Kapitel 18
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Claire POV:
Sie wachte auf, als eine Turmuhr ganz nah anfing zu schlagen. Sechsmal schlugen die Glocken. Dann verstummte die Uhr und ließ Claire hellwach zurück. Murrend richtete sie sich auf und knallte gegen das Autodach. „Autsch!", fluchte Claire. Dann stieg sie hinten aus und vorne wieder ein. Im Spiegel sah sie ihr verwuscheltes Haar und begann, es zu richten.
Als sie damit halbwegs zufrieden war, startete sie den Motor und fuhr los. Da war ein Schild, B&B. Dort bog sie ein, parkte ihren Audi R8 auf einem leeren Platz und ging mit nervösem Schritt hinein. Es war um sechs, da war es sicher unauffälliger, ein Zimmer zu nehmen.
Und da Claire nicht wusste, wo sie diese Layla Manzana und Aria Darkhôlm finden konnte, sollte sie wohl lieber im Geschehen bleiben. Sie wollte die Gefahr erst einschätzen, bevor sie sich für eine Art des Eingreifens entschied.
Am Tresen war niemand, jedoch eine kleine Tischglocke. Claire klingelte zweimal. Eine Stimme rief: „Komme schon." Nach ein paar Minuten kam eine ältere Frau herein. „Guten Morgen.", wurde sie freundlich begrüßt.
Claire lächelte und sagte: „Guten Morgen. Haben Sie noch ein Zimmer?" Die Frau sah erstaunt aus. „Wirklich?" Claire nickte und die Frau lief hinter den Tresen. „Natürlich haben wir noch ein Zimmer. Mit Blick auf den Marktplatz oder den Wald? Zum Marktplatz ist nur noch ein Zimmer frei." Ein Marktplatz-Zimmer schien eine gute Idee.
Also sagte Claire: „Marktplatz klingt gut." Die alte Frau zückte einen Stift. „Name, bitte?" Natürlich brauchte sie ihren Namen... „Claire Hudson.", sagte Claire. Es war vielleicht riskant, aber eigentlich auch nicht. Niemand hier kannte sie, also war es egal. Sie hatte eh nicht vor, länger zu bleiben. Sie war sicher hier. Trotz allem. Und selbst wenn, sie hatte Kontrolle über die Elemente!
Die alte Frau schrieb den Namen auf. „Wie lange wollen Sie das Zimmer haben?" Kurz dachte sie nach. „Erst mal nur eine Woche." Die Frau suchte einen Schlüssel von dem Brett an der Wand. „Hier, Zimmer 11. Die Treppe hoch, links und dann die letzte Tür auf der rechten Seite.", sagte sie und zeigte auf den nahen Treppenaufgang.
„Das Diner ist diesen Gang entlang, von halb sechs bis halb zehn geöffnet.", fügte sie noch hinzu. Dann fragte sie: „Haben Sie kein Gepäck?" Claire merkte, dass all ihre Sachen noch im Auto waren. „Das ist noch in meinem Wagen." Die Frau nickte. „Geh doch erst dein Zimmer ansehen, ich hole jemanden, der mit dem Gepäck helfen kann."
Claire nickte zu dem Vorschlag und ging die Treppe hinauf, während die Frau durch den Gang in das Diner verschwand. Oben am Treppenabsatz ging sie links und blickte den Flur entlang. Dort waren auf der rechten Seite drei Türen und auf der linken Seite auch. Die letze Tür rechts hatte die Nummer 11. Ihr Zimmer, offensichtlich...
Mit dem Schlüssel öffnete Claire die Tür. Das Zimmer sah freundlich aus, in einem netten alten Flair gehalten, welches man von dieser Art B&B erwartete. Sie trat ein und ging als Erstes zum Fenster. Von dort aus konnte man den Marktplatz sehen und die Häuser dahinter und darum. Ein guter Platz, um im Geschehen zu bleiben.
Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das Zimmer. Ein Bett, eine Tür, wohl in Richtung Bad. Ein Fernseher und eine Couch. Generell war es perfekt für ihre Verhältnisse. Claire stellte ihre kleine Tasche auf das Bett, dann ging sie mit ihrem Schlüssel wieder nach unten. Dort wartete eine junge Frau, die nervös auf den Fußballen wippte.
Sie sah Claire die Treppe hinunterkommen und hörte schlagartig auf. „Hey.", sagte sie leicht verlegen. Claire lächelte leicht. „Hey. Sollst du mir helfen, mein Zeug zu holen?" Die junge Frau nickte leicht. Dann streckte sie ihre Hand aus. „Ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Layla Manzana."
Moment, was? Das konnte doch nicht wahr sein! Claire überwand die pure Verwunderung und schüttelte sie angebotene Hand. „Claire Hudson." Einen Moment war es still. Dann ließen beide gleichzeitig los, als es anfing, seltsam zu werden. „Ähm, mein Auto ist draußen... Ich hab ein paar Kartons, will umziehen, aber mache hier einen Zwischenstop, um mich zu sortieren.", erklärte Claire ihre Situation möglichst knapp.
Fast unmerklich weiteten sich die Augen von Layla Manzana. Es war nur kurz, und es wäre fast nicht aufgefallen. Doch es war trotzdem aufgefallen. „Okay...", meinte sie schnell. Zusammen verließen sie das B&B und Claire führte die junge Frau zu ihrem Auto.
Plötzlich fragte Layla Manzana: „Hey, Layla ist übrigens okay. Ich komme mit dem ganzen ‚Miss Manzana' noch nicht wirklich klar..." Sie blickte auf ihre Schuhe. Claire kam nicht umhin, sie sympathisch zu finden. „Okay, Layla. Claire ist übrigens auch okay." Mit einem Seitenblick bemerkte sie noch: „Du bist auch noch nicht lange volljährig, oder?"
Layla schien sich zu entspannen. „Nein, höchstens ein halbes Jahr oder so..." Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. „Wollen wir den ganzen Tag hier stehen und quatschen oder deine Sachen aus dem Auto holen?" Claire fing auch an zu lächeln. Sie öffnete den Kofferraum des Wagens und enthüllte die Kartons.
„Huh, ganz schön viele.", meinte Layla. „Vorne sind noch mehr.", bekam sie als Antwort. Beide Frauen fingen an zu lachen. „Okay, dann, lass uns anfangen!"
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Layla POV:
Ich schleppte einen Karton die Treppe hoch, während ich noch immer fieberhaft überlegte, ob ich diese Claire schon mal in der Serie gesehen hatte. Aber mir fiel nichts ein. Sie war seltsam. Sie schien tatsächlich von außerhalb zu kommen, was eigentlich unmöglich sein sollte!
Mit meinen Gedanken beschäftigt achtete ich nicht auf die Umgebung. Also war ich total geflasht, als plötzlich eine Tür vor mir aufging und eine blonde Frau aus dem Zimmer Nummer 12 kam und gegen mich rannte. Ich stieß ein „Uff!" aus und ließ fast den Karton fallen, schaffte es gerade noch, ihn festzuhalten, konnte mich aber durch den Stoß selbst nicht mehr aufrecht halten.
Zwei starke Hände griffen nach meinen Armen und bewahrten mich vor der Kollision mit dem Fußboden. Emma zog mich hoch und sah mich prüfend an. „Alles okay, Miss Manzana?" Shit, sie wusste noch, wer ich war!!! Schnell antwortete ich: „Ja, alles gut. Danke, Miss Swan. Ohne Ihre Reflexe wäre ich gefallen."
Emma lachte. „Ich denke, Sie brauchen sich nicht entschuldigen. Schließlich habe ich Sie überhaupt erst umgerannt!" Ich stutzte. „Nein, ich habe nicht aufgepasst, wo ich hingehe. Es ist meine Schuld, nicht Ihre!" Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich habe die Tür aufgemacht und nicht gesehen, dass Sie da waren. Es tut mir leid."
Ich akzeptierte, dass sie die Schuld übernahm. „Ist okay. Ist ja nichts passiert." Emma lächelte, dann fragte sie: „Was tun Sie hier mit einem Karton?" Schnell meinte ich: „Ich bin eigentlich nur zu Besuch in dieser hübschen Kleinstadt. Ich hab hier ein Zimmer gemietet. Der Karton ist aber nicht meiner, ich helfe einer anderen Besucherin. Also eigentlich helfe ich Miss Lucas, ihr gehört das Diner und das B&B."
Ich merkte, dass ich anfing, zu viel zu reden und stoppte mich. Emma nickte zu den vielen Informationen nur. „Okay. Ach, wissen Sie, wie ich zu dem Diner komme?" Freundlich nickte ich und beschrieb den Gang unten. Sie bedankte sich und ging nach unten. Ich ging weiter zu Zimmer Nummer 11, stellte den Karton ab und lief, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe wieder hinunter.
Nach etlichen weiteren Gängen vom Auto ins Zimmer und zurück waren endlich alle Kartons von Claire ordentlich in dem Zimmer verstaut. Claire lächelte freundlich. „Danke, Layla. Ohne deine Hilfe hätte das sicher noch Stunden gedauert."
Ich grinste fröhlich. Dann knurrte mein Magen laut und ich wurde rot. Schnell schlug ich vor: „Wollen wir im Diner etwas essen? Es ist sehr lecker da, und nach dieser Aktion haben wir uns das sicher verdient." Claire stimmte zu. Auf dem Weg durch den Flur kamen wir an meinem Zimmer vorbei. Die Tür ging auf und Aria blickte heraus.
„Hey Layla!" Dann sah sie Claire hinter mir. „Hallo. Und Sie sind?", fragte sie, ein wenig Misstrauen in der Stimme. Ich reagierte für Claire. „Das ist Claire Hudson. Claire, das ist Aria Darkhôlm, eine Freundin." Kurz dachte ich, dass Claire etwas sagen wollte, was sie aber unterdrückte. „Hallo, schön, Sie kennenzulernen.", sagte sie förmlich.
Aria starrte sie an. „‚Aria' und ‚du' passt schon.", meinte sie, noch immer klang sie etwas misstrauisch und kritisch Claire gegenüber. Auch Claire bot Aria jetzt ihren Vornamen an. Aria akzeptierte. Dann war es eine Weile still. Sehr still, irgendwie schon komisch still. Ich schritt ein und meinte: „Willst du mit was essen kommen?"
Aria blickte mich an. Sie nickte, dann gingen wir zu dritt nach unten. Dort verließen Henry und Emma gerade das Diner. Ah, die Kakao-mit-Zimt-Szene. Ruby kam zu uns. „Hey, du musst Claire sein. Granny hat gesagt, du bleibst eine Woche? Das ist cool. Ich bin Ruby Lucas, sag Ruby, machen alle." Sie wandte sich an mich. „Du hast vorhin mit aufgeräumt und vorbereitet?"
Ich nickte und zuckte einfach mit den Schultern. „Kein Ding. Ich war wach und hatte Zeit..." Ruby nickte. Dann fragte sie in die Runde: „Essen?" Wir nickten alle und suchten uns einen Tisch. Ich versuchte, die angespannte Stimmung zwischen Aria und Claire zu ignorieren, aber so recht gelang es mir nicht.
„Und, Claire, was machst du in der Stadt?", fragte Aria nach einer Weile. Claire wandte sich ihr zu. „Ich suche meine Familie. Meine Eltern, um genau zu sein. Und ich habe einen Hinweis gefunden, dass sie hier sein könnten. Oder dass hier zumindest ein Anhaltspunkt auf ihren Aufenthaltsort ist." Nach den Worten schwieg sie plötzlich.
Als hätte sie das gar nicht alles sagen wollen. Also ging das nicht nur mir so! Aber etwas an der Geschichte hatte mich neugierig gemacht. „Deine Eltern? Hast du Namen oder ein Foto von ihnen?" Sie zögerte. „Ich kann mich an sie erinnern, nur verschwommen." Es war kurz still, dann fügte sie leise hinzu: „Pan und Makaria."
Aria hatte während der Geschichte ihr Misstrauen offensichtlich verloren. „Das muss ganz schön blöd sein...", sagte sie leise. Währenddessen raste es in meinem Kopf. Pan und Makaria. Ich kannte diese Namen... Also, Pan war klar. Obwohl ich stark bezweifelte, dass sie die Tochter von Peter Pan/Malcolm war.
Nein, ich kannte die Namen noch von irgendwo anders! Aber woher?! Sosehr ich mich auch anstrengte, es wollte mir nicht einfallen. Frustriert gab ich auf. Als Ruby das Essen brachte, waren wir alle in ein ruhiges Schweigen gefallen, alle schienen ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Und so aßen wir die ganze Zeit.
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Aria POV:
Aria musterte Claire aus dem Augenwinkel. Sie schien anfangs etwas verdächtig, aber langsam wurde sie ihr sympathisch. Ihre Geschichte erinnerte sie ein kleines bisschen an sich selbst. Das erinnerte Aria allerdings auf einmal, dass ihr ganzes Zeug noch bei ihren Eltern in der Wohnung war. Wie sollte sie da nur rankommen?
Auf keinen Fall wollte sie ihre Sachen dort lassen, wenn sie nicht plante, jemals dorthin zurück zu kehren. Aber alleine ihren Eltern gegenüberzutreten wollte sie auch nicht. Als also alle fertig waren mit dem Frühstück fragte sie leise: „Layla, kannst du mitkommen, meine Sachen aus der Wohnung meiner Eltern holen?"
Layla sah sie erst erstaunt an, dann mit einem leichten Lächeln. „Natürlich komme ich mit. Wann?" Aria sah auf die Uhr. Es war gegen acht. „Jetzt? Meine Eltern sind arbeiten, und ich habe noch meinen Schlüssel." Sie zog einen Schlüssel an einem blauen Band aus ihrem Ausschnitt hervor. Da nickte Layla.
„Gut, lass uns gehen." Sie klang so entschlossen. Aria lächelte und sie standen auf. „Claire, wir sind kurz weg, okay?", meinte Layla erklärend zu der anscheinend in Gedanken weit entfernten Claire Hudson. Sie sah auf, nickte abwesend und blickte auf den Tisch.
Zusammen verließen die beiden Freundinnen das Diner. Aria übernahm die Führung, bald standen sie vor einer Reihe Häuser und Apartments. Sie zeigte auf ein großes Apartment. „Das da. Fast ganz oben." Sie betraten den Treppenaufgang und liefen bis zur vorletzten Etage. Dort schloss Aria mit leicht zitternden Händen die Tür auf.
Die Wohnung sah noch fast gleich aus wie damals, als sie sie verlassen hatte. Ordentlich, aber auch ein bisschen chaotisch. Ihr Zimmer war fast neben der Tür. Aria schnappte sich ein paar Tüten und einen braunen Rucksack. „Pack einfach alles ein.", flüsterte sie leise. Layla nahm eine Tüte und fing an, die Pop Vinyl-Figuren von Superhelden einzupacken.
Nach mehreren Stunden waren sie endlich fertig. Aria schnappte sich einen Stift und einen Zettel. Sie schrieb eine Nachricht an ihre Eltern.
„Mom, Dad,
Ich gehe und habe nicht vor, zurückzukommen.
Meine Sachen nehme ich mit, denn sie gehören mir.
Danke, dass ihr mir die Wahrheit gezeigt habt.
Vielleicht sehen wir uns irgendwann.
Eure Tochter Aria Darkhôlm. "
Den Zettel legte sie gut sichtbar auf den Tisch, dann verließen die beiden die Wohnung. Den Schlüssel legte Aria unter die Fußmatte, dort würden sie ihn schon finden. Sie fühlte sich gut. Als sie das Apartment verlassen hatten war es, als würde eine Last von Arias Schultern fallen. Als könnte sie seit Jahren das erste Mal wieder frei atmen. Sie war einfach fröhlich.
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Claire POV:
Claire war auf ihr Zimmer gegangen. Dort hatte sie aus den Kartons die für ihren Aufenthalt benötigten Sachen ausgepackt und so gelegt, dass sie sie jederzeit nutzen konnte, aber genauso schnell wieder einpacken konnte.
Dann legte sie sich auf das Bett und dachte nach. Sie hatte ihren beiden Zielpersonen eigentlich nicht so viel von sich erzählen wollen. Aber, es war ja eigentlich egal. Sie würden es bald nicht mehr wissen. Ja, Claire hatte sich entschieden. Sie wollte den beiden jungen Frauen ihre Erinnerungen nehmen anstatt sie anders auszuschalten.
Sie wirkten einfach viel zu nett. Es war nicht mehr möglich für sie, ihre Gefühle aus der Sache rauszuhalten, darum die Erinnerungsmanipulation. Es war schwieriger, aber so war es nun mal. Claire wusste, dass Aria in Zimmer Nummer 13 wohnte, und anscheinend auch Layla. Das war recht praktisch für ihre Sache.
So konnte sie beide zusammen als Gefahr eliminieren. Aus einem Karton holte sie zwei kleine Kristalle und platzierte sie auf ihrem Nachtschrank. Dort würde sie die Erinnerungen einschließen. Es war eine altbewährte Methode für diesen Zauber. Natürlich könnte man alle möglichen Objekte nehmen, Traumfänger eigneten sich auch gut, aber Claire fand Kristalle schon immer besser, da sie besser zu transportieren und zu erklären waren.
Sie setzte sich im Schneidersitz auf das Bett, legte die Kristalle je einen auf ihre Handflächen und schloss die Augen. Im Geiste zog sie ein Netz um die äußere Hülle der Kristalle. Sie fingen vor ihrem inneren Auge an zu glühen. Dann blitzten sie kurz auf und es war zu Ende.
Jetzt konnte Claire darin Erinnerungen fangen. Sie legte sich einen Plan zurecht. Am Abend würde sie in das Zimmer kommen und die Erinnerungen nehmen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Layla würde ihr mehr Probleme machen als Aria. Layla schien sehr viele Erinnerungen zu haben, die sie noch gefährlicher machten...
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