5.
Oben ist ein Fanedit von @DFA_Yolo_ :) Ihr könnt mir gerne eure Edits schicken. Entwder in eines eurere Kapitel und mich dann markieren oder per Email an [email protected] :)
Annemarie
Mit angehaltenem Atem und schmerzhafter Furcht in der Brust hielt ich meinen Kopf nach unten und presste zitternd meine Beine enger an mich, um mich kleiner zu machen. Ich wollte mich verstecken, auch wenn ich wusste, es war zwecklos, er würde mich sehen und er würde mir wehtun.
Es vergingen ein paar Sekunden, in denen nichts passierte. Er starrte mich nur an. Ich roch Rauch.
Doch dann hörte ich, wie er sich bewegte und etwas nach mir ausstreckte. Ich kniff weiterhin die Augen zusammen und zuckte zusammen, als ich etwas Kaltes, Metallisches an meinem Kinn spürte. Mein Gesicht wurde langsam zu ihm gedreht und ich spürte, wie mir eine zweite Träne über die Wange rollte. Ich hatte solche Angst, es war unmöglich es zu beschreiben, denn mir wurde klar, dass dieses Kalte etwas eine Schusswaffe war, als ich die Augen langsam öffnete.
Ich sah von der Jacke des Mannes vor mir nach oben in sein Gesicht und er sah direkt in meines. Durch die tiefe Falte, die sich zwischen seinen Brauen bildete, wurde mir klar, dass er mich mit der Waffe, die er mir entgegenhielt, erschießen würde.
Es waren meine letzten Sekunden, ich wusste es.
Aber noch immer passierte nichts, während wir uns einfach nur anstarrten. Er wirkte nicht sehr alt, vielleicht Anfang zwanzig, sein Gesicht zierte ein paar Kampfnarben und seine dunkelgrünen Klamotten waren beschmutzt, sowie seine Hände. Seine Präsenz schüchterte mich enorm ein, ich konnte mich kein Stück regen, seine Augen waren zornig, doch sein Körper ruhig. Es schien, als würde er nachdenken.
Und dann glitt er mit seiner Waffe von meinem Kinn zu meiner Stirn und drückte sie daran, unterbrach aber immer noch nicht unseren Blickkontakt, in dem ich versuchte, ihn anzuflehen, mich am Leben zu lassen.
Ich wollte nicht sterben. Ich wollte sehen, wo Annel ist und für sie da sein, falls unsere Eltern tatsächlich erschossen wurden. Dennoch bekam ich kein Ton heraus, es wäre zu gefährlich gewesen. Alles, was ich tat, hätte ein Fehler sein können.
Ich drückte meine Augen zusammen und versuchte mein Schluchzen aufzuhalten, als er seine Waffe an meine Stirn presste. Bitte, er sollte mich am Leben lassen, bitte ...
Es wurde so still, ich hörte ihn atmen.
Wieso tat er es nicht einfach? Er könnte mich sofort erschießen, wieso zögerte er? Es war eine Qual, auf den Tod zu warten. Er wollte mich leiden lassen.
Doch ich öffnete langsam wieder die Augen, als er seine Waffe von meiner Stirn nahm und sie nachdenklich in die Revolvertasche seiner Jacke schob.
Er ließ mich am Leben? Ich konnte mich nicht einmal darüber freuen, denn ich musste abwarten, was als nächstes passierte. Seine Meinung konnte er schnell ändern, noch ist der Moment nicht überlebt, deswegen blieb ich weiterhin hier sitzen und sah ihn jämmerlich von unten an.
Ich erschrick, als er plötzlich rief: „Ich habe jemanden gefunden!" Ich war so überfordert mit der Situation, dass ich nicht mal reagieren konnte, als er nach meinem Arm griff und mich unsanft nach oben zog. „Los, raus da."
Stolpernd kam ich inmitten des Zimmers zum Stehen und er schmiss meine Schranktür zu. Nicht wissend, was nun auf mich zukam, betrachtete ich ihn verängstigt und wischte mir die Tränen hastig von den Wangen.
„Wir haben auch ein kleines Exemplar gefunden", kam eine Stimme vom Flur und ich sah einen weiteren kurzhaarigen Mann, der Annel aggressiv am Haarschopf gepackt hatte, weswegen sie weinte und versuchte sich zu wehren.
„Nicht!", stieß ich aus und wollte aus Reflex auf meine kleine, hilflose Schwester zugehen, doch ich wurde am Kragen meines Kleides zurückgehalten, wodurch ich zurückstolperte und gegen den Mann prallte, der mich eben noch erschießen wollte. „Lasst sie los", wimmerte ich, doch wusste, es machte keinen Zweck. Ich war fest im Griff des Mannes und konnte nichts dagegen tun. „Bitte."
„Was sagt Pattons?", fragte der Mann hinter mir den anderen.
„Runterbringen", antwortete der andere. „Er dreht gerade vollkommen am Rad, deswegen erst mal runterbringen."
Als wäre ich irgendein Tier stieß mich der Mann hinter mir nach vorne, worauf ich gezwungen war zu laufen. Ich hatte das Gefühl sein Griff in meinem Nacken wurde mit jedem Schritt fester, es tat höllisch weh, doch ich konzentrierte mich nur auf Annel, die unsanft von dem anderen Mann nach unten gezogen wurde.
Mir stockte der Atem, als ich einen toten Körper auf dem Boden direkt in unserem Flur sah.
„Mama!", kreischte Annel auf, als auch sie unsere tote Mutter entdeckte. Sie riss und riss an dem Mann, der sie festhielt, um zu ihr zu gelangen, aber noch bevor ich ihr sagen konnte, dass alles gut wird, holte der Mann aus und klatschte ihr mit heftigem Schwung die Rückhand auf die Wange.
Sie flog zu Boden und ich schrie weinend auf. Ich wollte sie halten und an mich pressen, sie beschützen, aber nun hielt mich der Mann hinter mir noch fester, sodass ich um Luft ringen musste. Er fluchte etwas, jedoch konnte ich mich nur auf Annel konzentrieren, die erneut grob am Haarschopf auf die Beine gezogen wurde und sich heulend die Wange hielt.
„Man, haltet einfach eure verdammten Fressen, dann wäre doch fast alles gut!", meckerte der Mann, der eben noch meine Schwester schlug. Er zog sie aggressiv durch die Ausgangstür und sie stolperte die Treppen nach unten. „Scheißweiber!"
Vor unserem Haus hatten sich mehrere Männer versammelt, ich schätzte, es waren ungefähr dreißig, die wild umherredeten und wütend zusahen, wie Annel und ich inmitten von ihnen auf den Boden geschupst wurden.
Der Mann, der mich festhielt, stellte sich zu den andern Männern, die sich um uns herum stellten und uns betrachteten wie Zirkustiere.
Sofort rappelte ich mich etwas mehr auf, um Annel in den Arm zu nehmen. Sie schmiss sich in meine Arme und ich drückte ihren Kopf beschützend an meine Brust. Sie weinte und jammerte, doch mir blieb nichts anderes übrig, außer ihr über den Kopf zu streicheln. Ich wusste nicht, ob es Sinn machen würde, ihr zu sagen, dass nichts passieren würde.
„Ich will nicht sterben", schluchzte sie in den Stoff meines Kleides. „M-Mama ... Sie war ..."
„Psscht", machte ich zitternd und versuchte mich gleichzeitig zu beruhigen. „Alles wird gut ..."
Allerdings war nichts gut. Wir knieten inmitten dutzender Männer, die uns begafften und uns jeden Moment umbringen könnten. Ich fragte mich nur, wo mein Vater war. Ich sah seine Leiche nicht, wo war er nur? Er wollte uns doch immer beschützen.
„Heilige Scheiße", sagte einer aus der Runde und kam auf uns zu. Er hielt mir seine Schnellfeuerwaffe ans Kinn, um ein Gesicht zu ihm zu drehen und ich ließ es einfach zu, denn ich hatte zu viel Angst. „Wenn der Sergeant sagt, wir sollen sie killen, nehm ich sie aber vorher nochmal mit in eine stille Ecke."
Ich schloss schluckend die Augen. Gott.
Nun glitt er mit seiner Waffe von meinem Gesicht über meine Seite zu dem Saum meines Kleides, um es nach oben zu ziehen. „Seht euch dieses –"
„Nein, bitte", werte ich mich und robbte mit Annel im Arm von ihm weg. Er sah mich vernichtend an. „I-Ich will das nicht ..."
Plötzlich lachten alle Männer wild umher und Annel hielt sich ängstlich an mir fest.
„Sie will das nicht", lachte der Mann spottend, der mich so bedrängte. Mit einem Mall griff er nach meiner Kehle und zog mich grob auf die Beine. Er starrte mir mit so einem Hass in die Augen, dass mir fast entging, wie er aus dem linken Ohr blutete. „Weißt du, was ich nicht will, du dummes deutsches Mädchen? Auf Dreck wie dich gehorchen. Hier bist du nichts mehr, also –"
„Pete", unterbrach ihn einer der Männer und er kam auf ihn zu, legte seine Hand auf dessen Schulter. Er hatte kurze braune Haare. „Lass sie los. Pattons soll das klären."
Doch der sogenannte Pete starrte mich weiterhin vernichtend an und noch immer kämpfte ich damit, Luft zu bekommen und seine zu starken Hände von meinem Hals zu entfernen.
„Tu, was Liam sagt", ertönte eine weitere Stimme und mir fiel auf, dass es der Mann war, der mich hier herunter gezogen hatte. Er setzte sich auf die Treppen unserer Veranda und suchte etwas. „Wo ist Pattons?"
Ich wurde widerwillig losgelassen und fiel wiederholt zu Boden, weil meine Knie zu schwach waren, mich halten zu können. Sofort krabbelte Annel wieder auf mich zu und ich hielt ihre Hand fest in meiner, gab ihr somit den Beistand, den ich ihr geben konnte. Mein Hals schmerzte, doch das war Nebensache.
Pete, der mich würgte, warf mir einen letzten verachtenden Blick zu, dann gesellte er sich zu den anderen Männern, die mich und Annel anstarrten.
„Wie konnte das passieren?", schrie mit einem Mal eine laute, tiefe Stimme und ein Mann im mittleren Alter kam aus unserem Haus gestürmt. Er kam schnurstracks auf Annel und mich zugelaufen und richtete eine Waffe auf uns. „Sagt mir, wie das passieren konnte! Wo ist Dorner?"
Ich war so schockiert von alledem, dass ich nichts sagen konnte. Ich verstand nicht, was er meinte, ich verstand gar nichts mehr, deswegen sah ich ihn nur sprachlos an.
„LOS!", brüllte er wutentbrannt und drückte mir seine Waffe diesmal direkt an die Stirn, worauf meine Angst immer größer wurde. Er sah so aggressiv aus, seine Glatze zierte eine lange, tiefe Narbe. Ich wusste, er würde nicht zögern, uns abzuschießen. „Wo ist euer beschissener Vater?"
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