Kapitel 26
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Layla POV:
Ruby hatte sich verabschiedet. Eine „Granny" hatte sie angerufen und sie zurück in irgendeinen Laden gerufen. Aria hatte mir erzählt, dass sie mit ihrer Granny ein Diner und B&B führte. Sie hatte mir ziemlich viel erzählt. Jedes einzelne Detail, das sie über mich wusste. Ich hatte in Europa gelebt, war dort geboren und großgeworden.
Mit 18 hatte ich mir einen Traum erfüllt und war nach Amerika geflogen. Dort wollte ich einige Wochen durchs Land fahren und jede Menge Sehenswürdigkeiten besuchen, die Landschaft sehen und all das andere Zeug. Aber dann hatte ich einen Autounfall (ich konnte Autofahren!) an der Stadtgrenze von Storybrooke (mein momentaner Aufenthaltsort) und hatte erst mal ein Zimmer in Granny's B&B (dort hatte ich Ruby kennengelernt).
Aria hatte ich auf der Straße getroffen und sie von dort mitgenommen. Wir hatten, zusammen mit Ruby, viel Spaß gehabt (Party, Frühstück, Quatschen, ...) und ich war anscheinend die Vernünftige von uns dreien (kaum Alkohol, sehr belesen, immer hilfsbereit).
In den paar Tagen hier hatte ich mich mit allen angefreundet, außer der Bürgermeisterin (offensichtlich ein biestiges Miststück). Irgendwie schien ich auch ein riesengroßer Serienjunkie und eine verdammte Leseratte zu sein. Meine Lieblingsserie war wohl (laut Arias Einschätzung) „Supernatural", welche von zwei heißen Typen in einem coolen Auto handelte, die durchs Land zogen und Monster jagten.
Aria hatte mehrere Stunden gebraucht, mir alles zu erzählen, was sie wusste. Ich hatte aufmerksam zugehört und mir alles gemerkt (oder wenigstens versucht). Ein Klopfen an der Tür unterbrach unser Gespräch (oder eher Dauermonolog von Aria).
Ich sah Aria an, die mitten in ihrer Ausführung über eine weitere gute (ihrer Meinung nach perfekte) Serie namens „Sherlock" stockte. „Ja?", rief ich etwas... ängstlich, vielleicht? Dr. Whale streckte seinen Kopf herein. Beim Anblick von mir und Aria auf dem Bett, beide im Schneidersitz, und mit breitem Grinsen im Gesicht, sah er erstaunt aus. Er trat ein.
„Na, wie geht es Ihnen, Miss Manzana?", fragte er mich. Es war irgendwie sehr ungewohnt, mit ‚Miss' angesprochen zu werden. Ich antwortete: „Mir geht's gut, schätze ich... Außer dem fehlenden Gedächtnis, natürlich." Dass Aria mich mit Infos zugeschüttet hatte, verschwieg ich lieber. So wie es vorhin klang, hätte er es nicht gebilligt.
Er lächelte, aber irgendwie sah er damit nicht unbedingt netter aus. „Denken Sie, Ihre Freundinnen hatten einen positiven Einfluss auf Ihr Gedächtnis?" Gute Frage... Ich sah Aria kurz an. In den letzten Stunden hatte ich mich zwar nicht wirklich an nichts wieder erinnert, aber da war so ein fluffiges Gefühl in meinem Bauch, das ich nicht einordnen konnte.
Es war wie im Frühling auf einer Wiese zwischen bunten Blumen zu sitzen und eine leichte sommerliche Brise wehte um einen herum. Wie auf dem Sofa sitzen und einen traurigen Film zu gucken, dabei Popcorn essen und eine flauschige Decke um den Schultern zu haben! Moment, woher wusste ich, wie sich so etwas anfühlte?
Dann merkte ich, dass sowohl Aria als auch der Arzt mich schon eine Weile ansahen. Oh, ich sollte wohl mal antworten, oder sowas in der Art, richtig? Bedächtig fasste ich meine Eindrücke in Worte: „Ich kann mich nicht konkret an etwas erinnern, aber da ist so ein Gefühl, als wüsste ich es noch. Ich kann mich zum Beispiel vielleicht nicht an meine Familie erinnern, aber ich kenne das Gefühl, einen Film zu gucken. In der Sonne zu liegen, die Blumen anzusehen. Das fühle ich. Aber keine Bilder, nur Gefühle, die Bilder ausdrücken."
Das klang laut irgendwie seltsam. Auch der Doktor schien das zu denken, denn er blickte mich verständnislos an. Aria aber lächelte, als wüsste sie genau, was ich meinte. „Freundschaft." Das simple Wort kam aus ihrem Mund, als wäre es die Lösung für alle Probleme der Welt. Freundschaft – an sich ein sehr elastischer Begriff.
Zwei Menschen mit einer engen Bindung, die rein emotional stattfand, waren Freunde. Und Freundschaft war die Bezeichnung für die emotionale Bindung zwischen ihnen. Emotionale Bindung. Das hieß Gefühle. Also waren meinen gefühlten Erinnerungen gleichzusetzen mit einer Freundschaft. Freunde. Aria war meine Freundin. Glaubte ich...
Ich sagte einfach: „Genau. Freundschaft." Und wir lächelten uns an. Bis Dr. Whale unterbrach. „Miss Manzana, trotz Ihrer Gefühle und der guten Stimmung bedeutet das noch keinen Fortschritt. Sie müssen noch etwas länger bleiben. Und jetzt müssen wir einige Tests machen."
Er wandte sich an Aria. „Sie können solange gehen. Wissen Sie, wo Miss Manzana ihre Sachen hat? Es kann sich einige Tage oder Wochen hinziehen, bis wir eine Lösung haben und Sie entlassen werden können, da wären Ihre eigenen Sachen vielleicht besser." Er sprach es nicht aus, aber sicher dachte er gerade, dass es auch Erinnerungen wachrufen könnte. Aria nickte. „Ich weiß, wo dein Auto steht, Layla. Da ist dein Koffer drin. Den kann ich dir bringen."
Dankbar nickte ich. Sie sprang von meinem Bett, umarmte mich fest und flüsterte: „Ich komme nachher wieder. Bye, Layla!" Dann nahm sie einen Schlüssel von dem Dings neben dem Bett, wo noch anderes Zeug lag, welches ich bisher nicht beachtet hatte. Sie ging und ließ mich mit dem Arzt alleine. Das würde toll werden. Tests und so... Ugh!
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Aria POV:
Ein breites Lächeln lag auf ihrem Gesicht, als Aria das Krankenhaus verließ. Layla wusste zwar noch nicht wieder, wer sie war, aber das würde sich bald ändern. Den Autoschlüssel hatte sie von Laylas Sachen, aus einer Tüte neben ihrem Bett.
Verdammt nochmal, Layla musste sich einfach wieder erinnern! Aria würde ihr helfen, so gut es nur ging. Entschlossen ging sie zu dem Auto nahe bei Granny's. Sie schloss es auf, holte den Koffer heraus und nahm auch Laylas Tasche mit. Aria drehte sich so beladen um und knallte fast gegen Claire, die urplötzlich vor ihr stand.
„Huh!", stieß sie aus und blieb ruckartig vor ihr stehen. Claire lächelte entschuldigend. „Hey, Aria. Ich wollte wissen, wie es Layla geht..." Aria nickte verständnisvoll. Es war nur logisch, dass sie wissen wollte, wie es ihr ging. Sie hatte sie an dem See gelassen. „Es geht ihr soweit gut. Aber ihr Gedächtnis ist weg. Sie hat keine Erinnerungen mehr. Gar keine.", erzählte Aria mit trauriger Stimme. Dann zeigte sie auf die Sachen.
„Ich bringe ihr Sachen. Der Doktor will sie noch länger im Krankenhaus behalten." Kurz zögerte sie, dann fragte Aria: „Möchtest du mitkommen und sie besuchen?" Claire biss sich auf die Unterlippe, ein klares Zeichen für Nervosität. „Im Moment lieber noch nicht." Aria legte ihr eine Hand auf ihre Schulter. „Hey, ich verstehe schon."
Claire blickte erstaunt. „W-wirklich?", fragte sie etwas... ängstlich? Ja. Aria nickte lächelnd. „Du fühlst dich schuldig, weil du sie im Park alleine gelassen hast. Aber das ist nicht deine Schuld. Sie ist nicht verletzt, und das mit dem Erinnern kriegen wir wieder hin. Es ist nicht deine Schuld, Claire." Das blonde Mädchen sah Aria überrascht an, dann blickte sie zu Boden.
„Du hast Recht.", gab sie zu. „Ich... ich werde sie später besuchen. Wenn sie sich etwas erholt und zurechtgefunden hat." Aria nickte. „Ist okay." Sie sah auf, als die Turmuhr laut zweimal schlug. „Oh, ich muss zurück. Bis bald mal wieder! Bye, Claire!" Damit ließ sie die Blonde stehen und lief zurück zum Krankenhaus.
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Claire POV:
Aria ging davon und Claire sah ihr nach. Für ein paar Sekunden hatte sie gefürchtet, dass die kleine Asiatin ihre Erinnerungen zurückhatte und hinter ihre Geheimnisse gekommen wäre. Sie war erleichtert gewesen, als dem nicht so war. Diese ganzen Menschen hier waren so leichtgläubig. Aber für Claires Pläne war es natürlich super, so hinterfragte es niemand.
Zugegeben, die Sache mit Layla hatte sie erst verunsichert. Aber der Kristall an ihrem Handgelenk war noch immer gleich dunkellila, und laut Aria war Laylas Gedächtnis vollständig geleert. Es machte Claire zwar noch immer nervös, aber solange der Kristall an ihrem Arm war...
Was auch beunruhigend war: die Tatsache, dass Mr. Janson bisher noch nicht geantwortet hatte. Sonst dauerte es höchstens einige Stunden bis zu einer Antwort. Und wie als Erhörung ihrer Sorgen gab ihr Handy einen Ton von sich. Schnell zog Claire ihr Handy aus der Tasche und sah eine neue Nachricht.
„Claire Hudson.
Gut gemacht.
Bezahlung erfolgt wie gewohnt.
Keine weiteren Anweisungen.
Mr. Janson."
Claire sah auf. Okay, sie war hier eigentlich fertig. Aber sie musste noch ihre Eltern finden. Immerhin konnte sie sich, sofern sie einen Bankautomaten fand, ein bisschen mehr als bloß ein Zimmer in einem Diner leisten.
Mr. Jansons Geld hatte Claire bis jetzt nur zu einem kleinen Teil für sich genutzt. Den Großteil hatte sie anonym an Hilfsorganisationen für Gott und die Welt gespendet (also hauptsächlich arme Kinder und so...). Und etwas davon war auch zu ihren Adoptiveltern gekommen. Aber diesmal würde sie es nutzen, um ihre Eltern zu finden und dann ein ruhiges Leben zu leben.
Mit ihrer Mom und ihrem Dad leben. So etwas hatte sich Claire schon immer gewünscht. Dazu musste sie nur etwas finden... Einen Hinweis auf ihre Eltern, ihren Aufenthaltsort. Eine Idee keimte in ihrem Hirn auf und sie ging los, um alle Einwohner abzugleichen mit ihren Eltern: im Bürgermeisterbüro der Stadt!
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