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102.

Warum schneit es im April? Kann mir das mal jemand erklären? 

Annemarie

Als ich sah, dass sie Annel in das Gebäude zogen und das, obwohl sie sich weiterhin wehrte, blieb Harry und mir nichts anderes übrig, als auf die andere Seite des Hauses zu laufen. Jedes Gebilde hat einen Hintereingang. Irgendetwas. Irgendwie mussten wir dort rein kommen.

Die Deutschen schienen ihren Triumph über die Amerikaner sichtlich zu feiern. Sogar mittags begannen sie Alkohol zu trinken und durch die Gegend zu rufen. Ich fragte mich jedes Mal, wie man den Tod so vieler Menschen glorifizieren konnte.

„Wir scheinen Glück zu haben", flüsterte Harry, als wir schließlich hinter dem Gebäude waren und er durch ein großes Fenster blicken konnte, das offen stand. „Das Zimmer ist leer." Er kniete sich wieder neben mich und in seinem Gesicht spiegelte sich der reine Widerwille. „Und du bist dir sicher, dass du das tun willst?"

Ich war mir in gar nichts mehr sicher, aber ich wollte Annel da raus holen. Sie war alles, was mir noch von meiner Familie geblieben war. Deswegen nickte ich, wenn auch unsicher.

Harry seufzte. „Okay. Ich werde dir hochhelfen und dann versteckst du dich sofort, verstanden?"

„Verstanden."

Er hielt seine Hände so, dass ich mit einer Räuberleiter zu dem Geländer des Fensters gelangen konnte und es schaffte, darüber zu klettern, um schließlich im Zimmer zu landen. Und wie Harry es befohlen hatte, verlor ich keine Zeit und versteckte mich hinter einem großen Bücherregal.

Ich hörte Harry „Ich fass es nicht, dass ich das tue" murmeln und dann wie er ebenfalls durch das Fenster gestiegen kam.

Es war deutlich, dass wir in einer kleinen Bibliothek standen. Verhältnismäßig war es dunkel und kalt noch dazu. Mit jeder weiteren Sekunde, die wir uns in diesem Haus befanden, wurde ich nervöser. Wir waren lebensmüde uns hier reinzuwagen. Besser gesagt, war ich lebensmüde uns hier reinzuwingen.

Harry stellte sich direkt zu mir und presste sich an die Wand. Er war mindestens genauso unruhig wie ich. „Das hier ist eine schreckliche Idee, Anne."

Ich sah mich tief durchatmend um. „Ich weiß."

Aber dann hörte ich Stimmen hinter der Tür. Wir spannten uns sofort an und ich kniff die Augen zu. Dennoch betrat niemand den Raum, sondern ich hörte Annel wild umherschreien. Noch dazu männliche Stimmen, die ich nur vage verstand. Ich hielt den Atem an.

„Wir sollten sie zum Offizier bringen", sagte einer der Männer.

„Der ist gerade mit wichtigerem beschäftigt als diesem Balg", meinte ein anderer.

Zwischendurch hörte ich immer wieder wie Annel kämpfte und sie als „verfluchte Arschlöcher" beschimpfte.

„Ich werde mit Sicherheit nicht dafür sorgen, dass die kleine Mistgöre ruhig gestellt ist."

„Das musst du auch nicht. Bring sie nach oben, solange Dorner noch in der Besprechung ist, klar?"

Ein lauter Schrei ertönte. „Au, sie hat mich gebissen!"

„Stell dich nicht so an, sie ist nur ein kleines Mädchen und jetzt sieh zu, dass du verschwindest."

Zunächst hallten Fußschritte durch den Raum und ich vernahm, wie Annel die Treppen nach oben gezerrt wurde.

Noch bevor ich Harry sagen konnte, dass wir nach oben mussten, sagte er leise: „Ich nehme an, sie haben sie nach oben gebracht."

„Wie schaffen wir es nach oben?"

„Frag nicht mich, du bist diejenige, die unbedingt in dieses beschissene Nazi-Gebäude wollte."

Ich runzelte verärgert die Stirn.

Harry zog sich die Thompson von der Schulter und schob sie unter eines der Regale. „Ich würde sagen Augen zu und durch. Was anderes bleibt uns nicht übrig."

„Wieso lässt du deine Waffe hier?"

Er klopfte auf seine Revolvertasche. „Ich habe noch ein paar Schuss und bin hiermit um Welten flexibler."

Wir sahen uns ein paar Sekunden still an. Ich hatte schreckliche Angst. Nicht nur um mich oder Annel, sondern auch um ihn. Das hier hätte ein riesiger Fehler sein können, denn ich riskierte sein Leben für das Leben meiner Schwester.

„Was ist, wenn wir es nicht schaffen?", stellte ich die Frage, die mir schon seit Monaten Kopfschmerzen bereitet.

Harry schürzte die Lippen und kam mir einen Schritt näher. Er legte seine Hand in meinen Nacken und musterte mein komplettes Gesicht. „Wenn wir es nicht schaffen, haben wir es wenigstens versucht."

„Das ist keine gute Antwort", hauchte ich traurig.

Er küsste mich liebevoll auf die Stirn. „Ich bin mir sicher, sie werden dir nichts tun. Dein Vater würde nicht zulassen, dass sie euch wehtun."

Als er mich losließ, fragte ich: „Aber was ist mit dir?"

„Wir sollten gehen." Er hielt sein Ohr an die Tür und lauschte. „Es scheint gerade leer zu sein, vielleicht haben wir ein zweites Mal Glück."

Und noch bevor ich meine Frage wiederholen konnte, hatte er schon die Tür geöffnet. Ganz vorsichtig verließen wir die Bibliothek und tatsächlich; es war komplett leer. Alle Männer schienen sich für die Feier vor der großen Eingangstür zu interessieren. Doch trotzdem hielt mich Harry an der Hand fest, damit wir schnell genug nach oben gelangen konnten.

Das Gebäude war ungemein groß und es herrschte eine eisige Stimmung. Fast, als wäre kein Leben in diesem Haus.

Als wir oben ankamen, kamen uns Schritte näher. Ich riss die Augen vor Schreck auf und Harry reagierte sofort. Er zog uns in den nächsten Gang und drückte mich fest an sich. Ich kannte es bereits von ihm, dass er immer genau sicher gehen musste, dass ich schwieg. Man sollte mich nicht einmal atmen hören, deswegen keuchte ich in den Stoff seiner Jacke. Es war nicht zu beschreiben, wie schnell mein Puls in diesen paar Minuten ging.

Ich hatte weniger Angst erwischt zu werden, als Harry dadurch zu verlieren.

„Verdammtes Dreckskind", hörte ich die Stimme von vorhin fluchen, die zu den näherkommenden Schritten gehörte. „Dafür wird Wolfgang der Nächste sein, der die Panzer putzen muss."

Harry und ich hielten zeitgleich den Atem an, als er uns immer näher kam. Der Druck seiner Arme um mich herum wurde immer stärker und ich war mir bereits sicher, der Deutsche würde im nächsten Moment um die Ecke kommen.

Aber ich täuschte mich, als ich hörte, wie er die Treppen herunterstampfte und weiterhin fluchte.

Augenblicklich entspannten wir uns und Harry ließ locker. Trotzdem war keine Zeit zum Sprechen, stattdessen deutete Harry in den Gang und er nahm mich wieder an der Hand, während er sicher ging, dass niemand mehr hier war.

Mit leisen, aber schnellen Schritten schlichen wir durch den Flur zu der Tür, von der wir wohl beide dachten, dort sei Annel. Harry wollte sie ruhig öffnen, aber sie ließ sich nicht öffnen. Ich blickte ihn verzweifelt an. Er schien ratlos und versuchte es wieder.

Trotzdem hatten wir nicht einmal einend dritten Versuch übrig, denn dann ging eine weitere Tür in dem Gang auf und noch bevor ich mich umdrehen konnte, hatte Harry eine andere Tür geöffnet und mich in den Raum gerissen.

Ich konnte nicht reagieren, so schnell zog er mich durch das Büro zu einem großen Schrank, dessen Tür er öffnete. Wir verschwanden beide darin. Um uns herum hingen deutsche Offiziersuniformen wie mein Vater sie trug.

Unser Atem ging schrecklich schnell. Diese waren auch das Einzige, das ich hören konnte. Das Blut rauschte so heftig in meinen Ohren, dass ich es wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen hätte, wenn jemand das Büro betreten hätte.

Ich drückte Harrys Hand so fest, dass ich die Befürchtung hatte, ich könnte sie brechen. „Du hattest Recht", sagte ich hektisch und so leise wie ich konnte, derweil ich gegen die Schranktür starrte. „Das hier war eine schreckliche Idee."

„Wenigstens weiß ich jetzt, wie es sich anfühlt, in einem Schrank versteckt zu sein", erwiderte Harry, aber auch wenn er versuchte, locker zu klingen, war er alles andere als das. Er hatte genauso Angst wie ich. Doch das hätte wohl jeder, auch der furchtloseste Mann der Welt.

Ich blickte zu ihm hoch, konnte aber nur seine Augen sehen, die mit dem einzigen Lichtstrahl, der in diesen Schrank gelang. Gerade jetzt, in diesem Moment, hatte ich das erste Mal das Gefühl, ich müsste wirklich damit rechnen, diesen Mann neben mir zu verlieren. Vielleicht konnte ich seine grünen schönen Augen nun das letzte Mal sehen. Vielleicht würde jeden Moment jemand hier hineinstürmen und uns erschießen.

Damals in Weimar, in meinem eigenen Schrank habe ich nur um mein eigenes Leben gebangt. Nun bangte ich um zwei. Und glaubt mir, es war ein grauenvolles Gefühl.

„Hätten wir geheiratet?", fragte ich Harry dann.

Er schob die Brauen zusammen. „Wie bitte?"

„Wenn wir uns wann anders getroffen hätten. Hättest du mich dann geheiratet?"

Der schönste Mann, den ich jemals traf, öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte heraus. Natürlich hatte er mit dieser Frage nicht gerechnet, aber das war in Ordnung für mich. Ich wollte einfach nur eine Antwort.

Bis er ansetzte, um etwas zu antworten ... sich allerdings dann die Tür des Büros öffnete.

Blitzartig waren unsere Körper wie angespannt und ich drückte seine Hand wieder fester, als er mich automatisch näher an sich heranzog.

Gott, ich wollte niemand an diesem Tag zurücklassen. Nicht Harry, nicht Annel.

Mein Herz raste, als wir den langsamen Schritten lauschten, die knarzend durch das Büro schlichen. Ein Mann seufzte tief und ein dumpfes Geräusch ertönte. Als würde man ein Stück Stoff auf etwas Hartem ablegen.

Ich schluckte schwer, als uns die Schritte näher kamen.

Sie aber stehen blieben, als die Tür sich ein zweites Mal öffnete.

„Oberoffizier Dorner", sagte eine jüngere Stimme eines Mannes. „Kommandeur Weber lässt ausrichten, dass wir die amerikanische Infanterie erfolgreich auslöschen konnten."

Und dann rutschte mir das Herz bis zu den Füßen, als mir klar wurde, dass nicht nur irgendjemand in diesem Büro stand, sondern ... mein Vater.

Die Stimme meines Vaters war weiter weg, deswegen nahm ich an, er hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt. „Dann sagen Sie ihm, er soll seine Truppe ruhigstellen. Ich dulde es nicht, dass diese Lackaffen Halle noch unruhiger machen, als es sowieso schon ist. Wir rechnen noch heute mit Luftangriffen der Briten. Verstanden?"

Es war ungewohnt, ihn so reden zu hören. Allerdings hatte ich ihn auch schon viele Monate nicht mehr reden gehört. Mein Vater war streng, dennoch hatte ich es noch nie mitbekommen, dass er solche Worte sagte. Es schien, als wäre es hundert Leben entfernt, als er noch versuchte, Annel und mich von diesem Krieg fernzuhalten.

„Verstanden, Sir." Und dann ging der junge Soldat.

Mein Atem war zittrig und ich wusste nicht, was wir tun sollten. Ich wünschte, wir hätten mehr tun können. Aber wir waren gefangen in diesem kleinen Schrank.

Es verging eine halbe Minute, bis ich hörte, dass mein Vater begann auf einer Schreibmaschine zu tippen. Ich fragte mich plötzlich so viele Dinge. Was tat er da? Was besprach er mit anderen Offizieren? Wessen Tote hatte er bereits geplant? Nahm er es locker hin, dass er in den letzten zwei Tagen hunderte Menschen erschossen hatte? Und wieso war er nicht bei Annel?

Ich war so in Gedanken, dass ich mich erschreckte, als plötzlich eine Uniformsjacke von dem Kleiderständer rutschte und beinahe stumm zu Boden glitt.

Harry und ich hielten wieder die Luft an und starrten uns an. Oh Himmel, meine Angst war undefinierbar.

Ich schloss betend die Augen. Bitte, oh Gott, bitte lass meinen Vater abgelenkt sein.

Jedoch schien Gott meine Gebete nicht zu erhören, denn schon kurz danach vernahm ich, wie mein Vater sich langsam von seinem Stuhl erhob. Und dann waren da wieder diese Schritte. Sie kamen immer näher.

Noch näher.

Noch näher.

Noch näher.

Bis er schließlich inmitten des Raumes zu Stehen kam.

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Noch nie hatte ich solche Furcht vor meinem eigenen Vater.

„Ich würde rauskommen", hörte ich ihn dann mit gefährlich leiser Stimme sagen. „Oder ich schieße sofort. Und glaube mir, ich schieße auch hundertmal."


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