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115.

        Ich werde in den folgenden Kapitel oft zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln, so wie hier. Nur damit ihr Bescheid wisst. Harry hat eben noch viel zu erzählen, auch nach vier Jahren in Amerika :)

Harry Styles

Als bereits alle im Haus schliefen und ich die halbe Flasche Whiskey geleert hatte, saß ich auf dem Sofa im Wohnzimmer und sah auf die Uhr. Halb eins. Relativ früh für meine Verhältnisse. Seit Jahren schlafe ich nicht länger als vier Stunden in einer Nacht, und selten vor zwei Uhr.

Ich richtete mir das Sofa zum Schlafen zurecht, indem ich Kissen und Decke aus dem Kasten darunter zog und einfach darauf schmiss.

Es war nicht so, als würde mein Körper den Schlaf nicht brauchen, er brauchte ihn sogar sehr. Ich war es lediglich gewohnt, kurze Nächte zu haben.

Und sobald ich die Augen schloss, es ruhig wurde und nichts mehr um mich herum passierte, das mich beschäftigte, geschahen die schrecklichsten Sachen hinter meinen Augenlidern.

Das Grausamste waren nicht einmal die Träume, die mich seit Jahren verfolgten, das taten sie auch schon, als ich noch in Deutschland war. Es waren die stillen Momente, in denen ich zu realisieren beginne, wo ich bin, wer ich bin und was zur Hölle, mit mir passiert war.

Ich sah nicht nur Liam, wie er starb oder Nialls Leiche, die getränkt in Blut im Wald saß oder all die anderen Männer, dessen Blut ich noch heute schmecken konnte. Ich sah sie alle. Wie sie kamen und gingen, lebten und starben.

Und ich sah sie.

Bei dem Gedanken an ihre blauen Augen, konnte ich nicht länger ruhig auf dem Sofa sitze. Ich ging hoch, öffnete leise die Tür zu Lisbeths Zimmer. Selbstverständlich schlief sie schon und nur ungern weckte ich sie, aber manchmal wollte ich sie einfach sehen. Um mich wieder in das Hier und Jetzt zurückzufinden. Um mich selbst daran zu erinnern, dass ich zuhause bin und Menschen um mich herum habe, die ich liebe.

Lisbeths Gesicht wurde nur von dem Mond beschienen, ihre reine, helle Haut sah samtig weich aus. Sie glänzte, da sie durch das Fieber viel schwitzte. Doch ihre Decke hob sich gleichmäßig auf und ab, das beruhigte mich.

Ruhig setzte ich mich an die Bettkante und ließ meine Augen über ihr Gesicht wandern. Es grenzte an ein Wunder, dass ich nicht jedes Mal in Tränen ausbrach, wenn ich sie so schlafen sah. Genauso wie sie hier lag, hatte ich sie damals verlassen. Und ich bereute es bis heute.

Als ich ihr meine Hand auf die Stirn legte, um ihre Temperatur zu fühlen, holte sie tief Luft. Sie war viel zu warm, das schon seit über einer Woche. Das bereitete mir mehr Sorge, als meiner Mutter oder unserem Hausarzt.

„Du", flüsterte das kleine, hübsche Mädchen und blinzelte etwas, „bist wieder da."

Ich schmunzelte. Lisbeth kannte meine nächtlichen Besuche in ihrem Zimmer. Vor allem, wenn ich keinen Schlaf fand, ging ich zu ihr. „Ich bin wieder da", sagte ich leise.

„Mir ist so kalt."

Ich zog ihr die Decke weiter nach oben, stand auf, griff mir die Wolldecke in ihrem Kleiderschrank und legte diese noch über sie. „Du musst wissen, ich schlafe nicht wirklich besser, wenn du nicht langsam gesund wirst."

Sie atmete wieder ruhiger und schloss schläfrig die Augen. Ihr klebten braune Haarsträhnen in der Stirn. „Hast du deswegen Alkohol getrunken?", fragte sie mich.

Ich strich ihr die Haarsträhnen zur Seite. „Du solltest mich so etwas nicht fragen."

„Aber ich kann es riechen."

„Es tut mir leid."

Sie seufzte und an ihrer Stimme merkte ich, wie sie wieder langsam müder wurde. „Bleibst du hier, bis ich eingeschlafen bin?"

Ich neigte den Kopf, musste traurig lächeln. „Natürlich, kleine Maus."

Mit den Jahren war es unser Ritual geworden, dass, wenn ich nachts zu ihr kam, ich blieb, bis sie wieder schlief. Sie meinte, sie hätte sonst immer wieder die Angst, ich würde gehen und nicht mehr wiederkommen. Wie damals.

Manchmal erschlug mich das schlechte Gewissen, wenn sie oder sonst wer solche Dinge sagte. Ich kämpfte mit einer Menge Konflikte in meinem Kopf, aber mein Gewissen war der deprimierendste.

Ich zog wie immer die Spieluhr an ihrem Nachttisch auf, auf der eine Frau und ein Mann tanzten. Die Melodie weckte Erinnerungen in mir, Massen davon.

Genau deswegen ertrug ich die Melodie nicht, ein Jahr lang, nachdem ich zurück in Amerika war.

Lisbeth brauchte sie noch immer, um einzuschlafen und ich hörte sie ständig bis zum Wohnzimmer. Ich drehte durch, als sie jeden Abend anfing, wieder aufhörte, anfing, wieder aufhörte.

Bis ich irgendwann in ihr Zimmer gestürmt kam und sie anschrie, sie solle gefälligst diese grauenhafte Spieluhr nie wieder aufziehen, ansonsten würde ich sie aus dem Fenster schmeißen.

In dieser Nacht hörte ich zwar keine Spieluhr mehr, jedoch Lisbeth und ihr gequältes Schluchzen.

Noch heute hasste ich mich für all die Aussetzer, die ich gegenüber meiner Familie bekam. Es waren viele, sie wurden mit den Jahren weniger, aber sie sind nie wirklich verschwunden.

Doch es war hart, in einem Körper zu leben, der vernarbt und von innen wie ein Schlachtfeld erscheint. Meine Gedanken ließen mich nie in Frieden, ich spürte manchmal meine Narben brennen, ich hatte das Bedürfnis zu Brüllen, wenn ich die Stadtsirenen hörte und an manchen Tagen ertrug ich nicht einmal das Ticken der Uhr.

Alles erinnerte mich an damals.

Ich wusste, es würde hart sein, ein normales Leben nach dem Krieg zu führen, aber dass es so hart sein würde, hatte mir niemals jemand gesagt.

Im ersten Jahr zurück in Amerika, wachte ich nachts auf und begriff nicht, wo ich war. Ich lief durch das ganze Haus, Treppen rauf und herunter, ich zählte die Dielen unserer Decke, ich joggte durch jede Straße unseres Dorfes und kam manchmal am Strand von North Carolina an, wo ich erst bemerkte, dass ich bereits zwanzig Kilometer gelaufen war und die Sonne aufging.

Einmal träumte ich von Keith. Wie ich ihn nie ausstehen konnte und wie ich ihm trotzdem so viel beibrachte. Wie ich ihn hundert Mal am Tag seine Waffe auf und entladen ließ, bis er tatsächlich meinen Rekord brach.

In dieser Nacht saß ich drei Stunden an unserem Esstisch und lud meine Handfeuerwaffe, nur um sie wieder zu entladen. Ich brauchte dieses Gefühl, es einfach tun zu können. Ich war so verrückt geworden, ich sah Keith vor mir am Tisch sitzen, der versuchte, von mir zu lernen.

Ich wollte ihm erklären, wie er schneller im Entladen sein konnte, ich wollte ihm erklären, wie er seine Waffe am cleversten hielt und damit am schnellsten in Deckung gehen konnte.

Bis es fünf Uhr morgens war und meine Mutter in die Küche gelaufen kam.

Ich erschrack, als sie mir ihre Hand auf die Schulter legte.

„Harry?", fragte sie mich und sah mit glasigen Augen auf die halb entladene Waffe auf den Tisch, dann zu mir. „Was tust du hier?"

Ich fühlte mich, als hätte ich mich stundenlang in einer anderen Welt befunden. Und wie prekär es klingen mochte, ich war mir sicher, das tat ich auch. „Ich muss Keiths Rekord brechen", erklärte ich, konnte selbst nicht begreifen, was ich da überhaupt tat.

Tieftraurig nickte meine Mutter und auch, wenn sie nicht wusste, von welchem Rekord ich sprach oder wer Keith war, versuchte sie, zu verstehen. Mit den Monaten hatte sie mich in vielen Situationen erlebt, die für sie nicht erklärlich waren. Also nickte sie nur noch.

„Geh wieder schlafen", sagte ich ihr trocken und machte weiter. „Du solltest nicht im Haus herumlaufen, wenn es dunkel ist."

Hinter mir vernahm ich ihr Schlucken. Ihre Stimme klang, als müsse sie sich die Tränen zurückhalten. „Wahrscheinlich hast du Recht ... Gute Nacht, Harry."

Sie ließ mich alleine und ich hörte wieder das verdammte Ticken der Uhr. Ich lud meine Waffe ein letztes Mal auf und legte sie vor mich.

Ich sah sie an. Lauschte dem Ticken.

Und ließ sie mich erschlagen - die Realität.

Die Tatsache, dass ich nie wieder mit Keith sprechen, nie wieder mit meinen Freunden lachen und nie wieder eine Ruhe Nacht haben würde. Ich hatte das Gefühl, ich verlor den Verstand. Und das viele, viele Jahre lang.

Ich presste die Augen zusammen und hielt den Atem an. Wie immer, wenn ich dachte, ich würde mich verlieren. Doch das war eine der Nächte, in denen ich mein Gesicht auf meine Unterarme legte und weinte.

Ich verließ Lisbeths Kinderzimmer, als ich mir sicher war, dass sie schlief. Ihre Spieluhr hatte ich ein drittes Mal aufgezogen. Mittlerweile störte sie mich nicht mehr.

Ich ging die Treppen herunter, da war es halb viertel nach eins.

Wenn ich ganz schlechte Tage hatte, erschien mir der Schlaf wie eine Flucht. Vor allem dann, wenn sie meine Gedanken übernahm.

Sie, mit den unmenschlich blauen Augen.

Und sie, die mich die Tage hassen ließ, an denen sie nicht bei mir war.

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