❄ 6. Dezember - Part 3 ❄
Nickend drehte er sich um, öffnete meine Haustüre und setzte einen Fuß ins Kalte, während ich schon, alleine vom Gedanken seine tiefe Stimme durchs Telefon zu hören, innerlich drohte zu verbrennen.
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Die Tür fiel ins Schloss.
Tief durchatmend versuchte ich den nervös machenden Gedanken an seine angenehme, raue Stimme aus meinem Kopf zu verbannen.
Zumindest fürs Erste.
Generell wollte ich über die letzte, vergangene Stunde so wenig wie möglich nachdenken. Zu viele Gefühle vermischten sich in meinem Herzen, wenn ich an diese beiden, gottverdammten Männer dachte.
Hatte Chris die Liebeserklärung wirklich ernst gemeint? Oder sagte er diese kleinen drei Worte nur wegen unserer vorgetäuschten Beziehung? Wie konnte Emma damals bei Shawn unterscheiden, was echt war und was vorgemacht?
Und Vince? War er davon überzeugt, als er sagte: 'Zwischen uns läuft nichts'? Obwohl er schon mindestens ein Mal versucht hat, mich zu küssen? Und was meinte er mit: 'Später'? Ich werd' aus ihm einfach nicht schlau.
Ich sollte wirklich aufhören, über die männliche Spezies nachzudenken. Die treibt mich sonst noch in den Wahnsinn.
Emma hatte definitiv Recht damit, dass mir eine kleine Shoppingtour mit meiner besten Freundin, ohne irgendwelche Männer, gut tun würde. Umso mehr freute ich mich auf heute Nachmittag!
Da Chrissi Boy draußen mit den Handwerkern zu tun hatte, genoss ich die Zeit, die ich noch bis zu meinem Treffen mit Emma hatte, für mich alleine.
Viel zu lange war es her, als ich das letzte Mal einfach im Internet auf meinen Lieblingsseiten gesurft hatte und mich von den Bildern und poetischen Texten inspirieren ließ.
Somit nahm ich meinen Laptop, setzte mich ans Kopfende meines Bettes und klickte, nachdem ich den Laptop hochgefahren hatte, auf das altbekannte Symbol von Chrome.
Grinsend vor Vorfreude, was ich diesmal alles entdecken würde, tippte ich auf die Tasten.
Die Zeit verging, rückte dem Nachmittag näher und näher, während ich wie üblich von einem Thema zum Anderen klickte. Mal waren es die aktuellen Modetrends, die meine Lust zum Designen wieder weckten, oder die inspirierenden Bilder von allen möglichen Fotografen und Graphikdesignern.
So oft wie ich auf 'merken', 'speichern' oder 'ähnliche Bilder anzeigen' geklickt hatte - Halleluja.
Gerade wollte ich wieder auf die vorherige Seite über die Rückpfeil-Taste gehen, da gab mein neben mir liegendes Handy die berühmten, gezwitscherten Töne von sich, mit dem Bescheid, dass mir jemand eine Nachricht geschickt hatte.
Neugierig blickte ich aufs aufleuchtende Display.
Emma.
Wer sollte es auch sonst sein.
Interessiert öffnete ich ihre Nachricht.
[Emma: Hast du dir mal das Insta-Profil von deinem charmanten Geschäftspartner angesehen? Wenn nicht, dann tu es. Jetzt. Sofort!]
Oh oh. Nein, das werde ich nicht tun.
[Jaclyn: Wieso sollte ich? Er interessiert mich nicht.] Dass meine Daumen zwischen den Wörtern mich und nicht irgendwie nicht weiter tippen wollten und ich da etwas mit Überzeugungskraft nachhelfen musste, sollte wohl besser mein Geheimnis bleiben..
Zwitschernd meldete sich mein Handy wieder zu Wort.
[Emma: Ich bin deine beste Freundin. Darum. 🤷🏻♀️] Ich rollte grinsend mit den Augen. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.
Zögernd öffnete ich aufm Laptop die Instagram Startseite und tippte den Namen meines Geschäftspartners ins Suchfeld ein. Vince Price.
Sein Profil gefunden und nervös und zweifelnd, ob ich das wirklich tun sollte, klickte ich es letztendlich an und scrollte vorsichtig die Bilder durch.
Freunde. Freunde. Geschäftsfreunde. Und Grayson. Huch? Ich blickte noch einmal genauer hin.
Mit ihren Armen um die jeweilige, andere Schulter gelegt, lächelten sie in die Kamera. Aber der Fakt, dass beide oben ohne waren und im Hintergrund ein Boxring zu erkennen war, ließ mich Schlucken. Mein Blick verharrte eine ganze Weile auf diesem Prachtexemplar von Körper, bis ich schließlich einfach den Laptop zuklappte und Löcher in die Luft starrte.
Was man nicht alles unter Kleidung verstecken kann.. Ich seufzte. Diesen Körper soll ich heute morgen noch umarmt haben? Dafür würden manche Mädchen und Frauen über Leichen gehen. Besonders bei seinem Bekanntheitsgrad.
Weitere Sekunden kreisten meine Gedanken um diesen Körper.
Atmen, Jaclyn. Atmen. Nicht fantasieren!
Das Gefühl, die selben Gedanken schon mal bei meinem Geschäftspartner gehabt zu haben, ließ mich innehalten. Kein Gutes Zeichen.
Den Laptop wieder aufgeklappt, wandte ich mich schweren Herzens von den präsentierten Muskeln ab und scrollte stückchenweise weiter nach unten.
Die Frauen und Männer auf den Fotos sahen alle so aus, als wären sie Prominente. Eine ganz andere Liga. Teurer Schmuck, wunderschöne, wahrscheinlich privat angefertigte Kleider und maßgeschneiderte Anzüge. Spitzen Make-Up und strahlende Lächeln.
Neid machte sich in meinem Gesichtsausdruck bemerkbar. All diese Leute hatten es zu etwas gebracht, wofür man sie feierte und anerkannt.
Jedes Mal, wenn ich so Leute mit einem scheinbar perfektem Leben sah, rief ich mir in Erinnerung, dass es immer auch ein Hinter den Kulissen gab.
Vince schien zu diesen makellosen Menschen zu gehören und ich.. Ich spielte nicht mal ansatzweise in dieser Liga mit.
Auf einmal blieben meine Augen an einem ganz bestimmten Foto hängen. Mein Herz schlug höher, als ich merkte, was für eine Wirkung dieses ehrliche Lächeln, welches bis in seine Augen reichte, auf mich hatte. Dass er so lächeln konnte, ließ mein Herz beinahe vor sich hin tauen.
Mein Finger klickte wie von selbst auf die linke Taste der Maus und sorgte somit augenblicklich bei mir für eine Panikattacke. NEIN! Das darf nicht wahr sein! Habe ich gerade wirklich auf das Herz geklickt?!
Die Augen schließend und wieder öffnend blickte ich betend auf das.. Immer noch rosa gefärbte Herz. Fuck.
Mich räuspernd, griff ich bewusst schnell nach meinem Handy und schrieb Emma eine Nachricht.
[Jaclyn: Habs angesehen. Und aus Versehen ein Like hinterlassen. Alles deine Schuld! 🥺]
[Emma: Hahaha 😂 Da war wohl Karma wieder im Spiel! (; Mach dir nichts draus Jackie. Den einen Like wird er schon übersehen. 😘]
So wie ich mein Glück kenne, wahrscheinlich nicht.
Ich blickte auf die Uhr. 13:26.
Zeit fürs Mittagessen.
Mich in die Küche begeben und ans Kochen eines leckeren Nudelauflaufs gemacht, überraschte mich mein Nachbar mit einer Umarmung von hinten.
Leicht erschrocken, rutschte mir eine Prise zu viel Käse in den Topf. "Chris!"
"Ja, Schatz?", fragte er sanft und neigte sein Gesicht vorsichtig in meine Halsbeuge. Ich ließ es zu. Lehnte mich an ihn nach hinten, schloss meine Augen und neigte meinen Kopf leicht zur Seite. Er umfasste mich ein Hauch stärker, ehe er ein zartes Küsschen an meinem empfindlichem Hals hinterließ. Es fühlte sich gut an, aber irgendwas in meinem Inneren widersträubte mir. Ein zweites Küsschen fand auf meiner Haut seinen Platz. Ich öffnete die Augen und wollte schließlich nur eins; Abstand.
"O.K. Das reicht." Ich befreite mich aus seiner Umarmung und drehte mich zu ihm um. "Hör zu. Du musst nicht meinen Freund spielen, wenn wir für uns sind." Mein Herz pochte. Schmerzhaft. Aber warum?
Ich schluckte. Das Lächeln, was gerade noch um seine Lippen gelegt war, verschwand von der Bildfläche. Er ging einen Schritt zurück, während sein Blick sich langsam aber sicher dem Boden zuwandte. "Jac-"
"Wir sind kein Paar", sprach ich die Wahrheit aus. "Wir kennen uns kaum." Diese Worte ließen mich nicht kalt, im Gegenteil. Sie machten mich traurig. Engten meinen Brustkorb ein. Machten mir es schwer zum Atmen.
Er nickte kaum merklich. "Ist gut. Du hast Recht", sprach er leise, während er langsam wieder auf mich zukam und seine Arme um meinen Körper legte. "Tut mir leid."
Ich schloss meine Augen und riss mich innerlich zusammen, nicht gleich loszuweinen. Ich wusste nicht, woher dieser plötzliche Gefühlswandel kam. Da möchte ich meine große Liebe zu Weihnachten finden und schaffs selbst noch nicht einmal mich lieben zu lassen.
Meine Arme hatten sich schon längst an seinen Rücken gelegt, während sich meine Finger gefühlt in seinem Pullover verkrampften. Nikolaustag war ein schrecklicher Tag seit den letzten vier Jahren. Erinnerungen an meinen Ex-Freund tanzten in meinem Kopf herum, bis sich auf einmal das Brutzeln hinter mir hörbar machte.
Ich hob meinen Kopf aus der Versenkung, während Chris bereits den Topf von der Herdplatte zog.
"Wie wärs? Ich koch zu Ende und du machst es dir schon mal auf dem Sofa gemütlich", fragte Chris lieb an. "Ein bisschen Zeit hätte ich, bis ich wieder bei den Handwerkern nach dem Rechten schauen möchte."
"Ist gut, ich bleibe." Nur schwer brachte ich die nächsten Worte über meine Lippen. "Ich möchte gerade nicht alleine sein." Meinen Blick weiterhin auf Chris' Brust gerichtet, nahm ich wahr, wie er mir ein zartes, langsames Küsschen auf meine Stirn gab.
Für diesen einen Moment genoss ich jede einzelne Sekunde.
Kurz danach wanderte ich einmal um Chris herum und umarmte ihn von hinten. Die nächsten Minuten verbrachte ich mit meiner Wange an seinem Rücken, während Chris zwischenzeitlich, derweil er meinen Käse-Schinken Nudelauflauf zu Ende zubereitete, seine Hand auf meine an seiner Brust legte und festhielt.
Gemeinsam gingen wir Hand in Hand an den Sofatisch und aßen still zu Mittag. Mir war nicht groß nach Reden und auch Chris machte nicht den Eindruck, als würde er mich zu irgendeinem Ton drängen wollen.
Nachdem wir gegessen hatten, kuschelten wir uns auf das Sofa, lagen Arm in Arm, bis ich schließlich die Stille brach.
"Ich muss mich dann gleich mal fertig machen für das Treffen mit Emma."
Er lächelte. "Macht euch einen schönen Abend."
Ich lächelte. "Wenn.. Ich wieder da bin.. Muss ich definitiv mit dir ein Wörtchen über deinen Regelbruch reden", sagte ich zunehmend strenger.
Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht. "Kanns kaum erwarten."
Meine Augen verdrehend, löste ich mich aus seiner Umarmung und erhob mich vom Sofa. Die Teller trug ich noch kurz in die Küche, ehe ich mich in mein Schlafzimmer begab und mich für die nächsten paar Stunden in der Kälte warm ankleidete.
Chris zog sich indessen ebenfalls wieder an, sodass wir nun gemeinsam mein Haus verließen. Hinter mir abgeschlossen, vertraute ich ihm meinen Hausschlüssel an, den er mit einem ehrlichem 'Danke' annahm.
Die Treppen hinunter und einen kleinen Teil vom Gehweg begleitete er mich noch, ehe ich mir so langsam Gedanken machte, wie ich mich bei ihm verabschieden sollte. Umarmen? Hand schütteln? Einfach nur bis später sagen und gehen? Stur lächeln und winken?
Unser Schritttempo verlangsamte sich deutlich, bis wir schließlich stehen blieben und er sich zu mir wandte. Ein aufschauender Blick in seine Augen verriet mir, dass er ebenfalls Probleme damit hatte, die richtigen Worte zu finden.
Als dann auch noch die Handwerker mit einem Wird-das-heute-noch-was-Blick zu uns rüber schauten, wurde es mir deutlich zu peinlich.
Schweigend sahen wir uns noch einmal in die Augen. Vielleicht waren Worte einfach gerade fehl am Platz.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu, stellte mich leicht auf die Zehenspitzen, ehe ich mich mit meinen Lippen seiner Wange näherte, um ihm einen einfachen Kuss zu hinterlassen. Hätte er nicht im letzten Moment noch seinen Kopf ein paar Millimeter gedreht, wäre es auch ein Wangenkuss geworden, nur.. Lagen jetzt meine Lippen sanft auf Seinen. Keine große Bewegung fand zwischen ihnen statt. Nur die Berührung, das Prickeln an unseren Oberflächen und das angenehme Kribbeln, welches sich wieder in meinem Körper ausbreitete.
Langsam ließ ich von ihm ab und erreichte mit meinen Fersen wieder den Boden. Ich konnte nicht widerstehen, mir vorsichtig an meiner Unterlippe zu knabbern, ehe ich leise sprach: "Bis heute Abend."
Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. "Wann habe ich dich wieder bei mir?" Seine Stimme unendlich sanft und liebevoll.
"Noch bin ich da." Aus irgendeinem Grund wurde ich nervöser.
Er trat einen Schritt heran, sodass er nun ziemlich dicht vor mir stand. Meine Augen gesenkt auf seinen Lippen, bekam ich mit, wie sie sich bei seinen gesprochenen Worten bewegten. "Ich vermisse dich jetzt schon."
Seine leicht verwuschelten Haarspitzen kitzelten an meiner Stirn, während er mit seinen Lippen abwartend vor meinen verweilte. Will er, dass ich durchdrehe?
"Chris", hauchte ich.
Langsam setzte er zu einem warmen Kuss an, den ich mit einem Kribbeln im Bauch und einer außer Kontrolle geratenen Atmung, gefühlsgeladen erwiderte.
Ein simpler Kuss und mein Herz steht in Flammen. Seine drei kleinen Worte spukten mir im Kopf und ließen mich wieder deutlich nervöser werden. Jetzt oder nie.
Ich blickte ihm in seine Wärme ausstrahlenden Augen und brachte innerlich zitternd vor Aufregung folgende Wörter übers Herz.
"Sag mir.. War dein 'Ich liebe dich' ernst gemeint?"
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❄ Lieben Dank fürs Lesen, Kommentieren und Voten! (: ❄
Zwischen dem und dem Letzten Kapitel lag ungefähr eine 1 1/2 Monate andauernde Schreibblockade. 😥 Hoffe man merkt nicht zu sehr, dass ich mich mit dem Kapitel schwer getan habe..
Welche Antwort möchtet ihr von Chris hören? ❤️
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