Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

95.

        Nervts euch eigentlich, dass ich in letzter Zeit so viel Harry POV schreibe? Irgendwie schreib ich ihn lieber :D
Oben ist übrigens ein weiteres Bild, diesmal von @-lightless :)

Harry

Als ich zurück zum Lager ging, kamen mir schon Toby und ein paar andere Männer entgegen, die nun Liams Leiche wegbringen würden. Sie fragten mich, wo sie ihn hinbringen sollten. „Irgendwo in den Wald. Aber weg von hier", sagte ich ihnen. 

Jeder in der Infanterie liebte Liam. Es würde zu viele Männer zum Verzweifeln bringen, würden sie seine Leiche sofort zu Gesicht bekommen.

Als ich das Lager betrat, herrschte eine erdrückende Stille. Als ich mich umsah, bemerkte ich erst, wie viele Männer wir wirklich in den letzten fünf Stunden verloren hatten. Es war nicht ganz die Hälfte, aber Fakt war, dass es zu viele waren. Ein weiterer Fakt war, dass jeder dieser Männer diese eine Trauer ausstrahlte, die wohl auch ich ausstrahlte. Jeder von ihnen hatte einen Freund verloren.

Wir hatten keine Sanitäter mehr. Nun fingen die Soldaten an, sich gegenseitig die Wunden zu verbinden oder mit ungeschickten Händen die Verletzungen zuzunähen. Alle waren müde und erschöpft. Das war das Einzige, was man hier erkennen konnte.

Ich hielt gerade nach Anne Ausschau, da erblickte ich sie auch schon. Mir fiel ein Stein vom Herzen, das tat es wirklich. Zwar hatte ich mir schon denken können, dass Joseph sie nicht einfach hätte sterben lassen, aber trotzdem war ich enorm erleichtert.

Sie drückte gerade die weinende Annel von sich und kniete vor ihr. Scheinbar verstand sie ihre ständigen Tränen nicht und fragte immer wieder nach.

Bis ich Annel kläglich „L-Liam ..." schluchzen hören konnte.

Es wunderte mich nicht, dass Anne sich die Hand nach Luft schnappend vor den Mund schlug. Auch sie setzte immer große Stücke auf den großen Mann. Liam hatte mir immer erzählt, wie sehr sie sich ihm anvertraute und egal, wie oft ich ihn gebeten hatte, mir all ihre Geheimnisse zu erzählen, schwieg er.

Mit zusammengepressten Augen drückte Anne ihre kleine Schwester fest an sich heran. Von hier sahen die beiden zerstört aus. Das kleine Mädchen mit den vielen Narben auf der Haut, die junge Frau, die ihre schöne Haarpracht verlor und noch immer blaue Flecken hatte, die schienen, als würden sie nie verheilen. Ich hatte mir oft gewünscht, die zwei Mädchen in einer normalen Verfassung, in einer glücklicheren Umgebung und nicht geschundenen Seelen anzutreffen.

Ihr Gesicht in Annels Halsbeuge gepresst, öffnete Anne die Augen und sie fielen direkt auf mich. Vorsichtig löste sie sich von Annel und stand auf. Ihr flossen die stummen Tränen über die verdreckten Wangen.

Es fiel mir schwer, sie einzuschätzen. Würde sie mich wieder verachten und fortgehen? War sie vielleicht genauso glücklich wie ich, dass wir noch lebten?

Ihre Antwort war mehr als befriedigend, als sie erst ruhig auf mich zukam und schließlich begann zu rennen, um mir um den Hals zu fallen.

Sofort drückte ich sie so fest wie ich nur konnte, an mich heran und schwor mir, ich würde jeden windelweich schlagen, der es wagte, uns nun zu stören. Auch Pattons.

Ihr Körper war kalt, ihr flacher Atem erstickt in meiner Schulter. Ich wollte sie noch für Stunden so halten. Mein Gesicht an ihren Hals schmiegen, ihren Körper an meinem spüren und ihre alleinige Präsenz genießen. Es genießen, dass sie noch hier bei mir war.

„Es tut mir so leid", weinte sie in den Stoff meiner Uniform. „Es tut mir so unendlich leid."

Ich war mir nicht sicher, was genau ihr leid tat. Vielleicht sprach sie von ihren Beleidigungen, die sie mir wegen Annel und Walt an den Kopf warf, oder von Liams Tod. Für nichts von beiden hätte sie sich entschuldigen müssen.

Wir lagen uns so eng umschlungen in den Armen, dass ich das Gefühl hatte, nichts hätte uns mehr trennen können. Ich wünschte nur, es wäre wirklich so gewesen.

Als Anne nicht aufhörte zu weinen, legte ich ihr meine Hand auf den Hinterkopf und strich ihr sanft darüber. Es war nicht so, als hätte ich nicht weinen wollen, aber ich hatte meine Tränen für Liam bereits vergossen. Ich musste nun für meine Nächsten stark sein. So wie Liam es immer für uns getan hatte.

Meine Augen wurden von Pattons' eingefangen. Er stand bei Joseph, der sich gerade um einen schwerverletzten Kumpanen kümmerte. Aber scheinbar warf er mir nur böse Blicke zu, darauf folgte keine weitere Handlung. Er starrte uns einfach nur an, bis er aus meinem Blickfeld verschwand.

Erst als er ging, wurde mir bewusst, dass ich ihm unbewusst einen mindestens genauso bösen Blick zuwarf. Denn erst als er ging, beruhigte ich mich.

„Es tut mir so leid für dich", schluchzte Anne erneut. „I-Ich weiß, d-dass ..."

Ich nahm ihren Kopf zwischen meine Hände und unterbrach somit die Worte, die sie kaum hervorbrachte. Mittlerweile hatte ich so viele verweinte Gesichter in meinem Leben gesehen, aber kaum eins berührte mich so sehr wie wenn Anne es tat.

„Beruhige dich", sprach ich ihr so leise zu, dass nur sie es hören konnte. Es war so still im Lager, wahrscheinlich hörte uns trotzdem jeder. „Sie bringen ihn gerade weg und dann wird er begraben. Lass uns währenddessen woanders hingehen."

Schniefend blickte sie mit ihren blauen Augen zu mir hinauf. „Willst du denn nicht dabei sein?"

„Ich habe ihm bereits Lebe wohl gesagt, ich würde mir gerne alles, was danach kommt, sparen."

Sie sah mich noch für einen Moment an, um sicher zu gehen, dass ich das Gesprochene ernst meinte. Und ja, das tat ich. Ich würde es nicht ertragen, Liams Körper in ein Loch fallen zu sehen, wie es Zayn damals tat. In meinem Kopf hatte Liam eine Grabstätte an einem geschmückten Friedhof verdient, nichts anderes.

Schließlich nickte Anne und löste sich von mir. Allerdings widerstrebte es mir, sie loszulassen, denn ich wusste nicht, wie lange ich noch bei ihr sein konnte. Deswegen ergriff ich ihre Hand, worauf sie meine fest hielt. Es war, als hätte sie bereits darauf gewartet.

Niemand hier, kein Soldat, kein Walt, kein Pete und kein Walt hätten uns noch mehr schaden können, als es der Krieg sowieso schon tat. Wir waren alle am Ende angelangt. Alle Geheimnisse waren keine Geheimnisse mehr. Wir würden sowieso irgendwie und irgendwo sterben.

„Keith", sagte Anne – sich die Tränen von den Wangen wischend – zu dem Mann, der gerade Anne tröstend über den Kopf strich. „Kannst du bitte bei ihr bleiben? Wir werden ..."

„Annel", unterbrach ich Annes Bitte. „Möchtest du mit uns kommen?"

Das junge Mädchen wischte sich über die Nase und schniefte. Anne und sie blickten mich überrascht an. „Ihr möchtet bestimmt alleine sein", sagte Annel.

Ganz vage lächelte ich. „Komm mit uns. Niemand möchte gerade alleine sein."

Anne erhöhte kurz den Druck zwischen unseren Fingern. Ich wusste, sie ließ ihre kleine Schwester nur ungern alleine. Aber diesmal tat ich es nicht für sie, sondern nur für das kleine Mädchen, das monatelang Höllenqualen erleiden musste. Genauso wie wir, hatte auch sie es verdient, umringt von Menschen zu sein, denen sie etwas bedeutete.

„Das ist eine gute Idee", sagte Keith und lächelte mir zu, auch wenn sein Lächeln genauso traurig war wie meins. „Geh mit den zwei Täubchen."

Für die Bezeichnung „Täubchen" hätte ich Keith gerne einen gehässigen Blick zu geworfen, aber es war mir in dem Moment egal. Annel wand sich aus seinen Armen und hielt sich an Anne fest.

Wir drei verließen das Lager, aber ich führte die beiden Mädchen nicht zu weit fort. Das Risiko, die Deutschen würden uns angreifen, war, auch wenn es bereits dämmerte, immer noch da. Also musste ich in Hörweite bleiben.

Wir setzten uns gemeinsam auf einen kleinen Berg, von dem man über die vielen Wälder und Felder blicken konnte, die um uns herum lagen. Von weitem erkannte man eine riesige schwarze Rauchwolke. Da musste wohl etwas in die Luft gesprengt worden sein. Es musste uns allerdings nicht interessieren, denn wir waren sehr weit davon entfernt.

Zu meiner Verwunderung setzte sich Annel nicht neben ihre große Schwester, sondern neben mich. Aber das störte mich nicht. Mir war es wichtig, beide ich Reichweite zu haben. Zwar beunruhigte es mich, dass ich diesmal keine Waffe dabei hatte, aber ich versicherte mir selbst, man würde uns nicht angreifen.

„Anne", sagte Annel als erstes. Sie holte tief Luft, auch wenn man ihr die weinerliche Stimme noch immer anmerkte. „Hasse Harry nicht, weil er mein Geheimnis nicht verraten hat."

Ihre Worte kamen genauso unerwartet wie die Tatsache, dass sie die erste war, die eine Unterhaltung begann. Verwundert blickte ich zu ihr hinab.

Sie sah weiterhin geradeaus und schien sich ihrer Worte sicher zu sein. „Er hat keine Fehler gemacht. Walt hat Fehler gemacht."

„Ich habe auch Fehler gemacht", widersprach ich ihr. „Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Anne dich alleine lässt."

Nun ließ Annel den Kopf sinken. Eine einzelne Träne rann ihr über die bleiche Wange. „Ich habe viel gelernt in den letzten Monaten." Es war deutlich, wie schwer sich Annel mit den englischen Wörtern tat. „Und ich habe gelernt, dass in jedem etwas lebt, das ihn traurig macht. Das bedeutet aber nicht, dass man es mit anderen teilen muss. Manchmal gehört dieses Etwas einem ganz alleine, um andere nicht noch trauriger zu machen."

Ich hörte, wie Anne neben mir tief ein und aus atmete. Sie griff wieder nach meiner Hand und ich strich ihr mit dem Daumen liebevoll darüber. „Du bist alles, was mir geblieben ist, Annel", sprach sie zu ihrer kleinen Schwester. „Wenn ich einem Mann, der mir dein Leiden verschwiegen hat, nicht ins Gesicht schlage, dann bin ich keine gute Schwester."

Gedanklich gab ich ihr Recht, musste daraufhin aber schmunzeln.

„Es ist passiert, was passiert ist", meinte Annel ruhig. „Wir weinen so viel. Ich will dich nicht noch eine Nacht weinen hören, weil du Harry vermisst."

Bei der Vorstellung, dass Anne letzte Nacht tatsächlich meinetwegen geweint hat, zog ich sie näher zu mir. Es war beinahe erbärmlich wie enorm und unwiderruflich ich sie liebte. Und wie gerne ich doch um ihre Hand angehalten hätte.

„Denn es kommt immer das zusammen, was zusammen gehört", fügte Annel noch leise hinzu. „Das sagte Liam immer, wenn wir über euch geredet haben."

Ich musste bei der Erwähnung von Liam schlucken. Ich fragte mich, ob ich – selbst wenn ich noch hundert Jahre zu leben hätte – jemals über seinen Tod hinweggekommen wäre. Etwas in mir sagte mir, dass ich es niemals schaffen würde.

„Er wird mir so sehr fehlen", flüsterte Anne und lehnte sich an mich.

„Er wird uns allen fehlen", sagte ich.

„Es tut mir leid, dass ich zu dir gesagt habe, ich würde dich hassen."

„Ich verstehe dich."

„Ich war so wütend ... Es war in dieser Nacht so schrecklich, all dies zu erfahren. Es war nur noch schrecklich."

Ich musste mich an letzte Nacht erinnern und daran, wie Niall auf Liams Bild gepisst hat. Doch anstatt deswegen zornig auf ihn zu werden, fragte ich mich, wo er war und wie es ihm gerade erging. Ich würde sofort nach ihm sehen, nachdem wir wieder das Lager betreten würden.

Mittlerweile war die Sonne fast komplett untergegangen. Annel legte sich auf den Rücken und schloss die Augen.

Ich strich immer wieder mit meinen Fingern über Annes weichen Handrücken. In mir brodelten tausend Gedanken, tausend Erinnerungen, aber trotzdem konnte ich nur an sie denken. Und sie mir mal wieder bewies, dass auch in diesem Krieg, Frieden herrschen konnte. Hier oben, auf diesem Hügel, mit der untergehenden Sonne, mit den zwei Mädchen, hier herrschte gerade Frieden.

„Harry", unterbrach Anne vorsichtig die Ruhe.

„Hm."

„Hast du ... Hast du uns jemals bereut?"

Eine richtige Antwort zu finden, war nicht einfach. Ich wollte nicht lügen, deswegen sagte ich: „Es war nicht immer einfach."

Sie wartete ab.

„Aber ab dem Moment, indem du mit Friedericke über mich gekichert hattest, war ich verloren. Ich bereue uns mit keiner Sekunde."

Anne hob ihren Kopf an und sah mir in die Augen. Ihre erschienen mir so niedergeschlagen. „Ich habe solche Angst, dass wir verlieren werden und ich dich nie wieder sehen darf."

Wäre ich ein weiteres Mal ehrlich gewesen, hätte ich gesagt, dass ich die gleiche Befürchtung habe, aber diesmal musste ich lügen. „Denk nicht an so etwas. Du hast doch gemerkt, wie schwer es ist, Männer wie uns, zu erlegen."

Ein leichtes Schmunzeln zierte ihre Lippen. „Du scheinst wirklich keine Schwächen zu haben."

„Dein Lächeln ist meine einzige Schwäche."

Daraufhin küsste Anne mich.

Ihr Kuss erschien mir wie ein Segen. Wie etwas, das ich schon seit Stunden brauchte und was mich endlich wieder aufatmen ließ. Es nahm mir diese tonnenschwere Last von den Schultern und nahm mir die Kopfschmerzen.

Als Anne nicht aufhören wollte, mich zu küssen, sagte ich auf ihre Lippen: „Deine kleine Schwester ist noch anwesend."

„Es stört mich nicht", sagte Annel jedoch. „Es kommt eben zusammen, was zusammen gehört."

Also küssten Anne und ich uns noch weitere fünfzehn Minuten. Ich sagte ihr, dass ich sie wunderschön fand, auch mit ihren abgeschnittenen Haaren. Ich sagte es ihr danach noch siebenmal, da sie es mir nicht glaubte. Danach noch zweimal und dann küsste ich sie wieder.

Zwischenzeitlich musste ich immer wieder daran denken, wie meine Kumpanen gerade Liam ein Loch gruben und ihn dort begruben. Vielleicht beteten sie gemeinsam für ihn. Jeder sprach seine letzten Worte. Ich war mir sicher, alle weinten gerade. Ich hoffte, Niall tat es nicht wie ich, sondern ging an sein Grab.

Sie erzählte mir, dass sie ihren Vater gesehen hat. Und sie erzählte, dass sie schreckliche Angst vor ihm hätte und wie furchteinflößend er auf sie wirkte. Ich sagte ihr, sie müsse keine Angst haben, solange Joseph und Pattons in ihrer Nähe waren.

Demzufolge blickte sie mich unsicher an. "Ich weiß, ich habe dich schon einmal gefragt, aber ... Wirst du mich beschützen, wenn ich darum bitte?"

Ich erinnerte mich an die Male, in denen sie mich dies fragte und ich sie jedes Mal mit meiner Antwort enttäuschen musste. Aber heute Abend nicht. Also sagte ich: "Ich lasse nicht mehr zu, dass dir jemand weh tut, Anne. Die Zeiten sind vorbei."

Anne war mein Frieden. Und selbst, wenn ich sterben würde, würde ich es friedlich tun, denn Anne würde immer in meinem Herzen bleiben.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro