Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

4.

Annemarie Dorner

Es gab wenige Dinge, die ich in meinem Leben liebte. Der Krieg war keiner davon.

Schon seit vielen Jahren lebte ich in Schutz und sollte von der Welt da draußen und was passierte, nichts mitbekommen. Mein Vater und meine Mutter legten viel Wert darauf, dass Annel und ich glücklich waren, was bedeutete: Der Krieg existierte für uns nicht. Wir durften kein Wort darüber verlieren, in die Schule durften wir schon lange nicht mehr und Kontakt zu anderen Menschen außer unserer Familie war nicht erlaubt. Wir könnten unglücklich werden und unsere Eltern verurteilen, hörte ich Mama und Papa einmal laut im Flur streiten.

Was sie jedoch nicht wussten war, dass Annel und ich wussten, was sie taten und wir wussten, was in der Welt passierte. Natürlich wussten wir es. Papa meinte immer, dass diese 'Phase' in unserem Land nicht schlimm sei, es könnte passieren, dass wir von anderen Ländern angegriffen werden, alles war okay, nichts zu befürchten, Annel und ich seien sicher.

Doch sie logen. Und ich wusste, dass sie logen, weil Papa einer dieser Menschen war, die diese 'Phase' unterstütze. Er war schon immer oberster Offizier, hatte viel zu sagen und schon mehrere Male habe ich ihn und seiner Kollegen bei Gesprächen belauscht. Sie sprachen über Juden und Adolf Hitler und Länder, die als nächstes angegriffen werden würde. Nun bin ich achtzehn Jahre alt und schon lange begriff ich, dass mein Vater Mörder war und für Mörder arbeitete. Doch das war normal in unserem Leben. Ich war mir nie sicher, ob ich ihn dafür verurteilen sollte, denn er beschützte unsere Familie und gab alles, damit wir glücklich waren.

Aber ich liebte ihn nicht dafür. Er war nicht eines dieser Dinge, die ich liebte.

„Anne!", rief meine Mutter nach mir und ich erschrak, wodurch ich meinen Blick von dem dunklen Wald nahm, der sich weit entfernt von unserem Haus bildete. „Wir essen, komm' rein, du weißt, dass du nicht alleine rausgehen sollst!"

„Ich komme!", rief ich zurück und stand von dem Stuhl auf, der auf unserer Veranda stand. Ich war oft hier und sah in die Ferne, weil ich wusste, irgendwo dort draußen waren Menschen, die gerade um ihr Leben rangen. Seien es Deutsche, Japaner oder Amerikaner, vielleicht Briten. Sie waren dort und sie starben. Aber was ich auch wusste war, dass sie alles tun würden, um uns umzubringen. Es war ein seltsames Gefühl mit der Tatsache zu leben, dass man in seinem eigenen Land gehasst dafür wurde, was man nun mal war.

Ich betrat unser großes Haus und der Kronleuchter in der Eingangshalle strahlte mir entgegen. Papa legte immer sehr viel Wert darauf, dass wir nobel lebten und es nichts gab, das uns fehlen könnte. Es gefiel mir nicht, doch Annel, meine kleine Schwester, mochte es sehr. Ich fühlte mich in diesem riesigen Haus, indem zu wenige Menschen lebten, viel zu mickrig.

Annel, Papa und Mama saßen schon am Essenstisch, als ich den Essraum betrete. Unser Essen wurde von Dienstmädchen serviert und ich setzte mich auf den Platz neben Annel, die mich traurig anlächelte. Schon seit Ewigkeiten lächelten wir nicht mehr, weil wir glücklich waren, sondern einfach, um uns gegenseitig das Gefühl zu geben, dass wir nicht alleine in dieser Phase waren.

„Anne, reichst du mir bitte die Bohnen?", unterbrach mein Vater die Stille und ich nickte sofort und überreichte Annel die Schüssel mit den Bohnen, damit sie Vater diese geben konnte.

Die Stimmung am Tisch war tagtäglich angespannt und das seit langer Zeit. Seit Papa und Mama wussten, dass Annel und ich zu alt waren, um uns zu verstehen zu geben, dass das, was da draußen passierte, nicht schlimm war, gingen sie anders mit uns um. Bedächtiger. Sie dachten immer nach, bevor sie uns etwas sagten und gingen all unseren Fragen bezüglich des Krieges aus dem Weg. Mein Vater war sowieso sehr selten Zuhause, weswegen wir nicht oft die Chance hatten mit ihm zu sprechen. Aber er war im Moment hier, warum, wusste ich nicht. Er wirkte sehr geknickt und Mutter auch. Annel dachte, jemand aus unserer Familie wäre krank und würde bald sterben, aber ich denke, da ist mehr als das. Vielleicht etwas, das uns sagen sollte, dass er in nächster Zeit hier sein wird, weil er bald nie wieder hier sein wird. Das waren Dinge, die ich mir vorstellte, weil ich damit rechnen musste, dass er jeden Moment, in dem er nicht Zuhause war, sterben konnte.

„Wie laufen eure Klavierstunden?", fragte Papa, weil es mal wieder zu still war, während wir aßen. Er hatte eine Narbe an seinem Kinn, die noch relativ neu war. „Kommt ihr gut voran?"

Annel und ich nickten nur an Antwort. Es fiel uns oft schwer so zu tun, als wäre alles in Ordnung und ich war mir sicher Papa und Mama merkten das zu genüge. Aber dagegen konnten wir nichts tun. Unsere Situation war zu ungeklärt und wir vermissten unser altes, besseres Leben, indem wir rausgehen durften und mit Freunden spielten oder sie nur sahen. Es war einsam in diesem großen Haus.

„Anne hat ein neues Stück gelernt", erzählte Mama und lächelte Papa zu. „Sie beherrscht es perfekt."

Papa sah beeindruckt zu mir. „Tatsache? Spiel es mir nach dem Essen vor. Ich muss es unbedingt hören."

Ich sah auf meinen Teller, während ich in meinen Kartoffeln herumstocherte. „So gut kann ich es noch nicht. Ich verspiele mich oft."

„Das kann ich nicht glauben", meinte mein Vater und tat so, als wären wir eine glückliche Familie. „Du und deine Schwester seid beide Naturtalente."

„Es wird nie jemand hören", murmelte ich leise, worauf Annel schwer schluckte und ich bereute, dass ich dies ausgesprochen habe.

„Wie bitte?" Papas Lächeln wirkte eingefroren.

„Ich habe nur etwas Unwichtiges vor mich hingesprochen."

Mama sah mich auch schon unsicher an, denn sie wusste, wie empfindlich mein Vater werden konnte, wenn man unser Familienleben in Frage stellte. Sei es auch nur solch eine kleinliche Aussage.

„Wiederhol es", sagte Papa in einem ernsterem, aber dennoch ruhigem Ton.

Ich schüttelte ängstlich den Kopf und eine noch schrecklichere Stille als bevor trat ein. Wir hörten die große Uhr über dem Kamin ticken und die Kerzen, die flackerten. Doch das würde nicht lange anhalten, es hielt nie lange an.

„Anne, ich möchte, dass du dich wiederholst."

Ein Druck bildete sich in meinem Hals und ich öffnete langsam den Mund. „Es wird ... Es wird nie jemand hören."

Papa schwieg für ein paar Sekunden und ich spürte seinen starren Blick auf mir. Es dauerte nicht mehr lange, bis er lauter wurde und brüllte, dass ich gefälligst nicht so denken sollte und ich nicht verstehen würde, wie gut wir es hier haben. Die Welt da draußen sei schlecht und hier sind wir sicher, sagt er immer. Er bietet uns alles und wir würden es nicht schätzen. Aber ich wusste, dass es die Wahrheit war, wenn ich sagte, dass mich nie jemand anders Klavier spielen hören würde, denn bevor so etwas passiert, wären wir entweder alle tot oder auf ewig hier eingesperrt. Papa würde niemals jemanden an uns ranlassen.

Doch noch bevor mein Vater etwas sagen konnte, ertönte ein unnatürliches Geräusch und alle schwangen ihre Köpfe zur Eingangstür, von wo die Geräusche kamen. Es hörte sich an, als würde etwas oder jemand über unsere hölzerne Veranda laufen, weswegen mein Herz schneller klopfte.

Niemand lief so spät abends über unsere Veranda, auch niemand, der uns besuchen wollen würde.

„Geht auf eure Zimmer", befahl Vater und stand mit dem Blick zur Tür auf. Weil sich niemand regte vor Schock, wurde er lauter. „Los, auf eure Zimmer!"

Mama stand sofort auf und unsere Dienstmädchen kamen ängstlich zu uns gelaufen, als Mutter uns zu den Treppen huschte. „Habt keine Angst", sprach Mama uns zu, als Annel schon die Treppen hochging und sie zur Haustür schaute. „Ihr wisst, was ihr tun müsst, ja?"

Ich nickte und folgte Annel die Treppen nach oben. Ohne Worte ging sie in ihr Zimmer und ich in mein Zimmer. Ich nahm mir mein liebstes Haarband vom Nachtisch und öffnete meine Schranktür, um mich hineinzusetzen. Verstecken und abwarten, was passierte, so hieß es, wenn Geräusche ertönten, die wir nicht zuordnen konnten. Auf keinen Fall herauskommen und sich zu erkennen geben, das war wichtig. Noch nie ist etwas passiert, weswegen meine Angst mit jeder Sekunde weniger wurde, während ich mein dunkelrotes Haarband um meinen blonden Dutt band.

Doch dann kam sie wie eine Flutwelle wieder, als ich Schüsse und lautes Geschrei hörte.

Ich kreischte vor Schreck leise auf und presste mich gegen die Rückwand des Schranks, drückte meine Knie enger an meine Brust. Es war klar, dass mehrere Leute in unser Haus gestürmt kamen, ich konnte nicht ausmachen, wie viele es waren, aber es war eine Menge.

Dinge zerbrachen. Türen wurden aufgeschmissen. Unsere Dienstmädchen kreischten.

Sie schrien auf Englisch, noch konnte ich sie nicht verstehen.

Mein Herz pochte so wild wie noch nie, ich hörte ein tiefes Rauschen in meinen Ohren, es übertönte beinahe die lauten Stimmen von unten. Mein Atem ging schnell, als Schritte die Treppe hochrannten. Ich dachte nach, was gleich passieren würde, malte mir schon die schlimmsten Szenarien aus, als sie oben ankamen.

Und dann dachte ich an Annel. Sie saß genauso wie ich in ihrem Zimmer und versteckte sich im Schrank. Sie musste eine unheimliche Angst haben und ich konnte nicht für sie da sein. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und zu ihr gegangen, doch ich konnte nicht. Ich war wie versteinert und betete leise, dass diese Menschen uns nicht finden und uns nichts antun.

Ich zuckte auf, kniff die Augen zusammen, als meine Zimmertür mit einem lauten Knall aufgeschmissen wurde. Sie sollten uns nichts tun, sie sollten uns nichts tun, bitte ...

„Hier ist auch niemand!", rief eine männliche Stimme und ich hörte, dass zwei weitere Personen mein Zimmer betraten. Sie waren Amerikaner, ich konnte es an ihrer Aussprache erkennen.

Schritte liefen langsam durch mein Zimmer. „Typisches deutsches Mädchenzimmer. Sieh dir die vielen Bücher an."

„Ja", sagte einer und ich hörte, wie mein Bücherregal aggressiv ausgeleert wurde. „So eine Scheiße gehört verbrannt. Wenn ich diese Sprache schon sehe, will ich kotzen, Alter."

Vom anderen Zimmer rief jemand, weswegen zwei Leute fluchend aus dem Raum gingen.

Weil ich spürte, wie ich vor Panik begann zu wimmern, hielt ich mir die Hand vor den Mund und betete immer weiter, als langsame, schwere Schritte durch mein Zimmer gingen. Sie stoppten vor meinem Bücherregal und dann an meinem Schreibtisch.

Ich wollte noch nicht annehmen, dass Mama und Papa tot waren. Ich hatte meine Gedanken überall, ich wollte noch nicht an ihren Tod denken.

Die Schritte kamen meinem Schrank immer näher und mit jedem Meter raste mein Herz wilder.

Noch ein Schritt.

Noch ein Schritt.

Dann stand er genau vor meiner Tür und ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange rang.

Bitte, er sollte nicht meine Tür öffnen, er sollte einfach gehen. Ich betete so sehr wie noch nie.

Doch meine Hoffnung starb, als meine Schranktür aufgezogen wurde.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro