
Kapitel 24
• I S A A C •
Ein paar Tage später...
"Bitte, Emma, du musst mir einfach helfen!", flehe ich meine beste Freundin an. Sie hört auf, ihre CDs zu sortieren, und dreht sich zu mir um. "Hör mal, ich habe dir gesagt, dass du mit offenen Karten spielen sollst. Und nach dieser Sache braucht Kay jemanden an seiner Seite, welchem er vertrauen kann. Da kann ich ihn nicht noch mehr hintergehen. Ich habe schon Schuldgefühle, weil ich von deinem doppelten Spiel wusste."
Kayden ignoriert ledigliche Versuche, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Ob es Anrufe oder Nachrichten sind, auf nichts reagiert er. Ich bin sogar vorgestern bei ihm aufgetaucht und habe bei ihm sturmgeklingelt, aber vergebens.
"Ich weiß, dass ich das nicht verdient habe, aber ich möchte nur eine Chance haben, mich zu erklären. Kannst du ihn nicht irgendwie mit einem Vorwand zu dir locken?", bitte ich sie und setze mein verzweifeltestes Gesicht auf, welches ich kann.
Ich bin wirklich verdammt verzweifelt. Ja, ich habe Scheiße gebaut. Und ja, ich bin wohl der größte Mistkerl auf der Welt. Aber wegen meinen Gefühlen für ihn habe ich niemals gelogen.
Katherine hat mich mit ihrer Aussage total überrumpelt. Sie wollte einfach nicht einsehen, dass es vorbei ist. Ich kann sie auf eine gewisse Weise auch verstehen - wenn meine Verlobte auf einmal auf Frauen stehen würde und mich für eine verlassen wollen würde, wäre ich auch verletzt und wütend.
Aber sie schien nicht einmal verletzt, ihr ging es nur darum, dass sie nicht schlecht dasteht. Wir können doch aber deshalb nicht so tun, als wären wir überglücklich. Das wäre einfach nur falsch.
"Was ist mit Kat?" "Sie will die Hochzeit auf jeden Fall durchziehen." Emma sieht mich an, als wäre ich durchgeknallt. "Wie jetzt? Ich dachte, du hättest ihr alles gebeichtet?" "Habe ich auch. Nachdem das mit Kay so verlief, konnte ich nicht mehr so tun als ob. Aber sie ist wie besessen darauf, zu heiraten. Ihr ist es sogar regelrecht egal, dass ich sie betrogen habe." Sie schüttelt erschüttert den Kopf. "Da hast du dir ja eine merkwürdige Tante angelacht, McAdams."
Das ist mir auch bewusst. Woher sollte ich denn wissen, dass Kat durchdreht, sobald ich die Hochzeit infrage stelle? Okay, sie ist ja schon immer ausgerastet, wenn ich mal nicht die Farbe der Servietten aussuchen wollte...
"Wie dem auch sein, ich meine es wirklich ernst! Ich habe mich von ihr getrennt und ausgezogen." Ich nehme meiner Freundin ihre Sporttasche ab und folge ihr aus dem Studio. Während sie die Tür abschließt, atme ich einmal tief durch. "Und wo wohnst du im Moment?" "In einem Hotel, bis sich eine andere Lösung bietet." Sie dreht sich seufzend zu mir um. "Du kannst auch für ein paar Nächte bei mir unterkommen. Auch wenn du eine ganz schöne Scheiße gebaut hast, bist du trotzdem noch mein bester Freund."
Emma ist einfach die beste!
"Und wegen der Sache mit Kayden, ich wollte mich jetzt sowieso mit ihm zu ein paar Cocktails treffen-" "Moment, wie bitte? Und warum sagst du mir das jetzt erst?", unterbreche ich sie und folge ihr, als sie weitergeht. "Hättest du mich mal ausreden lassen, hätte ich es dir schon noch gesagt. Aber erwarte nicht zu viel, er ist echt fertig. Verständlicherweise."
Schweigend laufen wir durch den Flur zum Fahrstuhl. Am Empfang verabschiedet sich von einer älteren rothaarigen Frau, die sie liebevoll anlächelt. An ihrem Auto bleiben wir schließlich stehen. "Isaac, bevor ich das hier tue, muss ich noch etwas wissen." Ich sehe sie fragend an und nicke. Sie spielt mit ihrem Autoschlüssel und lehnt an ihrem silbernen Sportwagen.
"Wenn du Kay wirklich so sehr liebst, wie du meinst, warum hast du dann dieses Spiel abgezogen? Nicht, dass ich dir nicht glaube, aber ich verstehe es immer noch nicht ganz. Letztens hast du mir selbst noch gesagt, wie sehr du darunter leidest, und nun ist das passiert, was ich vorhergesehen habe. Alles ist aufgeflogen und Kay hasst dich."
"Ich habe Katherine wirklich geliebt, glaube ich zumindest. Es hat sich so angefühlt. Aber an erster Stelle stand immer Kayden, es war und wird nie anders sein. Als wir uns auf deiner Geburtstagsparty wiedersahen, kamen alle Gefühle hoch, die ich die letzten sechs Jahre unterdrückt habe. Und es schien, als hätte er mir verziehen. Und als er nach unserer gemeinsamen Nacht in meinem Büro aufgetaucht ist, sah er...so glücklich aus und ich war es auch. Immer wollte ich, dass es zwischen uns wieder klappt, dass wir vielleicht eine zweite Chance bekommen. Natürlich hatte ich ein schlechtes Gewissen gegenüber Kat, schließlich war sie meine neue zweite Hälfte. Aber es war nie so wie mit ihm, nicht einmal ansatzweise.
Wahrscheinlich wollte ich die alten Jahre wiederaufleben lassen, als wir noch diese verliebten Teenager waren. Nur habe ich alles kaputtmachen müssen - ein zweites Mal auf dieselbe Art und Weise. Ich war oft davor, ihm alles zu beichten, bevor es zwischen uns noch ernster wurde, aber es kam immer etwas dazwischen. Ich war ein Feigling, der zwei Menschen von vorne bis hinten etwas vormachte. Doch die Stunden, die wir miteinander verbrachten, haben sich wie früher angefühlt. Wir waren uns wieder so nahe, als wäre nie etwas passiert..."
Ich schlucke den aufkommenden Kloß in meinem Hals runter und breche den Augenkontakt zu meiner Freundin ab. Ihren mitfühlenden Blick kann ich nicht ertragen, weil ich ihn nicht verdient habe.
"Isaac, das ist-" "Sag es nicht, Emma. Es ist einfach erbärmlich, dass ich jetzt noch so davon spreche, wenn ich mal wieder mehrere Leben zerstört habe. Kay wird wahrscheinlich nie wieder mit mir reden wollen und Kat hasst mich, will mich in irgendeine Art Ehe zwingen, von der sie sich nur Ansehen erhofft. Die ganze Angelegenheit macht mich krank! Am besten tue ich uns allen einen Gefallen und verschwinde einfach. Dann kann ich dem Mann, den ich liebe, wenigstens nicht mehr wehtun, und dich bringe ich auch nicht mehr in Zwickmühlen."
Auf einmal presst Emma ihren Körper gegen meinen und legt ihre Arme um meinen Hals, ihren Kopf vergräbt sie an meinem Hals. Ich erwidere etwas überrumpelt die Umarmung und schließe die Augen.
"Du hast Fehler gemacht, bist aber immer noch Isaac, den wir alle lieben.", flüstert sie und schmiegt sich noch näher an mich heran. Emma ist die beste Freundin, die man haben kann. Neben Kayden war sie immer für mich da gewesen und wirkt wie eine Art Ruhepol auf mich.
Ich hauche ihr einen Kuss auf ihre Wange und löse mich dann langsam von ihr. Sie streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächelt mich aufmunternd an. "Ich glaube fest daran, dass, wenn du dranbleibst, Kay dir verzeihen wird. Ihr gehört einfach zusammen." "Da bin ich mir nicht ganz sicher. An erster Stelle steht jetzt erstmal, dass er weiß, wie leid es mir tut." "Das weiß er.", meint sie und schaut dann über meine Schulter.
Verwirrt folge ich ihrem Blick und kann im nächsten Moment meinen Augen nicht trauen.
Glaubt ihr, Isaac kann Kay davon überzeugen, dass ihm die ganze Sache leidtut? Oder werden sie nie wieder zueinander finden?
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