8.
Oben ein geiles Fancove von der geilen einsamerwolf_Liam :)
Harry
Sie zitterte und lehnte sich nach vorne über ihre Beine, weswegen ich mir sicher war, dass sie nicht schlief, auch wenn sie sich nicht zu mir drehte, als ich mich an die Treppe neben sie stellte und geradeaus in die Dunkelheit sah. Ich blickte zu ihr hinab, als sie von mir wegrückte und sich gegen den linken Pfosten presste. Ihre Furcht verstand ich, aber ich konnte kein Mitgefühl für sie aufbringen, das hatte ich schon lange abgeschafft.
„Wo ist deine Schwester?", fragte ich sie und beobachtete ein Reh, das auf den weiten Feldern vor uns Gras aß.
„Sie schläft", antwortete das Mädchen mit zitterndem Atem, traute sich aber noch immer nicht zu mir hinauf zu sehen.
„Wo?" Ich sah mich um, ich konnte ihre kleine Schwester nirgends sehen.
„Drinnen ..."
Meine Stirn runzelte sich. „Du lässt sie alleine im Haus?"
Das Mädchen hob ihren Kopf etwas an und drehte ihn zu mir, sodass ihre blonden Haare das erste Mal nicht ihr Gesicht verdeckten. „Ich muss die Nacht draußen verbringen ... Ich habe nicht die Chance bekommen bei ihr zu bleiben."
Ich setzte mich ebenfalls auf die Treppe, hielt aber genügend Abstand von ihr, da sie sich noch mehr gegen den Pfosten drückte und nervös ihr Haare nach hinten Strich. Um ihr Handgelenk war ein rotes Tuch gebunden, das vorhin noch um ihren Pferdeschwanz hing. Man hörte Grillen zirpen, die komplette Gegend wurde vom Mond beleuchtet und ich wusste jetzt schon, dass ich heute Nacht nicht mehr schlafen würde. Vollmond verursachte meine schlaflosesten Nächte.
Es wurde nichts gesprochen, während ich über eine noch halbwegs frische Narbe unterhalb meines Daumens rieb. Ich bekam sie, als Pepper starb und nun ist sie die einzige Erinnerung an ihn. Es ist nicht so, als würde mich sein Tod sonderlich schockieren, ich rechnete damit, dass er bald sterben würde, weil er sich für vieles opferte, dennoch würde ich abertausende Pattons gegen Pepper eintauschen. Sergeant Pattons würde noch für viele Probleme sorgen und da spielte die Tatsache, dass er ein Mädchen nachts alleine vor ihrem eigenen Haus schlafen ließ, nur die kleinste Rolle.
„Es war ein Fehler", sagte ich nach einer Weile zu dem Mädchen und ließ meine Hand über mein Knie hängen.
Ihre Augen wanden sich unauffällig an mich, doch ich spürte es.
„Bei uns zu bleiben. Es war ein ziemlicher Fehler."
Sie atmete tiefer ein und aus, umfasste ihre Beine und machte sich kleiner. „Ich weiß, ... Lieutenant."
Ich sah sie an. „Was? Wie hast du mich genannt?"
„Ä-Äh, ich dachte ..." Sie ging meinem Blick aus dem Weg. „Sergeant Pattons meinte, ich solle jeden mit dem Dienstgrad ansprechen. Als Zeichen des –"
„Als Zeichen des Respekts", vollendete ich ungläubig ihren Satz und lachte bitter, sah wieder geradeaus, wo ich das Reh nicht mehr entdecken konnte. „Scheiße." Ich spürte, dass all das nicht gut ausgehen würde. Für ihn und für mich nicht.
„Ja", hauchte das Mädchen leise und strich unsicher mit ihren Finger über den Saum ihres hellbraunen Kleides. „Aber ... Ich ... Also ich heiße Annemarie."
Ich wusste nicht, was sie hier versuchte und was der Sinn hinter diesem Gespräch war, deswegen sagte ich nichts darauf, sondern stützte meine Ellen auf meine Knie. Hier zu sitzen und mit ihr zu sprechen, war genauso sinnlos, wie der Fakt, dass sie und ihre kleine Schwester nun ein Teil unseres Zuges darstellen sollten. Sie würden keine vierundzwanzig Stunden mit uns überleben.
Als sie wieder zu zittern begann und ihr Kinn auf ihre Knie legte, betrachtete ich sie. Sie war nicht sonderlich alt, war aber auch kein Kind mehr. Ich schätzte sie auf achtzehn, auch wenn ihr langes blondes Haar sie jünger wirken ließen. Eine typische Deutsche, so würde man sie in unseren Worten beschreiben, doch ich tat es nicht. Irgendetwas an ihr wirkte anders.
Ich sah hinter mich zum Haus und ging sicher, dass niemand wach war und uns nun niemand hören konnte. Alles war still, ich hörte keine Schritte, keine Stimmen, Licht brannte auch nicht. Deswegen drehte ich mich wieder nach vorne und sagte: „Du kannst gehen."
Erst war sie still, dann hob sie leicht ihren Kopf. „Wie bitte?", fragte sie mit leiser Stimme nach.
Ich orientierte mich schnell in der Umgebung und suchte den besten Weg, um möglichst unauffällig von hier verschwinden zu können. „Geh links herum um das Haus und dann verschwinde. Ich werde wegsehen."
Nun sah sie mich direkt an und ich sah sie an. Ihre Augen war unmenschlich hell, ich hatte selten solche blauen Augen gesehen. „Du lässt mich einfach ... gehen?"
„Ich gebe dir eine Chance, ja. Pattons ist ein Idiot, wenn er ausschließt, dass du abhaust, wenn er dich alleine hier draußen lässt. Aber tu es schnell."
Sie schwieg für ein paar Momente, in denen ich ihren Blick auf meinem Profil spürte, dann sah sie ebenfalls nach vorne, spielte mit ihren dünnen Fingern. „Nein."
Ich war mir nicht sicher, ob mich diese Antwort wirklich so überraschte. „Nein?", fragte ich trotzdem und wand mich wieder an sie, sie jedoch sah nur auf ihre Finger.
Langsam schüttelte sie den Kopf. „Ich lasse Annel nicht alleine. Lieber erfriere ich hier draußen."
Ich schaute von ihrem Gesicht zu ihren Fingern, dann wieder zu ihrem Gesicht. Einerseits verstand ich ihre Antwort, andererseits nicht, aber ich dachte, dass ich wahrscheinlich genau das gleiche geantwortet hätte, wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre. Wenn ich zurück an Lisbeth und George dachte und mir vorstellte, sie wären in diesem Haus gefangen und ich säße hier draußen, hätte die Chance zu flüchten, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ich es tun würde, gering.
Deswegen meinte ich: „Anscheinend weiß Pattons das."
Sie nickte wortlos.
„Dennoch. Ich gebe dir keine zweite Chance", bot ich es ihr das letzte Mal an und stand auf. „Und ich kann dir nicht versichern, dass du es nicht bereuen wirst."
Als Antwort umklammerte sie nur ihre Beine und legte ihren Kopf auf ihre Knie. Sie würde nicht gehen, das stand fest und das akzeptierte ich. Aber ich akzeptierte auch, dass sie leiden wird. Ich wusste nicht, was Pattons und die anderen Männer mit ihr und ihrer kleinen Schwester bereits anstellten, aber es würde noch viel folgen. Das hieß nicht, dass ich es ihr gönnte, aber es war mir einfach egal.
Deswegen öffnete ich die Haustür und sah von dem Blutstreifen, der vom Flur über die Veranda, die Treppen herunter, zu ihr, die direkt daneben saß. Ich nahm an, dass es das Blut ihrer Mutter war, dessen Leiche nach draußen geschliffen wurde. Scheiße, dieses Mädchen musste hier draußen verdammt leiden.
„Annemarie", nannte ich sie das erste Mal beim Namen. Sie wand sich nicht zu mir, doch sie hörte zu. „Die Kissen auf dem Stuhl."
Sie hob wieder etwas ihren Kopf und sah nach rechts zu dem Stuhl, der dort stand. „Was?"
Ich tritt ins Haus und sprach durch das Fliegengitter: „Wahrscheinlich wird es noch eines deiner bequemsten Nächte, ein paar Stunden hast du noch. Niemand wird dir morgen die Chance geben, dich auszuruhen." Und dann lief ich durch den Flur zurück in das Zimmer, in dem ich schlief. Ich hörte ihre leisen Schritte und wie sie die Kissen von dem Stuhl nahm.
Wie erwähnt, schlief ich keine Sekunde mehr in dieser Nacht.
Ich füllte meine Thomson mit Munition, um mich für den heutigen Tag vorzubereiten. Die Nacht war kurz, ich schätzte, wir hatten vielleicht sieben Uhr und genauso war die Truppe auch drauf. Mir war entgangen, dass die Männer sich mit Pattons letzte Nacht mit dem Alkohol, den sie im Haus gefunden hatten, betrunken hatten. Es war keine Seltenheit, dass viele dicht waren, auch während den Kämpfen. Manchmal war es einfach besser, betrunken anstatt nüchtern zu sein, ich schloss mich da nicht aus. Auch ich hatte oft genug zu viel intus.
„Es wird nicht verheilen, wenn du es jedes Mal wieder aufkratzt", mahnte Liam Niall, der sich seine Wunde am Hinterkopf ansah, sie er sich während unseres letzten Hinterhalts zuzog. „Versuch weniger Mützen zu tragen, damit Luft daran kommt, das habe ich dir schon etliche Male gesagt."
„Man, du sagst mir ständig irgendwelche Sachen", sagt Niall und ich griff mir seine Waffe, die neben mir auf der Treppe lag, um sie mit Munition zu füllen. „Kleb es doch einfach zu und dann hat sich die Scheiße."
„Damit ist es nicht getan und das weißt du. Harry."
Ich brummte auf, während ich die Waffe auf meine Beine legte.
„Hast du deine Wunde gestern Abend noch behandelt?"
„Ja."
„Hast du nicht." Liam legte seine Arztscheiße weg und lief hinter Niall hervor die Treppe herunter. „Ich will nicht, dass du an einer Blutvergiftung stirbst, nur weil du dich nicht darum kümmerst. Normalerweise sollte ich es nähen, das weißt du."
Ich verdrehte die Augen, konzentrierte mich aber weiter auf die Waffe vor mir. „Ich hatte schon schlimmere Scheiße, nie bin ich dran gestorben. Hab ich dir nicht gesagt, dass ich alles überlebe?"
Liam schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist nicht lustig. Ein Messerstich ist nicht lustig. Lass mich wenigstens nachsehen."
„Du führst dich wieder auf wie eine Mutter", spottet Niall und lehnt sich feixend zurück. „Komm mal runter, wer weiß, ob er den heutigen Tag überhaupt überleben wird und dann juckt ihn diese scheiß Wunde sowieso nicht mehr."
Niall und ich lachten leise und Liam verschränkte absolut nicht amüsiert die Arme und ging zu weiteren Männern, die Hilfe brauchten. Er murmelte „Verdammte Arschlöcher" vor sich hin und verschwand.
„Ich habe letzte Nacht einen Brief geschrieben", sagte Niall, als ich seine Waffe weglegte und zog einen Zettel aus seiner Brusttasche.
Ich sah darauf und zog mir meine braune Jacke an, richtete den Kragen. „Wieso?"
Er sah nachdenklich darauf und reichte ihn mir schließlich. „Ich will, dass du ihn meinen Eltern gibst, wenn du wieder in Amerika bist."
Meine Augenbrauen schoben sich zusammen und ich sah von dem Brief, den er mir entgegenhielt zu ihm. „Ist das dein verdammter Ernst? Ein Abschiedsbrief?"
„Ja, ich weiß, wie du darüber denkst, aber tu es einfach." Er schob mir den Brief in die Brusttasche meiner Jacke. „Ich hab ziemlich viel nachgedacht, seitdem Pepper tot ist und deswegen habe ich ihn geschrieben. Außerdem wirst du diesen Dreck hier überleben, deshalb gebe ich ihn dir."
Ich band mir meine Schuhe fester und konnte nicht glauben, was er da von sich gab. Niall drehte immer mehr am Rad. „Gott, du bist so scheiße sentimental geworden."
Unsere Aufmerksamkeit wurde von Gelächter aufgefangen und wir sahen nach rechts in den Hof des Hauses, in dem das Mädchen, Annemarie, so hieß sie, gerade die Hände vor dem Oberkörper zusammengebunden bekam. Man machte sich über sie lustig, während ihre kleine Schwester unglücklich daneben stand und ihr bereits ein Seil um die Hüfte gebunden hatte, was von Walt gehalten wurde. Es war ein so jämmerlicher Ausblick.
„Jetzt werden sie schon behandelt wie Tiere", brummte Niall neben mir. „Es ist einfach ätzend."
Ich band meinen zweiten Schuh fester, nahm aber meinen Blick nicht von Annemarie, die mit müden Augen auf ihre nun verbundenen Hände sah. „Gewöhn dich dran. Erinnerst du dich noch an Emma?"
Er nickte und verzog sein Gesicht. „Natürlich. Wie könnte ich das vergessen?"
Emma war ein Mädchen, das es genau zwei Tage bei uns ausgehalten hatte. Sie war nicht aus Zweckgründen bei uns, sondern einfach, weil jemand sie aufgegabelt hatte und seinen Spaß wollte. Mindestens fünf Männer von uns hatten sie misshandelt, bis sie starb. Und dass sich dieses Rudel voller frauengeilen Kerlen, die jahrelang nur unter Männern waren, nicht an dem kleinen Mädchen oder gar Annemarie vergreifen würden, war auszuschließen.
„Komm, es geht los", unterbrach ich Nialls Blick zu den beiden Mädchen und stand auf. Ich schmiss ihm seine Waffe zu und er schnappte sie reflexartig. „Bereit ein paar Deutsche zu tyrannisieren?"
Er seufzte und stand ebenfalls auf. „Vierundwanzig Stunden am Tag."
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