❄ 6. Dezember - Part 5 ❄
[Jake: Musste an dich denken, Jewel.]
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|| Freitag Abend - 6. Dezember. 19 Uhr. ||
Starr blickte ich auf seine Nachricht. Mein Brustkorb hob und senkte sich. Immer schneller, während die in mir tobenden Gefühle mir die Kehle zu schnürten. Vergeblich versuchte ich den Kloß, der in meinem Halse immer stärker und schwerer wurde, hinunterzuschlucken. Wasser sammelte sich widerwillig in meinen offenen Augen, die sich einfach nicht von den Anhängern losreißen konnten.
Nie würde ich verstehen, warum er mich, trotzdem es bereits Jahre zwischen uns Aus war, so fühlen lassen konnte. Ob es wirklich so ist, dass die erste Liebe für immer hält?
Zu sehr war ich in Erinnerungen an diese Mistelzweig-Anhänger vertieft, die wir uns damals zum ersten Jahrestag schenkten, damit wir überall und zu jeder Zeit einen Grund hatten, uns zu küssen. Wir hielten sie uns über unsere Köpfe und schon war es für mich die schönste Zeit des Jahres: Weihnachten.
Beinahe hätte ich seinetwegen meinen Weihnachtstraum aufgegeben, als es zwischen uns in die Brüche ging. Aber ich hatte meine Freundin. So wie jetzt auch.
"Denk nicht an ihn. Er ist es nicht wert", hörte ich sie behutsam sagen. Mit wässrigen Augen sah ich zu ihr auf, ehe ich meine Lider schloss und einzelne Tränen ihren Lauf nahmen. Kalte Luft wehte und ließ mich den Pfad meiner Tränen noch stärker fühlen. Tief durchatmend blinzelte ich die Flüssigkeit in meinen Augen davon und wischte mir die laufenden Tränen weg.
Emma hatte bereits das Chatfenster auf meinem Handy geschlossen und es von meiner Hand in meine Handtasche getan. "Das bleibt jetzt schön da drin. Dein Leben geht weiter. Und zwar ohne ihn." Sie nahm meine Hände und drückte sie, indessen ich es endlich schaffte, den schmerzhaften Kloß runterzuschlucken.
"Und glaub mir. Dein Leben wird wunderschön. Auch ohne einen Mann. Obwohl ich denke, dass dieses Jahr wieder einige versuchen wollen, dich zur Weihnachtszeit zu erobern. Gerade Andrew schießt wieder voll in den Ofen", meinte sie lächelnd, ehe wir beide wegen Andrew kurz leise auflachten.
"Warum will mich eigentlich jeder nur zur Weihnachtszeit?", fragte ich leise vor mich hin.
"Das stimmt nicht, meine Süße. Sie zeigen es nur offen zu dieser Zeit, weil jeder deinen Traum in Erfüllung gehen lassen möchte. Sie lieben dich dafür, dass du an so einem Traum festhältst. Deswegen stehen zur Weihnachtszeit alle in den Startlöchern", kicherte sie beim letzten Satz.
"Das ist so, als würdest du jedes Jahr zur Weihnachtszeit die olympischen Spiele starten und die Männer dazu aufrufen, um dich zu kämpfen." Bitte was? Olympische Spiele? Verdutzt sah ich sie an.
"Andrew zum Beispiel versucht dich schon seit der Highschool zu kriegen. Ich denke nicht, dass er es nur scherzhaft meint, wenn er nach all der Zeit immer noch so verbissen versucht, dich zu einem Date zu überreden." Wieder verdrehte ich die Augen, obwohl sie gar nicht so Unrecht haben könnte.
"Aber auch wenn es letztendlich kein Mann wieder in dein Herz schafft, hast du mich, deine allerbeste Freundin, die dir mit Rat und Tat beiseite steht." Sie schenkte mir eine herzliche Umarmung, die ich, trotz ihrer vielen aufmunternden und teilweise komischen Worte, noch gebraucht hatte.
"Danke", sagte ich aus tiefstem Herzen und drückte sie ein Stück fester.
"Wäre schön, wenn ich noch Luft zum Atmen kriegen würde", sprach Emma übertrieben nach Sauerstoff ringend.
Grinsend ließ ich sie los, ehe sie die Einkaufstaschen vom Boden nahm und meinte: "Komm. Da drüben gibt es schöne Sachen in den Schaufenstern. Wir können zwar da heute nichts mehr kaufen, aber uns fehlen noch ein paar Geschenke für einzelne Kollegen und Freunde."
Gemeinsam spazierten wir die Schaufenster entlang, hinterließen Fußspuren im Schnee, kamen der Innenstadt und den Menschenmengen wieder näher und entdeckten schöne, inspirierende Sachen, die uns auf Geschenkideen brachten.
Ich sah mich ein wenig in der Gegend um. Schaute zur anderen Straßenseite und betrachtete aus der Ferne die gegenüberliegenden, beleuchteten Schaufenster und Weihnachtsdekorationen. Blickte in den dunklen, leicht bewölkten Nachthimmel, entdeckte an dunkleren Stellen einzelne, aufleuchtende Sterne, ehe ich etwas auf mich herunterfallen sah.
Ein Lächeln legte sich in mein Gesicht. Schnee. Stehengeblieben, schloss ich meine Augen und fühlte jede noch so kleine, eisige Berührung auf meiner Haut.
Ein einzelnes Flöckchen legte sich auf meinen Lippen zur Ruh und taute. Vom Schnee geküsst zum Nikolaustag; ein wahrlich schönes Geschenk aus dem Himmel.
Lächelnd öffnete ich wieder meine Augen und ging wenige Schritte weiter. Als ein Schaufenster in mein Blickfeld fiel, welches ein wunderschönes, langes, rubinrotes Kleid aus der Dunkelheit hervorstechen ließ, traf es mich, als hätte Amor einen Pfeil auf mich geschossen.
Meine Beine trugen mich dicht ans Glas, während meine Augen über diesen wunderschönen, glänzenden Stoff wanderten. Der Stoff fiel locker von der Hüfte hinab. Lag perfekt an der Taille an. Hob den Busen ein Stück hervor und besaß einen herzförmigen Ausschnitt, der über die Schulter hin in schmale Träger überlief. So wie es seitlich an der Taille verlief, müsste es einen tiefen Rückenausschnitt haben. Wow.
Abermals ließ ich meinen Blick über das Kleid wandern, ehe sich meine Sicht ein wenig auf die Spiegelungen im Fenster verlagerte. Die Lichter der Straßenlaternen spiegelten sich im Glas, ebenso wie meine Wenigkeit. Ob mir das Kleid stehen würde?
Auf einmal fiel mir ein Mann in der Spiegelung auf, der auf der anderen Straßenseite stand und, wenn ich mich nicht täuschte, ebenfalls einen Blick auf das rote Kleid geworfen hatte. Oder.. auf mich?
Nachdenklich drehte ich mich um und sah zu der Stelle, wo der Mann.. eben noch gestanden hatte. Ich ließ meinen Blick über die Leute wandern, die auf dem Bürgersteig der anderen Straßenseite entlang gingen. Keine Spur mehr von ihm.
Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Emma quatschend von der Seite auf mich zukam, ehe sie irritiert mich nochmals direkt ansprach. "Halloho? Erde an Jaclyn! Hörst du mir überhaupt zu?"
Ich wandte mich zu ihr um. "Hm?"
"Ich habe gerade Shawn angerufen. Er holt uns gleich von hier ab und fährt uns nach Hause. Ich halte echt keine Minute mehr in diesen neuen Schuhen aus!"
Apropos Auto...
"Du Emma?" - "Was willst du?", fragte sie direkt. Wahrscheinlich hatte sie wieder an meinem Tonfall erkannt, dass ich etwas von ihr wollte.
"Morgen Abend ist ja das Geschäftsmeeting. Würdet ihr, also du und Shawn, mich mit eurem Auto dahin mitnehmen?", fragte ich hoffnungsvoll. Ich möchte echt darauf verzichten mit meinem charmanten Geschäftspartner in seinem Auto gefangen zu sein.
Skeptisch sah sie mich an. "Wieso klingst du so, als wäre das eine Rettung deines Lebens?" Ich verzog ertappt mein Gesicht.
"Weil.. vielleicht.. Vince.. angefragt hat, ob er mich.. dahin.. fahren soll.. mit seinem Auto", quetschte ich mir unsicher mit einer etwas hohen Stimme aus meinem Mund.
Langsam fing Emma an zu Grinsen. Bösartig zu grinsen. Oh nein. Diesen Ausdruck kenne ich nur zu gut.
"Dann brauchst du mich und Shawn ja nicht", meinte sie locker und grinste sich einen zu Recht.
"Bitte?", flehte ich um Gnade und Erlösung dieser schrecklichen Zukunft, die mir bevorstünde, wenn sie bei einer Absage bleiben würde.
"Nein. Nein. Und. Nein", sagte sie förmlich strahlend. Diese Sadistin. "Du bist bei deinem Geschäftspartner bestimmt in guten Händen." Das wage ich stark zu bezweifeln.
Auf einmal hupte ein Auto. Zur Seite geschaut, flitzte Emma schon fröhlich kreischend auf ihren Freund zu, der soeben aus dem Auto stieg und sie mit einem dicken Schmatzer begrüßte. "Na, sexy Lady?", raunte Shawn ihr ins Ohr. Emma kicherte, räusperte sich und befahl ihm darauf, die Taschen in den Kofferraum zu packen. Und mich dazu.
Während Emma sich schon mal vorne ins Auto setzte, kam Shawn zu mir, nahm mir ebenfalls die Tasche ab und räumte sie sorgfältig in den Kofferraum. Derweil ging ich, wie gewohnt auf die hintere Autotür zu, nur dass ich diesmal kurz davor von Shawn in die Höhe geschwungen wurde und aufkreischte. Lachend lief er ums Auto zum Kofferraum und deutete an, mich einfach da mit rein zu schmeißen. Klammernd hielt ich mich an ihm fest. "Shawn!", lachte ich.
"Emma meinte Kofferraum", sagte er unschuldig.
"Das meinte sie nicht ernst." Hoffe ich zumindest.
Shawn beugte sich etwas in die Knie, um durch den Kofferraum nach vorne ins Auto zu Emma zu schauen. "Liebling? Soll ich Jaclyn ebenfalls im Kofferraum verstauen oder war dein Befehl etwas falsch ausgedrückt?"
Sie lachte. Danke für die eindeutige und klare Antwort, Em.
"Tja, das heißt dann wohl Kofferraum." Kreischend klammerte ich mich wieder an ihm fest, als er versuchte mich von seinen Armen zuwerfen. Das wird Rache geben. Obwohl.. Ich habe mich nie gerne mit Shawn angelegt. Dafür durchschaute er mich einfach zu oft.
"Shawn!" quietschte ich nochmals, ehe er Gott sei Dank lachend ums Auto ging und mich nach Öffnen der Türe auf die Hinterbank setzte. Er gab mir ein überraschendes Küsschen, als Entschädigung, auf die Wange, machte die seitliche Autotür zu und ging, nachdem er auch wieder den Kofferraum zu gemacht hatte, weiter ums Auto herum, um letztendlich vorne aufm Fahrersitz Platz zu nehmen.
Zu allen Seiten geschaut, ob er losfahren konnte, startete er den Motor und fuhr einmal mit einer Wendung aus der Straße heraus.
Leise Musik spielte im Auto, während Shawn und Emma sich über die letzten Stunden unterhielten, wie ihr jeweiliger Abend verlief.
Nach einer Weile, in der ich den Beiden lächelnd zuhörte, schweiften meine Gedanken unkontrolliert wieder zu der Nachricht meines Ex'.
Was wollte Jake damit bezwecken, mir so eine Nachricht zu schicken? Dass man an jemanden denkt, schreibt man doch nur, wenn man denjenigen auch vermisst, oder nicht?
Schweren Herzens holte ich mein Handy raus, entsperrte es und öffnete wieder seinen Chat. Längere Zeit lag mein Blick wieder auf den Anhängern und seinen geschriebenen Worten. Warum tu ich mir das eigentlich an?
Gedankenverloren sah ich schließlich aus dem Fenster. Die Gebäude, die Menschen und die Lichter zogen an mir vorbei... Vorbei ist vorbei.
Ich blickte wieder aufs Display und drückte entschlossen den Chat weg. Das kleine Symbol von Instagram in der oberen Taskleiste zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ließ mich augenblicklich nervös werden. Er hat doch nicht..?
Instagram geöffnet, folgte ich dem rosa Zeichen zu meinen Privatnachrichten.
Vince Price.
[Denkst du etwa an mich?]
Heilige Kanonenkugel!
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❄ Vielen, lieben Dank fürs Lesen, Kommentieren und Voten! ❄
I like Shawn & Emma ♡
~WushiWush 💋
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