlichen Vorahnung kroch mir über den Rücken. Das Lächeln wirkte so komisch, als wüsste er etwas, was ich nicht einmal erahnen könnte(obwohl ich es ja doch konnte). Irgendwie war es hinterhältig!
„Die Karte kostet Sie nur einen kleinen Gefallen, den Sie mir irgendwann einlösen müssen.", sagte er mit ernster Stimme. Mir blieb sekundenlang die Luft weg. War Gold mit sowas immer so direkt? Sofort einen Deal mit Gefallen anbieten?
Und dann auch noch so eine Lappalie, eine einfache Landkarte! Wer würde für eine Karte denn einen Gefallen bezahlen? Nur jemand ganz verzweifeltes.
Und ich. Vielleicht. Wenn niemand sonst in Storybrooke eine Karte der Umgebung hatte. Aber nicht jetzt, noch nicht.
„Danke für das ... interessante Angebot. Vielleicht komme ich noch darauf zurück. Aber fürs Erste denke ich, muss ich mir Ihr Angebot noch durch den Kopf gehen lassen.", versuchte ich mich aus dem Deal herauszureden, ohne den Deal jedoch richtig fallen zu lassen. Sodass ich noch immer die Chance darauf haben könnte, später.
Gold/Rumple runzelte für ein paar Sekunden die Stirn und sah mich mit einem unergründlichen Blick an. Ein Kribbeln durchlief mich, als würde er ... mich mit den Augen durchleuchten oder so. Aber das konnte er nicht, richtig?
Storybrooke war magielos. Er war magielos. Er war nicht gefährlich. Und doch konnte ich nur still vor ihm stehen und ihm in die Augen starren. Ich konnte meinen Blick nicht lösen. Und ich hatte das dumpfe Gefühl, sollte ich wegsehen, wäre alles aus.
Er wüsste alles, jedes kleinste Detail. Alles über mich, was ich über ihn wusste, über alle! Er wäre nicht aufzuhalten mit diesem Wissen. Wenn er ... Ein Gedanke kam mir, ein eigentlich genialer Gedanke!
Belle. Ich konnte ihm Belle zurückbringen! Die Idee stärkte meinen Blick, gerade als ich dachte, blinzeln zu müssen. Und so wandte schließlich Gold als Erster den Blick ab.
„Gut, Miss Manzana. Denken Sie darüber nach, so lange Sie möchten. Und vielleicht kann ich Ihnen auch noch bessere Objekte als nur eine Karte anbieten, wenn Sie wiederkommen." Ich nickte ergeben. „Haben Sie noch einen schönen Tag, Miss Manzana. Und verlaufen Sie sich nicht. Der Wald ist groß, wir wollen doch nicht, dass Sie verloren gehen."
Innerlich erstarrte ich, doch nach außen ließ ich es mir nicht anmerken und sagte bloß: „Danke, Mr. Gold. Ich hoffe, Ihre Worte helfen mir, auf dem Weg zu bleiben. Ihnen auch noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen!" Und damit verließ ich den Laden.
Ich ging gleich nach rechts, in Richtung Bäume. Man konnte sie direkt hinter einigen parkenden Autos sehen. Dass Gold/Rumple mir meine schnelle Ausrede geglaubt hatte, bezweifelte ich daher stark. Er wusste, ich kam von außerhalb. Und dass ich ganz sicher aus anderen Gründen in seinem Laden war als nur zum Wandern.
Aber er wusste auch, dass ich nicht die Retterin war.
Was er nicht wusste: Ich wusste das alles. Ich wusste von allem. Und mein Wissen war Macht. In dieser Stadt war jegliches Wissen Macht. Und somit hatte ich sehr viel Macht...
Was zur Hölle dachte ich denn?! Gott, ich wollte nur alle Menschen hier retten, nicht als die mächtige Frau die Stadt regieren! Ich war ja schon fast wie die böse Königin! Obwohl, das wäre bestimmt nicht so mies...
Stop! Ich wollte spazieren gehen und die Stadt erkunden. Also, Gedanken auf den Weg, nicht zu Regina/der bösen Königin! Ich riss mich zusammen und ging auf einen kleinen Pfad zu, der halb hinter einem Busch versteckt war.
Dem Pfad folgte ich eine ganze Weile, bis ich irgendwann das Rauschen von Wasser hören konnte. Automatisch beschleunigte ich meine Schritte, bis ich halb rannte. Das Geräusch kam immer näher. Ich bog um eine Ecke, sah etwas zwischen den Bäumen und blieb stocksteif stehen.
Die Troll-Brücke! Nein, nur Toll-Brücke, laut dem Schild. Wo war denn das rote R? Eigentlich müsste da zwischen T und O ein rotes, aufgemaltes R stehen. Aber da war nichts.
Ein verrückter Gedanke kam mir. Schnell zog ich meine Tasche auf und kramte darin herum. Irgendwo... hatte ich doch... „Aha!" Mit einem kleinen Freudenschrei zog ich einen roten, wasserunlöslichen, großen Edding aus der Tasche.
Ich ging ganz nah an heran und streckte mich nach oben. Mit dem Edding schrieb ich das R auf das Schild. Dann betrachtete ich es kurz etwas kritisch und steckte schließlich zufrieden den Stift wieder in meine Tasche zurück.
Urplötzlich realisierte ich, dass ich gerade die Geschichte auf ihren Weg gebracht hatte. Ich hatte das R auf das Schild geschrieben. Das R, das später in der Serie war. Ich hatte das Geschehen nicht verändert, aber ohne mich wäre das nicht hier!
Wie krass war das denn? Ob das wohl mit noch mehr Dingen geschehen würde?! Ach, aber was dachte ich denn... Ich wollte doch etwas verändern, und nicht genau dasselbe tun, was es ohnehin schon gab!
Nur im Moment wollte ich nur den Wald und die frische Luft um mich herum genießen. Oder so... Eigentlich... Ich wollte zum Brunnen. Ganz dunkel konnte ich mich noch an den Weg erinnern. Irgendwo musste ich links abbiegen... An einer Kreuzung? Vielleicht. Vermutlich. Ach, ich wusste es nicht! Hätte Gold mir die blöde Karte doch nur für 10$ angeboten und nicht für einen dämlichen Gefallen!
Ich schüttelte mich, wollte die Gedanken abschütteln. Kurz blickte ich mich um, entschied mich, geradeaus zu gehen und lief los. Überall um mich herum waren Bäume. So viele Bäume. Na gut, es war ja auch ein Wald. Aber hier in diesem Wald kam ich mir irgendwie verloren vor.
Die Sonne über mir verschwand hinter einer Wolke, von der ich schwören könnte, sie war noch vor zehn Sekunden winzig klein. Jetzt war sie groß und sehr dunkel. Sobald die Sonne weg war, spürte ich einen eisigen Schauer.
Die Wärme der Sonne war weg, und ein kalter Windzug kam auf. Er fuhr mir über den Rücken und ließ eine Gänsehaut zurück. Fröstelnd zog ich mir die Jacke enger um mich, was aber auch nicht wirklich viel half. Es war doch eben noch super Wetter gewesen! Woher kamen dieser dämliche kalte Wind und die Wolken?!
Wenn ich noch zum Brunnen wollte, musste ich mich vermutlich beeilen. Also beschleunigte ich meine Schritte. Nur, als ich nach etwa zehn Minuten noch immer nicht an eine Kreuzung gekommen war, zweifelte ich langsam, ob ich noch ankam, bevor es richtig mieses Wetter wurde.
Kurz bevor ich den Entschluss fassen wollte, umzukehren, sah ich endlich eine Weggabelung. Wieder etwas fröhlicher, aber noch immer fröstelnd bog ich nach links und lief schnell den Weg entlang. Doch je weiter ich lief, desto schmaler wurde der Pfad. Bald war es nur noch ein Wegchen, der durch das Gestrüpp verlief.
War ich vielleicht falsch abgebogen? Offensichtlich, denn auf einmal stand ich nicht mehr im Wald. Ich war am Rand einer Felsklippe, und unter mir konnte ich die Stadt sehen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Ich wusste, wo ich war. Hier hatte Zelena ihrem Affendiener befohlen, Rumple zu finden. Oder sie würde es ihm befehlen... Immer noch verwirrend...
Ich lehnte mich gegen einen Felsen und ließ mich daran herabgleiten, bis ich auf dem Boden saß. Mein Blick hing immer noch an der Stadt. Ich konnte den Uhrenturm sehen, den Hafen und irgendwo auch den Strand. Und...
Ich riss die Augen auf, starrte ungläubig und sprang dann mit einem Satz auf. Ich prägte mir das Bild ein und wollte sofort nach unten. Ich musste mich beeilen, sonst würde ich es vor dem Regen nicht mehr schaffen. Also los!!!
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Keuchend hastete ich vorwärts. Ich war vielleicht schon fast am Waldrand. Ganz sicher war ich nicht, aber ich vermutete es. Ich lief einfach dahin, wo sich meiner Meinung nach mein Ziel befand. Zwischen den Bäumen konnte ich Lücken sehen, darauf rannte ich zu und brach schließlich aus dem Wald heraus.
Schwer atmend blieb ich stehen. Ich war am Rand des Waldes, die Stadt zu meiner rechten und das Meer daneben. Plötzlich spürte ich etwas Kaltes, Nasses in meinem Nacken. Ein Regentropfen lief mir den Rücken hinab.
Ich hob den Kopf und sah nach oben. Die große Wolke, die die Sonne verbarg, war gewachsen. Sie bedeckte fast den ganzen Himmel und war nun gefährlich schwarz. Ich schluckte und wandte den Blick wieder nach vorne.
Denn dort war es. Henrys Schloss!
Ich hatte es von dem Felsen aus gesehen, und ich wollte unbedingt dort sein, bevor mich das Wetter zum Umkehren bringen würde. Da nun mehr Tropfen fielen, beeilte ich mich, unter die Türme des Schlosses zu kommen.
Dort angekommen setzte ich mich in einen Eckturm und blieb eine Weile einfach mit geschlossenen Augen sitzen. Ich war durch den halben Wald gehetzt. Ohne eine einzige Pause. Da war mir das doch jetzt erlaubt.
„Wer sind Sie?", fragte plötzlich eine Jungenstimme. Ich schrak zusammen, riss die Augen auf und presste eine Hand auf meine Brust. Dann erkannte ich die Stimme. „Gott, Kleiner, erschreck mich doch nicht so!"
Ein Kopf mit braunen Haaren erschien vor dem Turm im Nieselregen. Er hatte seine Schulsachen an, über der Schulter eine Schultasche. Henry kam zu mir unter das hölzerne Dach des Turms und hockte sich mit einem fragenden Gesicht mir gegenüber auf den Boden.
„Entschuldigung. Hier kommen nur sonst keine Leute her."
Ich war ihm nicht böse, es war viel zu spannend, ihn mir direkt gegenüber zu sehen. Es war fast schon perfekt, wenn er mir jetzt nur noch ein Autogramm geben würde...
Ich unterbrach mich selbst vom fangirlen. „Schon okay. Ich bin Layla Manzana, aber du kannst gerne Layla sagen. Ich bin neu in der Stadt." Freundlich lächelte ich ihn an.
Henry lächelte zurück und streckte mir seine Hand entgegen. „Hi Layla! Ich bin Henry." Der Kleine beugte sich verschwörerisch vor und flüsterte: „Du kannst mich ‚Henry' nennen." Ich fing an zu lachen und er stimmte ein. Er hatte wirklich viel Humor. Und er war sehr nett. Nach ein paar Minuten, in denen das Lachen langsam abgeklungen war, nickte ich nach draußen.
„Ist das Wetter hier normal?" Mittlerweile goss es wie aus Eimern. Wir hatten Glück, dass das Holz so dicht war und den Regen abhielt. Henry seufzte und zuckte mit den Schultern. „Eigentlich ist es hier total seltsam. Immer mal Regen oder Sonne, im Winter entweder kein oder zu viel Schnee. Ich versteh es nicht. Aber ich glaube ja, ... "
Er verstummte abrupt. Ich sah ihn ernst an und sagte: „Hey, du kannst mir alles sagen. Ich verrate es niemandem. Und ich würde mich auch niemals über etwas Wichtiges lustig machen. Versprochen, okay?"
Henry blickte mir in die Augen. Als er dort keine Lüge, sondern bloß Verständnis und Freundlichkeit (und viel Fangirl-Gefühle) fand, entspannte er sich sichtlich und begann stockend zu erzählen. „Ich glaube, es liegt am Fluch.
Also, ich... diese Stadt ist verflucht worden. Und ich denke, das beeinflusst das Wetter hier..." Er wurde leiser mit jedem Wort, das er sagte. Doch ich nickte nur und griff nach meiner neben mir liegenden Tasche.
„Ich glaube dir." Mit diesen Worten zog ich das Märchenbuch aus meiner Tasche und Henrys Augen weiteten sich sofort. Hastig zog auch er ein Buch aus seiner Tasche, sie waren identisch. Fassungslos starrte er erst sein Buch, dann mein Buch und dann mich an.
„Woher hast du das?" Er schien geschockt. Ich gab es ihm und er legte beide Bücher nebeneinander. „Ich habe es schon eine Weile. Hab es in... einem Laden gefunden, der für fantasievolle Menschen wie mich das Paradies ist." (Naja, ein Laden voller Fanartikel eben...)
Henry schlug beide Bücher auf. Er blätterte schnell hindurch, mit jeder Seite wuchs seine Aufregung. „Das ist total krass! Die sind komplett identisch." Ein kleines bisschen schien er mir am Ausflippen. Dann sah er mich plötzlich scharf an.
„Warte, du bist neu in der Stadt. Das heißt, du bist von draußen, also..." Ich folgte seinem Gedankengang ziemlich schnell.
„Oh, nee. Ich bin nicht die Retterin. Die ist noch da draußen." Er sah mich an. „Kennst du sie etwa?!" Ergeben schloss ich die Augen, das war kompliziert. „Kennen, ja. Persönlich kennen, nein. Also, ich weiß, wer sie ist, habe sie aber noch nie getroffen."
„Hä?", fragte Henry perplex und legte den Kopf schief.
*Seufz* (Hab mich entschieden, zwischendurch meine Gedanken durch Klammern oder Sternchen auszuschreiben)
„Das klingt etwas verrückt, ich weiß. Aber wenn ich es erklären sollte, würde es nur noch verrückter werden. Glaub mir. Sagen wir, ich weiß sehr viele Dinge, die ich eigentlich nicht wissen sollte. Ich weiß zum Beispiel, dass alles in dem Buch wahr ist. Es ist passiert, nicht in dieser Welt, aber trotzdem. Es ist alles echt."
Ein breites Grinsen schlich sich auf Henrys Gesicht. „Wie lange bist du schon hier?" „Ähm, seit gestern Abend. Hatte an der Stadtgrenze einen Unfall, darum bin ich vermutlich auch reingekommen. Jetzt wohne ich eine Weile in Granny's B&B."
Ich lächelte schelmisch. „Hoffentlich werde ich nicht gefressen."
Kurz war er verwirrt. „Was?" Dann schien er zu begreifen. „Granny und Ruby! Wieso bin ich da noch nicht drauf gekommen! Ruby hat ständig Rot an, und die Haare! Sie ist Rotkäppchen und Granny ist ihre Granny!"
Henry schlug sein Buch auf und blätterte bis zu ihrer Geschichte. Man sah eine undeutlich gemalte Frau mit rotem Umhang. Aber kannte man Granny, sah man die Gemeinsamkeiten. „Sie ist es, eindeutig. Und... was weißt du sonst noch?"
Ich zögerte, all mein Wissen auf einmal darzulegen. „Wen hast du denn bis jetzt enttarnt?"
Henrys Augen begannen zu glänzen. Er blätterte ein paar Seiten um, und ich fing an zu lächeln. „Ah, Jimini Cricket, der Psychologe." Er sah mich erstaunt an. „Du kennst Archie?"
Verdammt, was sollte ich sagen? Ach, egal. „Das ist wie mit der Retterin. Ich weiß, wer Archie ist, hab ihn nur noch nie getroffen. So wie eigentlich alle hier."
Der Junge musterte mich mit einem Blick. „Du bist sehr seltsam." Lachend sagte ich: „Ah, danke Henry. Du bist auch seltsam." Er legte den Kopf schief und grinste mich schräg an. „Tolles Team geben wir ab."
Mir kam ein witziger Gedanke. „Hey, lass uns eine geheime Operation starten. Du darfst auch den Namen aussuchen." Hoffentlich nahm er... „Ich finde die Idee super! Und ich habe den perfekten Namen: Operation Kobra!"
Jep, das war meine Hoffnung gewesen. Und somit hatte er >Operation Kobra< ins Leben gerufen.
*Jey!*
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