Kapitel 14
• I S A A C •
"Schatz? Bist du das?", höre ich Kat aus der Küche rufen. Ich kann mir ein Augenverdrehen nicht verkneifen. "Wer hat denn sonst noch einen Schlüssel für diese Wohnung?"
Ich schließe die Tür hinter mir und entledige mich meiner Jacke.
Es ist jetzt eine Woche vergangen, seit ich die Nacht bei Kay verbracht habe. Es hatte sich so vertraut angefühlt, als ich aufgewacht bin und seine berühmten Pancakes gerochen habe.
Leider hatte er nicht viel Zeit am Morgen gehabt, weil er später eine wichtige Präsentation hatte und sich noch darauf vorbereiten musste.
Er ist so verantwortungsbewusst geworden. Damals wäre es ihm scheiß egal gewesen, ob er den Vortag versemmeln würde. Aber jetzt...hat er sich geändert. Ist erwachsen geworden.
Von meinem verrückten, auch mal verspielten Kay...scheint nichts mehr da zu sein.
Kann sich ein Mensch in sechs Jahren so sehr verändern? Einerseits scheint er noch der zu sein, in den ich mich verliebt habe. Aber er ist auch jemand anderes.
Es ist, als würde ich innerhalb von Sekunden mit zwei verschiedenen Menschen sprechen. Entweder mit meinen Kayden oder mit dem distanzierteren, gefühlsloseren Kayden.
"Man, du bist ja schon wieder ein Spaßvogel." Ich zucke zusammen, als Kats Stimme hinter mir ertönt. Lachend legt sie ihre Arme von hinten um mich. "Was bist du denn so schreckhaft? Habe ich dich etwa bei ein paar Perversitäten gestört?" Ich schüttle lächelnd den Kopf. "Du bist manchmal unmöglich, weißt du das eigentlich?" Immer noch in ihren Armen drehe ich mich zu meiner Verlobten um. "Und trotzdem willst du mich zur Frau. Also scheint es dich ja nicht zu stören."
Sie streicht mit ihren Händen über meinen Oberkörper weiter zur Taille und lässt sie schließlich in meine Potaschen wandern. Als sie mich kneift, stoße ich einen überraschenden Laut aus. "Sag mal, was bist du denn so frech?" Anstatt zu antworten, lächelt Kat aber nur und beugt sich zu mir vor. Sie seufzt auf, als unsere Lippen aufeinandertreffen.
Ich ziehe sie näher an mich heran, lege eine Hand um ihr Kinn und beiße auf ihre Unterlippe. Das macht sie immer verrückt.
Genauso wie Kayden.
Okay nein, STOPP!
Ich werde sicherlich nicht nochmal über ihn denken, wenn ich Kat küsse. Das muss aufhören!
Plötzlich drückt sie sich von mir weg. Ich sehe sie verwundert an. "Was ist los?" "Wir müssen los! Ich will nicht zu spät kommen." "Ähm-", ich sehe ihr zu, wie sie an mir vorbeiläuft und ihre Jacke anzieht. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie ein Kleid trägt. "Habe ich irgendwie etwas verpasst? Heute ist keine Geburtstagsparty, zu der man uns hätte einladen können. Also?" Sie kratzt sich am Oberarm. Das macht sie nur, wenn sie bei etwas ertappt wurde und jetzt nervös ist.
"Mummy hat einen Tanzkurs für uns gebucht. Als kleine Überraschung." Tanzkurs?! "Wozu denn das? Wir können doch schon gut tanzen." Sie lacht auf. "Ach, mein süßer naiver Isaac-", sie kommt auf mich zu und streicht mir über die Wange, "alles muss perfekt sein! Gut reicht da nicht aus." Ich unterstehe dem Drang, mit den Augen zu verdrehen.
Wenn es um die Hochzeit geht, kann Kat manchmal wirklich nerven. Anstatt es schon als wunderschön zu empfinden, dass wir bald unser Leben gemeinsam verbringen, will sie unter allen Umständen, dass es die Traumhochzeit wird.
Gut, ihre Eltern würde ihrer Prinzessin auch alles ermöglichen, was sie nur haben will...
Während ich es lieber schlicht hätte, will sie unbedingt alles prachtvoll haben, und geht deshalb mit dem Geld was weiß ich wie verschwenderisch um.
Es kann wirklich anstrengend mit ihr sein.
"Na los, jetzt mach dich schon fertig! In einer halben Stunde müssen wir in der Tanzschule sein!" Sie rennt ins Badezimmer. Ich sehe ihr verstört hinterher. Wie ich tanzen hasse!
"Wofür habe ich das bloß verdient?!", stöhne ich genervt aus und greife nach meiner Jacke, die ich vor zehn Minuten erst dort abgelegt habe.
Das war's dann wohl mit dem entspannten Abend.
"Bist du soweit?" Ich nicke und sehe mich um. "Wo sind die Sporttaschen?" "Noch im Schlafzimmer." Als ich an ihr vorbeigehe, hält sie mich am Arm fest. "Und bitte ziehe nicht so ein Gesicht. Ich will doch nur, dass alles schön wird." Sie schiebt ihre Unterlippe vor. "Willst du denn nicht, dass ich glücklich bin?" "Natürlich, Kat." "Na dann, gib dir nachher Mühe. Okay?" Ich lächle und küsse sie kurz auf die Wange.
Die Taschen liegen auf unserem Bett. Als ich seufzend nach ihnen greife, tauchen plötzlich Bilder von Kayden in meinem Kopf auf.
Warum zum Teufel muss ich nur immer wieder über ihn nachdenken? Er hat mir doch deutlich gesagt, dass er nichts mehr von mir will. Dass er, wenn überhaupt, nur mein Freund sein will.
Und ich bin doch mit Kat zusammen.
Sie sollte ganz alleine solche Gefühle in mir erwecken!
Was ist nur los mit mir?!
Gott, ich bin so erbärmlich...
"Schatz!" "Ich komme ja schon!", rufe ich zurück, nehme die beiden Taschen und verlasse das Zimmer. "Du wirst Spaß haben, Isaac.", meint sie lächelnd, als sie meine grimmige Miene sieht. Ich gehe brummend an ihr vorbei und öffne die Haustür. "Ach mein kleiner Grummelbär."
20 Minuten später halte ich vor der Tanzschule. Während der Fahrt war es still. Katherine hat zwar immer wieder versucht, eine Unterhaltung anzufangen, aber ich bin nie darauf eingegangen.
Ich hasse Tanzen...und das weiß sie ganz genau. Trotzdem schleppt sie mich mit hierher. Tolle zukünftige Ehefrau!
Als wir aussteigen, greift sie nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander. Damit wir eben wie das perfekte Vorzeigepärchen aussehen.
"Bist du schon aufgeregt?" Ich zucke mit den Achseln. Sie zappelt neben mir rum. "Ich bin so gespannt, wie es wird! Gott, wie dankbar ich meinen Eltern dafür bin, das wird so toll!"
Aber sicher doch...
Eine junge Frau mit blonden Haaren lächelt uns freundlich entgegen, als wir zur Theke gehen. "Willkommen bei Take My Lead, wie kann ich Ihnen helfen?" "Mein Verlobter und ich haben von meinen Eltern Tanzstunden geschenkt bekommen. Wir werden nämlich in ein paar Wochen heiraten."
Das will die Frau auch sicherlich wissen.
"Meinen Glückwunsch. Darf ich Ihren Namen erfahren?" "McAdams." Sie tippt auf ihrem Computer herum, während ich mich gelangweilt anlehne. Sie runzelt die Stirn und sieht dann auf. "Ich finde den Namen leider nicht." Kat sieht verwirrt zwischen uns hin und her. Ich packe die Taschen fester und richte mich auf. "Tja, kann man wohl nichts machen. Vielleicht hat sich deine Mutter ja geirrt und hat doch nichts gebucht." Ich setze mein Zahnpasta Lächeln auf. "Danke für Ihre Mühe.", verabschiede ich mich und will Richtung Ausgang, als Kat mich am Arm festhält. "Du bleibst schön hier, mein Freund-", sie dreht sich lächelt zu der Empfangsdame um, "Vielleicht hat sie auch unter Roberts gebucht?"
Kannst du es nicht einfach ruhen lassen?! Man ey.
"Ach ja, hier! Katherine Roberts?" "Genau, das bin ich!", ruft meine Verlobte begeistert aus und klatscht in die Hände. "Sie und ihr Verlobter können sich sofort umziehen. Leider kann aber Chloe, Ihre Tanzlehrerin, den Kurs nicht leiten. Sie ist leider krank." "O nein, das ist aber schade." "Ihre Vertretung ist aber ebenfalls sehr gut in ihrem Job. Sie werden begeistert sein."
Kat bedankt sich zufrieden und zieht mich hinter sich her. "Du bist manchmal unmöglich! Hast du mir nicht versprochen, dich zu benehmen?" "Ich kann nichts dafür. Du weißt, wie sehr ich Tanzen hasse." Sie wendet sich genervt zu mir um. "Du wirst dich doch wohl für drei Stunden zusammenreißen können.", brummt sie und verschwindet dann mit ihrer Sporttasche in die Frauenumkleide.
Drei Stunden?! Das ist doch wohl ein schlechter Scherz oder?
"Das kann doch echt nicht wahr sein!", rufe ich aus und stoße dann die Tür auf. Die verwirrten Blicke der Männer um mich herum ignoriere ich, während ich mich umziehe.
Die sollen jetzt mal nicht so tun, als wären sie freiwillig hier. Sie sind garantiert auch von ihren Freundinnen oder Frauen her geschleift wurden.
Jetzt hasse ich Madison auf jeden Fall noch mehr. Nur wegen ihr bin ich in dieser Situation.
Ich hätte gerade so schön Zuhause auf der Couch liegen und ein gutes Buch lesen können.
Als ich fertig bin, nehme ich Handtuch und eine Wasserflasche und gehe aus der stickigen Umkleide raus. Kat ist nirgends zu sehen, also gehe ich zurück in den vorderen Bereich, um auf sie zu warten. "Ihre Verlobte ist bereits ins Studio gegangen.", informiert mich die Blondine von gerade eben.
Na das ist ja ganz toll.
Mit einem aufgesetzten Lächeln gehe ich am Empfangsbereich vorbei. "Die zweite Tür rechts!", höre ich sie hinter mir rufen.
Kann es eigentlich noch schlimmer werden? Ich glaube nicht, denn ich liege gerade schon auf dem Boden...
Ich höre Kat lachen und gehe dem Gemurmel nach, welches folgt.
Schön, dass sich die beiden schon gut verstehen. Am Ende stehe ich ganz alleine da. Dann können sie mich schön quälen.
"Das Studio ist wirklich schön! Meinem Verlobten wird es sicherlich auch gefallen. Auch wenn er nicht gerade eine Tanzmaus ist.", meint Kat, woraufhin die Lehrerin lacht. "Dankeschön. Das richte ich gerne meiner Kollegin aus. Aber gut, dass Sie es ansprechen. Wo bleibt er denn?" "Wahrscheinlich versteckt er sich, damit er sich ja nicht bewegen muss." Auch ohne sie zu sehen, weiß ich, dass sie gerade die Augen verdreht. "Bis dahin können Sie mir ein bisschen von ihm erzählen, Katherine. Wer ist der Glückliche, der ihr Herz erobern konnte?" Ich bleibe vor der offenen Tür stehen.
Nein. Bitte nicht!
Das kann nicht wahr sein!
Lieber Gott, lass es bitte nicht...
"Ach da ist er ja! Isaac, Schatz, darf ich dir Emma vorstellen?" Meine beste Freundin dreht sich zu mir um. Als sie mich erkennt, erfriert ihr Lächeln.
Und jetzt ist der Moment, wo man auf mich eintritt, bis ich unter der Erde liege. Und Emma trägt Stiefel, wo an der Sohle Stacheln geklebt sind...
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