❄ 3. Dezember - Part 1 ❄
Da stand ich nun. Allein, verwirrt und mit pochendem Herzen.
❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄
|| Dienstag Morgen - 3. Dezember. ||
Ich schreckte hoch.
Schwer atmend schaute ich mich um.
Niemand da.
Mein Puls beruhigte sich ein wenig, allerdings stimmte etwas meiner Meinung nach diesen Morgen nicht. Ich blickte zur Seite und wusste es. Christine hatte mich nicht geweckt!
Panisch fasste ich nach meinem Handy am Ladekabel und entsperrte den Bildschirm.
Wie bitte?! 08:37?!
Herzrasend sprang ich aus dem Bett, streifte zügig meine Klamotten vom Körper und stieg in die Dusche.
Ich bin doch gestern extra früher schlafen gegangen! Ouuu.. Dana wird nicht begeistert sein, wenn ich nicht pünktlich um 09:00 da bin!
Schnell geduscht und wieder angezogen, riskierte ich einen Blick in den Spiegel. Uff.. hätte ich das doch lieber nicht getan. Entgeistert sah ich in mein Spiegelbild. Das bin nicht ich. Niemals. Ich seufzte. Egal. Dann würde ich mich halt unterwegs schminken müssen.
Frustriert und in höchster Eile verließ ich mein Haus. Natürlich musste ich auch noch kurz mit meiner Handtasche an der Türklinke von innen hängenbleiben. Herrgott! Wenn dieser Tag gut geht, fress ich 'nen Besen!
Hektisch löste ich meine Tasche von der Klinke und zog die Tür hinter mir zu. Kaum einen Schritt weitergegangen ertönte ein komisches Geräusch, welches mich aufschrecken ließ. Irritiert schaute ich auf den Boden und erblickte eine rollende.. Weinflasche? Huch?
Ich folgte ihr und nahm sie auf.
Chardonnay?
Ich hatte doch nichts bestellt!
Oh nein.. sag bloß, Andrew hat doch eine für mich gekauft? Aber wieso kommt er dann extra noch zu mir nach Hause? Ich habe doch nein gesagt.
Nervös blickte ich wieder auf die Uhr. 08:54.
Heiliger Bimbam! Jetzt aber weg hier!
Die Weinflasche einfach wieder abgestellt, machte ich mich schnellen Schrittes auf den Weg zur Arbeit. Derweil zuckte ich meine Feuchtigkeitscreme aus der Handtasche und cremte mein Gesicht ein. Während ich diese trocknen ließ, nahm ich meinen Taschenspiegel heraus und meinen Concealer und begann diesen gleichmäßig auf meinem Gesicht zu verteilen. Danach ein wenig Puder, blassroten Rouge, silbernen Lidschatten, schwarzen Eyeliner, Labello, Lippenkonturstift, dunkelroten Lippenstift, und zu guter Letzt; schwarze Wimperntusche.
Halleluja! Das war diesmal aber eine schwere Geburt! Ich wusste gar nicht, dass Schminken beim schnellen Gehen so anstrengend sein kann..
Fast bei unserer Firma Lovell angekommen, schaute ich nochmal auf die Uhr. 09:13. Arrghh! Dana wird mir den Kopf abreißen! Wozu hab ich mich dann eigentlich geschminkt? Zum schön sterben? Ok, Jaclyn, jetzt nicht durchdrehen.
Meine zerzausten Haare durchgekämmt und zu einer Hochsteckfrisur nach oben gebunden, bog ich um die Ecke in unsere Eingangshalle und stolperte.
Ein panisches Kreischen entfloh meinen Lippen. Der Boden kam immer näher und näher, während schwarze, elegante Winterstiefel aus glattem Leder in mein Blickfeld rückten.
Im nächsten Moment spürte ich einen starken Arm an meiner Taille, der mich behutsam auffing. Herzflatternd atmete ich den frischen, herben Duft ein, der mich langsam umhüllte. Meine Hände etwas klammernd an seinem maßgeschneiderten, schwarzen Anzug, sicherte ich meinen Stand und hob meinen Kopf.
Augenblicklich verkrampfte ich, während der Rhythmus meines Herzens sich überschlug. Er ist viel zu nah.. Ein leichter Schauer wanderte meinen Rücken hinab, als meine Augen die seinen erblickten. Sie waren hellgrau, beinahe klar wie Eis, als würde man in einen Bergkristall blicken.
Sein Gesicht so nahe, dass unser Atem sich vermischte. Dass das Abwenden von ihm zu einer dezenten Qual wurde. Langsam aber sicher verlor ich mich in seinen Augen, in seiner Nähe und es fühlte sich unerklärlich gut an. Was ist nur los mit mir?
Als sich sein Griff um meine Taille verlagerte und mich somit bewusst ein Stückchen näher an seine Brust zog, blieb mir der Atem weg.
"Ich hoffe, es geht Ihnen gut?" Vorsichtig neigte er seinen Kopf etwas zur Seite, um erneut meinen Blick zu seinem zu führen, der nur für einen Bruchteil einer Sekunde auf seinen Lippen ruhte.
Ein leises 'Ja' hauchte ich ihm entgegen.
Oh Gott.. Noch leiser ging es nicht, oder? Wo ist das Ablenkungsmanöver, wenn man es brauchte? In den Flitterwochen? Arrghh... Sicherheitshalber wiederholte ich nach einem Schlucken meine Antwort.
Leise flüsterte er mir ein sanftes 'Okay' zu, während er mich vorsichtig in eine aufrechte, sichere Haltung brachte und seinen Arm langsam wieder von meiner Taille zurückzog.
Ein kurzes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, bevor er einen Schritt seitlich nach vorne setzte, um seinen Weg nach draußen fortzugehen. Dennoch sahen wir beide still über unsere Schultern zu dem jeweiligen anderen. Ich hörte noch seinen Klingelton, in dem eine tiefe, männliche Stimme die Worte 'Just one more moment' sang, bevor er letztendlich um die Ecke bog und aus meinem Blickfeld verschwand.
Tief ein- und ausatmend wandte ich den Blick ab und bemerkte die Empfangsdame, die starr in meine Richtung guckte. Boden öffne dich!
Räuspernd schwang ich meinen Arsch in den Aufzug hinten links und drückte den Knopf mit der Aufschrift '2'. Wenn mich eines an diesem Aufzug stört, dann definitiv, dass die Schiebetüren immer fürchterlich lange brauchen zum Schließen..
Wippend machte ich mir Gedanken, wie ich mich wegen meiner Verspätung bei Dana entschuldigen könnte.
Fast waren die Aufzugtüren zu, doch die männliche Hand, die sich dazwischen schob, verhinderte die Schließung. Stattdessen öffneten sich wieder die Türen und der geheimnisvolle Mann von eben kam zum Vorschein. Still sahen wir uns für einen kleinen Moment in die Augen. Er legte gerade noch seinen Anruf auf, als er dazu stieg und sich ebenfalls mit dem Blick zu Türe neben mich stellte.
Nervös knabberte ich so unauffällig wie möglich an meiner Unterlippe. Was sucht er hier in der Firma? Ich habe ihn hier noch nie gesehen..
Gemeinsam stiegen wir aus dem Aufzug, wobei sich kurz unsere Arme streiften. Sowohl er, als auch ich steuerten nebeneinander hergehend auf die Bürotür meiner Chefin zu. Daran angekommen, erhaschte ich einen kurzen Blick seinerseits in meine Richtung, ehe er drei Mal an die Tür klopfte und sie anschließend öffnete. Mit einer Handgeste deutete er an, dass er gerne mir den Vortritt ließ. Kaum hatten wir das Büro betreten, erhob sich Dana von ihrem Stuhl und wanderte einmal um ihren weißen Arbeitstisch.
Adam und seine Frau, Alexa, waren ebenfalls anwesend und schauten erleichtert, aber auch ein wenig verwundert von ihren Sitzplätzen zu uns rüber.
"Da seid ihr ja endlich! Was hat euch aufgehalten?" Dana verkreuzte ihre Arme und starrte uns leicht verärgert an. Aber in erster Linie mich. Wenn Dana eins nicht abhaben kann, dann ist es Unpünktlichkeit!
Ich wollte gerade ansetzen zum Erklären, aber nein, der attraktive Mann rechts neben mir ergriff das Wort. "Die Frage müsste 'Wer hat euch aufgehalten' lauten."
Dana lächelte ihn verschmitzt an. "Und die Antwort?"
Er sah für einen kleinen Moment versteckt schmunzelnd zu mir rüber, ehe er auch diese Frage ausweichend beantwortete. "Das behalten wir lieber für uns."
Mein Atem begann augenblicklich zu flimmern. Bitte nicht noch Einer, der mein Gefühlschaos vergrößert..
Adam räusperte sich hörbar grinsend, während Alexa mit gehobenen Augenbrauen zwischen mir und dem anscheinend vortrefflich charmanten Mann hin und her blickte.
"Nun gut. Kommen wir zum eigentlichen Anliegen des heutigen Tages." Sich vom Stuhl erhoben, trat Adam vor und legte seinen Arm an den Rücken des Mannes, der sich gerade zu mir wandte.
"Jaclyn. Das ist mein Sohn. Er ist seit kurzem wieder in der Stadt und hilft uns demnächst im Familienbetrieb. Wir würden uns sehr freuen, wenn du ihn hier ein wenig herumführst und ihm alles zeigst. Dana würde dir alles weitere erzählen und die Fragen, die du eventuell hast, klären."
Kaum merklich nickte ich Adam zu, während meine Augen zu seinem Sohn wanderten. Jede Sekunde, in der sein angenehmer Blick in meinem ruhte, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Die Stimmen um uns herum traten nach und nach in den Hintergrund, bis es nur noch ein 'uns' gab und den einen herzbeschleunigenden Schritt, den er auf mich zuging.
Seine klaren Augen unabweichlich in meine gerichtet, hielt er mir seine Hand entgegen und nannte mir seinen Namen.
Vince Price.
Meine Hand in seine gelegt, tat ich das Gleiche.
"Jaclyn White."
-
Nach einem kurzen Aufklärungsgespräch, darüber, dass Vince nun mein neuer Ansprechpartner in jeglicher Weise unserer zweiten Partnerfirma Price ist, und einer klaren Anweisung von Dana, dass ich ihm ausdrücklich alle Fragen beantworten soll, die er hat und ich bloß nichts vergessen soll, ihm zu zeigen, verließen Vince und ich zusammen das Büro meiner Chefin.
Tief durchatmend versuchte ich meine leicht gereizten Nerven zu beruhigen. Ich hasse Befehlstöne..
"Okay, dann lass es uns angehen. Wo möchtest du anfangen?" Abwartend drehte ich mich zu ihm.
"Ich überlasse die Führung ganz dir, Jaclyn." Na, super.
"Okay, wie du willst." Gefolgt von ihm, bog ich einmal rechts ab und bewegte mich auf meine Bürotür zu. "Also, hier auf der Ecke hätten wir mein Arbeitszimmer, daneben direkt das von meiner Kollegin, Emma. Gegenüber auf der Ecke befindet sich unser Meetingraum und daneben findest du unsere dritte Designerin im Team, Sharyn." Zeitgleich verwies ich mit meinen Händen auf die jeweiligen Stellen.
"In unserer aller Mitte, siehst du unsere Cafeteria mit zusätzlichen Sitzen als kleinen Wartebereich. Du kannst dir dort jederzeit einen Kaffee oder ähnliches machen. Ab und zu findest du dort auch kleine Leckereien, die manchmal einer von uns mitbringt. Tja, also.. insgesamt eigentlich sehr gemütlich und angenehm hier." Lächelnd sah ich ihn an.
"Magst du mir hier niemanden vorstellen?", fragte er mich so, als hätte er mich bei einem Geheimnis ertappt.
"Ehm, unser Arbeitsbeginn ist normalerweise erst um 10 oder 11 Uhr morgens. Wegen dir sollte ich heute früher kommen, deswegen sind wir gerade für uns allein." Ob das gut ist, bezweifle ich..
"Verführerisch."
Erwachend aus meinem kleinen Gedankengang schaute ich ihn irritiert an. Ein Grinsen war um seine Lippen gelegt. Als wüsste er, woran mein Blick gerade haftete, fuhr er einmal mit der Zungenspitze kaum merklich über seine Oberlippe.
Schleunigst davon abgewandt, fragte ich ihn: "Wie bitte?"
"Nichts", kam es prompt spielerisch unschuldig als Antwort. "Wie wärs, wenn du mir dein Zimmer zeigst?", fragte er nach einem Sekündchen Stille.
Atmen Jaclyn. Atmen! NICHT FANTASIEREN!
"Mir fällt gerade ein.. Grayson müsste schon da sein." Ich lächelte ihm zu. "Auf in die erste Etage!" Bloß schnell weg hier, dachte ich mir und stürmte los.
Gemeinsam und still im Aufzug stehend, fuhren wir abwärts in die erste Etage. Ein leichtes Wippen auf meinen Schuhen konnte ich mir nicht verkneifen.
Wie konnte ich nur so dumm sein und das nicht bemerken? Er war direkt hinter mir, als er seinen Anruf im Café angenommen hatte! Wir hatten sogar längeren Augenkontakt! Und das mehrmals die letzten Tage! Verflucht! Und jetzt sollen wir Partner sein?
"Willst du im Aufzug übernachten?" Meine Augen, die gedankenverloren am Boden nagten, blickten schlagartig nach vorn. Zu diesem gut aussehenden Typen, der angelehnt zwischen den Aufzugtüren mich leicht grinsend musterte. "Ich würde dir sogar Gesellschaft leisten", gab er ehrlich zu und schien, als würde er sich bereits der Fantasie unserer Übernachtung im Aufzug hingeben. Automatisch musste ich tiefer einatmen und presste meine Lippen aufeinander. "Natürlich nur, wenn du möchtest, Jaclyn", fügte er noch sanft hinzu. Aber so wie er meinen Namen betonte, sträubten sich mir die Nackenhaare.
Eine Partnerschaft mit dem?
Das kann nicht gut gehen!
"Hast du was gesagt?", fragte ich absichtlich so, als hätte ich nichts gehört und ging schnurstracks aus dem Aufzug an ihm vorbei.
Im nächsten Moment kam auch schon die gesuchte Person in mein Blickfeld. Grayson. Und Donna. Sieht so aus, als würden sie sich streiten..?
Stirnrunzelnd klopfte ich einmal an die Glastüre und öffnete sie. "Hi, alles okay bei eu-" Donna, die plötzlich in meine Richtung marschierte, hatte sichtlich schlechte Laune und rempelte beim Verlassen des Raumes sowohl mich, als auch Vince an der Schulter an. Ich schaute ihr eine Weile hinterher und bekam noch mit, wie sie den einen Mülleimer mit ihren hohen, schwarzen Stiefeln wie ein Football aus dem Weg kickte.
Mit einem Blick, der eine Erklärung forderte, sah ich zu Grayson, der sich frustriert die Haare zerzauste und sich im Kreis drehte.
"Grayson?", versuchte ich seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Was?!", kam es etwas lautstark von ihm zurück, während er mit den Händen in seine Hüften gestemmt mich mit angespannten Kiefer ansah.
"Was ist los?", wollte ich wissen.
Er fasste sich mit seinem Zeigefinger und Daumen an seinen Nasenrücken, schloss die Augen und atmete tief durch. Das tat Grayson immer wenn er sich versuchte zu beruhigen. "Familienprobleme. Das ist los, Jaclyn."
❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄
❄️ Lieben Dank fürs Lesen, Kommentieren und Voten! :) ❄️
Euer erster Eindruck von Vince? 😊
Frage: Fehlt euch irgendwas beim Lesen? Mehr Beschreibungen? Mehr Gedanken, Gefühle? Oder von irgendwas lieber weniger?
Wünsche euch einen fröhlichen Nikolaustag und einen schönen zweiten Advent! 🕯️🕯️
Kuss 💋
~Layla ♥️
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro