Kapitel 13
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Layla POV:
„Willst du mich verarschen? Das ist Blödsinn und unlogisch. Bloody Mary gibt es nicht.", beschwerte sich Aria. Wir hatten uns, ohne Ruby, weil sie noch arbeiten musste, in mein Zimmer verzogen und angefangen, ‚Supernatural' zu gucken.
„Wirst du wohl leise sein? Das klärt sich doch noch.", wollte ich sie zum Schweigen bringen. „Nein, Bloody Mary gibt es nicht. Das ist schwachsinnig.", beharrte sie. „Hey, zweifle nicht an Legenden." Wenn es um meine Fandoms ging, konnte ich stur sein wie ein Dämon. Aria sah mich entgeistert an. „Du glaubst nicht wirklich an den Schwachsinn, oder?"
Oh nein, das hatte sie nicht!
„Hast du gerade ‚Supernatural' als Schwachsinn bezeichnet?", fragte ich ruhig, doch innerlich knackte ich meine Fingerknöchel, bereit für ein verbales Gemetzel. Man schein es von außen zu merken, denn Aria sagte: „Nein, ich glaube nur nicht an Bloody Mary. Okay? ‚Supernatural' ist cool."
Bei den Worten beruhigte ich mich wieder. „Gut, dass wir uns in den wichtigsten Dingen einig sind. Lass uns weitergucken." Ohne noch weiter zu diskutieren, ließ ich die Folge weiterlaufen und wir schauten gemütlich auf dem Bett liegend weiter.
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Wir wurden aus unserem supernatürlichen Serienmarathon gerissen, als unten im Diner eine Tür sehr laut knallte. Wir sahen uns beunruhigt an und ich pausierte die Folge. Gedämpfte Stimmen drangen durch die Decke zu uns. Eine männliche Stimme und eine weibliche, eine sehr vertraute weibliche Stimme...
Oh shit. Wie der Blitz sprang ich auf und schob all mein Zeug unter das Bett und daneben. Aria runzelte die Stirn. „Was tust du?", fragte sie. Laute Schritte und näherkommende Stimmen ließen mich noch schneller wegräumen. „Das ist die Stimme der Bürgermeisterin, und ich hab das dumpfe Gefühl, sie kommt wegen mir."
Die Antwort ließ Aria erschauern und sie prang auch auf. „DVD.", musste ich nur sagen. Sie verstand sofort und stoppte die Folge komplett, indem sie den Fernseher ausschaltete und die übrigen DVDs mir zuwarf.
So mies ich in Sport auch war, meine Fandoms und Fanartikel würde ich nie fallenlassen. Als alles Verdächtige weg war, realisierte ich meinen Aufzug. So schnell wie möglich riss ich die Mütze vom Kopf und zog ein schwarzes Shirt statt meines Hoodies an. Ich wandte mich an Aria. „Hierbleiben oder im Bad verstecken?" Sie überlegte nicht lange und verschwand im Bad.
Die Schritte waren jetzt definitiv im Flur. Sie kamen näher und näher, dann schwang die Tür auf und knallte gegen die Wand. Regina stürmte herein. „Wo ist mein Sohn?!", keifte sie laut und schien kurz davor, mir an die Kehle zu springen. Graham kam hinter ihr herein und stoppte sie schnell, bevor sie das wirklich noch tat.
„Miss Mills, beruhigen Sie sich.", redete er leise auf sie ein. Er wandte sich an mich. „Miss Manzana, haben Sie Henry Mills heute schon gesehen?", fragte er eindringlich. Gott, ich musste dank der Fragenstellung nicht lügen!
„Nein, ich habe Henry heute noch nicht gesehen. Ich war die ganze Zeit hier und im Diner. Fragen Sie Miss Lucas. Was ist denn los?" Regina schnaubte wütend, während Graham mich musterte. „Der Junge ist verschwunden. Vielleicht weggelaufen, vielleicht mitgenommen. Und Sie haben ihn wirklich nicht gesehen?"
Ich schüttelte energisch den Kopf. „Nein. Zuletzt gestern, er war im Diner mit einem Buch." Schon im nächsten Moment wollte ich mich aus dem Fenster werfen, weil Regina nichts von dem Buch wissen sollte. „Welches Buch?", fragte sie auch gleich darauf und kam gefährlich nahe. Nervös schluckte ich. „Ich weiß nicht... Irgendwas Altes, Märchen oder so..."
Die Augen der Königin verengten sich zu Schlitzen und sie funkelte mich an. Graham ging zwischen uns. „Danke für Ihre Hilfe, Miss Manzana. Frau Bürgermeister, Sie sollten sich etwas beruhigen." Uh, er war offensichtlich selbstmordgefährdet! Sowas zu Regina sagen.
Sie starrte ihn beinahe zu Tode mit ihren feurigen Augen, dann drehte sie sich auf dem Absatz um und stolzierte aus dem Zimmer. Ich wandte mich an den Sheriff: „Brauchen Sie Hilfe bei der Suche nach dem Jungen?" Er sah mich zweifelnd an. „Eigentlich gerne, doch um ehrlich zu sein, wenn Sie den Jungen zweimal nacheinander finden, könnte das auffällig wirken."
Nachdenklich nickte ich. „Gut. Aber wenn ich den Jungen sehe, dann rufe ich in Ihrem Büro an. Ja?" Der Sheriff nickte, zog einen Kuli aus der Brusttasche seine Uniform und schrieb auf einen kleinen Zettel die Nummer des Büros. „Hier. Einfach anrufen.", sagte er, dann verabschiedete er sich und verließ das Zimmer.
Ein paar Sekunden blieb ich starr, dann schloss ich mit leicht zitternden Händen die Tür, Überbleibsel der sich in Adrenalin verwandelten Angst. „Aria, kannst rauskommen.", sagte ich leise in Richtung Bad. Die Tür öffnete sich langsam und Aria lugte ins Zimmer.
Als sie keine wütende Regina sah, schien sie sich zu entspannen. Sie setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. „Puh, die Mills kann dich nicht leiden. Was hast du gemacht?" Ich setzte mich ihr gegenüber, auch im Schneidersitz, und seufzte.
„Ich hab ihren Jungen im Wald gefunden. Und ich hab ein Schild angefahren... Und wir haben uns ein bisschen angebitcht. Und generell will sie mich vermutlich nicht hier haben..." Aria nickte langsam. Dann schüttelte sie den Kopf. „Bitte, was? Du hast ein Schild angefahren? Wie krass ist das denn! Ist es kaputt?", fragte sie völlig verwirrt, aber hellauf begeistert.
Ich verdrehte die Augen und setze zu einer Antwort an. Doch in dem Moment, in dem ich den Mund öffnete, barst die Tür auf. Wir zuckten auf dem Bett gleichzeitig zusammen und ich sprang spektakulär auf, nur um über meinen Koffer zu fallen und auf dem Teppich zu landen.
„Kannst aufstehen, ich bin nicht die Königin, vor der du auf die Knie fallen musst.", kicherte Ruby. Stöhnend hob ich die Arme in die Luft und wedelte damit herum. An jedem Arm packten zwei Hände zu und zogen mich hoch. „Danke, Leute. Und Ruby, nächstes Mal klopfen, sonst denkt man wirklich, du bist Ihre Majestät. So kam sie nämlich auch rein.", beschwerte ich mich und rieb mir das am Koffer angeschlagene Schienbein.
„Also war sie wirklich bei dir. Wollte sie nach Henry fragen?" Ruby sah mich eindringlich an. Ich nickte und sagte: „Ich hab ihr die Wahrheit gesagt. Dass ich ihn heute nicht gesehen habe, sondern zuletzt gestern. Dass er im Diner war."
Aria hob den Kopf. „Aber du hast nicht gesagt, dass du ihn nach Hause gebracht hast." Ihre Stimme klang ernst. Leicht schüttelte ich den Kopf. „Hat niemand danach gefragt. Also hab ich nicht direkt gelogen, nur nicht mehr gesagt, als ich sollte." Sie nickte nur. Dann runzelte sie die Stirn. „Warte mal, du wusstest, dass sie kommt. Hast du den Jungen etwa doch gesehen?"
Ehrlich schüttelte ich den Kopf. „Ich habe ihn nicht gesehen.", sagte ich langsam. Ruby schaltete sich plötzlich ein. „Aber du weißt, wo er ist. Richtig?" Halb nickte ich, halb schüttelte ich den Kopf. Beide starrten mich an. Dann schien Aria ein Licht aufgegangen zu sein. „Du weißt nicht, wo er im Moment ist, weil er sich jetzt irgendwo befindet. Aber du weißt, wo er zu einem bestimmten Zeitpunkt sein will."
„Verdammt, seid ihr clever!", entfuhr es mir. „Also weißt du etwas über seine Pläne. Bist du gewillt, uns diese Informationen auch mitzuteilen?", fragte Ruby betont ironisch. Kurz dachte ich darüber nach, dann entschied ich: „Solange ihr niemandem ein Sterbenswörtchen verratet!" Sie sahen sich an, dann wieder mich.
„Ich verrate nichts.", sagte Ruby. Aria nickte bestätigend und ergänzte: „Ich auch nicht. Versprochen." Ich holte tief Luft. „Okay, dann...", begann ich.
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Nach meiner Erklärung (ohne Retterin und Fluch natürlich) war es eine Weile still gewesen. Irgendwann waren wir dann zurück ins Diner gegangen, saßen schweigend am Tresen und starrten nur in die leere Luft.
Ich hatte gesagt, dass Henry seine Mutter suchen wollte und dass ich ihm ein bisschen geholfen hatte. Und dass ich ihn deckte. Sie hatten es beide akzeptiert und waren definitiv mit der Idee einverstanden, dass Henry eine andere (nettere) Mutter bekam. So waren wir einfach nur gelangweilt und warteten, dass irgendwas passierte. Ich für meinen Teil wusste, dass bis nach 8:15 eh nichts Wichtiges los sein würde...
Bis plötzlich die Tür aufflog und Jefferson mit einem großen Auftritt hereinkam. Alle starrten ihn an. Er grüßte freundlich in die Runde (awkward) und kam zu uns an den Tresen. „Guten Nachmittag, Ladies." Er machte einen leichten Kniefall in unsere Richtung und setzte sich dann neben mich und gegenüber von Ruby hinter dem Tresen.
„Ruby, Layla. Die Lady dort kenne ich noch nicht. Darf ich annehmen, sie gehört zu euch?" Auf mein kurzes Nicken hin wandte er sich an Aria. „Darf ich mich vorstellen. Jefferson." Er reichte Aria eine Hand über die Tischplatte hinweg. Sie griff zu und sagte: „Aria Darkhôlm." Jefferson, der wahre Gentleman, gab ihr einen Handkuss und ließ dann wieder los.
Mit entgeisterter Miene starrte Aria ihn an. Ruby und ich fingen wegen ihrem Gesichtsausdruck an, zu kichern. „Aria, alles klar? Du siehst ... nicht gefasst aus...", wollte ich mich ihrer Gesundheit versichern, doch mittendrin hinderte mich ein Lachkrampf am Weitersprechen.
Ruby half auch nicht. Sie konnte nur mit größter Mühe die Lacher für sich behalten. Jefferson sagte tadelnd: „Ich bitte euch. Man lacht nicht über so etwas. Miss Darkhôlm, sollte ich Sie in irgendeiner Weise bloßgestellt haben, bitte ich aufrichtig um Entschuldigung."
Seine Rüge brachte mich und Ruby zum Schweigen, wir sahen Aria an. Sie zuckte mit den Schultern. „Alles klar. Bin sowas nur nicht gewohnt." Richtig, Straßenkind. Und da musste sie ausgerechnet auf Jefferson treffen... Apropos, Jefferson.
Ich wandte mich ihm zu. „Was sollte eigentlich der große Auftritt? Ein bisschen mehr und du hättest eine neue Dinertür kaufen müssen." Er legte den Kopf zur Seite. „Mir kam zu Ohren, dass die Bürgermeisterin hier war. Das ist doch einen großen Auftritt wert." Ich verdrehte die Augen, während Ruby nur schnaubte.
Jefferson setzte sich (wenn möglich noch) aufrechter hin. „Ihr wisst nicht zufällig, was Miss Mills hier wollte, oder?" Wenn man nicht wusste, dass er Bescheid wusste, würde man das als reine Neugierde abtun, aber da ich es ja wusste...
„Ihr Sohn ist nicht aufzufinden und die Bürgermeisterin scheint deshalb besorgt.", umschreib ich es so freundlich wie möglich. „Hmm...", machte er langsam. Dann fiel unsere kleine Gruppe wieder in Schweigen, nur ab und zu durchbrochen durch ein paar Gäste, die nach Ruby verlangten. Es war gegen um zwei. Das hier konnte noch etwas länger dauern...
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Gegen um acht saßen wir noch immer am Tresen. Nu Jefferson hatte sich irgendwann verabschiedet. Es war still im Diner, mit der Zeit waren die Leute vereinzelt gegangen. Zwischendurch hatten wir zu Mittag gegessen und auch schon das Abendessen beendet. Alle waren wir ein bisschen (sehr) gelangweilt und teilweise schläfrig.
Ich wollte nicht verpassen, wenn Henry und Emma kamen Aber ich war müde... Aria sprach meine Gedanken aus. „Ich schlaf gleich im Sitzen ein. Wollen wir einfach schlafen?" Schließlich nickte ich und stand auf. „Ruby, ist es okay, wenn Aria mit in meinem Zimmer schläft?" Die Kellnerin nickte freundlich. „Klar doch. Bis morgen!"
Wir meldeten uns ab für diesen Abend und verschwanden nach oben in das Zimmer. Aria sah nachdenklich im Zimmer umher. „Du kannst auf dem Bett schlafen, mir reicht die Couch.", wollte ich eine Diskussion vorbeugen. Sie versuchte zu protestieren, aber akzeptierte es schließlich einfach. Wir machten uns fertig fürs Schlafen und Aria war auch nach ein paar Minuten weg.
Ich konnte noch nicht schlafen. Also las ich mit meiner doppelten Leselampe, um sie nicht so sehr beim Schlafen zu stören, in meinem Buch. Nur konzentrieren konnte ich mich nicht darauf. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab, zu Henry und Emma.
Ein kurzer Blick auf mein Handy sagte mir, dass es bald neun war. Schnelles Rechnen brachte mich zu dem Schluss, dass sie bald ankommen würden. Arg, ich wollte aufspringen und zur Kreuzung laufen. Ich wollte Emma begrüßen, wollte...
Aber nein, das sollte ich nicht tun. Damit ich nicht länger nachdachte, knipste ich die Lampe aus und legte mich normal hin. Kuschelte mich in die Decke. Drehte mich nach links. Nach rechts. Warf die Decke wieder ab. Rollte mich erneut herum. Ich konnte einfach nicht schlafen. Gedanklich spielte ich die erste ‚Once'-Folge ab.
Sie kamen an. Trafen Archie auf der Straße. Miflin Street 108. Gespräch mit Regina, bester Apfelwein, den sie jemals getrunken hatten oder was stärkeres. Autounfall. Halt, Autounfall!!! Emma würde einen Unfall bauen! Verdammt, wer hatte sie damals gefunden? Graham, oder?
STOP! Ich wollte schlafen und mir nicht Gedanken machen. In Gedanken ließ ich meine Lieblingslieder spielen. Normalerweise beruhigte mich das. Und es klappte. Langsam merkte ich, wie ich zu den Klängen von ‚Hey Jude' ruhiger wurde. Erneut kuschelte ich mich auf der Couch in meine Decke. Dann schlief ich ein.
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