~•°Gespräch°•~
Von Selbstzweifeln geplagt folgte ich einem mir noch unbekannten Mann zu der dunklen Holztür, hinter der sich das Büro von Mrs. Kellerman befand. Die Frau, die meine letzte Hoffnung zu sein schien, doch mein letztes Gespräch mit ihr, hatte mir schon bewiesen, dass auch sie mir keinen Glauben schenkte.
Der Mann mit den kurzen schwarzen Haaren klopfte dreimal, bis ihre schrille Stimme uns Einlass gewährte und ich ohne ihn das helle Zimmer betrat.
Ich hatte diesen Raum schon einmal gesehen, nahm aber an jenem Tag vor lauter Aufregung nicht wirklich etwas wahr. Das große Bücherregal zeigte ihr Interesse an Bildung, während die rote Couch einen förmlich dazu einlud, auf ihr Platz zu nehmen und es sich gemütlich zu machen.
"Hallo, Mia. Setz dich bitte", meinte die Frau mit den kurzen blonden Haaren und stand von ihrem Schreibtisch am Fenster auf, um sich auf dem schwarzen Sessel gegenüber der Couch niederzulassen.
Ich tat, was sie verlangte, denn der einzige Weg hier raus war der, dass sie mich für normal halten würde.
"So", musterte sie mich dann freundlich und rückte ihre Brille und ihre hellblaue Bluse zurecht, um anschließend ihren Stift und ein Notizbuch von dem kleinen Beistelltisch neben sich zu nehmen. "Wie geht es dir?"
Wie es mir geht?
Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte all den Schmerz und die Wut aus mir herausgeschrien. Ihr vorgeworfen, mir nicht zugehört zu haben und ihre Brille in zwei Teile zerfetzt.
Doch ich atmete tief durch, setzte mir mein bestmöglichstes Lächeln auf und lehnte mich in das weiche Polster der Couch zurück.
"Es geht mir gut, danke."
Sie nickte, schrieb irgendwas in dieses kleine schwarze Buch und schaute mich dann wieder an, als würde sie mich studieren wollen.
"Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hattest du viele Dinge geäußert, die dich anscheinend belastet haben. Möchtest du darüber noch einmal sprechen?"
Ja! Aber mit der Polizei und nicht mit dir, denn du hast mir nicht geglaubt, dass dieser Irre mich angreifen wollte und meinen Vater auf dem Gewissen hat!!!
"Nein", lächelte ich und wich dabei ihrem Blick nicht aus. "Mir ging es an dem Tag einfach nicht gut."
Bleib einfach normal, redete ich mir ein. Dann kommst du hier raus, flüsterte ich mir selbst zu.
"Wieso ging es dir nicht gut?", fragte sie dann neugierig und lehnte sich dabei ein Stück weiter noch vorne, als würde sie so besser erkennen, ob ich lügen würde.
"Mein Freund wurde verhaftet und das war einfach zu viel für mich", flüsterte ich dann und musste mich dabei wirklich zusammenreißen, nicht in Tränen auszubrechen.
"Kiyan, richtig?"
Ich nickte nur stumm und wich ihrem bohrenden Blick dann doch aus. Es fühlte sich absolut beschissen an, dass ich nicht zeigen konnte, wie es mir wirklich ging. Das mir sowieso keiner glaubte und das ich mich verstellen musste, um überhaupt ernst genommen zu werden.
"Wie lange kennen sie Kiyan schon?"
Als ich aus dem Fenster schaute und beobachtete, wie die Äste der Bäume leicht hin und herschwankten, dachte ich länger als gewollt über diese Frage nach und wusste es überhaupt nicht mehr.
In kürzester Zeit, war so vieles passiert und dazu hatte ich hier jegliches Zeitgefühl verloren.
"Lange genug, um durch seine Verhaftung durchzudrehen", gab ich ihr dann zurück, ohne meinen Blick vom Fenster zu nehmen.
"Könnte es sein, dass ihr Leben sich verändert hat, seit sie diese Beziehung führen?"
Jetzt fiel mein Blick doch wieder auf sie, denn diese Frage hörte sich so an, als wollte sie Kiyan die Schuld für das alles geben, was mich unfassbar wütend machte.
"Ja, und zwar zum Besseren", antwortete ich ihr stur und verschränkte dann meine Arme, was sie wieder etwas in das Buch schreiben ließ.
"Ihre Mutter meinte, sie hätte schon länger beobachtet, dass mit ihnen etwas nicht stimmen würde. Um genau zu sein, seit Kiyan in ihre Nähe kam. Wie empfinden sie das?"
Das reichte!!!
Ich hatte mir den ganzen Morgen eingeredet, ich müsste hier so tun, als würde ich zu allem ja und Amen sagen, um hier so schnell es geht rauszukommen, aber nie im Leben würde ich meiner irren Mutter bei irgendwas Recht geben.
"Wie ich das empfinde?", wurde ich lauter und stand dann auf, um nervös hin und herzulaufen. "Ich habe meine Mutter mit einem anderen Mann erwischt! Dieser Mann zog zwei Tage später bei uns ein und hat mich mehr als nur einmal körperlich bedrängt. Dazu hat meine Mutter mich geschlagen und pulvert ihr ganzes Geld für diesen Narzissten raus! Und zuguterletzt steckt sie mich noch in die Psychiatrie! Was denken sie denn, was ich dabei empfinden soll?"
Ich hielt mir mit aller Macht meine aufkommenden Tränen zurück und schaute sie fragend an, doch sie klappte ihr Buch zu, stand auf und kam auf mich zu.
"Wir werden ihnen helfen, dass alles zu verarbeiten. Das müssen harte Wochen für sie gewesen sein."
Sie streichelte mir beruhigend über den Arm und drückte einen Kopf auf ihrem Piper, woraufhin kurze Zeit später einer der Pfleger ins Zimmer kam.
"Mia, ich erlaube ihnen sich im Aufenthaltsraum aufzuhalten, aber ich möchte sie nun täglich sehen", meinte sie, doch ich fühlte mich völlig unverstanden. Ich wollte hier verdammt nochmal raus und nicht in den scheiß Aufenhaltsraum.
Als ich mich dann umdrehen und gehen wollte, hielt sie mich vorsichtig am Ärmel von Micahs rotem Pullover fest.
"Ach ja, wir werden dich medikamentös einstellen. Aber keine Sorge. Es ist nur zu deinem besten."
Ich schaute sie verwirrt an und richtete dann meinen Blick zu dem Pfleger, der mir eine kleine Tablette und einen weißen Becher mit Wasser hinhielt.
"Was sind das für Tabletten?", fragte ich irritiert und schaute zu ihr herüber, wie sie wieder lächelnd an ihrem Schreibtisch Platz nahm.
"Beruhigungstabletten", sagte sie ernst und nickte dann dem Pfleger zu, der einen Schritt näher zu mir kam und mir damit so langsam Angst machte. Mein Herz fing heftig an zu klopfen und aufgeregt wich ich einen Schritt von ihm zurück.
"Ich brauche die nicht. Es geht mir gut!", wandt ich mich Mrs. Kellerman zu, doch statt Verständnis zu zeigen, wurde sie einfach nur sauer.
"Entweder du nimmst die Tablette, oder wir geben dir eine Spritze. Sei vernünftig, Mia."
Am liebsten wäre ich geflüchtet, egal wohin. Kiyan hatte von Anfang an Recht. Abhauen konnte ich echt gut ... doch hier konnte man nicht entkommen, also nahm ich trotz Widerwillen die Tablette und verließ dann schnell den Raum, um mich auf den Weg zum Aufenhaltsraum zu machen. Lieder so als mir eine Spritze geben zu lassen. Ich konnte nur hoffen, dass es wirklich nur eine Tablette zur Beruhigung war, denn ich vertraute hier niemanden mehr. Wie auch, wenn einem niemand wirklich zuhört?
Kaum betrat ich den großen Aufenthaltsraum, setzte ich mich auf einen der grünen Stühle vor den Fernseher und schaute gedankenverloren zu Boden, bis sich jemand neben mir niederließ und mich von der Seite ansprach.
"Hey."
______
1180 Wörter
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