Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

41.

Annemarie

Harry und ich folgten der netten Dame. Seine und meine Blicke kreuzten sich, als er mir deutete, dass ich vor ihm laufen sollte. In seinem Ausdruck spiegelte sich Aufmerksamkeit. Allerdings nicht auf eine Art, die ich als positiv empfinden würde, nein, er war skeptisch.

„Ignoriert bitte meine zerstörten Rosen", erzählte die Frau beiläufig, als wir einen steinigen Pfad zu ihrer Haustür gingen. Mein Blick fiel auf die zertrampelten und herausgerissenen Rosen neben ihrer Tür und sie seufzte schwer, sah traurig aus. „Aber nicht immer sind Menschen nett, wenn sie hier entlanglaufen."

Ich verstand sie sofort. Noch vor ein paar Wochen hätte ich auf solch eine Aussage die Stirn gekraust, aber ihre Situation erschien mir so bekannt, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte.

„Das tut mir sehr leid für Sie", sprach ich deswegen meine Gedanken aus, als wir ihre warme Stube betraten.

Und sofort erschlag mich ein allbekannter Geruch. Ein Geruch, der mich an Zuhause erinnerte. Eine Mischung aus Holz, Gebäck und Blumen. Jetzt gerade liebte ich diesen Geruch mehr, als ich es je zuvor tat. Auch als ich die Bilder an ihren Wänden sah, ging mir das Herz auf. Bestickte Nadelkisschen hingen daran, Vögel waren darauf zu erkennen. Spatzen und Rotkehlchen. Der Teppich, auf dem wir standen hatte schöne dunkelrote und braune Farben. Und die Tapete, die ein wunderschönes cremefarbenes Blumenmuster hatte, erinnerte mich an mein eigenes Schlafzimmer.

„Wartet hier", sagte die Frau, als sie durch den schönen Flur ging. „Ich bringe dir etwas."

Vor lauter Erstaunen, konnte ich nur nicken. Mein Blick war auf dieses tolle Ambiente gerichtet und wie toll ich dieses Haus fand. Alles hier erschien mir so bekannt. Die kleinen Puppen, die auf einem Regal in ihrem Wohnzimmer saßen, in das ich leicht hineinspähen konnte, Bücher, ganz viele tolle Bücher, eine riesige Uhr, die man ticken hörte.

Und als sie zur vollen Stunde laut gongte, überkam mich ein breites Glücksgefühl. Genauso klang unsere Uhr auch.

„Wir sollten uns beeilen", sprach Harry leise, als der Gong endete. Er sagte es in solch einem kalten Ton, dass es mich verwirrt zu ihm schauen ließ.

Mein Lächeln schwand sofort. „Wieso sagst du das?"

Augenkontakt wollte er scheinbar nicht mit mir halten, stattdessen verharrte er auf einem Bild eines Soldaten, der vielleicht so alt war wie er. „Wir müssen schnell wieder zurück sein, so wie Liam es gesagt hat."

Nun neigte ich den Kopf und beäugte ihn kritisch. „Wir stehen endlich wieder in einem schönen, nicht zerstörten Haus und du möchtest sofort wieder verschwinden? Spürst du nicht, dass hier etwas herrscht, von dem wir viel zu wenig haben?"

„Seid ihr zwei sicher, dass ihr nicht noch auf eine Stulle dableiben wollt?", rief die nette Frau aus einem Raum, ohne zurückzukommen.

Am liebsten hätte ich sofort „Ja!" gerufen, aber Harry fragte mich: „Was hat sie gesagt?"

Meine Laune sank mit jedem Wort, das er aussprach. „Sie will, dass wir bleiben."

Schließlich sah er mich an, worauf ich jedoch wegschaute. „Dann sag ihr, dass wir nicht bleiben können."

Ich zögerte und wollte unbedingt bleiben. Hier fühlte ich mich wohl und geborgen. Umgeben von diesem Geruch, dieser tickenden Uhr, den vielen bezaubernden Bildern und dem Gedanke, dass hier jemand lebte, der so war wie ich.

„Annemarie", drängte Harry. Seine Ungeduld kränkte mich.

Und weil mir nichts anderes übrig blieb, sagte ich zu der alten Frau, als sie lächelnd und mit einem Beutelchen in der Hand wieder zurückkam: „Es tut uns leid ... Wir können nicht bleiben."

Auch das Lächeln der Dame verschwand. „Oh, wie schade." Sie reichte mir den Beutel und in ihren Augen sah ich, dass sie mir anmerkte, wie sehr ich gerne bleiben würde. Dann schmunzelte sie wieder. „Ich heiße übrigens Hilde."

Traurig lächelte ich zurück und war froh, sie getroffen zu haben. „Ich heiße Annemarie." Ich spürte deutlich Harrys durchbohrenden Blick in meinem Nacken.

Kurz verweilten wir so, dann sagte die Frau mit brüchigem Englisch und dem Blick in die Höhe, direkt zu Harry, der noch immer dicht hinter mir stand: „Heute Abend findet ein Fest statt. Unten an der Saale."

Ich runzelte die Stirn.

„Das Dorf feiert, es gibt zu essen und zu trinken, es wird getanzt und gesungen."

„Wieso sagen Sie uns das, Hilde?", fragte ich verdutzt nach. „Wir können unmöglich auf ein Fest gehen, vor allem nicht zu dieser Zeit."

„Es gibt so viel Grauenvolles in dieser Welt", sagte Hilde, wieder in Englisch. „Aber es ist weniger grauenvoll, wenn es dunkel ist."

Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, hörte ich wie Harry hinter mir die Tür öffnete und ich drehte mich zu ihm um.

Er stand neben dem Türrahmen und sah mich abwartend an. „Es wird Zeit", war alles, was er darauf sagte und ignorierte Hildes Worte komplett. Seine Hände waren stetig hinter seinem Rücken.

Seine Reaktion auf Hilde enttäuschte mich. Sie war solch eine nette und zuvorkommende Frau und hatte eine unheimlich charismatische Ausstrahlung. Etwas, das ich schon lange nicht mehr gesehen hatte und er macht es zunichte.

Allerdings konnte ich meinen Ärger wegen seiner abwertenden Reaktion nicht verbergen und ging einfach an ihm vorbei, nachdem ich mich von Hilde verabschiedete. Das Schließen der Tür war zu vernehmen und daraufhin seine schweren Schritte hinter mir.

Ich drehte mich etwas zu ihm herum, als mir fast die Augen aus dem Kopf fielen. Er steckte seine Handfeuerwaffe gerade in seine dazugehörige Jackentasche und ich konnte es nicht fassen. Das hatte er also hinter seinem Rücken zu verstecken?

„Eine Waffe?", zögerte ich nicht, meine Gedanken auszusprechen, als er mir mit großen Schritten näher kam. „Du hast eine Waffe gegen sie gezückt?"

Er sah mich an, als würde er meinen Zorn nicht begreifen. „Wie bitte?"

„Sie war eine nette alte Frau und du konntest selbst bei ihr nicht diese blöde Waffe stecken lassen?" Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht glauben."

Weil er nichts sagte, sondern mich nur mit dieser Falte zwischen seinen Brauen ansah, wand ich meinen Blick von ihm ab. Er wirkte, als würde ich eine komplett andere Sprache mit ihm sprechen.

„Ich frage mich, ob du dieses Teile auch gegen ein Kind richten würdest, würde es uns hier begegnen", fügte ich noch hinzu.

Dann herrschte für eine kurze Weile Schweigen. Ich versuchte, eine Erklärung im Kopf zu bilden, weshalb Harry so reagierte. Es hätte eine nette Stunde mit ihm sein können, und sie war nett und voller Erinnerungen, bis er begann, alles und jeden als Feind zu betrachten.

„Du solltest nicht vergessen, wo wir sind, Annemarie", unterbrach Harry nach ein paar Momenten die Stille.

„Ich weiß ganz genau, wo wir sind."

Nach einer kurzen Pause, meinte er mit überzeugter Stimme: „Ich würde meine Waffe niemals gegen ein Kind richten."

Daraufhin atmete ich schwer aus und mit einem Mal war ich nicht mehr wütend auf ihn, sondern versuchte seine Situation zu verstehen. Auch wenn es mir schwerfiel und es nicht wirklich klappte. „Ich hätte das nicht sagen sollen, ich entschuldige mich." Ich hätte es wirklich nicht sagen sollen. Es war zu hoch gegriffen und ungerecht.

Unsere Schritte wurden langsamer und es war unverkennbar, dass sich die Stimmung wieder zum Positiven wand.

Diesmal klang Harry ruhiger. „Es tut mir leid, dass du nicht bleiben durftest."

Ich schürzte die Lippen und richtete meinen Blick zu Boden. Ja, ich wäre wirklich schrecklich gerne geblieben.

„Für dich schien dieses Haus zwar wie eine Erfüllung, aber ich war ein blutrünstiges Monster in diesen deutschen vier Wänden."

„Sie hatte keine Angst vor dir."

Harry sah geradeaus. „Das verstehst du nicht, Annemarie."

Ich betrachtete sein attraktives Profil und wünschte mir, er würde lächeln anstatt nachdenklich in das Weite vor uns zu sehen. „Anne", korrigierte ich ihn und hoffte, er würde mein Schmunzeln hören.

Und er sah es, deswegen hoben auch seine Mundwinkel sich, als er sagte: „Verzeihung. Anne."

Wir kamen unserem Rastplatz immer näher und es herrschte das reinste Chaos, weswegen nicht einmal auffiel, dass Harry und ich gemeinsam fort waren.

Die Männer liefen wild durch die Gegend, alle meckerten und schienen etwas zu suchen. Nirgendswo konnte ich Annel auffinden, weder Niall noch Liam. Aber Sergeant Pattons, der sich wild mit ein paar Männern unterhielt. Sein Kopf war rot vor Wut. Ich betete sofort, dass all dieser Trubel nichts mit unserem Verschwinden zu tun hatte.

Ausversehen wurde ich angerempelt, als ein verärgerter Soldat an mir vorbeistampfte und ich stolperte gegen Harry, der mich festhielt, aber gleichzeitig dem Soldaten, der mich anrempelte, hinterherpfiff.

„Jeffrey!", rief er zu dem Mann. „Was ist hier los?" Harry ließ mich los.

Der Angesprochene, Jeffrey, kam wild gestikulierend zu uns. „Was hier los ist? Alle drehen durch, weil irgendwelche Penner zu verdammt dumm waren, um auf unsere Sachen aufzupassen!"

„Was soll das heißen?", fragte Harry nach und seine Stimme nahm einen Ton an, der bedeutete, dass er genau wusste, er hatte hier mittlerweile viel zu sagen. „Wir wurden beklaut?"

„Drei Zelte sind weg, ein paar Waffen und mein gottverdammter Rucksack", regte Jeffrey sich auf und zeigte durch das Lager. „Es müssen irgendwelche heimatlosen Deutschen gewesen sein. Soldaten hätten uns sofort angegriffen."

„Wer hat Nachtwache gehalten?" Harry sah sich um, beobachtete den Trubel und ich hatte das Gefühl, er suchte nun den Schuldigen.

„Louis, Walt und irgendwelche aus Platoon einundzwanzig, keine Ahnung, kenne diese Deppen nicht gut genug, um ihnen in die Fresse zu hauen." Jeffrey trat aggressiv einen Stein weg, der unter ihm lag. „Wenn du denen nicht die Arme brichst, dann macht es der ganze Rest, also kümmere dich besser darum. Pattons ist selbst am Durchdrehen. Ich mache mich mal wieder auf die Suche nach meiner noch übrig gebliebenen Hoffnung." Und dann verschwand er mit einem „Louis ist so was von am Arsch, dieser kleiner ..." Ich verstand den Rest nicht mehr.

„Dort hinten sind Liam und deine Schwester", sagte Harry und zeigte mir die Richtung, in der die zwei zu sehen waren. „Geh zu ihm und versuch Pattons aus dem Weg zu gehen. Ich werde mich um diese ganze Scheiße hier kümmern."

Ohne ein weiteres Wort ging er und ich ging zu Liam, der sich wie immer um Annel kümmerte.

„Da bist du wieder", begrüßte er mich, während er ein Zelt aufbaute. „Planänderung: Halle muss warten, wir werden noch eine Nacht hier bleiben müssen."

Und dann ziehte der Tag sich noch schreckliche zehn Stunden, in denen der Trupp sich aufmachte, um Essen aus dem Dorf zu besorgen. Das nicht ohne Tumult und Gewalt. Sergeant Pattons ignorierte mich, zum Glück. Er schien genug Probleme zu haben, denn der ganze Zug an Männern war wütend und aufgebracht. Alle stritten und verachteten sich plötzlich.

Gefühlte tausend Mal fiel das Wort „Wichser".

Bis wir endlich wieder schlafen durften. Annel lag ruhig neben mir, sie schlief bereits, derweil ich noch hellwach die Zeltdecke anstarrte. Ich dachte an Harry, wie so oft, wenn es dunkel wurde und wie er sich heute gegenüber Hilde verhielt.

Er betitelte sich selbst als blutrünstiges Monster in diesen "deutschen" vier Wänden. So waren seine Worte. Es gab mir viel zum Nachdenken, worauf noch eine schlaflose Stunde folgte.

Doch irgendwann begann ich zu dösen, die Männer draußen wurden immer leiser, bis sie irgendwann komplett stumm waren. Man hörte nur noch den Wind, der um den Stoff des Zeltes wehte.

Und kurz bevor ich einschlafen konnte, hörte ich leise Schritte. Daraufhin, wie diese Schritte näher und näher kamen, was meinen Puls beschleunigte. Jede Nacht hatte ich Angst, jemand wollte zu uns in Zelt kommen, um ... Ich war sehr geächtet, seitdem Walt mich so unsanft berührte.

Ich schrak sofort auf, als unser Zelt geöffnet wurde und war wieder hellwach. Manchmal wünschte ich mir, auch ich hätte eine Waffe.

„Ruhig", flüsterte mir eine nur allzubekannte Stimme und ich war auf Anhieb entspannter, als sich herausstellte, dass es Harry war, der in unser Zelt kam.

„Was ...", fragte ich, doch kam nicht weiter, denn Harry hielt sich den Finger vor die Lippen, als er vor mir hockte.

„Willst du mit mir kommen?", lautete die Frage, die er mir hier zum ersten Mal stellte.

Mein Herz flatterte so heftig, dass ich dachte, es springe mir gleich aus der Brust. „Mit dir kommen?", hauchte ich und hoffte gleichzeitig, Annel würde nicht wachen sein oder werden.

„Wir werden natürlich wiederkommen. Aber für heute Nacht solltest du mit mir kommen."

Na? Wo werden die zwei hingehen? :D

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro