Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

73.

Harry

Ich war immer ein ruhiger Mann. Ich kannte meine Stärken und meine Schwächen. Ich war aufrichtig und empathisch, nachsichtsvoll und friedlich. Harmonie stand bei mir an oberster Stelle. Ich tat niemandem weh, der mir nicht wehtat, und wusste, wie ich gefasst mit einer Situation umging. Disziplin und die Beherrschung nicht zu verlieren, das waren zwei schwerwiegende Synonyme für mich.

Aber dennoch musste ich begreifen, dass nichts davon noch von Bedeutung war, als ich mein Zelt betrat, versucht war, all diesen Eigenschaften gerecht zu werden, dass nichts davon mehr übrig war.

Denn trotzdem schleuderte ich meinen Stuhl aggressiv durch mein Zelt.

Mein Tisch gleich hinterher.

Ich schrie wie ein wildgewordenes Tier. Es war unmöglich, dass man mich nicht hörte. Auch wenn ich mich selbst kaum hörte. Das Piepen in meinen Ohren erhöhte den Druck in mir und mein Kopfschmerz begann von neuem.

Ich raufte mir das Haar, ich lief von links nach rechts. Meine Augen wollte ich kaum öffnen, denn dann würde ich nur erkennen, wo ich wirklich gelandet war. Zwischen Bomben und Maschinengewehren, irgendwo in einem Land voller Tot und Verderben. Hass und Menschen, die zu Menschen wurden, die sie eigentlich nie sein wollten.

Es war nicht einmal die Tatsache, dass Joseph mich mit einem bösartigen General verglich, nein, es war gerade alles. Annel und Walt. Niall und Zayn. Liam und Anne. Sergeant Pepper und all die anderen Freunde, denen ich beim Starben zusah. Keith, der heulend vor mir kniete, weil er Angst hatte, ich würde ihn entweder erschießen oder ihn die Klippe herunterstürzen.

Aber ich durfte nicht in solch einen Moment verfallen. Dessen war ich mir jedes Mal wieder bewusst, wenn ich an der Grenze meiner Nerven angelangt war. Es passierte nicht oft, aber es passierte. Und das war ungesund.

Ich trat gegen den Tisch, der nun umgeschmissen in der Gegend lag und atmete tief durch. Ich rieb mir über die Stirn, über die Schläfen, über alles, aber der Kopfschmerz wurde nur intensiver.

„Harry?"

Mich lies die sanfte Stimme aufschrecken, die vom Zelteingang kam. Ich musste ausgesehen haben wie ein Verrückter, als Anne mich mit ihren blauen Augen besorgt anstarrte.

„Anne", war alles, das ich schaffte zu sagen.

Sie ließ das Laken des Zeltes hinter sich zufallen und kam langsam auf mich zu. Ihr Kopf war geneigt, ihre Schritte viel zu distanziert. Natürlich bemerkte sie das umhergeschmissene Inventar, weswegen ich ihren Blick als verunsichert einstufte. Dennoch fragte sie mich ruhig: „Was ist passiert?"

Ich ließ meinen Kopf los und versuchte weiterhin mich zu entspannen. Es gelang mir nicht. Viel mehr plagte mich das Wissen, dass Annes kleine Schwester von Walt missbraucht wurde, weil wir sie alleine gelassen haben.

„Ich habe das eben mit Keith mitbekommen", sprach Anne weiter auf mich ein. „Möchtest du darüber sprechen?"

Ob ich darüber sprechen wollte? Ich wollte mich lauthals darüber auslassen, wie gottverdammt sehr ich so vieles hasste.

Sie kam mir immer näher, derweil ich noch immer angespannt auf der Stelle stand und sie nicht einmal ansehen konnte.

Sie würde mich so sehr hassen, wenn sie wüsste, was ich ihr verschwieg.

„Harry ..." Anne legte zaghaft ihre Hand um meinen Arm, wodurch ich sie anschauen musste. Sie erschien mir so bedächtig, dass ich sie nur mit Liam vergleichen konnte. Niemand sonst sah mich so in den letzten Jahren an. „Ich verurteile dich nicht für das, was du getan hast", sagte sie leise. „Ich möchte einfach nur wissen, was los ist."

Ihre kühle Hand fühlte sich warm auf meiner Haut an. Sie hatte eine enorm beruhigende Wirkung auf mich. „Man darf dich hier nicht sehen", war jedoch alles, was ich sagte. Auch wenn es untypisch für mich klang. Ich klang wie ein Weichei.

„Niemand, der es nicht wissen darf, wird mich hier sehen."

Ich sah ihr so intensiv und so lange in die unmenschlich hellen Augen, dass ich Angst bekam, ich würde sie nie wieder vergessen können. Es mochte vielleicht an der Art dieses melancholischen Augenblicks liegen, aber ich glaubte, dass Anne das Einzige war, das mich nicht verrückt werden ließ. Nur sie. Niemand anders.

„Bitte rede doch mit mir", versuchte sie es erneut. Diesmal deprimierter.

Ich fühlte mich schwach, weil sie mir deutlich die Verzweiflung ansehen konnte. Aber ich hätte nichts mehr dagegen tun können. Deswegen drehte ich mich zu ihr und zog sie sanft zu mir. Es war sie, die mich entspannte.

Diese Unsicherheit in ihren Augen verging nicht, aus diesem Grund legte ich meine Hände um ihr Gesicht und betrachtete sie. Wie schön sie war. Und wie rosa ihre Lippen. Wie weich ihre Haut und wie aufrichtig ihre Augen.

„Du möchtest nicht darüber sprechen?", fragte sie mich trübselig.

Ich schüttelte nur den Kopf. Worte wären zu viel. Zunächst küsste ich sie.

Ich war nie ein Mann großer Worte. Aber ich hätte tausende Worte nennen können, um zu beschreiben, wie gnadenlos verloren ich wegen dieses deutschen Mädchens schien. Sie raubte mir jeglichen Verstand und brachte mich dazu, die Gedanken loszulassen, die mich jahrelang verfolgten. Zumindest in den Momenten, in denen sie bei mir war.

„Sergeant Pattons ist mit Sergeant Harris und Walt beschäftigt", hauchte Anne gegen meine Lippen. „Wir haben also ein bisschen länger Zeit."

Ich schmunzelte, wenn auch nur fast unmerklich. Es beruhigte mich, dass Walt überall war, aber nicht bei Annel. „Und was bedeutet das?", fragte ich Anne. Ich küsste sie noch einmal.

Sie drückte sich von mir weg, wodurch ich sie fragend losließ. Dann stellte sie den Holzstuhl auf, den ich noch vor fünf Minuten durch das Zelt schmiss und deutete darauf. Sie sagt: „Dass du dich setzt und wir uns unterhalten."

„Uns unterhalten", wiederholte ich skeptisch.

„Ja. Ich will, dass wir uns unterhalten."

Ich blickte zu dem Stuhl, dann wieder zu ihr. Weil ich wusste, welche Gesprächsthemen nun auf mich zukommen würden, setzte ich mich nur widerwillig auf den Holzstuhl.

Anne setzte sich seitlich auf meinen Schoß, als hätte sie es bereits hundertmal gemacht. Eigentlich würde ich eine schnippische Bemerkung über diese Handlung machen, aber dazu war ich nicht in Stimmung.

Sie legte seufzend ihren Arm um meine Schultern und musterte mich mit niedergeschlagenem Ausdruck.

„Nun", sagte ich schließlich. „Wir sitzen hier."

„Was hat Keith zu dir gesagt?", fragte sie mich, als hätte sie diese Frage im Voraus geplant.

„Er wollte von mir wissen, was es bedeutet hier zu sein."

„Im Krieg."

„Ja, im Krieg."

„Und daraufhin hast du ihn zum Berg gejagt."

„Ich habe ihm gezeigt, was es bedeutet hier zu sein", erwiderte ich.

„Alle haben ihn weinen gehört."

„Das habe ich auch." Eigentlich hörte ich es noch immer.

„Viele haben angefangen schlecht über dich zu sprechen."

„Nur die, die es nicht verstehen wollen."

„Die was nicht verstehen wollen?", fragte sie.

„Dass Krieg einen zu Dingen treibt, die man früher immer nur in Gruselbüchern gelesen hat."

„Zum Beispiel?"

„Leichen die Ohren abschneiden."

Anne riss die Augen auf. „Was?"

„Pattons tut das. Jedes Mal, wenn wir über ein Schlachtfeld laufen."

„Das ist ..."

„Du hast es erfasst."

Kurz atmete sie tief ein und aus, als müsste sie sich wieder fangen. Dann sagte sie: „Ich weiß, dass du zwei sehr unterschiedliche Seiten hast, aber ... dich so zu sehen wie eben – das war erschreckend."

„Es war erschreckend?"

„Es war ... Du sahst verletzlich aus."

„Ich ... Ja, das kann sein."

Die Stimmung nahm einen anderen Ton an.

Anne rutschte enger zu mir. Ihre Stimme wurde einfühlsamer. „Was hast du gedacht, als du wieder dieses Zelt betreten hast?"

Diese Frage traf mich so unterwartet, aber gleichzeitig war sie doch so logisch. Ja, was dachte ich, als ich dieses Zelt betrat?

Ich wollte diese Frage nicht beantworten. Ich meinte: „Ich habe an zu vieles gedacht."

„Ich möchte es wissen."

Nein, Anne, das wolltest du nicht.

Weil sie bemerkte, dass ich mich weigerte, legte sie beide Arme um meinen Nacken und blickte mir bittend in die Augen. „Ich möchte zumindest wissen, was Sergeant Joseph zu dir sagte, bevor du hier hinein gingst."

Ich überlegte. Und als ich es aussprach, wurde mir erst klar, wie tief Josephs Bemerkung mir wirklich in den Knochen saß. „Er meinte, ich sei wie Pattons."

Anne blinzelte und nahm ihren Kopf zurück.

Meine Stirn verkrampfte sich, als ich mir ausmalte, wie andere jetzt gerade wohl über mich sprachen. Vielleicht genauso wie ich immer über Pattons sprach. „Es ist so ...", versuchte ich meine Gedanken in Worte zu fassen. „Ich will nicht, dass dieser Krieg mich einnimmt und mich zu einem Monster macht."

„Das tut er nicht", sagte Anne sofort, auch wenn ich mir sicher war, sie konnte nicht nachvollziehen, warum ich dies sagte. Sie hatte ja keine Ahnung.

Deswegen musste ich sagen: „Anne. Ich bin seit einer halben Ewigkeit unterwegs. Sieh mich an. Ich bin krank."

Vehement schüttelte sie den Kopf. „Nein, du bist nicht krank." Ihre Stimme wurde schwächer.

„Du verstehst nicht, wovon ich rede."

„Doch, ich verstehe wovon du redest", sagte sie. „Liam hat mir davon erzählt. Von dieser Krankheit des Krieges. Und du bist nicht krank."

Ich wusste nicht, wer von uns beiden mehr Recht hatte. Vielleicht reagierte ich über, vielleicht war es die Gesamtsituation, die mich so verzweifeln ließ. Aber ich hatte keine Antworten mehr. Eine Lösung für all dies erst recht nicht.

„Ich werde mich bei Keith entschuldigen", versuchte ich, diese Unterhaltung zu bremsen. Sie ging in eine Richtung, die mir nicht gefiel. „Er ist eigentlich ein netter Kerl. Ich hätte netter sein sollen."

„Woher kommt diese Erkenntnis?"

„Sie kommt einfach."

Anne ließ einen Seufzer heraus und lächelte mir erzwungen zu. „Okay ...Es ist sowieso besser, wenn ich wieder gehe. Ich möchte Annel nicht alleine lassen."

„Wir werden bald wieder losgehen", sagte ich, als Anne von meinem Schoß stieg. „Und dann werde ich deine Schwester wieder mit zu mir nehmen." Darauf bestand ich.

„Verstanden."

Ich küsste sie, weil ihre trotzige Miene nicht verschwand. Am liebsten hätte ich sie den ganzen Tag geküsst, aber Millionen Gründe standen zwischen uns.

Als sie ging, sagte ich noch, als ich den Tisch wieder aufstelle: „Übrigens. Ich kann Keith noch immer nicht ausstehen."

Ich hörte ihr Kichern, als sie das Laken des Zeltes hinter sich zufallen ließ.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro