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Sie waren da. Die amerikanischen Gäste. Täglich bediente ich sie, lächelnd, höflich, diszipliniert. Ich gab mir alle Mühe, einen guten Eindruck vor ihnen zu machen. Aufregen konnte ich mich abends noch. So vergingen die Tage, lächelnd, höflich, diszipliniert. Doch wenn dann Harry den Raum betrat, und mir ein Lächeln schenkte, schien er meine komplette Konzentration auf sich zu ziehen. Ich stolperte, stieß Becher um oder verursachte andere Missgeschicke. Die Familie Styles musste sich fast täglich über mich beschweren, obwohl Harry alle meine Fehler lediglich mit einem amüsierten Schmunzeln quittierte. Ich bekam sozusagen dauerhaft Ärger. Aber wie gesagt, ich nahm das alles gerne hin. Die Gäste bekamen von meiner Tollpatschigkeit meist wenig mit, da sie in anderen Räumen aßen, als die Gastgeber. Das war dann wohl auch der einzige Grund, weshalb ich überhaupt noch bedienen durfte: Die Gäste verlangten nach mir, da sie meine Arbeit schätzten. Großzügig.
Eines Abends tauchte Harry nicht zum Abendessen auf. Sein Fehlen irritierte mich noch mehr, als seine Anwesenheit, weshalb ich dem leeren Platz immer wieder Blicke zu warf. Mein Fuß blieb an dem Tischbein hängen und ich stolperte, mit Weinflasche in der Hand, gegen einen geschmückten Stuhl am Kopfende des Tisches und schürfte mir mal wieder die Hüfte auf. "Mister Louis!", brauste die Hausherrin auf und erhob sich. Erschrocken zuckte ich zusammen und wand den Blick zu Boden. "Es tut mir leid, Ma'am, das ist-" Sie unterbrach mich harsch. "Natürlich tut es Ihnen leid! Aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie es kommt, dass meinem besten Diener derartige Tollpatschigkeiten passieren! Würden Sie mich aufklären?" Alle Augen lagen auf mir. Ich schluckte. "Ma'am, die Abwesenheit des Prinzen irritiert und sorgt mich etwas.", erklärte ich dann und sah wieder auf den leeren Stuhl. "Ist ihm etwas zugestoßen?", wagte ich dann zu fragen. Harrys Mutter setzte sich wieder. "Es ist nicht Ihre Aufgabe, sich zu sorgen! Verschwinden Sie!" Ich nickte hastig, stellte den Wein ab und verschwand in die Küche, in der Madame mich mit zornigem, roten Gesicht erwartete. "Ab zu den Gästen! Danach sprechen wir uns!", zischte sie und stieß mich zum anderen Raumende, von dem aus man zu dem Speisesaal der verhassten Gäste ging. Ich hatte das Gefühl, dass niemand sie richtig leiden konnte, aber selbstverständlich sprach das keiner aus, schon gar nicht gegenüber der Königsfamilie. Außer mir.
Ich betrat den Raum der Gäste. Zuallererst fiel mir die gute Laune auf, die herrschte. Und dann fiel mein Blick auf den leeren Platz, auf dem Harrys Zukünftige sonst saß. Ich wurde bleich. Sofort wurde mir klar, wo Harry war. Fest die Zähne zusammenbeißend bediente ich die Familie und ließ danach meine Strafe über mich ergehen. Mit rotgeschlagenen Wangen und fiesem Ziehen im Herzen eilte ich direkt danach zu Harrys Zimmer. Als ich ankam, sah die Wache mich komisch an. "Du bist früh dran, der Prinz ist noch nicht zurück.", sagte er und ich seufzte. Dann setzte ich mich vor die Tür. "Ich werde warten. Willst du schon gehen, oder wartest du mit mir?" Die Wache lächelte leicht. "Zu dieser Uhrzeit könnte mein Gruppenleiter mich sehen. Also lieber nicht." Ich nickte und starrte geradeaus an die rote Wand. Schon vor einigen Wochen war mir aufgefallen, dass die Wache gar nicht so kräftig war, wie ich am ersten Abend gedacht hatte. Ich hätte es locker mit ihr aufnehmen können. "Was ist eigentlich mit dir passiert? Hat dich jemand verschlagen?", fragte der Typ dann und sah auf mich herab. Ich lächelte müde. "Madame. Ich bin gestolpert und habe unangemessene Fragen gestellt." Er lachte leicht. "Madame... Ich hatte ein paar Mal mit ihr zu tun... Man, die ist echt eine Schlange! Wie heißt sie eigentlich mit vollem Namen?" Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Aber freundlich ist echt was anderes!" Wir lachten leicht, dann wurde es still. Aber nicht unangenehm. Meine Gedanken hingen an Harry: Wo er gerade war, was er gerade machte, und vor allem: Ob er sich in Taylor verliebte. Ich konnte sie nicht ausstehen, aber Harry hatte noch kein einziges Wort über sie gesagt. Wahrscheinlich wollte er sich raushalten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchten endlich Schritte im Gang auf und ich sah Harry zu seinem Zimmer eilen. Die Wache lächelte mir noch zu und ging dann. Ich stand schnell auf. "Harry!", begrüßte ich ihn und Harry sah mich erleichtert an. "Tut mir leid, Lou, ich musste Taylor zurück zu ihrer Familie begleiten, und die haben mich aufgehalten..." Er wollte mich küssen, doch ich hielt ihn zurück. "Ist das Lippenfarbe?", fragte ich und deutete auf seine Wange, gespannt, wie er sich rausreden wollte. Zu meiner Überraschung antwortete er allerdings: "Ja, ist es. Taylor hat mich auch geküsst, als ich gegangen bin. Ich konnte mich nicht davor drücken, ihre Familie sah zu uns. Es tut mir ehrli-" Er runzelte die Stirn. "Moment, was ist mit dir passiert? Dein Auge wird ja ganz blau!" Ich lehnte mich gegen die Tür hinter mir. "Lange Geschichte...", antwortete ich. Er legte eine Hand an meine Wange. "Madame?" Ich nickte nur. Diesmal küsste er mich, und ich genoss das Gefühl, das durch meinen Körper strömte. Wie konnte es Taylor wagen, Harry zu küssen? "Komm, wir gehen rein.", sagte Harry dann und öffnete die Tür. Ich nickte nur und ging mit ihm in sein Zimmer. "Hazza, was hälst du von Taylor?", fragte ich dann und er sah mich still an. "Harry, magst du Taylor?", wiederholte ich meine Frage, aber diesmal eindringlicher. Er biss auf seiner Lippe herum. "Ich... ich darf nicht schlecht über unsere Gäste reden...", antwortete er dann und mir fiel ein Stein vom Herzen. "Du darfst mich auch nicht küssen. Na und?", entgegnete ich dann und kam näher zu ihm. "Sie ist eine Schlange! Die ganze Zeit macht sie mir Komplimente, nimmt aber keine an. Dann redet sie immer davon, dass sie sich hier sehe wohlfühlen wird und ihre Eltern es kaum erwarten können, ein Hochzeitskleid für sie zu arrangieren, und wie gut es sein wird, wenn sie erst ihr Gefolge hier hat, um euch zu ersetzen." Erschrocken sah ich ihn an. "Wie bitte? Uns ersetzen?" Er schüttelte bestimmt den Kopf, seine Locken flogen durch die Luft. "Nein, das lasse ich nicht zu! Ich werde sie auch nicht heiraten, das sage ich meinen Eltern gleich morgen früh!" Ich lächelte glücklich und küsste ihn. Fast schon erleichtert erwiderte er und zog mich näher an sich ran. Ich genoss das Gefühl.
Aber dann ging es weiter. Irgendwie wurde der Kuss immer intensiver, immer verlangender, bis ich irgendwann meine Zunge in seinen Mund schob, um ihn noch weiter zu vertiefen. Harry stöhnte leise. Und dieses Geräusch veränderte alles: Ich wurde mit einem mal hart. Verdammt., schoss es mir durch den Kopf, doch ich konnte nicht aufhören, ihn zu küssen. Wie hypnotisiert erkundete ich mit meiner Zunge seine Mundhöhle, genoss es und drängte ihn vorsichtig rückwärts zum Bett. Ich hatte nicht vor, mit ihm zu schlafen. Oder? Irgendwie wusste ich es selbst nicht. Es kam auf Harry an. Dieser fiel plötzlich rückwärts auf das Bett und ich auf ihn drauf. Schnell atmend sahen wir uns an, darauf wartend, dass einer von uns diese Situation definierte. Ich fuhr mit meiner Hand in seine Locken und küsste ihn wieder, diesmal aber nur kurz. "L-Louis...", flüsterte er mit heiserer Stimme. Ich sah ihn an. Seine Augen waren dunkel. "Louis... Bitte... schlaf mit mir..." Ich sah ihn überrascht an. Dann drückte ich meine Lippen wieder intensiver auf seine und begann langsam, mich an seinem Intimbereich zu reiben. Die Geräusche, die ich ihm entlockte, würden mich die ganze Nacht begleiten.
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