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97.

Harry

In meinem Kopf brachen so viele Türme und Mauern ein, dass ich dachte, mein Gehirn würde mich auf der Stelle umbringen. Ich konnte mich nicht auf meinen sofort einsetzenden Kopfschmerz konzentrieren, ich konnte mich nicht einmal auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Mir wurde kotzübel, als ich Nialls Oberkörper schnell aufrecht zog und verzweifelt sein blutbeschmiertes Gesicht betrachtete. „Niall", sagte ich mit schwacher Stimme und erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich jeden Moment verlieren würde. „Niall, komm schon, tu mir das nicht an. Du bist alles, was ich noch habe."

Ich schlug ihm sachte gegen die Wangen, rüttelte an seinen Schultern, aber er regte sich nicht. Sein Kopf hing nur schwach hinab.

„Nein!", begann ich zu schreien und rüttelte noch fest an seinen Schultern. „Du kannst mir das nicht antun, verdammt!"

Dennoch war es aussichtslos und das musste ich schnell begreifen. Das Blut schoss nur so aus seiner Schläfe und floss über meine rechte Hand.

Es war ein Schock, den ich nie zuvor erlebte. Ich sah das Blut auf meiner Hand und mir wurde noch schlechter.

Rückwärts robbte ich von Niall weg und kam mit Schwung an einem Baum an. Wahrscheinlich hätte dieser Aufprall mir Schmerzen bereitet, würde ich noch etwas anderes fühlen als Trauer.

Ich wollte es nicht wahrhaben, als ich Niall mit beschleunigtem Atem ansah. Wie er dort saß. Und wie er mich zurückgelassen hatte.

Plötzlich passierte etwas in meinem Kopf. Ich dachte an so viele Dinge. Ich dachte an Afrika, wie wir dort monatelang verbrachten und Menschen töteten. Wie wir in Frankreich Zivilisten erschossen, wie unsere Freunde verbrannten und wie Bomben über unseren Köpfen explodierten.

Ich dachte daran, welch Leid ich bereits gesehen und erfahren habe.

Und welch Leid ich gerade erfahre. Wie alleine ich ab sofort sein sollte. Und wie nie wieder etwas so sein wird, wie es vor vielen Jahren einmal war.

Wie Liam, Niall und ich uns damals in Amerika versprachen, dass wir lebend wieder zurückkommen werden. Und wie nichts davon noch von Bedeutung war.

Und was wirklich aus uns geworden war.

Ich wusste nicht, was ich tat, als ich mir den Revolver in Nialls Hand griff.

Wie soll ich jemals über all dies hinweg kommen? Das war die größte Frage in meinem Kopf.

Ich lud den Revolver nach, ohne zu denken. Dann hielt ich ihn mir an den Kopf.

Ich schloss die Augen.

Ich wollte abdrücken, ich wollte es so sehr.

Aber ich hielt mich zurück. Mein Innerstes spielte verrückt, als ich den Revolver eilig entlud und die letzten drei Kugeln im Laub verschwinden ließ, die Waffe direkt hinterher.

Meine Hände waren so zittrig, meine Gedanken so durcheinander. Mein Kopf drönte so enorm, ich musste ihn mir halten, weil ich dachte, er explodierte sonst.

Ich spürte, ich musste irgendetwas tun. Schreien, rennen, weinen, irgendetwas. Mich überkam das Gefühl, zu hyperventilieren, als ich mir die Hände über den Mund hielt, um mich wegen etwas zu beruhigen, das es nicht verdient hatte, damit ruhig umzugehen.

Als ich Nialls Blut an meiner Hand roch und spürte, das es mir nun im Gesicht klebte, kam mir die Galle hoch. Ich würgte, schaffte es aber, mich nicht zu übergeben.

Nein, es machte keinen Sinn, dachte ich mir und wühlte wild im Laub umher. Ich suchte eine Kugel und wurde schnell fündig. Sie fiel mir beinahe aus der Hand, als ich den Revolver wiederholt nachladen wollte, aber ich schaffte es.

Zum zweiten Mal hielt ich mir den Lauf der Waffe an den Kopf.

Drei Sekunden lang tat ich es.

Drei Sekunden, in denen ich Niall dafür verfluchte, was er mir antat und in denen ich mich selbst dazu zwang, zu denken, dass mir nichts anderes helfen konnte, außer zu sterben, um dieser Hölle endlich zu entfliehen.

Ich schrie so laut ich konnte, als ich meinen Revolver so weit von mir schmiss wie ich konnte.

Und dann überkam es mich.

Es fühlte sich an, als wäre ich nicht Teil meines Selbst, als ich mir die Seele aus dem Leib schrie und weinte, als hätte ich es noch nie zuvor getan.

Wie konnte er mir das antun? Wie konnte mir diese Welt all dies antun? Wie konnte Liam sich für Annel opfern? Wie konnten wir denken, wir würden es lebend aus diesem Krieg schaffen? Wie konnte ich so viele Menschen töten? Wie konnte ich ein kleines Kind in einem Bunker einsperren? Wie konnte ich jahrelang eine Waffe an meinem Körper tragen? Wie konnte ich Pepper sterben lassen? Wie konnte ich meine Mutter verlassen? Und zur Hölle, wie konnte ich Lisbeth und George alleine lassen?

Es war in diesem Moment alles, was mich erschlug. Ich schrie und weinte nicht nur für Niall oder Liam, ich schrie wegen allem, was falsch war. Über diese Hölle und wie sie uns Jahr für Jahr mehr zu ihren Sklaven machte. Bis sie uns nicht mehr brauchte und wir verschmort zu Waffen griffen, damit wir uns selbst ein Ende bereiten konnten.

Noch nie in meinen zweiundzwanzig Jahren hatte ich mich so fallen lassen wie in diesen paar Minuten, in denen ich neben der Leiche meines besten Freundes saß.

Meine Finger vergriffen sich im Boden und ich hörte Schritte, als mein Hals bereits begann zu schmerzen. Ich versuchte, still zu sein, all diesen Schmerz zu verdauen, aber nur vage gelang es mir.

„Harry", vernahm ich gerade so Annes Stimme, die sich neben mir fallen ließ. „Oh .. Gott." Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Wahrscheinlich erblickte sie Niall.

Doch nicht einmal sie hätte mich jetzt retten können. Wenn ich es nicht konnte, konnte es niemand.

Sie legte ihre Arme um meine Schultern und zog mich an sich heran, als ich mich nicht regte. Ich kämpfte noch immer damit, nicht den nächsten Schrei herauszulassen.

Schon in der Sekunde, in der ich ihr Herz wild pochen hören konnte und sie mir über den Kopf streichelte, brach ich in Tränen aus.

Ich war erbärmlich, wie ich mich hier von ihr halten ließ, während ich heulte wie ein Kind.

Es war nicht zu beschreiben, wie sehr ich mich für so viele Dinge hasste. Und wie sehr ich dieses Leben in dieser Welt hasste.

Anne drückte mich enger an sich heran, als sie bemerkte, ich schaffte es, mich – wenn auch nur ein kleines bisschen – zu beruhigen. In meinem Kopf spielten sich noch immer die schrecklichsten Dinge ab und ich wurde mit einem Mal mit Erinnerungen und Konflikten konfrontiert, die ich schon längst hätte vergessen sollen, aber ich wollte mich nur noch beruhigen.

„Bitte", flüsterte sie mir mit zittrigem Atem zu. „Lass uns aus diesem Wald gehen."

„Ich wollte mich erschießen", krächzte ich und hatte kaum noch eine Stimme.

Anne holte tief Luft.

„Ich wollte es wirklich einfach tun."

„Wir werden zurückgehen." Sie ließ mich los und ich ließ mich von ihr an der Hand auf die Beine ziehen.

Ich schaffte es nicht, Niall aus meinem Blickfeld auszublenden. Es war ein grausames Bild, wie er tot neben Liams Grab saß.

„Los, bitte, komm mit", nahm Anne meine Augen von meinen zwei toten Freunden. Sie blickte mich mit so traurigen und großen Augen an. „Hier zu bleiben, ist nicht gut. Für niemanden."

Als wir den Wald verließen, hatte ich nicht die Kraft dazu, noch einmal zurückzusehen. Niall war nun ein Teil von Deutschland geworden, denn genauso wie Liam, würde er hier bleiben. Für immer.

Deutschland nahm mir fast alles, was mich noch am Leben hielt. Und auch, wenn ich mich an diesem Tag nicht erschoss, starb etwas in mir. Etwas, das nie wieder zum Leben erwacht werden konnte.

Wir betraten das Lager und es schien, als wussten bereits alle, was im Wald passiert war. Keiths Blick verriet es mir. Er strahlte puren Mitleid aus. Natürlich weinte niemand und niemand kämpfte auch nur mit den Tränen. Jeder hasste Niall. Aber sie wussten, er war mein Freund.

„Elliot, Willis, Louis", sagte Toby als erster, als Anne mich zurück auf meinen Hocker zog. „Lasst uns gehen."

Die Genannten nickten und gingen in den Wald. Sie würden Niall vergraben, wie sie es mit Liam gemacht hatten.

Ruhe trat ein. Ruhe, in der ich zu viel Zeit zum Nachdenken hatte.

War es das, was wir taten, wenn jemand starb? Hier sitzen und darauf warten, bis es der nächste tat? Oder einfach darauf warten, bis wir selbst die nächsten sein würden?

„Es tut mir leid, Harry", unterbrach Keith die eisige Stille und beugte sich auf seine Knie. „Wir alle wissen, dass er dir sehr am Herzen lag."

Ich wollte seine Worte nicht hören.

„Aber er war sehr krank. Versuch es, von der positiven Seite zu sehen. Er ist jetzt ..."

„Von der positiven Seite?", ging ich ihn sofort harsch an und spannte mich an. Anne griff nach meinem Arm, als ich mich aufrichtete. „Du meinst die positive Seite, in der ich entweder in den nächsten Stunden von irgendeinem Drecksnazi erschossen werde, oder vielleicht nach Hause komme, aber damit leben muss, dass alle meine Freunde gestorben sind?"

Keith schwieg und wand seinen Blick ab. Er presste seine Hände aneinander.

„Los, Keith, sag es mir", sprach ich weiter, diesmal aggressiver. „Was ist diese „positive" Seite, von der du ständig sprichst? Macht es dich geil, wenn unsere Männer sterben? Aber sehen wir es positiv. Immerhin müssen die verfickten Deutschen morgen noch weniger Amerikaner erschießen. Wie gut, dass du es immer von der positiven Seite siehst, nicht wahr?"

„Ich wollte dich nicht wütend machen", sagte er ruhig. „Aber vielleicht brauchst du es gerade."

Ich kniff die Augen zusammen. „Sag mir nicht, was ich brauche."

„Hey", flüsterte mir Anne von der Seite zu und hielt meinen Arm enger an sich heran, als ich unbewusst fast von meinem Hocker aufstand. „Bleib bei mir."

„Was ist denn hier passiert?", ertönte Pattons Stimme. Er kam gemütlich in unsere Runde gelaufen und setzte sich auf den Hocker, auf dem vorher Louis saß. „Wieso habt ihr keine Flaschen in der Hand?"

„Leutnant Niall Horan", erklärte Keith ihm sachlich. „Er hat sich eben gerade im Wald erschossen."

Bei seinem letzten Satz, musste ich kurz die Augen schließen. Es zu hören, brannte fast so sehr wie es zu sehen. Die Anspannung in mir, verflog trotzdem nicht.

Erst recht nicht, weil Pattons leise auflachte und sich die Schnapsflasche vom Boden nahm. „Wer hätte das gedacht?", hörte ich ihn murmeln.

Ich ballte die Fäuste und Anne war wieder gezwungen, mich zu sich zu ziehen. „Was haben Sie gesagt?"

Pattons öffnete die Flasche und grinste schief. Er blickte zu mir hinauf. „Ich sagte, wer hätte das gedacht?"

Mein Herz raste sekündlich schneller und der Zorn ebenso. Noch nie hatte ich solch einen Hass gegenüber einem Vorgesetzten verspürt.

Joseph trat verwundert hinzu. Er hatte die Stirn gerunzelt. „Was ist hier los? Ich habe Schreie gehört."

„Horan hat sich die Kugel gegeben", antwortete ihm Pattons und setzte die Flasche an. „Aber machen wir uns nichts vor." Er nahm einen kräftigen Schluck Schnaps. „Ich wusste, er war ein Schwächling, seitdem er damals die Kleine nicht erschießen wollte."

Und ich schwor, mein Puls setzte einen Schlag aus, als er dies aussprach. Genauso wie mein normaler Menschenverstand.

Im nächsten Moment bemerkte ich auch schon, wie Joseph und Keith versuchten, mich mit ganzer Kraft zurückzuhalten, als ich fast bei Pattons ankam, um ihm mit aller Gewalt, das Grinsen aus der Fresse zu schlagen.


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